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Branchen | Oman | Grüner Wasserstoff

Omans grüne Wasserstoffprojekte machen Fortschritte

Das Sultanat möchte sich zu einem führenden Anbieter von grünem Wasserstoff entwickeln. Gemeinsam mit ausländischen, auch deutschen Partnern, sind zahlreiche Projekte in Planung.

Von Robert Espey | Dubai

In Oman sind derzeit grüne Wasserstoffprojekte im Wert von rund 55 Milliarden US-Dollar (US$) in der Diskussion. Damit ist das Sultanat in der Golfregion mit großem Abstand führend. Anders als etwa in Saudi-Arabien oder den Vereinigten Arabischen Emiraten spielt in der omanischen Wasserstoffstrategie aus Gas gewonnener blauer Wasserstoff kaum eine Rolle.

Grüne Wasserstoffprojekte in Oman (Auswahl)

Projekt

Investitionssumme (in Mio. US$)

Projektstand *)

Betreiber

25GW Green Fuels Project

28.000

ST

OQ/ICE/Enertech

Green Hydrogen and Green Ammonia in Dhofar

7.000

ST

OQ/Acwa Power/Air Products

Green Hydrogen & Ammonia Facility

5.000

ST

SEZAD/ACME/SCATEC

Green Ammonia Plant

5.000

ST

Posco Group

Green Hydrogen Facility at Sohar Freezone

4.000

ST

Sohar Industrial Port Company/Port of Rotterdam

HYPORT Duqm

1.500

FEED

OQ/DEME

SalalaH2 Green Ammonia

1.500

ST

OQ/Marubeni/Linde/Dutco Group

Waste-to-Hydrogen Plant in Oman

1.400

ST

Madayn/H2

Block 6: Green Hydrogen Facility

500

ST

Petroleum Development Oman

*) ST = Studie, FEED = Front End Engineering DesignQuelle: MEED Projects 2022, Recherchen von Germany & Invest 2022

Wichtige Impulse aus Deutschland

Seit 2020 ist in Omans grünem Wasserstoffsektor eine sehr dynamische Entwicklung zu beobachten. Zuvor hatte die 2018 ins Leben gerufene "Oman Hydrogen Initiative" der Diskussion über das Potenzial von grünem Wasserstoff wichtige Impulse geben. Initiatoren waren die Münchener Hydrogen Rise AG und die 2007 in Muscat gegründete German University of Technology (GUtech).

Das in der GUtech angesiedelte "Oman Hydrogen Centre" hat im September 2022 mit der britischen Ingenieurfirma Petrofac eine Zusammenarbeit bei der Ausbildung von Fachkräften für erneuerbare Energien vereinbart. Ein Schwerpunkt soll grüner Wasserstoff sein. Das Trainingscenter von Takatuf Petrofac Oman (TPO) will seine Ressourcen zur Verfügung stellen.

Großprojekte in der Region Duqm

Das größte in Oman diskutierte grüne Wasserstoffprojekt soll nach Abschluss der letzten Ausbaustufe von Solar- und Windkraftwerken mit einer Leistung von 25 Gigawatt versorgt werden. Die Solaranlagen sollen tagsüber Strom liefern, die Windkraftwerke vor allem nachts. Der Wasserstoff (Jahreskapazität: 1,8 Millionen Tonnen) soll der Produktion von jährlich 10 Millionen Tonnen grünem Ammoniak dienen.

Als Termin für die Fertigstellung des 28 Milliarden US$ Projekts wird 2038 genannt. Aktuell befindet sich die 1. Projektphase mit 8 Gigawatt in der Prüfungsphase. Frühestens 2025 ist mit einer Entscheidung zu rechnen. Der Zeitplan für die 1. Phase sieht den Start einer Teilproduktion für 2028 vor und eine Fertigstellung bis 2032.

Betreiber des Vorhabens ist ein Joint Venture aus Omans staatlicher Energieholding OQ, dem in Hongkong ansässigen Projektentwickler InterContinental Energy (ICE) und dem staatlichen kuwaitischen Unternehmen EnerTech. ICE gibt an, weltweit (Saudi-Arabien, Australien etc.) an Wasserstoffprojekten mit einer Leistung von 200 Gigawatt zu arbeiten. Singapurs Staatsfonds GIC gehört zu den ICE-Shareholdern.

Australiens Worley Engineering Company hat im April 2022 den Auftrag für eine Konzeptstudie erhalten. Die lokale Ingenieurfirma HMR arbeitet an einer Umwelt- und Sozialverträglichkeitsstudie, die im Sommer 2023 vorliegen soll. Norwegens DNV erstellt eine Solar- und Windanalyse für die Provinz Al Wusta, wo das Projekt in Küstennähe 70 Kilometer südlich von Duqm angesiedelt werden soll. Zur Wasserversorgung ist der Bau von RO-Meerwasserentsalzungsanlagen (Reverse Osmosis) nötig.

Die Oman Company for the Development of Special Economic Zone at Duqm (SEZAD/Tatweer) hat im März 2021 mit der indischen ACME Solar Holding eine Absichtserklärung über ein auf 5 Milliarden US$ geschätztes Projekt zur Produktion von grünem Wasserstoff/Ammoniak unterschrieben. Als Berater wurde das US-Unternehmen Synergy Consulting engagiert.

Zur Realisierung des Projekts hat ACME im März 2022 mit Norwegens Scatec ein 50:50-Joint Venture gegründet. Für eine erste, 2 Milliarden US$ teure Phase ist eine Jahresproduktion von 0,1 Millionen Tonnen Ammoniak geplant. Es sollen eine Elektrolyseurleistung von 300 Megawatt und eine 500-Megawatt-Fotovoltaikanlage installiert werden. Langfristig sind jährlich 1,2 Millionen Tonnen Ammoniak angestrebt. Die Elektrolysekapazität soll 3,5 Gigawatt erreichen, der Bau eines 5,5-Gigawatt-Solarparks ist vorgesehen.

Für die Produktion der 1. Phase wurde im Juli 2022 mit Yara International ASA (Yara) eine Abnahmevereinbarung erzielt. Das in Oslo ansässige Unternehmen soll auch am Ausstoß der 2. Phase interessiert sein.

Ein weiteres grünes Wasserstoffprojekt in Duqm plant das südkoreanische Unternehmen POSCO Energy. Erneuerbare Energien mit einer Leistung von 4 Gigawatt sollen zur Versorgung der Wasserstoffproduktion installiert werden. Derzeit arbeitet Synergy Consulting an einem Finanzierungskonzept.

Im November 2021 hat OQ mit der Korean Gas Technology Corporation eine Zusammenarbeit im grünen Wasserstoffsektor vereinbart. Details zu möglichen Projekten liegen nicht vor.

Vorhaben mit deutscher Beteiligung in Duqm und Salalah

Im September 2021 haben OQ, Marubeni aus Japan, Linde und Abu Dhabis Dutco Group eine Vereinbarung (Joint Development Agreement) zur Erstellung einer Machbarkeitsstudie für ein grünes Wasserstoff-Ammoniak-Projekt in der Hafenstadt Salalah (SalalaH2; Investition: 1,5 Milliarden US$) unterzeichnet. Die Wind- und Solaranlagen sollen über eine Leistung von 1 Gigawatt verfügen, eine Elektrolyseurkapazität von 400 Megawatt ist vorgesehen.

Das grüne Ammoniak soll in einem im Sommer 2022 in Salalah fertiggestellten Werk (Luban Ammonia; Investor: OQ) erzeugt werden. Die Ammoniakanlage wird bis zum Start der grünen Wasserstoffproduktion als Feedstock Methanol verarbeiten, den die Salalah Methanol Company liefert (Kapazität: 3.000 Tonnen/Tag).

Die 443 Millionen US$ teure Ammoniakfabrik verfügt über eine Tagesleistung von 1.000 Tonnen. Der Hauptauftrag für den Bau der Anlage wurde von einem Konsortium aus der lokalen Galfar Engineering & Contracting Company und SNC Lavalin (Kanada) durchgeführt. Der FEED-Auftrag (Front End Engineering and Design) ging an Linde.

Die belgische Firma DEME Concessions und OQ haben im Dezember 2020 eine Kooperationsvereinbarung zur Realisierung eines grünen Wasserstoff-Ammoniak-Projekts in Duqm (HYPORT Duqm) geschlossen. DEME ist ein Partner der Port of Duqm Company, ein 50:50-Joint Venture aus dem Consortium Antwerp Port und der omanischen Regierung.

Für die 1. HYPORT-Phase, die 1,5 Milliarden US$ kosten und 2026 in Betrieb gehen soll, ist eine Elektrolysrleistung von 250 bis 500 Megawatt vorgesehen. Etwa 1,3 Gigawatt Solar- und Windkraftkapazitäten sollen geschaffen werden.

Der deutsche Energieversorger Uniper hat für das HYPORT-Projekt den FEED-Auftrag erhalten. Uniper steht auch in Verhandlungen über einen exklusiven Abnahmevertrag für das produzierte Ammoniak (1 Million Tonnen pro Jahr). Das Düsseldorfer Unternehmen war in der Vergangenheit ein führender Importeur von russischem Gas. Als Rettungsmaßnahme hat der deutsche Staat im September 2022 nahezu alle Uniper-Aktien übernommen und Liquiditätshilfen bereitgestellt.

Auch Saudi-Arabien will in Oman investieren

Die saudi-arabische Acwa Power Company (gehört zu 50 Prozent dem saudi-arabischen Staatsfonds PIF), OQ und das US-Unternehmen Air Products haben im Dezember 2021 die Erstellung einer Machbarkeitsstudie für ein auf 7 Milliarden US$ geschätztes grünes Wasserstoff-Ammoniak-Projekt vereinbart. Die entsprechende Absichtserklärung (Memorandum of Unterstanding) wurde anlässlich einer Oman-Reise des saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman unterzeichnet.

Im Mai 2022 einigten sich die drei Parteien auf die Gründung eines Joint Ventures. Als Standort ist die Salalah-Freizone in der Provinz Dhofar geplant. Eine Kapazität von jährlich 1 Million Tonnen Ammoniak ist anvisiert. Die Produktion soll 2027 oder 2028 beginnen.

Acwa Power, Air Products und PIF führen ein ähnlich dimensioniertes grünes Wasserstoff-Ammoniak-Projekt im Nordwesten Saudi-Arabiens durch, in der neuen Entwicklungszone NEOM. Dort ist zur Stromversorgung des Wasserstoff-Ammoniak-Projekts ein 4,3-Gigawatt-Solar- und Windkraftpark vorgesehen. ThyssenKrupp Industrial Solutions soll für dieses Projekt die Ammoniakprozess- sowie die Wasserelektrolysetechnologie liefern.

Hafen- und Freizone Sohar plant grüne Wasserstoffproduktion

Hydrogen Rise hat im März 2022 mit dem Hafen- und Freizonenbetreiber von Sohar und einem dort angesiedelten Stahlunternehmen (Jindal Shadeed Iron & Steel) eine Vereinbarung zur Prüfung eines grünen Wasserstoff-Projekts unterzeichnet. In einer ersten Phase soll ein 35-Megawatt-Elektrolyseur ab 2024 das Stahlwerk mit Wasserstoff versorgen. Eine schrittweise Steigerung der Elektrolyseleistung auf 350 Megawatt gilt als möglich. Entsprechende Solaranlagen würden in Sohar gebaut. Eine erste Fotovoltaikanlage mit 25 Megawatt arbeitet in Sohar seit Anfang 2021.

Langfristig soll in Sohar zur Herstellung von grünem Wasserstoff eine Solarkapazität von 3,5 Gigawatt installiert werden. Neben dem Hafen- und Freizonenbetreiber sind der Port of Rotterdam und Hydrogen Rise an dem mit 4 Milliarden US$ kalkulierten Projekt beteiligt. Eine entsprechende Vereinbarung wurde im Juli 2022 geschlossen.

Gewinnung von Wasserstoff aus Müll

Im April 2022 haben das US-Unternehmen H2-Industries und Omans Public Establishment for Industrial Estates (Madayn) eine Absichtserklärung zur Durchführung eines "Waste2H2"-Projekts (Waste to Hydrogen) unterzeichnet. Es wird von der Herstellung grünen Wasserstoffs gesprochen. Im Produktionsprozess entsteht allerdings Kohlenstoffdioxid (CO₂), das aber aufgefangen und dann industriell verwendet werden soll.

Das "Waste2H2"-Projekt sieht die Nutzung von zunächst jährlich 1 Million Tonnen kommunaler Abfälle vor. Eine Kapazitätserweiterung auf 4 Millionen Tonnen wäre möglich. Die notwendige Technologie liefert H2-Industries. Die Abfälle werden erhitzt, bis sie thermolytisch zersetzt werden. Zur Stromversorgung ist der Bau einer 300-Megawatt-Fotovoltaikanlage mit 70 Megawatt Speicherkapazität geplant. Die Kosten des Gesamtprojekts werden mit 1,4 Milliarden US$ veranschlagt.

Ein ähnliches Projekt will H2-Industries in Ägypten durchführen. Eine vorläufige Genehmigung zum Bau eines "Waste2H"-Komplexes in der Suez Canal Economic Zone wurde im Februar 2022 erteilt. Dort sollen aus jährlich 4 Millionen Tonnen Abfällen 300.000 Tonnen Wasserstoff erzeugt werden.

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