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Branchenanalyse | Philippinen | Bauwirtschaft

Bauindustrie bietet großes Potenzial

Der Bausektor befindet sich auf dem Weg der Erholung. Die Entwicklung kurbelt der Infrastrukturausbau an. Deutsche Firmen können von der steigenden Nachfrage profitieren.

Von Alexander Hirschle | Taipei

  • Hochbau: Marktlage und Marktentwicklung

    Der Hochbau in den Philippinen weist großes Potenzial auf. Viele Bereiche dürften künftig expandieren – so unter anderem der Hotelbau aufgrund des wieder anziehenden Tourismus.

    Die Bauindustrie gilt als einer der wichtigsten Wachstumsmotoren der Philippinen. Branchenvertreter sehen auch für die Zukunft großes Potenzial für den Sektor. Das Umfeld für die Bauindustrie wird als positiv eingestuft. Die Einschränkungen der Coronapandemie hatten allerdings temporär zu einem starken Rückgang der Aktivitäten geführt. Zahlreiche Bauvorhaben wurden gestoppt, verzögerten sich oder wurden vollständig storniert. Die Bauindustrie auf dem Archipel brach 2020 um mehr als 30 Prozent ein.

    Doch schon 2021 konnte die Branche wieder ein Wachstum von 10,6 Prozent vermelden. Der Wiederaufstieg setzte sich 2022 mit einem Plus von fast 22 Prozent fort, mehrere Vorhaben wurden wieder aufgenommen. Allerdings liegt das Aktivitätsniveau des Sektors noch unterhalb der Werte vor der Pandemie. Hochrechnungen gehen zwischen 2023 und 2026 von einem jährlichen Wachstum der Baubranche in Höhe von 7,5 Prozent aus.

    Branchenvertreter geben jedoch zu bedenken, dass Prognosen in den Philippinen häufig zu positiv angesetzt werden. Der gesamte Bausektor der Philippinen wurde 2021 auf 54,5 Milliarden US-Dollar taxiert. Dies entspricht knapp 7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Detaillierte Zahlen und verlässliche Statistiken zum Bausektor sind jedoch nur selten erhältlich. Die Entwicklungen müssen häufig aus anderen Marktsegmenten abgeleitet werden. 

    Hochbau nimmt Aktivitäten wieder auf

    Der Hochbau in den Philippinen verspürte nach Auskunft des Fachverbandes "Philippines Constructors Association" vor der Coronakrise einen regelrechten Boom. Nach der pandemiebedingten Pause beginnen die Entwickler nun wieder verstärkt mit der Durchführung von Projekten. Es handelt sich dabei aber eher um einen graduellen Wiederaufstieg und nicht um einen "Kickstart", so die Einschätzung von Verbandsvertretern.

    Gemäß Informationen der zum Industrie- und Handelsministerium (Department of Trade and Industry) zugeordneten Behörde "Construction Industry Authority of the Philippines" besteht im Land ein erheblicher Mangel an Wohnraum von bis zu 4 Millionen Einheiten. Neben dem Ausbau der Infrastruktur will der neue Präsident Ferdinand Marcos auch Projekte im sozialen Wohnungsbau vorantreiben. Als zuständige Behörde organisiert das Department of Human Settlements and Urban Development diese Programme.

    Wachsende Mittelschicht kurbelt Nachfrage nach Wohnungen an

    Der Branchenverband sieht aber auch im mittleren Preissegment ein großes Potenzial bei Wohnimmobilien. Die Mittelschicht der Philippinen wuchs vor der Pandemie stark. Geschätzte 300.000 Menschen drängten jedes Jahr neu in diese Einkommenskategorie vor. Bei einer Rückkehr auf den Wachstumspfad vor Corona dürfte sich auch dieser Trend fortsetzen. Bereits zwischen 2020 und 2022 hatte sich die Zahl der fertiggestellten hochwertigen Appartements in Mehrfamilienhäusern in Metro Manila verdreifacht.

    Das große Wachstumspotenzial im Wohnungsbau bezieht sich nicht nur auf den Ballungsraum in Metro Manila, sondern zunehmend auch auf weiter entfernte Regionen wie etwa Pampanga, Nueva Vizcaya, Cebu oder auch Clark. Letztere wird in diesem Zusammenhang auch als "Boomtown" bezeichnet. Im Zuge dieses Trends dürfte dort auch der Bedarf an beispielsweise Einkaufszentren steigen.

    Sorgen bereitet allerdings die zunehmende Inflation, die 2022 fast 6 Prozent erreichte. Branchenkenner gehen davon aus, dass vor allem steigende Energiepreise die Baukosten und somit auch die Immobilienpreise nach oben treiben. Dies könnte die Nachfrage potenzieller Käufer beeinträchtigen.

    Geschäftsprozessmanagement kurbelt Bürobau an

    Die Nachfrage nach Büroraum kann laut Prognosen von Branchenexperten 2023 im zweistelligen Prozentbereich steigen. Der erhöhte Bedarf ist gemäß der Beratungsfirma Chushman & Wakefield in erster Linie auf den stark expandierenden Sektor IT-BPM (Information Technology Business Process Management) zurückzuführen. Nach Einschätzung des Fachverbandes dürfte auch das wiederauflebende "Philippine Offshore Gaming Operator"-Segment die Nachfrage anschieben. Dieser Terminus bezeichnet Unternehmen, die lokal tätig sind und Online-Glücksspieldienste für Märkte außerhalb der Philippinen offerieren.

    Die Immobilienfirma Colliers Philippines rechnet für den Zeitraum zwischen 2022 und 2024 im Schnitt mit fast 650.000 Quadratmetern neuem Büroraum pro Jahr. Das entspricht - im Vergleich zum Krisenjahr 2020 - einer Steigerung von 50 Prozent. Einige Entwickler hatten ihre geplanten Bürobauprojekte während der Pandemie auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Mieten sollen nach Einschätzung der Experten von Chushman & Wakefield von 2023 bis 2027 im Schnitt um 2,3 Prozent pro Jahr steigen.

    Landesweit entstehen mehr Bürogebäude

    Nicht nur die Hauptstadt, auch andere Regionen erleben einen Aufschwung. Colliers rechnet beispielsweise damit, dass allein in Cebu mehr als 200.000 Quadratmeter an Büroräumen zwischen 2022 und 2024 entstehen sollen. In den Städten Clark und San Fernando der Provinz Pampanga werden im gleichen Zeitraum neue Büros auf einer Fläche von mehr als 150.000 Quadratmetern hochgezogen. Regierungsvertreter geben jedoch zu bedenken, dass durch die im Zuge der Pandemie in vielen Unternehmen implementierte Homeoffice-Möglichkeit weiterhin in Teilen besteht. Dies könnte die Nachfrage nach Büroraum etwas dämpfen.

    Auch der Tourismus in den Philippinen verfügt über ein riesiges Potenzial. Nach dem Aussetzen der Corona-bedingten Mobilitätsrestriktionen werden wieder deutlich mehr ausländische Gäste auf dem Archipel erwartet. Dies sollte den Bau und die Modernisierung von Hotels landesweit ankurbeln. In Manila laufen nach Aussage von Branchenexperten 2026 zudem die Leasingverträge großer Hotels aus, was voraussichtlich einen Neubau der Etablissements - und damit größere Bauvorhaben - nach sich ziehen wird.

    Von Alexander Hirschle | Taipei

  • Hochbau: Nachhaltiges Bauen und Energieeffizienz

    Im Bereich Klimaschutz und Energieeffizienz gibt es erste Ansätze. Doch übergreifend besteht noch viel Potenzial bei der Umsetzung entsprechender Maßnahmen im Bausektor.

    Die Philippinen gelten als eines der weltweit am gefährdetsten Länder in Bezug auf die Folgen des Klimawandels. Gemäß dem Global Climate Risk Index 2020 der Organisation Germanwatch lag der Archipel auf Platz vier der am meisten von Wetteränderungen betroffenen Staaten. Die Regierung von Ex-Präsident Rodrigo Duterte hatte bereits im Frühjahr 2021 das Ziel formuliert, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 75 Prozent gegenüber der "Business as usual"-Entwicklung zu reduzieren.

    Dieses Bestreben ist allerdings konditioniert und an die finanzielle, technologische und materielle Unterstützung von Industrieländern geknüpft. Der unkoordinierte Eigenbeitrag über lokale Ressourcen beläuft sich auf nur 2,71 Prozent. Neben der Asian Development Bank unterstützen auch andere Institutionen und Länder die Philippinen bei ihren Bemühungen um eine Umsetzung des Klimaschutzes. Dazu zählen beispielsweise wie die US-amerikanische Entwicklungsorganisation United States Agency for International Development, die Japan International Cooperation Agency und auch die Europäische Union (EU). Die Deutsch-Philippinische Industrie- und Handelskammer entwickelt zahlreiche Aktivitäten in den Bereichen Klimaschutz und erneuerbare Energien.

    Klimaschutz bietet von niedrigem Niveau aus Potenzial

    In Bezug auf eine stärkere Mobilisierung der Privatwirtschaft zu mehr Klimaschutz gibt es noch "Luft nach oben", wie eine Studie von PricewaterhouseCoopers Philippines 2022 zutage brachte. Klimainitiativen seien noch recht begrenzt in ihren Ausmaßen und konzentrierten sich nur auf ausgewählte Segmente. Um die Prozesse voranzutreiben, müssten zusätzliche Regulierungen implementiert werden und auch ein stärkeres Umdenken auf der Konsumentenseite erfolgen.

    Im Bausektor will die Regierung nach Auskunft öffentlicher Stellen Themen wie Recycling und Kreislaufwirtschaft verstärkt diskutieren und diese - von niedrigem Niveau ausgehend - künftig auch im Bausektor stärker berücksichtigen. Einige Firmen würden bereits recycelte Materialien verwenden. Allerdings seien beispielsweise im Infrastrukturprogramm "Build Better More" Nachhaltigkeitsaspekte noch nicht verpflichtend verankert.

    Bereits 2015 wurde der Green Building Code of the Philippines (GBCP) implementiert. Der GBCP definiert Standards in den Bereichen Energieeffizienz, Wasserverbrauch und Materialauswahl für Neubauten und für Renovierungen ab einer bestimmten Größe. Auf diese Weise sollen Emissionen reduziert und Ressourcen eingespart werden. Nach Einschätzung von Experten wird in den Philippinen grundsätzlich der Neubau von Immobilien einer Renovierung vorgezogen.

    Grüne Zertifizierungen nehmen zu

    Darüber hinaus sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Gebäude mit dem Zertifikat LEED (Leadership in Environmental Engineering and Design) ausgezeichnet worden - mit steigender Tendenz. LEED ist die dominierende Zertifizierung für grüne Gebäude auf dem Archipel, die mehr als 50 Prozent der Projekte mit einem Siegel ausstattet. Weitere Zertifikate sind Berde, Green, Well und Edge. Allerdings sind sich nach Einschätzungen von Beobachtern noch nicht alle Firmen des Sektors der Möglichkeiten bewusst, die im Zuge der Zertifizierungen geboten werden.

    Unternehmensvertreter sehen die Anwendung der Klima- und Nachhaltigkeitsziele in der Praxis mit Skepsis. So würden die Auftraggeber bisher nur einen geringen Fokus auf diese Aspekte setzen, auch Energieeffizienz sei bisher noch kein wesentlicher Faktor bei den Bauvorgaben. Dies ist umso erstaunlicher, da die monetären Einsparmöglichkeiten sehr hoch sind. So zählen die Strompreise auf den Philippinen zu den höchsten in ganz Asien. Experten sehen daher für Lösungen im Bereich Gebäudeisolierung ein hohes Potenzial auf dem Archipel.

    Von Alexander Hirschle | Taipei

  • Hochbau: Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen

    Der Markt bietet Chancen für ausländische Unternehmen. Deutsche Firmen punkten mit Materialien, Maschinen und Know-how. Digitalisierte Betriebe könnten Vorteile haben.

    Der Hochbau in den Philippinen wird von wenigen großen lokalen Entwicklern wie Ayala Land, Megaworld Corporation oder SM Pirme Holdings dominiert. Diese Konglomerate sind größtenteils für den Bau der gigantischen Einkaufszentren, Ressorts, Appartement-Komplexe oder für die Neugestaltung ganzer Stadtteile verantwortlich. Teilweise sind die lokalen Entwickler auch bei Projekten im Ausland engagiert.  

    Branchenvertreter bezeichnen den Immobilienbau als vielversprechenden Markt für internationale Lieferanten und Subkontraktoren, zumal auch ausländische Entwickler im Geschäft sind. Mit diesen sei es laut Experten im Regelfall einfacher, ins Geschäft zu kommen. Aber auch bei lokalen Entwicklern bieten sich unter bestimmten Umständen Kooperationsmöglichkeiten.

    Know-how gilt als wichtiges Verkaufsargument

    Laut Branchenkennern ist ein gutes Netzwerk zu den lokalen Entwicklern für den geschäftlichen Erfolg unerlässlich. "Made in Germany" ist vorwiegend in Bereichen wie Maschinen, Baumaterialien sowie Spezialbau verbreitet. Deutsche Unternehmer sind auch aktiv in Segmente, in denen sie spezifisches Know-how beziehungsweise einen technologischen Vorteil vor lokalen Erzeugnissen oder Dienstleistungen offerieren können. Sicherheitsrelevante Aspekte und Katastrophenschutz wie etwa Erdbebenresistenz dürften perspektivisch eine immer größere Rolle spielen. Insbesondere nach der Tragödie in der Türkei und Syrien im Februar 2023 kamen kritische Stimmen von Stadtplanern auf, die eine Anpassung der Landesbauordnung von 1977 fordern. 

    Die Experten von MarketandResearch.com gehen davon aus, dass der Markt für Baumaschinen bis 2028 ein durchschnittliches Wachstum von 7 Prozent pro Jahr aufweisen wird. Für deutsche Firmen dürften sich dadurch künftig gute Geschäftsmöglichkeiten auf den Philippinen ergeben. Schon heute sind zahlreiche Unternehmen aus Deutschland im Hoch- und Tiefbau aktiv. Mitglieder der Auslandshandelskammer sind unter anderem MHE-Demag, Knauf, Bauer Foundation Philippines, MC-Bauchemie Philippines, Rieckermann, Godel Concrete & Systems, Peri Asia, BASF sowie Guhring. Als weitere Firmen werden Fischer, Ludwig Pfeiffer, Bilfinger, Herrenknecht und Leighton (Hochtief) genannt.

    Digitalisierung gewinnt an Bedeutung

    Mittlerweile ist auch die Digitalisierung im Bausektor der Philippinen angekommen und wird von den Top-Unternehmen genutzt. Der Trend wird sich nach Einschätzung von Branchenexperten künftig fortsetzen. Einer Untersuchung von Procore Technologies zufolge haben 65 Prozent der Branchenfirmen in den vergangenen zwei Jahren ihre Investitionen in die Digitalisierung der Betriebsprozesse ausgeweitet.

    Als Effekte erhoffen sich die Unternehmen unter anderem eine stärkere Automatisierung, eine höhere Ressourceneffizienz sowie die Fähigkeit, mehrere Projekte gleichzeitig abzuwickeln. Als wichtigste Tools in den nächsten drei Jahren werden dabei unter anderem digitale Management-Plattformen, Big Data-Analysen, Robotik, Bauwerksdatenmodellierung und Vorfertigung genannt.

    Allerdings stoßen vor allem kleinere, lokale Unternehmen auf Schwierigkeiten bei der Implementierung der neuen Technologien. Nach Einschätzung von deutschen Firmenvertretern wird das Digitalisierungsniveau eines ausländischen Unternehmens künftig mitentscheidend für eine erfolgreiche Teilnahme an Großprojekten in den Philippinen sein.

    Von Alexander Hirschle | Taipei

  • Hochbau: Projekte

    Auf den Philippinen sind Bauprojektvorhaben mit einer Investitionssumme von mehr als einer halben Milliarde US-Dollar in der Pipeline.

    Ausgewählte Großprojekte im Wohnungs- und Wirtschaftsbau (Investitionssumme in Millionen US$)

    Vorhaben

    Investitionssumme

    Projektstand

    Projektbeschreibung

    Cagayan Economic Zone Authority (CEZA) Commercial Center

    175

    In Planung

    Das Vorhaben gehört zu den Stadtentwicklungsprojekten mit dem Ziel, ein zentrales Geschäftsviertel in der Region zu schaffen. Der vorgeschlagene Standort befindet sich auf einem 14,7 Hektar großen Greenfield-Grundstück

    Marawi Rehabilitation und Entwicklung

    122

    Baubeginn im 3. Quartal 2021, Fertigstellung voraussichtlich im 4. Quartal 2025

    Das Vorhaben umfasst die Entwicklung der Marawi Transcentral Road

    San Fernando Mixed-Use Komplex

    119

    Baubeginn im 3. Quartal 2021, voraussichtliche Fertigstellung im 4. Quartal 2023

    Das Projekt umfasst Gewerbe- und Wohnanlagen und wird auf einer 2,8 Hektar großen Fläche in Telabastagan, San Fernando durchgeführt

    Cagayan Economic Zone Authority (CEZA) Mapurao Township

    99,7

    Planungsphase

    Das Projekt zielt darauf ab, eine hochwertige Stadtentwicklung in Mapurao, Santa Ana, Cagayan Valley, umzusetzen

    Programm zum Aufbau angemessener, lebenswerter, erschwinglicher und integrativer philippinischer Gemeinschaften (Building Adequate, Livable, Affordable, and Inclusive Filipino Communities; BALAI)

    36

    Baubeginn 2022

    Soziales Wohnungsbauprojekt der National Housing Authority (NHA) für 250 Familien des Higaonon-Stammes in der Caraga-Region und im Norden von Mindanao

    NHA Wohnungsprojekt, Barangay Calubcob, Naic, Cavite

    23,4

    Baubeginn Dezember 2022

    NHA stellte 8.000 Einheiten in Parkstone Estates in Barangay Calubcob, Naic, Cavite zur Verfügung. Die Kosten für jede Wohneinheit werden mit 578.770 Philippinische Pesos angegeben

    Quelle: Public-Private Partnership Center 2023; Pressemeldungen 2023

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Alexander Hirschle | Taipei

  • Tiefbau: Marktlage und -entwicklung

    Der Tiefbau auf den Philippinen steht ganz im Zeichen des Infrastrukturausbaus. Die neue Regierung setzt weiterhin einen Schwerpunkt auf den Sektor.

    Der Tiefbau wird dominiert von der geplanten Modernisierung der Infrastruktur auf dem Archipel. Der Transport gilt als einer der Hemmschuhe für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Die Logistikkosten sind im asiatischen Vergleich enorm hoch. Sich zwischen und innerhalb der Städte zu bewegen ist enorm zeitaufwändig. Im aktuellen Global Competitiveness Report rangiert die Transportinfrastruktur des Archipels auf dem 102. Platz unter 141 untersuchten Ländern. Innerhalb Asiens liegt es am Ende des Rankings.

    Um diese Mängel zu beheben, wurde bereits 2016 vom damaligen Präsidenten Rodrigo Duterte das Programm Build, Build, Build (BBB) lanciert. Es sieht umfangreiche Investitionen in den Neubau und die Modernisierung der verbesserungswürdigen Infrastruktur vor. Das übergeordnete Ziel ist, die wichtigsten Inseln und Regionen des Landes besser zu verbinden und damit die Transportkosten zu senken. Das Programm wird auch in den kommenden Jahren einen wichtigen Wachstumsfaktor für die Bauindustrie darstellen.

    Neue Regierung forciert Infrastrukturausbau

    Pressemeldungen zufolge wurden Mitte vergangenen Jahres 94 der ursprünglich 112 Großprojekte im Wert von rund 80 Milliarden US-Dollar (US$) an die neue Administration von Präsident „Bongbong“ Marcos übergeben. Im 2. Halbjahr 2022 befanden sich zwölf Projekte im Wert von 34 Milliarden US$ in der Implementierungsphase. Unter dem neuen Präsidenten wurde das Programm in Build, Better, More (BBM) umgetauft. Inhaltlich wurden zunächst keine wesentlichen Anpassungen vorgenommen.

    Marcos äußerte in den Medien die Intention, keines der Vorhaben auszusetzen, sondern im Gegenteil das Programm auszuweiten. Die Infrastruktur sei ein wesentlicher Faktor, um die Entwicklung anderer Sektoren voranzutreiben. Daher sollen künftig 5 bis 6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für den Ausbau ausgebeben werden – allein 2023 sind im Budget der Regierung 21 Milliarden US$ zu diesem Zweck vorgesehen. Im Vorjahr lag der Anteil Regierungsangaben zufolge bei 4,1 Prozent des BIP.

    Nach Einschätzung des Fachverbandes PCA (Philippines Constructors Association Inc) stellt die Kontinuität des Programms einen sehr wichtigen Faktor für künftige Projekte dar. Normalerweise setzen neue Administrationen in den Philippinen auf neue Initiativen und Schwerpunkte. Alte Programme werden im Regelfall ausrangiert, so die Stimmen. Dass der neue Präsident BBB von seinem Vorgänger „adoptiert“ habe, sei vielversprechend für die Erfolgsaussichten des Sektors. Zudem erwägt die neue Regierung die Umsetzung zusätzlicher Projekte.

    Die Infrastrukturprojekte des Programms sind teilweise aus Mitteln der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit (ODA) Japans finanziert. Auch die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) ist bei mehreren Vorhaben engagiert. Weitere Mittel stellt die philippinische Regierung selbst bereit. Die Entwicklungsbehörde NEDA (National Economic Development Agency) ist unter anderem zuständig für die Evaluierung der Infrastrukturprojekte. Darüber hinaus legt die Regierung im Rahmen des Programms PIP (Public Investment Program) die prioritären Vorhaben der kommenden fünf Jahre fest, viele davon als Public-Private-Partnership-(PPP)-Projekte.

    Nicht nur Transportinfrastruktur mit Potenzial

    Der Großteil der BBM-Vorhaben dient dem Ausbau der Transportinfrastruktur wie Straßen, Brücken, Zugverbindungen und Flughäfen. Aber auch andere Bereiche müssen modernisiert werden. So könnte der Krankenhausbau vom gestiegenen Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung durch die Coronapandemie profitieren. Im Bereich Information und Telekommunikation sind die Perspektiven nach Einschätzung des Fachverbandes derzeit schwer einzuschätzen. Vor allem aber für Rechenzentren dürfte sich eine hohe Nachfrage ergeben. 

    Der Energiesektor bietet ebenfalls Potenzial. Der Windenergie soll künftig eine größere Rolle zukommen. Deutsche Firmen sind im Markt aktiv vertreten, ebenso im Solarsegment. Aufgrund der natürlichen Gegebenheiten in den Philippinen sehen Unternehmensvertreter im Bereich Geothermie ebenfalls große Möglichkeiten für Baufirmen.

    Die Regierung legt zudem Wert auf den Ausbau der Wasserversorgung. Neben der Modernisierung der bestehenden Wasserinfrastruktur sind auch mehrere neue Projekte in diesem Segment geplant. Zudem gibt es Aktivitäten im Bereich Landgewinnung und Uferbefestigungen. In der Manila Bay laufen dazu nach Informationen des Department of Environment and Natural Ressources (DENR) 19 Projekte, landesweit existieren 187 Vorhaben.

    Knappe Regierungskassen zwingen zur Nutzung von PPP-Strukturen

    Während der Amtszeit von Rodrigo Duterte verfügte die Regierung nach Einschätzung von Industrievertretern über ausreichende Mittel, um die Projekte ohne private Beteiligung umzusetzen. Aus diesem Grund hielt sich das Interesse an PPP-Projekten sehr in Grenzen. Die Coronakrise mit ihren wirtschaftlichen Folgen hat jedoch erhebliche Löcher in die öffentlichen Kassen gerissen.

    Das Budgetdefizit erhöhte sich gemessen am BIP von 3,4 Prozent vor der Pandemie 2019 auf geschätzte 7,3 Prozent im Jahr 2022. Die Staatsverschuldung stieg im gleichen Zeitraum von 40 auf 64 Prozent des BIP. Daher will die neue Administration wieder stärker auf PPP-Vorhaben setzen, etwa bei Mautstraßen, Busverbindungen oder Flughäfen. Regierungsvertreter gaben Anfang 2023 in der lokalen Presse an, dass sich derzeit 87 PPP-Projekte im Wert von 54 Milliarden US$ in der Pipeline befänden. Nun werde laut Branchenkennern die Reaktion von privater Seite abgewartet.

    Die philippinische Administration verweist über das Public-Private Partnership Center auf Beteiligungsmöglichkeiten. Das Infrastrukturministerium (Department of Public Works and Highways) informiert auf seiner Webseite über die Rahmenbedingungen und Voraussetzungen im Sektor.

    Von Alexander Hirschle | Taipei

  • Tiefbau: Marktchancen für deutsche Unternehmen

    Die Beteiligungschancen an Projekten hängen stark von der Herkunft des Durchführers ab. Deutsche Firmen sind im Markt aktiv und Made in Germany genießt einen guten Ruf.

    Für deutsche klein- und mittelständische Anbieter von Dienstleistungen und Produkten gibt es durchaus Geschäftschancen im philippinischen Bausektor, wenn sie über ein Alleinstellungsmerkmal verfügen – so die Meinung von Experten aus dem Markt. Eine weit fortgeschrittene Technologie sei das beste Verkaufsargument. Das Wichtigste sei, ein Produkt anzubieten, das man vor Ort nicht oder zumindest nicht in der gleichen Qualität beschaffen könne.

    So sind etwa große Maschinen im Segment Tunnelbau gefragt. Mit Standardmaschinen sei es schwer gegen die asiatische Konkurrenz, etwa aus Südkorea oder aus dem Reich der Mitte, zu bestehen. In einigen Produktbereichen hätten chinesische Firmen in Bezug auf internationale Konkurrenzfähigkeit in jüngerer Vergangenheit stark aufgeholt.

    Chancen bei Projektbeteiligungen hängen von Herkunft des Durchführers ab

    Aus Sicht deutscher Unternehmensvertreter mit langjähriger Erfahrung vor Ort sei es von enormer Bedeutung, wer die Finanzierung eines Projekts bereitstellt. Grundsätzlich erhöhe es die Lieferchancen deutscher Subkontraktoren, wenn internationale Planer beteiligt seien. Im Regelfall würden dann die Standards in vielen Bereichen höher gesetzt als bei rein lokalen Projekten. Auf diese Weise sei es für technologisch anspruchsvollere, aber dafür auch teurere Anbieter überhaupt erst möglich, mit günstigeren Anbietern konkurrieren zu können. Die Kontraktoren wählen ihre Subunternehmer und Lieferanten normalerweise schon während der Ausschreibungsphase aus.

    Bei Projekten im Rahmen des Infrastrukturprogramms Build Better More, die von japanischer Seite finanziert werden, sehen lokale Industrierepräsentanten nur geringe Chancen für andere internationale Zulieferungen im großen Stil. Bei diesen Projekten würden Vorerzeugnisse und Ausrüstungen häufig aus Japan bezogen. Es gebe aber durchaus Ausnahmen, beispielsweise bei der Ausrüstung mit rollendem Material im Rahmen von Bahnprojekten. Grundsätzlich würden japanische Kontraktoren die mit Made in Germany verbundene Qualität schätzen und gerne mit deutschen Firmen zusammenarbeiten.

    ADB-Projekte bieten gute Möglichkeiten

    Bei Projekten der Asiatischen Entwicklungsbank ADB gebe es eine breite Streuung der beteiligten Firmen (Europa, Asien, Australien), die jeweils in Joint Ventures mit lokalen Partnern zusammenarbeiten. In der Regel sei eine größere Neutralität bei der Auftragsvergabe gewährleistet. Chinesisch finanzierte Vorhaben würden nach Einschätzung von Unternehmensvertretern hingegen von Firmen aus dem Reich der Mitte dominiert. Die Beteiligungschancen für Unternehmen anderer Herkunft seine daher gering, so die Stimmen.

    Made in Germany hat in den Philippinen immer noch einen sehr guten Ruf und wird mit Attributen wie Präzision und hohe Qualität in Verbindung gebracht. Als weiteres Verkaufsargument wird von Marktteilnehmenden der gut funktionierende After-Sales-Service genannt, da dieser bei der Konkurrenz in Teilen nur schwach ist oder nicht existiert.

    Von Alexander Hirschle | Taipei

  • Tiefbau: Projekte

    Die wichtigsten Tiefbauprojekte werden unter dem Schirm des Build, Better, More-Programms durchgeführt. Im Vordergrund steht der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur.

    Im Straßenbau gilt der North-South Commuter Railway (NSCR) als das Königsprojekt, da dieser auf 55 Kilometern die zentrale Verbindung zwischen Metro Manila und der Provinz Laguna darstellen wird. Der NSCR soll die wirtschaftliche Integration der Hauptstadtregion mit den Nachbarprovinzen vorantreiben und nach der Inbetriebnahme Ende des Jahrzehnts rund 600.000 Passagiere täglich befördern. Die Fahrzeit von Manila nach Calamba dürfte sich den Planungen zufolge auf deutlich unter die derzeit benötigten 2,5 Stunden reduzieren.

    Es gilt als das größte von der asiatischen Entwicklungsbank ADB finanzierte Vorhaben in Asien. Die einzelnen Bauabschnitte werden von unterschiedlichen Joint Ventures mit internationaler Beteiligung unter anderem aus Südkorea, der Türkei und Thailand durchgeführt. Insgesamt 18 Hochbahnhöfe sind geplant. Das deutsche Unternehmen Bauer setzt im Rahmen des Projekts Pfähle in den Untergrund als Basis für die Trassen.

    Bau der ersten U-Bahn in Manila gestartet

    Der Neubau der Metro Manila gilt als zweites richtungsweisendes Großprojekt. Es umfasst auf einer Länge von mehr als 33 Kilometern den Bau von 17 Stationen. Nach dem vorgesehenen Abschluss der Arbeiten im Jahr 2028 sollen täglich fast 520.000 Passagiere die erste Untergrundbahn der philippinischen Hauptstadt nutzen. Die Fahrzeit zwischen den Endpunkten soll sich von 70 Minuten auf 35 Minuten halbieren. Anfang 2023 starteten die Tunnelbauarbeiten am ersten Bauabschnitt (Contract Package).

    Die japanische Entwicklungsorganisation JICA (Japan International Cooperation Agency) finanziert 76 Prozent der Kosten (7,4 Milliarden US-Dollar (US$). Die restlichen 24 Prozent (2,3 Milliarden US$) werden von der philippinischen Regierung bereitgestellt. Das Megaprojekt führen japanische Kontraktoren gemeinsam mit lokalen Unternehmen durch. Wie auch beim NSCR sind deutsche Firmen bei der Umsetzung von Projektabschnitten beteiligt.

    Massiver Ausbau der Flughafenkapazitäten geplant

    Das Transportministerium DOTr gab in der lokalen Presse bekannt, künftig einen Schwerpunkt auf den Ausbau der Seehäfen in den Philippinen zu legen. Darüber hinaus sollen die Flughafenkapazitäten deutlich erweitert werden. Neben der Modernisierung bestehender Airports insbesondere in touristischen Regionen ist auch der Neubau von zwei Flughäfen in der Nähe von Manila geplant.

    In Bulacan wird mit Investitionen in Höhe von rund 13 Milliarden US$ bis 2026 der New Manila International Airport hochgezogen. Die künftige Kapazität soll bis zu 200 Millionen Passagieren pro Jahr umfassen.

    Darüber hinaus wurde im Herbst 2022 ein Konsortium bekannt gegeben, das den 11 Milliarden US$ schweren Bau des Flughafens SPIA (Sangley Point International Airport) im Süden Manilas umsetzen soll. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von lokalen, südkoreanischen und europäischen Firmen. Auch die Beratungsgesellschaft Munich Airport International GmbH ist als Konsortialpartner beteiligt.

    Die erste Phase des Projekts, die auch den Bau einer Start- und Landebahn umfasst, soll bis 2028 abgeschlossen sein. Der Flughafen soll dann eine Kapazität von 80 Millionen Passagieren pro Jahr aufweisen. Sie könnte mit dem Bau weiterer Landebahnen auf 130 Millionen Passagiere angehoben werden. Darüber hinaus ist geplant, eine vierspurige Straße mit der Möglichkeit von parallel verlaufenden Zugverbindungen zum Flughafen zu bauen. Er soll als alternativer Hub fungieren und den Ninoy Aquino International Airport (NAIA) in Manila und damit die insgesamt angespannte Verkehrslage in der Hauptstadtregion entlasten.

    Der Daniel Z. Romualdez (DZR) Airport in Tacloban wird bis 2025 von einem lokalen zu einem internationalen Hub ausgebaut. Zu diesem Zweck wird ein neuer Passagierterminal errichtet. Das erfordert Investitionen in Höhe von rund 40 Millionen US$. Es ist außerdem geplant, die Start- und Landebahn des Flughafens zu verlängern.

    Ausgewählte Großprojekte im Tiefbau/Infrastrukturbau (Investitionssumme in Milliarden US$)

    Vorhaben

    Investitionssumme

    Projektstand

    Projektträger

    Metro Manila Subway Project 

    6,5

    Das Projekt ist im Gange, soll 2025 teilweise eröffnet und bis 2028 vollständig in Betrieb genommen werden.

    Japan International Cooperation Agency 

    PNR North 2 (Malolos-Clark Railway)

    3,8

    Vollbetrieb bis 2024, derzeit im Bau.

    Department of Transportation (DOTr)

    Laguna Lakeshore Road Network Project, Phase 1

    3,2

    Das Projekt startete 2021 und soll 2023 abgeschlossen werden.

    Asian Development Bank 

    Bataan-Cavite Interlink Bridge

    3,2

    Das Projekt soll im 2. Quartal 2023 beginnen und voraussichtlich 2028 abgeschlossen werden.

    Asian Development Bank 

    North-South Commuter Railway System

    1,9

    Das Projekt läuft und soll bis 2029 abgeschlossen sein.

    Asian Development Bank 

    PNR North 1 (Tutuban-Malolos Railway)

    1,8

    Projekt ist seit 2022 für Teilbetrieb offen, Vollbetrieb bis 2024.

    Department of Transportation (DOTr)

    Pasig River Expressway (PAREX) 

    1,7

    Das Projekt läuft und wird voraussichtlich 2024 abgeschlossen sein.

    San Miguel Holdings Corporation (SMC)

    Metro Cebu Expressway

    1,7

    Projekt läuft, Fertigstellungsdatum des Projekts verschoben.

    Metro Pacific Tollways Corp. (MPTC)

    Mindanao Railway Project 

    1,5

    Baubeginn ab 2023, Fertigstellungsdatum des Projekts verschoben.

    Official development assistance from Chinese Government
    Cavite-Tagaytay-Batangas Expressway (CTBex) 

    1,5

    Das Projekt läuft und wird voraussichtlich 2026 abgeschlossen sein.

    San Miguel Holdings Corporation (SMC)
    Metro Rail Transit (MRT) Line 7 

    1,4

    Das Projekt läuft, teilweise Inbetriebnahme bis 2024, voraussichtlich vollständiger Betrieb bis zum ersten Quartal 2025.

    Department of Transportation (DOTr)

    Davao Transport Modernization Project

    1,4

    Projektförderung im Februar 2023 bewilligt, Projektabschluss voraussichtlich 2024.

    60% Asian Develoment Bank (ADB); 40%  Department of Transportation (DOTr)

    Cebu-Mactan Bridge (4th) and Coastal Road Construction Project

    1,4

    Das Projekt beginnt im Mai 2023 und wird im Juni 2028 abgeschlossen sein.

    Japan International Cooperation Agency (JICA)

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2023

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Alexander Hirschle | Taipei

  • Wettbewerbssituation und Geschäftspraxis

    Lokale Großkonzerne dominieren den philippinischen Bausektor. Er ist geprägt von dichten Netzwerken. Der Mangel an Fachkräften dürfte sich künftig verstärken.

    In den Philippinen gibt es mehrere große lokale Entwicklungsgesellschaften, die seit Jahren den Markt dominieren. Darüber hinaus sind auch internationale Gesellschaften vor Ort aktiv, meist über Joint Ventures im Verbund mit lokalen Firmen. Insbesondere südkoreanische und japanische Unternehmen verfügen Branchenkennern zufolge über eine starke Präsenz.

    Philippinische Unternehmen gut aufgestellt

    Offiziellen Angaben zufolge sind philippinische Firmen im Bausektor wettbewerbsfähig und international gut aufgestellt. Sie verfügen zum Teil über jahrzehntelange Projekterfahrung. Die Arbeitskräfte gelten als flexibel und sprechen fließend Englisch. Ingenieure und Architekten genießen im Ausland einen guten Ruf. Auch im Bereich Business Process Management (BPM) bieten zunehmend lokale Firmen Design-, Architektur- oder Ingenieurdienstleistungen für internationale Auftraggeber an.

    Immer mehr lokale Firmen sind im Ausland aktiv, vor allem in Asien sowie im Nahen und Mittleren Osten. Sie sind teilweise im Philippine Overseas Construction Board organisiert, das derzeit 37 Unternehmen umfasst. Die Vereinigung ist unter der staatlichen Construction Industry Authority of the Philippines angesiedelt und soll die Interessen lokaler Firmen im Ausland vertreten. Darüber hinaus unterstüzt sie den Export von Baumaterialien, -ausrüstungen und -dienstleistungen.

    Konkurrenz für deutsche Produkte aus China steigt

    Im Gegensatz zu heute waren in den 90er Jahren nach Aussage von langjährigen Marktkennern noch mehrere deutsche Baukonzerne als Durchführer von Großprojekten in den Philippinen aktiv. Firmen aus Deutschland könnten immer noch von dem guten Ruf deutscher Leistungen profitieren, den diese Gesellschaften im Markt geschaffen hätten.

    Als problematisch wird die zunehmende Konkurrenz durch chinesische Erzeugnisse gesehen. Diese seien bis zu 50 Prozent günstiger als deutsche Produkte. Darüber hinaus werden die philippinischen Großkonzerne häufig von chinesischstämmigen Personen geführt. Kommunikation und Beziehungen zwischen potenziellen Auftraggebern und Kunden seien daher im Regelfall leichter.

    Als Argumente für deutsche Technologie werden Sicherheits- und Umweltstandards angeführt – obwohl diese in den Philippinen noch ausbaufähig sind. Ein größerer Mehrwert durch niedrigere Betriebskosten sowie ein längerer Lebenszyklus sprechen auch häufig für Produkte made in Germany.

    Allerdings können in diesem Zusammenhang Zielkonflikte vorliegen. Die Boni derjenigen, die für die Beschaffung verantwortlich sind, definiert sich im Regelfall über reduzierte Kosten im laufenden Jahr. Einsparungen über einen längeren Zeitraum, die für den Geschäftsführer oder Unternehmenseigner interessant sein können, spielen für die Einkäufer daher teilweise nur eine untergeordnete Rolle.

    Beispiele für Produkte und Dienstleistungen mit guten Absatzchancen sind Schalungen, Gipskartonplatten, Maschinen für Straßenbeläge, geotechnische Systeme und Vorspannsysteme, Schrägseile, seismische Dämpfungssysteme, Brückenlager, Dichtwände, Gründungen (Foundation) oder Baugrundverbesserungen (Soil-Mixing).

    Fachkräftemangel verschärft sich

    Einige Beobachter sehen angesichts der Erholung des Bausektors Engpässe auf dem Arbeitsmarkt voraus. Aufgrund der weltweit entschärften Einreiserestriktionen könnte es künftig wieder viele Philippiner in die Ferne ziehen, um dort einer Beschäftigung nachzugehen. Schätzungen zufolge fehlen derzeit schon 800.000 bis 1 Million Fachkräfte in den Bereichen Bau, Architektur und Ingenieurswesen auf dem Archipel. Fachverbände gehen davon aus, dass sogar 2 Millionen zusätzliche Personen für Bauarbeiten rekrutiert werden müssten, um den geplanten Ausbau der Infrastruktur realisieren zu können.

    Auch deutsche Unternehmensvertreter bestätigen, dass es in den Philippinen nur wenige Spezialfachkräfte für die Bedienung hochkomplexer Baumaschinen gibt. Dafür müssen Experten aus Übersee eingeflogen und lokale Kräfte geschult werden. Eine weitere Option ist die Einstellung von heimgekehrten, sogenannten "Overseas Workers". Diese haben zum Teil in Bauprojekten Erfahrung im Umgang mit spezialisierten Baugeräten erwerben können - etwa im Nahen und Mittleren Osten.

    Ausgewählte Strukturdaten zur Bauwirtschaft auf den Philippinen (in Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent)

    Kennziffer

    1. Quartal 2021

    1. Quartal 2022

    Veränderung 2022 Q1/2021 Q1 *)

    Wert der Bauinvestitionen insgesamt, davon...

    1.777

    1.593

    -0,9

    Hochbau

      Wohnbau

    1.019

    826

    -10,3

      Modernisierungen/Renovierungen

    70

    103

    64

      Nichtwohnbau

    660

    650

    9

    Tiefbau/Infrastrukturbau

    k. A.

    k. A.

    k. A.

    * Veränderung in Landeswährung: 1 US$ = 49,25 Peso im Jahresdurchschnitt 2021; 1 US$ = 54,48 Peso im Jahresdurchschnitt 2022.Quelle: Philippine Statistics Authority 2023

    Geschäftspraxis

    Beim Markteintritt ist zu berücksichtigen, dass eine Präsenz vor Ort sehr wichtig ist, um Verbindungen und Netzwerke aufbauen und nachhaltig pflegen zu können. Die philippinische Geschäftskultur ist grundsätzlich auf zwischenmenschlichen Austausch und enge persönliche Kommunikation als Basis für geschäftliche Aktivitäten ausgelegt.

    Es bietet sich an, zunächst über einen Agenten zu operieren, bevor ein größeres Investment in Form einer Repräsentanz oder Niederlassung getätigt wird. Die Auswahl eines vertrauenswürdigen Partners ist dabei von großer Bedeutung. Hier kann die deutsch-philippinische Auslandshandelskammer (AHK) mit ihrem breiten Serviceangebot unterstützen.

    Joint Ventures beliebt

    Grundsätzlich werden Joint Ventures von philippinischer Seite gerne gesehen. Abgesehen von den Großkonglomeraten sind viele lokale Firmen zu klein, um an internationalen Großprojekten teilnehmen zu können. Es ist für ausländische Lieferanten aber nicht notwendig, ein Joint Venture mit einer lokalen Firma einzugehen.

    In der Vergangenheit war für Dienstleistungen und als Lieferant für strategisch wichtige Bereiche die Form eines Joint Venture mit einer maximal 40-prozentigen ausländischen Beteiligung verpflichtend, um eine Lizenz des Philippine Contractors Accreditation Board (PCAB) zu erhalten. Der oberste Gerichtshof (Supreme Court) der Philippinen hat jedoch im Jahr 2020 entschieden, dass auch ausländische Firmen die Lizenz erhalten können. In der Praxis ist die neue Regelung noch nicht vollumfänglich angekommen. Branchenvertreter vor Ort rechnen allerdings mit einer baldigen Umsetzung der neuen Vorgaben.

    Die Regierung hat in den vergangenen Jahren einen Schwerpunkt auf die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Investoren gelegt. Die umgesetzten Reformen führten unter anderem zu umfassenderen Beteiligungsmöglichkeiten für ausländische Firmen in einigen Sektoren.

    Bürokratisches Dickicht als Herausforderung

    Als problematisch werden mitunter schwer zu durchdringende Zuständigkeiten im Sektor angeführt, vor allem in Bezug auf Programme und Behörden. Darüber hinaus sorgen in einigen Fällen ungeklärte Wegerechte für mehrmonatige Pausen oder sogar Stillstand von Projekten. Für kleinere Firmen besteht hier die Gefahr, finanziell schnell an ihre Grenzen zu stoßen.

    Eine weitere Herausforderung stellen die gestiegenen Preise für Baumaterialien und Rohstoffe dar. Diese stiegen im November und Dezember 2022 um 6,2 beziehungsweise 5,6 Prozent. Der Großhandelspreisindex CMWPI (Construction Materials Wholesale Price Index) lag in den gleichen Monaten über der 10 Prozentmarke. Die Inflation auf dem Archipel erreichte nach Angaben der philippinischen Zentralbank BSP (Bangko Sentral ng Pilipinas) 2022 im Gesamtjahr 5,8 Prozent. Bis Ende des Jahres 2023 soll die Inflation wieder in die Nähe der 3-Prozentschwelle rücken. Allerdings rechnen private Finanzinstitute mit deutlich höheren Werten, zumal die Preissteigerung in den ersten Monaten des Jahres weiter angezogen hat.

    Compliance stellt im philippinischen Bausektor nach Aussage von Marktteilnehmenden weiterhin ein Problem dar. Dabei geht es nicht nur um die reine Auftragsvergabe. Zum Beispiel ist auch die Vergabe von Lizenzen beziehungsweise die Geschwindigkeit, in der sie erfolgt, betroffen.

    Einfuhrprozedere variieren

    Geräte oder Teile in die Philippinen zu bringen ist in der Praxis teilweise relativ problemlos und ohne größere Hürden möglich, wie Importeure von Baumaschinen berichten. Prozesse und Bürokratie seien im Regelfall beherrschbar.

    Andere Unternehmensvertreter weisen jedoch darauf hin, dass man sich auf eine durchaus stark ausgeprägte Bürokratie einstellen müsse. Veraltete Prozesse, viele Dokumente und analoge Vorgehensweisen führen demzufolge zu Verzögerungen. Es sei daher wichtig, Geduld mitzubringen und zeitliche Puffer einzubauen.

    Ein weiteres Problem stellen fehlende Standards in einigen Bereichen dar. In anderen Fällen herrscht Überregulierung. Im Tiefbau gelten zumeist US-Standards.

    Es empfehle sich daher, den Markt vor Eintritt mit all seinen Facetten und Gepflogenheiten sehr genau zu analysieren. Da der philippinische Bausektor aber grundsätzlich ein Wachstumsmarkt sei, würden sich die Mühen lohnen – so die Einschätzung von Experten aus der Praxis.

    Von Alexander Hirschle | Taipei

  • Zulieferprodukte: Marktlage

    Zahlreiche Vorerzeugnisse für den Bausektor werden aus asiatischen Ländern bezogen. Doch auch Made in Germany kann in einigen Bereichen punkten.

    Bei nahezu allen Vorprodukten des Bausektors belegen asiatische Länder die Spitzenplätze im Lieferranking. Vor allem China, Japan, Vietnam, Indonesien und Thailand treten dabei besonders stark in Erscheinung. Deutschland belegt bei den Importen verschiedener Produkte aus Glas (HS-Positionen 7003, 7006 und 7007) die Ränge fünf und sechs der Herkunftsländer.

    Auch bei Regelarmaturen (HS-Position 8481) schneidet Made in Germany mit dem fünften Platz gut ab. Im Bereich Farben (HS-Positionen 3209 und 3210) erreichen die Importe aus Deutschland die Ränge sieben und zehn, bei Klimaanlagen (HS-Position 8415) den achten Platz. Ein starkes Ergebnis erzielen deutsche Lieferungen bei Hütten- und Schlackenwolle (HS-Position 6806). Sie stehen an zweiter Stelle - allerdings mit weitem Abstand hinter dem Reich der Mitte.

    Zulieferungen kommen häufig aus Asien

    Nach Aussage von Branchenexperten wird der Zement für Bauprojekte entweder lokal beschafft oder aus China und Vietnam geliefert. Einfache Stahlprodukte werden lokal hergestellt. Technologisch anspruchsvollere Erzeugnisse wie Stahlplatten werden aus China, Südkorea oder auch Osteuropa bestellt. Bei Keramik gelten Japan oder China als die wichtigsten Lieferanten. Stahl wie auch Zement beziehen die Hauptkontraktoren häufig direkt, um so die Marge des Unterauftragnehmers für Vormaterialien einzusparen.

    Das Unternehmen SteelAsia Manufacturing wird Presseangaben zufolge gemeinsam mit der chinesischen China Baowu Steel Group für 2 Milliarden US-Dollar (US$) eine Fabrik zur Herstellung von Molten Steel aufbauen. Die Kapazitäten sollen sich auf jährlich 3 Millionen Tonnen belaufen. Der Standort soll noch in den ersten Monaten 2023 ausgewählt werden. Ein genauer Zeitplan für das Projekt wurde bisher nicht bekannt gegeben.

    Potenzial bei Rolltreppen und Aufzügen "Made in Germany"

    Im Bereich Türen und Fenster konzentriert sich die Nachfrage größtenteils auf einfachere Erzeugnisse. Angesichts hoher Strompreise in den Philippinen sowie zunehmender Maßnahmen für Klimaschutz und Energieeffizienz könnten sich künftig Geschäftschancen im Bereich Isolierung ergeben.

    Im Segment Kabel und Drähte sind die lokalen Produktionskapazitäten begrenzt. Der Importanteil ist daher hoch. Schalttafeln (Electrical Panel Boards) werden größtenteils aus China und Thailand bezogen. Bei Aufzügen und Rolltreppen sieht der Fachverband Potenzial für deutsche Erzeugnisse. Stark im Markt seien Marken wie Schindler, Hitachi und Mitsubishi.

    Stand: April 2023

    Von Alexander Hirschle | Taipei

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