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Branchen | Slowakei | Wasserkraft

Slowakei kombiniert Wasserkraft mit Batteriespeichern

In der Slowakei sollen neben bestehenden Pumpspeicherwerken Batteriespeicher entstehen. Das könnte die Stromnetze stabilisieren und den Wegfall der Kohlekraftwerke kompensieren.

Von Gerit Schulze | Bratislava

Der größte slowakische Energieversorger Slovenské elektrárne will seine Wasserkraftaktivitäten ausbauen. Um die Effizienz der Anlagen zu steigern und flexibler auf Schwankungen im Stromnetz reagieren zu können, gehört dazu auch der Bau von Batteriespeichern. 

Erste Ausschreibung bereits gelaufen

Den Auftakt macht ein Projekt am Pumpspeicherkraftwerk Dobšiná im Bezirk Košice. Im Juni 2023 startete Slovenské elektrárne eine öffentliche Ausschreibung zur Lieferung eines Batteriespeichers. Der soll eine Leistung von 3 Megawatt und eine Kapazität von mindestens 4 Megawattstunden haben. Der Auftragswert betrug rund 2,5 Millionen Euro. Die Auswahl der Lieferanten läuft zurzeit.

Ein zweites, deutlich größeres Vorhaben plant Slovenské elektrárne am Standort Čierny Váh. Das dortige Pumpspeicherkraftwerk am gleichnamigen Fluss läuft bereits seit vier Jahrzehnten und braucht neue Turbogeneratoren. Mit einer Leistung von 735 Megawatt ist die Anlage wichtig für die Stromversorgung in der nördlichen Zentralslowakei. Das gilt umso mehr, da Slovenské elektrárne zum Jahresende 2023 die Kohleverstromung in Nováky abschaltet und 2024 auch das Kohlekraftwerk Vojany vom Netz nehmen will. 

Speichervolumen von über 100 Megawattstunden

Interessant an der Modernisierung dieses Pumpspeicherkraftwerks ist ebenfalls die Kombination mit einem riesigen Energiespeicher. Laut dem Projekt "Integrator SE" erhöht der Investor die Turbinenleistung und errichtet zusätzlich eine Großbatterie mit 105 Megawattstunden Kapazität und 70 Megawatt Leistung. Das Vorhaben soll zwischen 2029 und 2031 realisiert sein und rund 170 Millionen Euro kosten.

Slovenské elektrárne hofft, dank des Doppelspeichers das slowakische Stromnetz zu stabilisieren und flexibler auf Höhen und Tiefen der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen reagieren zu können. Davon sollen auch die Netze in den Nachbarländern Ungarn, Polen und Tschechien sowie in der Ukraine profitieren. 

Das Projekt gehört zu den 23 europäischen Vorhaben im Bereich Energiespeicherung, die der Verband Europäischer Übertragungsnetzbetreiber (ENTSO-E) koordiniert.

Neben Slovenské elektrárne engagiert sich auch der westslowakische Energieversorger ZSE für mehr Speicherkapazitäten im Land. Sein Projekt "European Large Scale Energy Accumulation" ist ebenfalls in der Langfristplanung von ENTSO-E enthalten. Vorgesehen ist eine Gesamtleistung von 384 Megawatt, die jährlich 250 Gigawattstunden Strom erzeugen soll. Das Netzwerk wird nach den ZSE-Plänen aus mehreren Speichern von 32 bis 64 Megawatt in der Slowakei bestehen. Die Bauarbeiten sollen 2024 beginnen.

Beide Systeme ergänzen sich ideal

Experten sehen in der Kombination von Wasserkraft- und Batteriespeicher erhebliche Vorteile gegenüber den Einzelsystemen. Denn diese sind nicht für alle Zwecke und zu allen Zeiten einsetzbar.

Stärken und Schwächen der Technologien
Vorteile PumpspeicherwerkNachteile Pumpspeicherwerk
Große KapazitätHohe Investitionskosten
Lange LebensdauerLange Bauzeit
Können lange Strom liefern (6 bis 12 Stunden)Starker Eingriff in die Landschaft
Unbegrenzte Zyklen von Leeren und Befüllen des ReservoirsGroße Mindestleistung
Vorteile BatteriespeicherNachteile Batteriespeicher
Kurzfristige FlexibilitätGeringe Kapazität
Keine MindestleistungHohe Investitionskosten
Keine geografischen Voraussetzungen nötigRelativ kurze Lebensdauer
Kompakte Bauweise und modular erweiterbarKapazität sinkt bei intensiver Nutzung
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2023

Die neuen Projekte stärken die Bemühungen der Slowakei, bei Speichertechnologien ein führender Standort zu werden. Mehrere einheimische Entwickler und Investoren haben das Thema entdeckt. Das Unternehmen GreenBat zum Beispiel betreibt im Ort Martin seit 2022 einen 1,25 Megawatt starken Batteriespeicher. Doch weitaus größere Projekte sind bereits in der Pipeline. Der Energieversorger Stredoslovenská energetika (SSE) will in Lučenec (Zentralslowakei) eine 6-Megawatt-Batterie auf dem Gelände eines Gaskraftwerks installieren. Der Immobilieninvestor ZAR plant in Bunkovce im äußersten Osten der Slowakei eine Batterie mit 9 Megawatt Leistung. Sie könnte überschüssigen Strom aus einem örtlichen Solarkraftwerk zwischenspeichern, das bis 2024 entstehen soll, berichtete das Onlinemedium Energie-portal.sk.

Neue Werke für Produktion von Batterien

Auch als Produktionsstandort für Batterien sorgt die Slowakei für Schlagzeilen. Erst im November 2023 gab das chinesische Unternehmen Gotion High-Tech bekannt, mit dem slowakischen Start-up InoBat eine Gigafactory in Šurany bei Nitra zu bauen. Außerdem investiert Porsche in einen "Smart Battery Shop" in Horná Streda. 

Schon Mitte Dezember 2023 eröffnete InoBat eine Produktionslinie für Batteriezellen in Voderady bei Trnava. Dort können bis zu 50.000 Hochleistungsbatterien pro Jahr hergestellt werden (Technologiepartner für Bau und Ausrüstung: Wuxi Lead, China, sowie Takenaka, Japan).

Ein weiteres Start-up, Ino-Hub Energy, arbeitet an großen Batterien für Industriekunden. Eine erste Anlage entsteht in Kysucké Nové Mesto mit einer Leistung von 1,5 Megawatt. 

Geld für den Bau von Batteriespeichern in der Slowakei kommt aus verschiedenen EU-Fonds. Im Rahmen des Aufbau- und Resilienzplans veröffentlichte das slowakische Wirtschaftsministerium Ende Oktober 2023 einen neuen Förderaufruf für Batteriesysteme. Bis Mitte Januar 2024 können Unternehmen ihre Anträge einreichen, insgesamt 63,7 Millionen Euro stehen bereit. Ein zweiter Aufruf startete am 19. Dezember 2023 und zielt konkret auf die Kombination von Pumpspeicherkraftwerken und stationären Batterien. Hierfür stehen 44 Millionen Euro zur Verfügung.

Wasserkraft spielt wichtige Rolle in der Slowakei

Wasserkraft spielt dank der gebirgigen Landschaft eine wichtige Rolle in der Slowakei. Allein die zehn größten Anlagen haben eine Gesamtleistung von über 2.000 Megawatt, was ungefähr zwei Atommeilern entspricht. Der Anteil der Wasserkraft an der Stromerzeugung des Landes lag 2022 bei rund 15 Prozent. Sie war damit nach der Atomkraft (60 Prozent) der zweitwichtigste Energieträger.

Slovenské elektrárne ist der größte Stromerzeuger der Slowakei und betreibt unter anderem zwei Atomkraftwerke und 31 Wasserkraftwerke. Eigentümer sind die tschechische Energieholding EPH, die italienische Enel sowie der slowakische Staat.

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