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Special | Südkorea | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Südkorea will Treibhausgasemissionen bremsen

Klimaneutralität bis 2050: Südkorea schont bis 2030 seine Industrie und will Emissionen an anderen Stellen senken. Es setzt auf Kernenergie und hinkt bei Erneuerbaren hinterher.

Von Frank Robaschik | Seoul

  • Klimastrategie: Südkorea mit gemischten Gefühlen beim Klimaschutz

    Beim Klimaschutz setzt sich die Regierung seit 2020 hohe Ziele. Gleichzeitig fürchtet das Land um die Wettbewerbsfähigkeit seiner äußerst energieintensiven Industrie.

    Südkorea war 2022 schätzungsweise die dreizehntgrößte Volkswirtschaft der Welt. Pro Kopf ist die Wirtschaftsleistung des Landes vergleichbar mit Italien. Trotz erster Klimaziele etwa im Jahr 2014 stiegen die Treibhausgasemissionen bis 2018 auf 727,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Dieser Wert ist mehr als doppelt so hoch wie noch 1990. Südkorea ist einer der zehn größten Emittenten von Treibhausgasen weltweit. In den Jahren 2019 und 2020 ging der Ausstoß auch aufgrund der schwächeren konjunkturellen Entwicklung zurück. Nach Schätzungen des Ministry of Environment stieg er 2021 wieder auf 679,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente.

    Im Jahr 2020 verkündete Präsident Moon das Ziel der Klimaneutralität bis 2050. Bis 2030 besteht ein konkretes Reduktionsziel für die Emission von Treibhausgasen insgesamt. Die Regierung des seit Mai 2022 amtierenden Präsidenten Yoon behielt beide Gesamtziele bei. Um die Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes zu mindern, gelten für die Industrie seit März 2023 allerdings weniger strenge Zielwerte bis zum Jahr 2030. Klarer und weniger umstritten ist, dass Südkorea Technologien im Bereich des Klimaschutzes entwickeln und entsprechende Produkte exportieren will.

    Südkorea: Klimabilanz im Jahr 2021

    Indikator

    Südkorea

    Deutschland

    Bevölkerung (in Mio.)

    51,7

    83,2

    Ranking des Landes im Climate Change Performance Index (CCPI)1

    Rang: 60

    Punktezahl: 26,74

    Rang: 16

    Punktezahl: 61,11

    Anteil des Landes an weltweiten Treibhausgasemissionen (in %)

    1,7

    1,9

    CO2-Ausstoß gesamt (in Mio. t/Jahr)2

    616,1

    675,0

    CO2-Ausstoß pro Kopf (in t CO2/Kopf und Jahr)2

    11,9

    8,1

    Emissionsintensität der Wirtschaft (in kg CO₂/BIP3)

    0,3

    0,2

    Energieintensität der Wirtschaft (in MJ4/2015 US$ PPP5)6

    5,31

    2,76

    1 Rang von 63; 2 nur CO2, ohne andere Treibhausgase; 3 Bruttoinlandsprodukt; 4 Megajoule; 5 Purchasing Power Parity (Kaufkraftparität); 6 Angaben für 2019.Quelle: Statistics Korea 2023; Climate Change Performance Index 2023; Global Carbon Atlas 2023; Weltbank 2023

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    Von Frank Robaschik | Seoul

  • Klimaziele: Südkorea will bis 2050 klimaneutral werden

    Die Regierung hat 2020 und 2021 anspruchsvolle Klimaziele verkündet. Teils regt sich Widerstand. Unumstritten ist hingegen die technologische Stärkung der eigenen Firmen.

    Der ehemalige südkoreanische Präsident Moon hatte 2020 verkündet, dass das Land bis 2050 Klimaneutralität anstrebe. Ende 2021 erklärte die Regierung dann, die Emissionen von Treibhausgasen bis 2030 um 40 Prozent gegenüber 2018 reduzieren zu wollen. Dies ist Südkoreas national festgelegter Beitrag im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens (NDC). Dabei vergleicht Südkorea Nettozielwerte mit Bruttoistwerten. Abgestellt auf Nettowerte proklamiert das Land damit im genannten Zeitraum eine Verringerung des Ausstoßes um 36,4 Prozent.

    Der seit Mai 2022 amtierende Präsident Yoon ist bei den Klimazielen weniger enthusiastisch und sieht günstige Energiepreise als einen Wettbewerbsvorteil Südkoreas. Dennoch änderte er nach seinem Amtsantritt nicht die Gesamtzielvorgaben. Im Gegensatz zu Präsident Moon verstärkt er die Nutzung der Kernenergie und baut erneuerbare Energien langsamer aus.

    Regierung macht Vorgaben zu Emissionsmengen 

    Im Rahmen eines Handelssystems mit Treibhausgasemissionen dürfen größere Unternehmen in Südkorea jedes Jahr nur bestimmte Emissionsmengen verursachen. Dies hat bereits die Geschwindigkeit des CO2-Anstiegs gebremst. Ein Großteil der Emissionsrechte wird bisher kostenlos zugeteilt. Firmen, die ihre Ziele übererfüllen, können überschüssige Emissionsrechte an Unternehmen verkaufen, die ihren Vorgaben nicht nachkommen können.

    Wirtschaft kritisiert Klimaziele

    Ende 2021 hielten 88 Prozent der in einer Umfrage der Korea Federation of SMEs befragten Firmen das damalige Ziel zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 40 Prozent bis zum Jahr 2030 für unerreichbar. Die Federation of Korean Industries äußerte 2021 Bedenken bezüglich der Wettbewerbsfähigkeit der südkoreanischen Industrie, wenn diese bis 2050, wie von der Regierung damals geplant, 80 Prozent ihrer Emissionen reduzieren soll. Die Regierung von Präsident Yoon senkte im März 2023 die Reduktionsziele für die Industrie bis 2030. Demnach sollen Firmen ihre CO2-Emissionen bis zum Stichjahr um 11,4 Prozent gegenüber dem bisherigen Maximum von 2018 reduzieren. Die Vorgängerregierung sah ursprünglich eine Reduzierung von 14,5 Prozent vor.

    Gleichzeitig ist für Unternehmen ein positives Image gegenüber Kunden sowie für die Finanzierung von Projekten wichtig. Daher verabschieden viele Firmen Ziele für die Bereiche Umwelt, Gesellschaft und verantwortungsvolle Unternehmensführung (ESG-Ziele). Da Unternehmen Teil internationaler Lieferketten sind, sind für sie Vorgaben oder Wünsche der Abnehmer von Bedeutung. Deshalb setzen südkoreanische Firmen in Werken im Ausland oft ebenfalls erneuerbare Energien ein. Bedenken Südkoreas gegenüber dem geplanten CO2-Grenzausgleich der Europäischen Union (EU) dürften mit der Anerkennung der Kernenergie im Rahmen der EU-Taxonomie als ökologisch nachhaltig deutlich gesunken sein.

    Südkorea stärkt technologische Wettbewerbsfähigkeit von Firmen

    Akkumulatoren für Elektroautos sind als nationale strategische Kerntechnologie klassifiziert. Als Wachstums- und Kerntechnologien fördert Südkorea daneben unter anderem autonomes Fahren, Elektroautos, Energiespeichersysteme, Kernenergie, die Speicherung von Kohlenstoffdioxid (CCUS), die Wasserstoffwirtschaft und erneuerbare Energien.

    Emissionswerte und -ziele Südkoreas (in Millionen Tonnen CO2-Äquivalente)

    Jahr

    Treibhausgasemissionen

    1990 1

    292,2

    2000 1

    502,9

    2010 1

    656,1

    2020 (Ist) 1, 2

    656,6

    2030 (Ziel) 1, 3

    512,0

    2050 (Ziel) 4

    0

    1 Bruttoemissionen; 2 Schätzung; 3 formal gilt ein Nettoziel von 436,6 Millionen CO2-Äquivalente; 4 Klimaneutralität, also netto keine Emissionen inklusive etwa angerechneter Projekte im Ausland.Quelle: Statistics Korea 2023; Ministry of Trade, Industry and Energy 2023

    Von Frank Robaschik | Seoul

  • Klimagesetze: Klimaneutralität bis 2050 im Gesetz verankert

    Südkorea hat Klimaziele auch in einem speziellen Gesetz festgeschrieben. Wichtig ist daneben vor allem der national festgelegte Beitrag zum Klimaschutz bei den Vereinten Nationen.

    Im August 2021 nahm Südkoreas Parlament das Rahmengesetz für klimaneutrales, grünes Wachstum zur Reaktion auf die Klimakrise an. Gemäß dem Gesetz strebt Südkorea bis zum Jahr 2050 Klimaneutralität und bis 2030 eine Senkung der Treibhausgasemissionen um mindestens 35 Prozent gegenüber dem Ausstoß von 727,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten im Jahr 2018 an.

    Ende 2021 verschärfte das Land das Ziel bis 2030 auf 40 Prozent gegenüber 2018 und meldete dies als national festgelegten Beitrag im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens (NDC). Da es dabei Nettoemissionen von 2030 mit Bruttoemissionen von 2018 vergleicht, liegt die Nettovorgabe bei einer tatsächlichen Reduzierung um 36,4 Prozent. Am 22. März 2022 nahm das Parlament die Durchführungsverordnung zum Gesetz für klimaneutrales Wachstum an. Das Gesetz selbst trat am 25. März 2022 in Kraft.

    Die Strafen bei Nichteinhaltung der Ziele im Rahmen des Handelssystems mit Treibhausgasemissionen liegen seit Ende 2022 zwischen etwa 3.800 US-Dollar (US$) beim ersten Verstoß und rund 7.700 US$ ab dem dritten Verstoß. Für Unternehmen sind das keine hohen Beträge. Allerdings gibt es andere Anreize wie die Reputation bei Kunden und Financiers sowie Vorgaben im Rahmen internationaler Lieferketten, die Firmen ebenfalls zu mehr Klimafreundlichkeit drängen.

    Von Frank Robaschik | Seoul

  • Investitionen: Fokus auf Strom, Technologie und Elektromobilität

    Südkoreas Regierung legte im März 2023 neue Pläne zur Erreichung der Klimaziele vor. Sie investiert unter anderem in die Stromversorgung, Elektromobilität und Wasserstoff.

    Im Energiesektor steht für die Regierung von Präsident Yoon die stärkere Nutzung von Kernenergie im Vordergrund. Beim Anteil erneuerbarer Energien an der Energieversorgung hinkt Südkorea international hinterher. Dennoch nimmt es in dem Bereich beachtliche Summen in die Hand. Jedes Jahr fließen Investitionen in Höhe von mehreren Milliarden US-Dollar (US$) in Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Dennoch kommt es insbesondere bei der Umsetzung von Projekten in der Windenergie immer wieder zu Verzögerungen. Die Regierung Yoon bekennt sich auch dazu, die Nutzung von erneuerbaren Energiequellen auszubauen. Allerdings soll der Ausbau langsamer erfolgen, als es die letzten Pläne der Vorgängerregierung vorsahen.

    Im Jahr 2023 beträgt der Haushalt von Südkoreas Zentralregierung zur Reduzierung von Treibhausgasen 9,2 Milliarden US$. Schwerpunkte sind die Umstellung der Mobilität mit Fokus auf umweltfreundlichere Autos und Schiffe, Änderungen im Energiesektor sowie Forschung und Entwicklung an Technologien für Klimaneutralität.

    Das Budget des südkoreanischen Umweltministeriums für Klimaschutz und Luftreinhaltung erreicht 2023 etwa 3,2 Milliarden US$. Größter Kostenpunkt ist der Ausbau der Elektromobilität. Weitere Schwerpunkte sind die Verbreitung von Wasserstoffautos sowie Maßnahmen zur Luftreinhaltung und Reduzierung von Feinstaub.

    In der Wasserstoffwirtschaft steht Südkorea im internationalen Vergleich gut da. Das betrifft die Anzahl von Wasserstoffautos auf den Straßen, die Anzahl von Wasserstofftankstellen und die installierte Kapazität von Brennstoffzellenkraftwerken. Kurzfristig handelt es sich vor allem um Vorhaben für grauen und blauen Wasserstoff. Pläne für grünen Wasserstoff sind eher langfristig angesetzt. Die Regierung Yoon will Wasserstoff auch unter Nutzung von Kernenergie produzieren. Insgesamt soll der Anteil des aus sauberem Wasserstoff erzeugten Stroms von 0 Prozent im Jahr 2022 auf 2,1 Prozent 2023 steigen.

    Klimaschutzfonds vergibt Kredite

    Im Januar 2022 nahm der sogenannte Climate Response Fund den Betrieb auf. Dieser verfügt über etwa 2 Milliarden US$ und finanziert Projekte zur Erreichung der Klimaneutralität. Die Einnahmen stammen aus dem kostenpflichtigen Teil der Zuteilung der Emissionsrechte an Unternehmen sowie aus Mitteln des Staatshaushalts. Im Jahr 2023 vergab der Fonds Finanzierungen über etwa 630 Millionen US$. Auch andere Institutionen stellen Finanzierungen bereit.

    Neuer Grundplan für Klimaneutralität und grünes Wachstum

    Im März 2023 veröffentlichte Südkorea einen nationalen Grundplan zur Verwirklichung der Klimaneutralität und grünen Wachstums bis 2050. Dieser bestätigt das Grundziel der Erreichung der Klimaneutralität bis 2050, gleichzeitig senkt er die Pflichtvorgaben für Erneuerbare für die Industrie. Dafür steigen die Vorgaben für den Energiesektor, für Auslandsprojekte und bei der Speicherung von Kohlenstoffdioxid. In der Industrie will die Regierung die Entwicklung und Kommerzialisierung von klimafreundlichen Technologien fördern. Außerdem will sie Anreize zur freiwilligen Reduzierung von Emissionen stärken.

    Im Bausektor gehen Impulse bisher vor allem von der Regulierung aus, die für Neubauten zunehmend auf höhere Energieeffizienz und Vorgaben zur Eigenversorgung mit erneuerbaren Energien setzt. Zudem will das Land 2023 bis 2030 insgesamt 1,5 Millionen alte private Gebäude grün umbauen. Ab 2025 könnte demnach die grüne Modernisierung von Gebäuden verpflichtend werden.

    In der Landwirtschaft setzt Südkorea etwa auf die Nutzung von Landmaschinen und Anlagen, die weniger Kohlenstoffdioxid emittieren. Des Weiteren werden methanarme Futtermittel und Fischerboote mit hybridem Flüssiggasantrieb entwickelt.

    Bei Abfällen strebt das Land mehr Kreislaufwirtschaft an und plant insbesondere die Erweiterung des Recyclings von alten Solarmodulen und alten Batterien aus Elektroautos. Die Recyclingquote in der Industrie soll von 56,7 Prozent im Jahr 2021 auf 64 Prozent im Jahr 2030 sowie bei Haushaltsabfällen von 84,4 Prozent auf 92,5 Prozent steigen.

    Bei der Speicherung von Kohlenstoffdioxid will Südkorea Technologien entwickeln und die entsprechende Infrastruktur aufbauen. Dazu gehören die entsprechende Gesetzgebung, Vorschriften für Sicherheit und Zertifizierung sowie die Sicherung von möglichen Lagerstätten. An der Ostküste des Landes soll es ein Demonstrationsprojekt geben. Internationale Kooperationsvorhaben strebt Südkorea mit Vietnam, der Mongolei und weiteren Ländern an.

    Angedachte Umsetzung des nationalen Treibhausreduktionsziels Südkoreas bis 2030 (in Millionen Tonnen CO2-Äquivalente; Veränderung gegenüber 2018 in Prozent)

    Sektor

    Emissionen 2018

    NDC für 2030 (Oktober 2021)

    Veränderung

    NDC für 2030 (März 2022)

    Veränderung

    Nettoemisssionen, davon

    686,3

    436,6

    -36,4 *

    436,6

    -36,4 *

    Energie

    269,6

    149,9

    -44,4

    145,9

    -45,9

    Industrie

    260,5

    222,6

    -14,5

    230,7

    -11,4

    Verkehr

    98,1

    61,0

    -37,8

    61,0

    -37,8

    Gebäude

    52,1

    35,0

    -32,8

    35,0

    -32,8

    Landwirtschaft

    24,7

    18,0

    -27,1

    18,0

    -27,1

    Abfallwirtschaft etc.

    22,7

    13,0

    -42,7

    13,0

    -42,7

    Wasserstoff

    k.A.

    7,6

    k.A.

    8,4

    k.A.

    Landnutzung, Forstwirtschaft

    -41,3

    -26,7

    k.A.

    -26,7

    k.A.

    CCUS-Technologien

    k.A.

    -10,3

    k.A.

    -11,2

    k.A.

    Klimabeiträge im Ausland

    k.A.

    -33,5

    k.A.

    -37,5

    k.A.

    * Südkoreas national festgelegter Beitrag im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens (NDC) beträgt 40 Prozent, dabei vergleicht Südkorea jedoch Nettozielwerte mit Bruttoistwerten; abgestellt auf Nettowerte beläuft sich die Verringerung auf 36,4 Prozent.Quelle: Kommission für Klimaneutralität 2021; Ministry of Trade, Industry and Energy 2023

    Langfristig hohe Investitionen geplant

    Gemäß den Plänen dürften sich staatliche Investitionen in den Jahren 2023 bis 2030 auf insgesamt rund 70 Milliarden US$ belaufen. Die größten Schwerpunkte bilden die Entwicklung von industriellen Technologien zur Erreichung der Klimaneutralität, die Bereiche Energieeffizienz und grüner Umbau von Gebäuden, Subventionen für Elektro- und Wasserstofffahrzeuge sowie Investitionen in die Anpassung an die Folgen des Klimawandels.

    Taxonomie zur Klassifizierung grüner Wirtschaftsaktivitäten

    Ende 2022 veröffentlichte das südkoreanische Umweltministerium eine aktualisierte Taxonomie für Wirtschaftsaktivitäten, die einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten. Durch die Festlegungen will das Land dazu beitragen, dass Finanzierungen über grüne Anleihen stärker in diese Bereiche fließen. Die südkoreanische Taxonomie enthält auch die Stromerzeugung aus Flüssiggas als Übergangstechnologie sowie die Stromerzeugung aus Kernenergie.

    Regierung gewährt Steuervorteile für Investitionen

    Für eine Reihe von Technologien sind Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie Ausrüstungsinvestitionen zu einem bestimmten Prozentsatz steuerlich anrechenbar. Dazu gehören Segmente der Elektromobilität, Energiespeichersysteme und Kernenergie. Hinzu kommen bestimmte Systeme zur Stromerzeugung, für den Umweltschutz, Teile in der Lieferkette der Batterieindustrie, Wasserstofftechnologien, erneuerbare Energien sowie die Abscheidung und Speicherung von CO2.

    Von Frank Robaschik | Seoul

  • DIHK-AHK-Umfrage zum Klimaschutz

    Südkorea

    Die Umfrage wurde im April und Mai 2022 vom DIHK unter 2.860 Mitgliedsunternehmen der deutschen Auslandshandelskammern (AHK) durchgeführt. Unternehmen aus insgesamt 107 Ländern nahmen daran teil. Die Befragung gibt wieder, wie die in dem jeweiligen Land tätigen deutschen oder eng mit Deutschland kooperierenden Unternehmen die Situation vor Ort wahrnehmen.

    Von Martin Knapp (DIHK) | Berlin

  • Energie: Kernkraft soll in Südkorea an Bedeutung gewinnen

    Die Regierung unter Präsident Yoon setzt neue Schwerpunkte in der Energiepolitik. Sie will Kernenergie länger nutzen und neue Reaktoren bauen. Kohle dürfte an Bedeutung verlieren.

    Südkoreas Primärenergiegewinnung stieg 2000 bis 2021 um 59 Prozent auf mehr als 307 Millionen Tonnen Öläquivalente (Tons of Oil Equivalent; toe). Erdöl ist mit 119 Millionen toe nach wie vor der wichtigste Energieträger im Land, gefolgt von Steinkohle, Erdgas und Kernkraft. Der Verbrauch stieg im Zeitraum 2000 bis 2021 bei allen Energieträgern, vor allem aber bei Erdgas (Verdreifachung auf 60 Millionen toe) und Steinkohle, bei der zunächst eine Verdopplung 2000 bis 2018 und dann aber ein Rückgang von einem hohen Niveau auf 73 Millionen toe im Jahr 2021 erfolgte. Die Nutzung von Atomkraft stieg nur um knapp ein Viertel. Dagegen gab es relativ betrachtet und ausgehend von einem äußerst niedrigen Niveau hohe Zuwächse bei der Nutzung erneuerbarer Energiequellen.

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    Geringste Nutzung erneuerbarer Energie innerhalb OECD

    Dennoch nutzte Südkorea auch 2021 für seine Energieerzeugung nur vergleichsweise wenig erneuerbare Energiequellen. Nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) lag der Anteil der Erneuerbaren an Südkoreas Primärenergiegewinnung 2021 lediglich bei 2,1 Prozent. Unter den OECD-Ländern ist dies der mit Abstand geringste Wert, der sogar noch geringer ausfällt als bei Russland.

    Anteil erneuerbarer Energien an der Primärenergiegewinnung in ausgewählten Ländern (Anteil in Prozent)

    Land

    Anteil *

    Weltweit

    13,8

    Norwegen

    50,9

    Indien

    25,4

    Deutschland

    15,6

    China

    10,0

    USA

    8,5

    Japan

    7,1

    Russland

    2,7

    Südkorea

    2,1

    * Daten für 2021 oder letztverfügbares Jahr.Quelle: OECD 2023

    Zumindest der bereits äußerst hohe Stromverbrauch wird in den kommenden Jahren mit dem Vormarsch der Elektromobilität und der zunehmenden Vernetzung und Digitalisierung weiter steigen. Inzwischen verbraucht Südkorea nicht nur pro Kopf, sondern auch in absoluten Zahlen deutlich mehr Strom als Deutschland.

    Anteil von Kernenergie an Stromverbrauch soll 2030 auf 30 Prozent steigen

    Plante die Regierung des bis Mai 2022 amtierenden Präsidenten Moon noch einen Atomausstieg, so will die neue Regierung von Präsident Yoon die Nutzung der Kernenergie weiter ausbauen. Vom Tisch sind erst einmal alle Pläne zum Ausscheiden alter Kernreaktoren. Es sollen im Gegenteil weitere Anlagen hinzukommen. Zudem will das Land weiter Kernkraftwerke exportieren, unter anderem nach Tschechien und Polen. Darüber hinaus sehen die Regierung und eine ganze Reihe größerer Firmen kleinere modulare Kernreaktoren als Zukunftsmarkt und investieren entsprechend in deren Entwicklung.

    Erneuerbare sollen im Stromsektor 2030 knapp 20 Prozent erreichen

    Erneuerbare Energien hatten 2021 einen Anteil von 7,1 Prozent an der Stromerzeugung. Solar- und Bioenergie waren dabei mit 4 Prozent respektive 1,9 Prozent die wichtigsten erneuerbaren Stromquellen. Windkraft könnte in einigen Jahren an Bedeutung gewinnen. Dafür sprechen viele große Vorhaben im Offshore-Bereich. Allerdings kommt es seit Jahren immer wieder zu Verzögerungen bei Projekten. Die Vielzahl von notwendigen Genehmigungen, Widerstand von Fischern und die südkoreanische Regierung, die am liebsten Windturbinen aus einheimischer Produktion einsetzen würde, sind wichtige Gründe, warum es so schleppend vorangeht. Hinzu kommt generell die Bemühung um günstige Strompreise im Rahmen der Energiepolitik, gepaart mit der Vorstellung, dass erneuerbare Energien deutlich teurer sind als etwa Atomenergie.

    Impulse für mehr erneuerbaren Strom könnten hingegen von Industriefirmen kommen. Mögliche Beispiele sind Fälle, wo Kunden, seien es internationale Industriekunden oder private Verbraucher, Wert darauf legen, dass die eingekauften Produkte unter Verwendung von erneuerbaren Energien hergestellt werden. Vor diesem Hintergrund beteiligen sich einige südkoreanische Unternehmen etwa an der RE-100-Initiative. Hilfreich für derartige Entwicklungen sind die 2021 neu eingeführte Möglichkeit der Eigennutzung von Ökostrom und seit 2022 der Bezug von erneuerbarem Strom direkt vom Anbieter.

    Auch wegen der hohen Luftverschmutzung will Südkorea weniger Kohle einsetzen. Ihr Anteil an der Stromerzeugung soll nach Plänen der Regierung von 34 Prozent im Jahr 2021 auf knapp 20 Prozent im Jahr 2030 fallen.

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    Südkorea nutzt bereits Brennstoffzellen zur Stromerzeugung

    Nach Angaben des Ministry of Trade, Industry and Energy (MOTIE) hatte Südkorea per Ende 2022 mit 940 Megawatt die weltweit höchsten Kapazitäten bei Brennstoffzellenkraftwerken. Bis 2030 will das Land Wasserstoffturbinen entwickelt haben und diese im industriellen Maßstab produzieren. Die installierte Kapazität bei Brennstoffzellenkraftwerken soll bis dahin auf 3,7 Gigawatt steigen. Daneben plant die Regierung die Mitverbrennung von Wasserstoff in Kohle- und Gaskraftwerken.

    Um die Verbreitung von Kraftwerken zu fördern, die Strom aus Wasserstoff erzeugen, diskutiert Südkorea schon länger den sogenannten "Clean Hydrogen Portfolio Standard (CHPS)". Ab 2025 sollen größere Stromerzeuger in langfristigen Verträgen aus Wasserstoff erzeugten Strom kaufen müssen. Die südkoreanische Regierung denkt dabei explizit auch an Wasserstoff, der unter Nutzung von Kernenergie erzeugt wird.

    Generell steht bei Plänen zur Produktion von Wasserstoff zunächst grauer Wasserstoff aus fossilen Energiequellen im Vordergrund. Daneben gibt es eine Reihe von Vorhaben für blauen Wasserstoff. Hinzu kommen erste kleine Projekte bei grünem Wasserstoff, der unter Zuhilfenahme von erneuerbaren Energien erzeugt wird. Langfristig soll grüner Wasserstoff an Bedeutung gewinnen. Des Weiteren will Südkorea die Technik der CO2-Abscheidung, -Speicherung und -Nutzung (CCUS) entwickeln und nutzen.

    Viele deutsche Unternehmen aktiv

    Angesichts der Marktgröße ist Südkorea traditionell ein interessanter Markt für deutsche Firmen wie Siemens, Siemens Gamesa, SMA oder Rheinhausen. Mit dem zunehmenden Ausbau erneuerbarer Energien kann auch die Planung von Projekten interessanter werden. So haben eine Reihe deutscher Unternehmen Büros im Land gegründet. Dazu zählen etwa BayWa und RWE Renewables. Aber auch Firmen aus anderen Ländern wie Copenhagen Offshore Partners oder Orsted sind vor Ort aktiv. Mit Deutschland besteht eine Energiepartnerschaft, in deren Rahmen es Arbeitsgruppen unter anderem zur Energiewende und zu grünen Energietechnologien gibt.

    Energierohstoffimporte Südkoreas und wichtigste Lieferländer 2022 (Importwerte in Milliarden US-Dollar; Anteile der Lieferländer in Prozent)

    Energieträger

    Importwert

    Bedeutende Lieferländer (Anteil in Prozent)

    Erdöl

    133,6

    Saudi-Arabien (29,7), USA (11,2), Vereinigte Arabische Emirate (10,4), Kuwait (9,2), Irak (7,1)

    Erdgas

    56,7

    Australien (27,0), USA (21,1), Katar (15,0), Malaysia (9,6), Oman (8,2), Indonesien (5,2)

    Kohle

    28,3

    Australien (43,9), Russland (20,1), Indonesien (12,3), Kanada (9,3)

    Uran etc. 1

    0,5

    Russland (35,8)2, Kasachstan (20,1)2, Frankreich (17,7), Vereinigtes Königreich (13,2), Kanada (6,0)

    1 Uran und andere radioaktive Elemente und Isotope; 2 im 1. Quartal 2023 fiel der Importanteil aus Russland und aus Kasachstan auf 0 Prozent.Quelle: Korea International Trade Association 2023

    Von Frank Robaschik | Seoul

  • Verkehr: Schnellzüge, Elektro- und Wasserstoffmobilität im Fokus

    Im Verkehr baut Südkorea weitere Hochgeschwindigkeitsstrecken für Eisenbahnen und fördert die Verbreitung von Elektroautos und Wasserstofffahrzeugen.

    Südkorea will öffentliche Verkehrsmittel noch kundenfreundlicher gestalten und vor allem den Schienenverkehr ausbauen. In den Jahren 2021 bis 2030 sollen rund 78 Milliarden US-Dollar in den Ausbau des Eisenbahnnetzes fließen. Die Regierung plant unter anderem unterirdische Hochgeschwindigkeitszüge im Großraum Seoul. Durch diese und weitere Maßnahmen soll die mit Autos zurückgelegte Entfernung bis 2030 gegenüber 2018 um 4,5 Prozent sinken.

    Strengere Vorgaben für Emissionen

    Auch in Südkorea werden Standards für Emissionen von Kraftfahrzeugen immer strenger. So dürfen 2023 neu zugelassene Personenkraftwagen (Pkw) im Flottendurchschnitt maximal 95 Gramm Kohlenstoffdioxid (CO2) je Kilometer ausstoßen. Dieser Wert ist genauso so hoch wie in der Europäischen Union. Bis 2030 soll die Vorgabe auf 70 Gramm sinken, 2012 waren es noch 140 Gramm CO2 je Kilometer.

    Maximal erlaubte Emissionen von Treibhausgasen für neu zugelassene Pkw im Flottendurchschnitt (in Gramm CO2 je Kilometer)

    2022

    2023

    2024

    2025

    2026

    2027

    2028

    2029

    2030

    Pkw

    97

    95

    92

    89

    86

    83

    80

    75

    70

    Quelle: Ministry of Environment, November 2022

    Mehr Elektro- und Wasserstoffautos

    Daneben erhöht Südkorea den Anteil von Autos mit Elektro-, Hybrid- und Wasserstoffantrieb über zentralstaatliche und regionale Zuschüsse beim Kauf. Des Weiteren fördert die Regierung den Ausbau der Ladestelleninfrastruktur für Elektroautos und das Netz an Wasserstofftankstellen.

    Elektromobilität in Südkorea (Bestand in Einheiten)

    Indikator

    2019

    2020

    2021

    2022

    Hybridautos

    506.047

    674.461

    908.240

    1.170.507

    Elektroautos

    89.918

    134.962

    231.443

    389.855

    Wasserstoffautos

    5.083

    10.906

    19.404

    29.623

    Reguläre Ladestationen

    37.396

    54.383

    91.634

    184.000

    Schnellladestationen

    7.396

    9.805

    15.067

    20.000

    Quelle: Ministry of Land, Infrastructure and Transport 2023; Ministry of Economy and Finance 2023; Korea Environment Corporation 2023

    Umweltfreundlichere Treibstoffe sind Zukunftsthema

    Der Anteil von Biokraftstoffen, die Diesel für Kraftfahrzeuge beigemischt werden, liegt 2023 bei 3,5 Prozent. Im Jahr 2024 soll er auf 4 Prozent und bis 2030 auf 5 Prozent anziehen. Im Oktober 2022 gab das Ministry of Trade, Industry and Energy Pläne bekannt, wonach der Anteil bis 2030 noch stärker erhöht werden und sogar auf 8 Prozent steigen soll.

    Im Schiffbau werden umweltfreundlichere Treibstoffe wie Erdgas, Methanol, Wasserstoff oder Ammoniak anstelle von Schweröl zunehmend ein Thema.

    Insbesondere Wasserstoff wird eine wichtige Rolle zugedacht. Dabei will Südkorea in erster Linie Technologien entwickeln und Erzeugnisse wie etwa Wasserstoffautos produzieren und exportieren. Im Land fahren Wasserstoffautos aktuell in aller Regel mit grauem Wasserstoff. Der geringe Anteil erneuerbarer Energien in der Stromerzeugung eröffnet bisher kaum Möglichkeiten für grünen Wasserstoff. Die Regierung von Präsident Yoon zielt zudem auf unter Nutzung von Kernenergie hergestellten Wasserstoff.

    Von Frank Robaschik | Seoul

  • Industrie: Hohe Emissionen sollen bis 2030 leicht sinken

    Das verarbeitende Gewerbe ist der Kern der Wettbewerbsfähigkeit Südkoreas. Daher plant die Regierung dort niedrigere Vorgaben zur Reduktion der Emissionen als in anderen Bereichen.

    Das verarbeitende Gewerbe hat einen großen Anteil an der Bruttowertschöpfung in Südkorea. Im Jahr 2022 lag dieser bei 28 Prozent (zum Vergleich: Deutschland bei 20,4 Prozent). Zudem ist die südkoreanische Industrie äußerst energieintensiv und emittiert viele Treibhausgase. Die größten industriellen Emittenten waren 2021 Stahlhersteller, die Sektoren Basis- und Petrochemie, Raffinerien, Zement- sowie Halbleiter- und Displayindustrie. Einen besonders hohen Ausstoß verzeichneten 2021 die Unternehmen POSCO, Hyundai Steel, Samsung Electronics, Ssangyong C&E und S-Oil.

    Treibhausgasemissionen ausgewählter Industriebranchen und größte industrielle Emittenten in Südkorea 2021 (in Millionen Tonnen CO2-Äquivalente) 1

    Sektor

    Emissionen

    Top-Emittenten

    Metallherstellung

    127,7

    POSCO (78,5), Hyundai Steel (28,5), Korea Zinc (3,6), Dongkuk Steel (1,9), SNNC (1,5), SeAH Besteel (1,3), Young Poong (1,3)

    Chemieindustrie

    61,3

    LG Chem (9,0), Lotte Chemical (7,1), Hanwha Total (4,9), Yeochun NCC (4,2), Kumho Petrochemical (3,4), Hanwha Solutions (2,7), SK Geocentric (2,6), POSCO Chemical (2,4), Korea Petrochemical Industry (KPIC) (1,7), SK Incheon Petrochem (1,5), OCI (1,3), Hyundai Chemical (1,2), Taekwang Industrial (1,1)

    Zementindustrie etc.

    40,0

    Ssangyong C&E (10,6), Sampyo Cement (5,9), Sungshin Cement (4,9), Halla Cement (4,5), Hanil Cement (4,3), Hanil Hyundai Cement (3,8), Asia Cement (2,4)

    Raffinerien

    34,3

    S-Oil (10,0), GS Caltex (8,5), Hyundai Oilbank (7,5), SK Energy (6,7)

    Elektrotechnik / Elektronik 2

    33,4

    Samsung Electronics (14,5), LG Display (4,8), Samsung Display (4,7), SK Hynix (4,5)

    Sonstige (Auswahl)

    Hyundai Motor (1,5)

    1 Einteilung in Industrie und andere Bereiche nicht identisch mit der Abgrenzung im Rahmen des nationalen Beitrags im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens (NDC); 2 Halbleiterproduktion (22,1), Displays und sonstige Elektrotechnik / Elektronik (11,3).Quelle: Greenhouse Gas Inventory and Research Center 2023; Berechnungen von Germany Trade & Invest

    Südkorea lockert Klimaziele für Industrie

    Um die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie zu erhalten, galten für diese bereits beim national festgelegten Beitrag im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens (NDC) von 2021 deutlich geringere Ziele für die Verringerung der Emissionen als in anderen Bereichen. Pläne der Regierung vom März 2023 senken die Vorgaben weiter ab. Nun strebt das Land bis zum Jahr 2030 gegenüber 2018 nur noch um 11,4 Prozent geringere Emissionen in der Industrie an. Zuvor galt ein Ziel von 14,5 Prozent.

    Emissionen der südkoreanischen Industrie deutlich höher als in Deutschland

    Die Ziele zur CO2-Reduzierung sind damit nicht so ehrgeizig wie in Deutschland. Dabei emittiert Südkoreas Industrie bereits deutlich mehr Treibhausgase als die Industrie in der Bundesrepublik. Das gilt nicht nur pro Kopf, sondern auch in absoluten Zahlen.

    Treibhausgasemissionen in der Industrie und Ziele für deren Entwicklung in Südkorea und Deutschland (in Millionen Tonnen CO2-Äquivalente)

    2018 (Ist)

    2030 (Ziel)

    Veränderung

    Südkorea

    260,5

    230,7

    -11,4

    Deutschland *

    187,6

    119,4

    -36,3

    * 2022 emittierte Deutschlands Industrie laut Umweltbundesamt 164,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente; laut OECD 211,5 Millionen Tonnen im Jahr 2018 und 201,4 Millionen Tonnen im Jahr 2021.Quelle: Ministry of Trade, Industry and Energy 2023; Umweltbundesamt 2023

    Große Emittenten sollen Ausstoß reduzieren

    Szenarien aus dem Jahr 2021 zeigen die grobe Stoßrichtung zur Verringerung der Emissionen für wichtige Industriebranchen. So soll die Stahlindustrie Elektroöfen, Eisenschrott in Elektroöfen und Koksöfen mit weniger Wärmeenergie einsetzen. Die Petrochemie soll andere Rohstoffe wie etwa Bionaphtha nutzen und mehr Altkunststoff wiederverwenden. Die Zementindustrie soll energieeffizienter werden; Altkunststoff und Strom sollen zunehmend Kohle und Flüssiggas ersetzen. Die Halbleiter- und Displayindustrie soll weniger fluorierte Treibhausgase ausstoßen.

    Einige Firmen setzen bereits konkrete Projekte auf. So will der Stahlhersteller POSCO in Gwangyang 2024 mit dem Bau eines Elektroofens mit einer Kapazität von 2,5 Millionen Tonnen Stahl pro Jahr beginnen. Dafür investiert POSCO rund 460 Millionen US-Dollar (US$). Die Produktion soll 2026 beginnen. Langfristig setzt das Unternehmen auf den Einsatz von Wasserstoff in der Stahlproduktion.

    Entwicklung von Technologien im Fokus

    Ein starker Fokus liegt auf der Entwicklung eigener Technologien. Das Ministry of Trade, Industry and Energy (MOTIE) plant in den Jahren 2023 bis 2030 mit Technologieinvestitionen von 730 Millionen US$ in den vier Sektoren Chemie-, Stahl-, Zement- sowie Halbleiter- und Displayindustrie. Das Ministerium benennt zugleich eine Reihe von Technologien, die entwickelt werden sollen. Dazu zählen schnelle Elektroöfen in der Stahlindustrie, Einfangen und Speicherung von Kohlenstoffdioxid (Carbon Capture Use and Storage; CCUS) sowie die Entwicklung von Prozessgasen mit geringerem Treibhauspotenzial in der Halbleiter- und Displayindustrie.

    Beispiele für internationale Kooperationen in der Technologieentwicklung sind laut MOTIE die Stahlproduktion durch Reduktion mit Wasserstoff (mit SSAB aus Schweden und Nippon Steel aus Japan) sowie elektrisch betriebene Steamcracker-Öfen für Rohbenzin (mit BASF aus Deutschland und KBR aus den USA). Außerdem zählen dazu die Verwendung von Altharz in der Zementproduktion (mit EU) und neuen Prozessgasen in der Halbleiterindustrie (mit Dupont aus den USA und mit den Niederlanden).

    Angestrebte Technologieentwicklung in Branchen mit hohen Treibhausgasemissionen in Südkorea

    Sektor

    Technologien, die Südkorea entwickeln will

    Stahlindustrie

    Schnelle Elektroöfen, Verbesserung hybrider Brenn- und Rohstoffe, Stahlproduktion durch Reduktion mit Wasserstoff, Einsatz großer Mengen von Schrott in Produktion, CCUS, Produktion von Wasserstoff als Nebenprodukt

    Chemieindustrie

    Elektrisch betriebene Steamcracker-Öfen für Rohbenzin, Chemikalien auf Methanbasis, CO2-Reduktionsmodelle, CCUS, Nutzung von Kunststoffabfällen als Rohstoffe, Nutzung von Bionaphtha, Herstellung von synthetischem Benzin unter Nutzung von Wasserstoff

    Zementindustrie

    Zementrecycling, Brennstoffe zum Ersatz von Kohle, Nutzung von Altharz, Erhöhung von Beimischungen im Zement, Speicherung von Kohlenstoffdioxid in Zement

    Halbleiter- und Displayindustrie

    Prozessgase mit geringerem Treibhauspotenzial, effiziente Prozesstechnologie

    Quelle: MOTIE 2023

    Voraussichtlich helfen Firmen neu eröffnete Möglichkeiten der Nutzung von Ökostrom. Per Mai 2023 haben sich 30 südkoreanische Firmen der globalen RE100-Initiative angeschlossen. Deren Mitglieder stellen sich das Ziel, zu einem angegebenen Stichjahr nur noch Strom aus erneuerbaren Energien zu verwenden. Oft liegen die Zieldaten noch in weiter Zukunft. Dennoch stellt sich die Frage, ob Südkorea bis dahin genügend Kapazitäten an erneuerbaren Energien bereitstellen kann.

    Südkoreanische Mitglieder der weltweiten RE100-Initiative

    Zieljahr *

    Unternehmen (Beitrittsjahr)

    2025

    Amorepacific, Mirae Asset Securities (beide 2021)

    2030

    LG Energy Solution, SK ie Technology (beide 2021), LG Innotek (2022)

    2040

    SK Inc, SK Siltron, SKC (alle 2020), KB Financial Group, Lotte Chilsung Beverage (beide 2021), Kia, Hyundai Mobis, Naver (alle 2022), Samsung Fire & Marine Insurance, Incheon International Airport, Lotte Wellfood, Samsung Life Insurance (alle 2023)

    2045

    Hyundai Motor (2022)

    2050

    SK Hynix, SK Telecom, SK Materials (alle 2020), Korea Zinc, Korea Water Resources Corporation (beide 2021), KT, Samsung Biologics, Samsung Display, Samsung Electro-Mechanics, Samsung Electronics, Samsung SDI, Hyundai Wia (alle 2022)

    * Zieljahr für komplette Umstellung nur noch auf Strom aus erneuerbaren Energien.Quelle: RE100, 10. Mai 2023

    Die Regierung schafft daneben Systeme zur Kennzeichnung von Nuklearstrom als klimafreundlich. Des Weiteren diskutiert sie über die Möglichkeit, unter Nutzung von Kernenergie hergestellten klimafreundlichen Wasserstoff zu verwenden. Insofern bereitet sich Südkorea auf den CO2-Grenzausgleich der EU (CBAM) vor, sodass zumindest der in die EU exportierte Teil des Stahls den Anforderungen von CBAM genügen kann.

    Firmen wollen Energieeffizienz verbessern

    Gemäß Umfragen der Korea Chamber of Commerce and Industry stehen südkoreanische Unternehmen der Klimaneutralität inzwischen positiver gegenüber. Äußerten sich im Februar 2022 noch 65 Prozent der befragten Firmen negativ, so fielen im Februar 2023 knapp 69 Prozent der Antworten positiv aus. Zwei Drittel der Teilnehmer haben einen Investitionsplan für Klimaneutralität. Die wichtigsten Bereiche, in denen Unternehmen investieren wollen, sind laut Umfrage:

    • Steigerung der Energieeffizienz (68 Prozent),
    • Verwendung erneuerbarer Energien (24 Prozent),
    • Nutzung von Abwärme (19 Prozent),
    • Änderungen bei Brennstoffen (12 Prozent),
    • Reduzierung der Prozessgase (8 Prozent),
    • Ressourcenkreislauf (8 Prozent) und
    • CCUS (3 Prozent).

    Im Oktober 2022 gründete MOTIE eine Innovationspartnerschaft für Energieeffizienz mit 30 großen industriellen Energieverbrauchern. Diese stehen laut MOTIE zusammen für 57 Prozent des industriellen Energieverbrauchs in Südkorea. Demnach vereinbarten die Firmen mit der Regierung, die Energieintensität jedes Jahr um 1 Prozent zu senken. Die Mitglieder der Partnerschaft sind in großen Teilen identisch mit den größten industriellen Emittenten von Treibhausgasen. Ende September 2022 hat MOTIE für 2023 beschleunigte Abschreibungen auf Investitionen in Energieeinspar- und -effizienzmaßnahmen angekündigt. Etwa 160 Millionen US$ sollen beispielsweise in Anlagen zur Kokstrockenkühlung in Stahlwerken fließen.

    Teilnehmer der Korea Energy Efficiency Partnership

    Branche

    Anzahl

    Top-Emittenten

    Metallherstellung

    4

    POSCO, Hyundai Steel, Korea Zinc, SNNC

    Petrochemie

    9

    Hanwha Total, Yeochun NCC, Lotte Chemical, LG Chem, SK Geocentric, SK Incheon Petrochem *, Korea Petrochemical Industry (KPIC), Hanwha Solutions, Hyundai Chemical *, Ulsan Aromatics

    Zementindustrie

    7

    Sungshin Cement, Ssangyong C&E, Sampyo Cement, Asia Cement, Halla Cement, Hanil Cement, Hanil Hyundai Cement

    Raffinerien

    5

    S-Oil, GS Caltex, Hyundai Oilbank, SK Incheon Petrochem *, SK Energy, Hyundai Chemical *

    Elektronik

    4

    Samsung Electronics (Halbleiter), SK Hynix (Halbleiter), Samsung Display, LG Display

    Kfz

    1

    Hyundai Motor

    * die beiden Unternehmen SK Incheon Petrochem und Hyundai Chemical werden sowohl der Petrochemie als auch Raffinerien zugeordnet.Quelle: MOTIE 2023

    Von Frank Robaschik | Seoul

  • Gebäude: Strengere Vorschriften treten sukzessive in Kraft

    Südkorea verschärft die Vorgaben für Neubauten so lange, bis 2050 nur noch Nullenergiegebäude errichtet werden dürfen. Dies betrifft auch die weit verbreiteten Hochhäuser.

    Insbesondere bei älteren Gebäuden wurde in Südkorea nur wenig auf Wärmedämmung geachtet. Im Laufe der Zeit wurden die Vorschriften in diesem Bereich etwas strenger. So hat das Land eine eigene Roadmap zur Verbreitung von Nullenergiegebäuden aufgelegt. Im Rahmen dieser Roadmap erhöht die Regierung schrittweise die Vorgaben zur Energieeffizienz und zu Pflichtanteilen bei der Eigenversorgung mit erneuerbaren Energien.

    Diese Vorschriften sind der Haupttreiber für die Reduzierung von Treibhausgasen im Gebäudesektor. Angesichts des relativ standardisierten Baus von Hochhäusern in Südkorea ist für deutsche Unternehmen mit passenden Produkten in diesem Bereich eine Zusammenarbeit mit staatlichen und privaten Wohnungsbauern interessant.

    Die strengeren Vorschriften dürften unter anderem der gebäudeintegrierten Fotovoltaik helfen. Aber auch Elemente zur besseren Isolierung sind dadurch mehr gefragt, etwa entsprechende Fenster. Außerhalb des durch die Vorgaben entstehenden Marktes für besser isolierte Gebäude gibt es nach Erfahrungen deutscher Firmen außerdem eine gewisse Nachfrage von Privatpersonen, die sich für ihre Eigenheime eine bessere Isolierung wünschen.

    Roadmap zur Verbreitung von Nullenergiegebäuden in Südkorea *

    Indikator

    Seit 2020

    Seit 2023

    Ab 2025

    Ab 2030

    Ab 2050

    Staatliche Bürogebäude

    Ab 1.000 Quadratmeter

    Ab 500 Quadratmeter

    Alle

    Wohngebäude der öffentlichen Hand

    ab 30 Haushalte

    Alle

    Private Bürogebäude

    Ab 1.000 Quadratmeter

    Ab 500 Quadratmeter

    Alle

    Private Wohngebäude

    Ab 30 Haushalte

    Alle

    Anteil der Deckung des eigenen Energiebedarfs aus erneuerbaren Energiequellen

    20 bis 40 Prozent

    20 bis 40 Prozent

    20 bis 40 Prozent, voraussichtlich bei staatlichen Gebäuden teils 40 bis 60 Prozent

    20 bis 40 Prozent, voraussichtlich bei staatlichen Gebäuden teils 60 bis 80 Prozent

    100 Prozent

    * gilt für neu errichtete Gebäude ab der angegebenen Fläche oder Wohnungszahl.Quelle: Ministry of Land, Infrastructure and Transport, Juli 2022

    Daneben gibt es Ansätze zur Gebäudesanierung, sogenanntes Green Remodeling. Gemessen an der Menge der gebauten Einheiten dürfte das Segment des Neubaus allerdings interessanter sein, da Gebäude in Südkorea in der Regel eine geringere Lebensdauer als in Deutschland haben.

    Auf mehr Energieeffizienz setzt die Regierung des Weiteren bei der Beleuchtung und bei elektrischen Geräten. Aufgrund der heißen Sommer verbrauchen Klimaanlagen viel Strom. Insofern könnten vor allem energieeffiziente Klimaanlagen den Stromverbrauch und damit auch die Emissionen von Treibhausgasen senken. Als Heizungen sind in Südkorea traditionell Fußbodenheizungen weit verbreitet.

    Allerdings haben Vermieter und Mieter gewöhnlich nur ein geringes Interesse an Energieeffizienz im Gebäude. Vermieter tragen die Nebenkosten nicht. Mieter ziehen häufig um und sind daher in der Regel nicht bereit, große Summen in fest im Gebäude verbaute Elemente zu investieren.

    Von Frank Robaschik | Seoul

  • Fachkräfte für den Klimaschutz: Allgemein gute Ausbildung

    Per se besteht in Südkorea keine Knappheit an Arbeitskräften. Praktische Fähigkeiten vermitteln in der Regel die Betriebe.

    Insgesamt sind in Südkorea ausreichend Arbeitskräfte verfügbar. Engpässe gibt es jedoch vereinzelt bei Software- und IT-Experten sowie bei Verkaufsingenieuren oder spezialisierten Technikern, die sowohl über eine Berufsausbildung als auch über Englischkenntnisse verfügen.

    Im Durchschnitt sind südkoreanische Arbeitskräfte gut ausgebildet. Vor allem Absolventen führender Hochschulen wie Korea Advanced Institute of Science and Technology, Seoul National University, Korea University, Yonsei University oder Postech verfügen im Regelfall über eine breite und solide theoretische Grundlagenbildung. Die Vermittlung praktischer Fähigkeiten erfolgt normalerweise im Betrieb.

    Angesichts des Mangels von Fachkräften mit spezieller praktischer Ausbildung führt die Deutsch-Koreanische Industrie- und Handelskammer (AHK Korea) zusammen mit deutschen Firmen ein Ausbildungsprogramm für Kfz-Mechatroniker und ein Traineeprogramm in der Logistik durch.

    Von Frank Robaschik | Seoul

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für deutsche Exportwirtschaft, auch Hinweise zu Ausschreibungen

    Auslandshandelskammer (AHK) Korea

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministry of Environment

    Umweltministerium

    Ministry of Land, Infrastructure and Transport

    Bau- und Verkehrsministerium

    Ministry of Trade, Industry and Energy

    Zuständig für Handels-, Industrie- und Energiepolitik

    Korea Energy Agency

    Setzt Programme der Energiepolitik um

    2050 Carbon Neutrality and Green Growth Commission

    Erarbeitete erste Roadmaps zur Klimaneutralität

  • Angebote der AHK

    AHK (Süd-)Korea

    Die Deutsch-Koreanische Industrie- und Handelskammer (AHK Korea; KGCCI) engagiert sich in zahlreichen klimabezogenen Aktivitäten und Dienstleistungen:

    • Umsetzung des Sekretariats der Deutsch-Koreanischen Energiepartnerschaft in Südkorea mit weiteren Partnern im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Schwerpunkte der Kooperation sind: Ausbau und Systemintegration erneuerbarer Energien, Steigerung der Energieeffizienz, Energiesysteme der Zukunft, grüner Wasserstoff sowie Kernkraftausstieg;
    • Organisation von lokalen Beiratssitzungen, in denen deutsche Energieunternehmen Erfahrungen austauschen und politische Positionen abstimmen können;
    • Durchführung von Zielmarktanalysen, Präsentationsveranstaltungen, B2B-Treffen und weitere Dienstleistungen für deutsche Unternehmen aus dem Bereich Energie und Energieeffizienz im Rahmen der Exportinitiative Energie und der individuellen Markteintrittsberatung;
    • Organisation von öffentlichen Veranstaltungen zu den Fokusthemen ESG und Wasserstoff mit deutschen und südkoreanischen Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft sowie Regierung und Verwaltung;
    • Im Bereich der Elektromobilität: Präsentation von Aktivitäten der deutschen Automobilindustrie in Südkorea und Kooperation mit deutscher Automobilindustrie zum Thema Verankerung der neuen relevanten Lehrinhalte in der beruflichen Bildung in Südkorea. 

    Kontakt


    Telefon: +82 2 37804-600

    E-Mail: info@kgcci.com

    Homepage: http://www.kgcci.comhttp://korea.ahk.de

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