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Branche kompakt | Tschechische Republik | Abfallwirtschaft

Weg zur Kreislaufwirtschaft ist noch steinig

Als Industrieland erzeugt Tschechien jährlich große Abfallmengen. Die Hälfte der Siedlungsabfälle landet auf Deponien. Eine effiziente Kreislaufwirtschaft soll das ändern.

Von Gerit Schulze | Prag

  • Markttrends

    Tschechische Betriebe und Verbraucher produzieren viel Abfall. Die Verwertung dieser Ressourcen bleibt noch hinter den europäischen Vorgaben zurück und muss optimiert werden.

    In Tschechien steigen die Abfallmengen seit Jahren kontinuierlich an. Dafür verantwortlich sind das höhere Wohlstandsniveau, die wachsende Wirtschaftsleistung und der Boom im Onlinehandel. Nach Angaben des Statistikamtes betrug das Abfallvolumen im Jahr 2021 rund 40 Millionen Tonnen. 

    Hausmüllmenge steigt besonders schnell

    Bei Siedlungsabfällen hat sich das Aufkommen in den letzten zehn Jahren um ein Zehntel vergrößert und erreichte 2021 rund 5,9 Millionen Tonnen. Laut Eurostat fielen pro Kopf in Tschechien 562 Kilogramm Hausmüll an. Der EU-Durchschnitt liegt bei 530 Kilogramm.

    60 %

    aller Wertstoffe im Hausmüll müssen ab 2025 getrennt werden. 

     

    Immer noch landet rund die Hälfte der Siedlungsabfälle auf Deponien, etwa 12 Prozent werden energetisch genutzt und nur ein Drittel wiederverwertet. Damit hat Tschechien noch großen Nachholbedarf bei Recycling und Abfallvermeidung.

    Programm für die Kreislaufwirtschaft gestartet

    Das spiegelt sich im Aktionsplan "Cirkulární Česko" wider, der den Weg zu einer Kreislaufwirtschaft beschreibt. Die erste Phase läuft bis 2027. Geplant ist, schon beim Produktdesign die künftige Wiederverwertung stärker zu berücksichtigen und eine längere Lebensdauer zu ermöglichen. Der Anteil von Sekundärrohstoffen soll erhöht werden und mehr Produktionsabfälle in den Wirtschaftskreislauf zurückkehren. Es werden neue Recyclingtechnologien sowie die Einführung digitaler und smarter Lösungen für die Abfallwirtschaft unterstützt. Dazu gehören auch automatisierte Anlagen oder Roboter für Müllsortierung und Recycling.

    Der Aktionsplan strebt an, Einwegartikel – besonders aus Kunststoff – zu reduzieren. Bei Bioabfällen wird mehr Kompostierung gefördert. Für Bauabfälle ist eine sauberere Trennung der einzelnen Bestandteile das Ziel, zum Beispiel durch selektive Demontage von Gebäuden.

    Insgesamt besteht die Aufgabe darin, die Abfallmenge nicht mehr proportional zum Wirtschaftswachstum ansteigen zu lassen. Dazu beitragen kann die Förderung der Sharing Economy, also das gemeinsame Nutzen von Ressourcen.

    Kommunale Sammelstellen sollen Deponien entlasten  

    Das tschechische Abfallgesetz schreibt den Gemeinden vor, sich um die Siedlungsabfälle auf ihrem Gebiet zu kümmern. Sie müssen Sammelstellen für gefährliche Abfälle, Papier, Kunststoffe, Glas, Metalle, Bioabfälle, Speiseöle ausweisen. Ab 1. Januar 2025 ist auch die Erfassung von Textilabfällen verpflichtend. Im Jahr 2025 sollen mindestens 60 Prozent aller Siedlungsabfälle aus getrennt verwertbaren Bestandteilen bestehen. Diese Quote steigt 2030 auf 65 Prozent und 2035 auf 70 Prozent.

    Ebenso wird die Deponierung von Hausmüll erschwert. Ab 2035 dürfen höchstens noch 10 Prozent des Hausmülls (Gewicht) auf Deponien landen. Schon ab 1. Januar 2030 können keine Abfälle mit hohem Heizwert mehr abgelagert werden (mehr als 6,5 Megajoule/Kilogramm Trockenmasse), die recycelbar sind oder die bestimmte Grenzwerte der Biostabilität überschreiten. Ebenso dürfen keine gefährlichen Abfälle mehr auf die Deponie, die technisch in Sondermüllverbrennungsanlagen oder in anderen Anlagen zur stofflichen Verwertung verarbeitet werden können.

    Müllverbrennung bislang kaum genutzt

    Um die Deponiequote zu senken, muss auch Tschechien verstärkt auf thermische Verwertung der Siedlungsabfälle setzen. Bislang werden weniger als 4 Prozent des Abfallaufkommens verbrannt, bei Siedlungsabfällen rund 12 Prozent. Laut Amt für Hydrometeorologie (das für die Luftmessung zuständig ist) gibt es vier große Anlagen zur Hausmüllverbrennung in Prag, Brno, Liberec und Plzeň. Sie haben eine Jahreskapazität von knapp 900.000 Tonnen. Daneben verfügt das Land über 20 Verbrennungsanlagen für Industrie- und Krankenhausabfälle mit einer Kapazität von über 100.000 Tonnen. Außerdem nutzen fünf Zementwerke Abfall als zusätzlichen Brennstoff. Dort können pro Jahr 550.000 Tonnen Müll thermisch verwertet werden.

    Der mit über 15 Milliarden Euro gefüllte Modernisierungsfonds der EU unterstützt Tschechien auf dem Weg zur Energiewende. Ein Schwerpunkt ist die Umstellung der Wärmeversorgung weg von fossilen Energieträgern (Programm HEAT). Dabei werden auch Projekte zur thermischen Abfallverwertung gefördert. Allerdings ist der Neubau von Müllverbrennungsanlagen ein Politikum und stößt häufig auf den Widerstand der lokalen Bevölkerung. Größere Vorhaben sind derzeit nicht in der Planung.

    Tschechiens Ziele für die Abfallwirtschaft

    • Abfallvermeidung und Verringerung der Abfallproduktion
    • Minimale Auswirkungen der Abfallwirtschaft auf Mensch und Umwelt
    • Nachhaltige Entwicklung und Übergang zur Kreislaufwirtschaft
    • Nutzung von Abfällen als Ersatz für Primärressourcen

    Quelle: Abfallwirtschaftsplan der Tschechischen Republik für den Zeitraum 2015 bis 2024 mit Ausblick auf 2035

    Neues Pfandsystem ab 2025 geplant

    Ein weiterer wichtiger Schritt zu mehr Abfallverwertung ist die Einführung eines Pfandsystems für Verpackungen. In diesem Segment ist die Müllmenge in den vergangenen Jahren besonders stark gestiegen. Das hängt vor allem mit der Coronapandemie und dem Boom beim Onlinehandel zusammen. Laut Umweltministerium fielen 2021 in Tschechien 1,44 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle an.

    Bislang gibt es nur für genormte Bierflaschen ein Pfandsystem. Für Kunststoffflaschen aus Polyethylenterephthalat (PET) und für Dosen gab es in der Vergangenheit freiwillige Aktionen einiger Handelsketten, Anreize für die Rückgabe zu bieten. Dazu gehörten Einkaufsgutscheine oder Rabattmarken. Nun will das tschechische Umweltministerium die Sache umfassender lösen. Ein Gesetzentwurf sieht vor, auf alle PET-Flaschen und Getränkedosen ab 2025 ein Pfand von 4 Kronen (rund 16 Eurocent) zu erheben.

    Für welche Verpackungen soll das neue Pfandsystem gelten?

    • alle nicht alkoholischen Getränke in Kunststoffflaschen und Dosen mit einem Volumen zwischen 0,1 und 3 Litern
    • für alkoholische Getränke bis 15 Prozent Alkoholgehalt
    • Ausnahmen: Milch- und milchhaltige Getränke, Spirituosen mit mehr als 15 Prozent Alkoholgehalt, Glasflaschen
    • Verpflichtet zur Rücknahme sind Geschäfte und Tankstellen mit mehr als 50 Quadratmetern Verkaufsfläche sowie Online-Anbieter

    Die Pfandpflicht würde in Tschechien pro Jahr rund 1,8 Milliarden PET-Flaschen und 800 Millionen Getränkedosen betreffen. Diese Menge entspricht laut Zeitungsberichten 47.000 Tonnen Kunststoff und 15.000 Tonnen Metall, die verarbeitet werden könnten. Prag erhofft sich dadurch, die von der EU vorgegebenen Mindestwerte für die getrennte Sammlung von Kunststoffflaschen zu erfüllen. Für Hersteller von Pfandautomaten eröffnen die Pläne gute Geschäftsmöglichkeiten.

    Viele Projekte dank EU-Förderung

    Die meisten Investitionsprojekte finden derzeit dank Zuschüssen aus EU-Fonds statt. Zu den Schwerpunkten zählen Verbrennungsanlagen für Krankenhausabfälle, Sortierstationen und die Verarbeitung von Plastikmüll. 

     

    Investitionsprojekte in Tschechiens Abfallwirtschaft (Auswahl)
    Projekt / Ort

    Investition (in Mio. Euro) *)

    Stand

    Projektträger

    Verwertungsanlage für Kunststoffabfälle / Litvínov

    82 bis 124

    Baubeginn 2025; Fertigstellung 2027 geplant; in den letzten 2 Jahren Piloteinheit getestet; EU-Förderung wird nach Auswahl des Lizenzgebers beantragt

    Orlen Unipetrol

    Aufbau einer energetischen Abfallverwertung zur Wärmegewinnung / Přerov

    25,6

    Bau 2021 begonnen; Fertigstellung Mitte 2024 geplant; EU-FörderungVeolia Energie ČR
    Biogasanlage für biologisch zerlegbare Abfälle / Mladá Boleslav

    10,9

    Bau 2021 begonnen; Fertigstellung April 2024 geplant; EU-FörderungCompaq Mladá Boleslav
    Automatisierte Sortierlinie für Kunststoffe und Papier / Brno

    8,3

    Bau 2021 begonnen; Fertigstellung Mitte 2024 geplant; EU-FörderungSako Brno

    Modernisierung der Verbrennungsanlage für gefährliche Krankenhausabfälle / Benešov u Prahy

    8,3

    Fertigstellung bis Ende 2024 geplant; Förderung aus EU-Fonds

    Nemocnice Rudolfa a Stefanie Benešov, nemocnice Středočeského kraje

    Verarbeitung von Altölen und Fetten / Horní Suchá

    8,1

    Bau begonnen; Fertigstellung bis Ende 2025 geplant; EU-Förderung

    Trafin Oil

    Sammel- und Sortierstelle für Abfälle / Kyjov

    2,2

    Fertigstellung bis Mitte 2025 geplant; EU-Förderung

    Město Kyjov

    * Umrechnung anhand des Wechselkurses 1 Euro = 24,375 Tschechische Kronen (Tschechische Nationalbank, 11.12.2023).Quelle: DotaceEU.cz; Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen 2023

    Von Gerit Schulze | Prag

  • Branchenstruktur

    In Tschechiens Entsorgungswirtschaft herrscht ein starker Wettbewerb. Viele Spezialfirmen bieten ihre Dienstleistungen an. Dabei gibt es noch viele ungenutzte Geschäftspotenziale.

    In Tschechien werden jährlich rund 35 Millionen Tonnen Abfall wiedergenutzt oder verarbeitet. Damit ist die Entsorgungswirtschaft ein wichtiger Geschäftszweig. Die Verwertungsquote stagniert seit einigen Jahren, wobei die Abfallmenge gestiegen ist.

    Kunststoffrecycling gewinnt an Bedeutung

    Durch die geplante Einführung eines Pfandsystems für PET-Flaschen dürfte sich das Aufkommen an eingesammelten Plastikmüll erhöhen. Damit steigt der Bedarf an Verarbeitungskapazitäten. Der polnische Petrochemiekonzern Orlen Unipetrol bereitet eine Großinvestition für Kunststoffrecycling vor. Dabei sollen nach dem Pyrolyseverfahren aus Plastikresten flüssige Ausgangsstoffe gewonnen werden. Eine zweijährige Pilotphase ist bereits erfolgreich abgeschlossen. Die nun geplante große Anlage in Litvínov könnte laut Presseberichten über 120 Millionen Euro kosten. 

    Da dieses Verfahren wegen seiner Ökobilanz umstritten ist, setzt Orlen Unipetrol auch auf mechanisches Recycling zur Granulatgewinnung. Dafür hatte der Chemiekonzern 2022 den tschechischen Marktführer Remaq gekauft. Dieser recycelt vor allem Polyethylen, Polypropylen und Polystyrol und hat Kapazitäten für 3.000 Tonnen pro Monat. 

    Nachholbedarf bei Elektronikmüll

    Nachholbedarf hat Tschechien noch bei der Entsorgung von Elektronikmüll. Bislang haben sechs Firmen Lizenzen für das Einsammeln und Verwerten: Asekol, ČEZ Recyklace, Ekolamp, Elektrowin und Rema Systém. Laut Umweltministerium wurden 2022 über 300.000 Tonnen Elektronikgeräte im Land verkauft. Im gleichen Zeitraum wurden 133.000 Tonnen Altgeräte von Händlern, Herstellern und über Sammelsysteme zurückgenommen. Das entspricht einer Quote von 58 Prozent der Neuverkäufe. Tschechien bleibt damit unter der Vorgabe der Europäischen Union, die in der Richtlinie 2012/19/EU für 2021 einen Wert von 65 Prozent vorsah. 

    Mit der Entsorgung alter Fotovoltaikanlagen hat das Umweltministerium sieben Spezialfirmen beauftragt (Asekol Solar, Ecopartner, FitCraft Recyklace, Mintes, PV Recovery, Recycling Systems und REsolar). Das tschechische Unternehmen Silver Silicon aus Javornice hat eine Technologie entwickelt, mit der es nach eigenen Angaben 98 Prozent der Bestandteile von Solarmodulen wiedergewinnen kann. Es baut derzeit Kapazitäten für 1.000 Tonnen pro Jahr auf, die sich mittelfristig verzehnfachen sollen.

    Zahl der Autowracks könnte steigen

    Ein Geschäftsfeld mit guten Perspektiven ist die Entsorgung von Altautos. Tschechien gehört in Europa zu den Ländern mit dem ältesten Fuhrpark. Die etwa 6,6 Millionen Pkw im Land sind durchschnittlich 16 Jahre alt. Pro Jahr werden rund 180.000 Autowracks entsorgt. Das Firmenregister des Umweltministeriums enthält 295 Unternehmen, die sich mit der Verwertung von Altfahrzeugen befassen.

    Abfallmengen und Müllentsorgung in Tschechien (2021)
    Abfallart

    Abfälle insgesamt

    Siedlungsabfälle

    Produktion (in Mio. t)

    39,9

    5,9

    Abfallnutzung (in %), darunter

    87,0

    50,0

      Wiederverwertung

    84,0

    38,0

      energetische Nutzung

    3,0

    12,0

    Abfallbeseitigung in Deponien (in %)

    10,0

    48,0

    Sonstige Müllentsorgung (in %)

    3,0

    2,0

    Quelle: Umweltministerium "Angaben zur Abfallwirtschaft 2009 - 2021" (Souhrnná data o odpadovém hospodářství ČR v letech 2009 - 2021), 2023

    Den größten Anteil am Müllaufkommen hat die Bauindustrie. Auf Bauschutt und Abbruchreste entfällt mehr als die Hälfte der gesamten Abfallmenge im Land. Sie werden nach Angaben des Umweltministeriums aber fast vollständig wiederverwertet. Große Volumina entstehen außerdem bei der Wasserreinigung, im Groß- und Einzelhandel sowie im verarbeitenden Gewerbe. 

    Abfallmengen in Tschechien nach den größten Abfallarten
    Abfallart (EU-Abfallverzeichnis-Code)

    2020 (in 1.000 t)

    2021 (in 1.000 t)

    Veränderung 2021/ 2020 (in %) 2)

    Insgesamt, darunter38.50439.8973,6
    Bau- und Abbruchabfälle (17)25.05025.9373,5
    Siedlungsabfälle (kommunale Abfälle) (20)5.766 1)6.000 1)4,1
    Abfälle aus Kläranlagen (19)2.9473.2179,2
    Abfälle, die bei der Wärmegewinnung entstehen (10)1.1641.086-6,7
    Verpackungsabfälle (15)1.1531.079-6,4
    Abfälle der Metall- und Kunststoffindustrie (12)6076598,5
    Abfälle aus der Holz- und Papierindustrie (03)

    254

    272

    7,3

    Abfälle der Land- und Forstwirtschaft sowie der Nahrungsmittelindustrie (02)2552602,0
    Ölabfälle und Abfälle aus flüssigen Brennstoffen (13)1471523,0
    1 Abweichung von oberer Tabelle, da Müllmengen unter Schwellenwert nicht berücksichtigt wurden; 2 Berechnung aufgrund der nicht aufgerundeten Werte.Quelle: Statistisches Umweltjahrbuch für die Tschechische Republik 2021; Umweltministerium und Umweltinformationsagentur Cenia 2023

    Besondere Sorgfalt erfordert der Umgang mit Gefahrenstoffen. Hier beträgt die Abfallmenge pro Jahr bis zu 1,8 Millionen Tonnen. Jeweils eine halbe Million Tonnen entfallen dabei auf das verarbeitende Gewerbe und auf die Wasserwirtschaft  wegen Klärschlamm. 

    Nach Angaben des Umweltministeriums sind derzeit über 8.000 Unternehmen mit der Sammlung, Sortierung, Deponierung und Verarbeitung von Abfällen beschäftigt. Im Register des Ministeriums lassen sich spezialisierte Firmen für alle Formen der Abfallbehandlung finden. 

    Außerdem können in dem Verzeichnis die Entsorgungseinrichtungen recherchiert werden. Demnach gibt es 160 Mülldeponien, rund 250 größere Kompostieranlagen und 14 Verbrennungsanlagen. 

    Ausländische Konzerne stark im Geschäft

    Hinter den umsatzstärksten Unternehmen der tschechischen Abfallwirtschaft stehen meist internationale Konzerne. Auf über eine halbe Milliarde Euro Erlöse mit Metallsammlung und -verwertung kam zuletzt TSR Czech Republic, die zur deutschen Remondis Gruppe gehört. Daneben zählen die österreichische FCC Group, die dänische Marius Pedersen und die tschechische AVE zu den größten Branchenunternehmen. 

    In Prag teilen sich das kommunale Unternehmen Pražské služby (PSAS) und AVE CZ noch bis 2025 den Großteil des Abfallgeschäfts. Sie erfüllen als Konsortium einen Zehnjahresvertrag mit der tschechischen Hauptstadt. Außerdem sind IPODEC und Komwag mit der Müllbeseitigung in der Millionenstadt beschäftigt.

    Ein Unternehmen dominiert bei Verpackungen

    Bei Verpackungsabfällen dominiert Eko-Kom den Markt in Tschechien. Es ist gemäß dem Verpackungsgesetz autorisiert, landesweit Verpackungsabfälle zu sammeln, zu sortieren und zu verwerten. Eko-Kom hat Verträge mit über 21.000 Kunden abgeschlossen, die Gebühren für die in Umlauf gebrachten Verpackungen zahlen. Jährlich erfasst der Entsorgungsbetrieb 1,3 Millionen Tonnen Abfälle. Dafür stehen 840.000 Sammelcontainer zur Verfügung. 

    Pro Kopf wurden 2022 in Tschechien 78 Kilogramm Papier, Kunststoff, Glas, Metall und Getränkekartons abgegeben. Von den eingesammelten Kunststoffen wurden 2022 noch 39 Prozent verbrannt. Recyclingquoten von fast 100 Prozent erreicht Eko-Kom bei Papier und Glas. 

    Wichtige Entsorgungsunternehmen in der Tschechischen Republik
    UnternehmenSparte

    Umsatz 2022 (Mio. Euro)

    Veränderung 2022/2021 *)

    TSR Czech Republic (Remondis Gruppe)Sammlung und Verwertung von Eisenschrott und Buntmetall5270,6
    FCC Česká republika (FCC Gruppe)Sammlung, Verwertung, Verbrennung von Abfall, Deponiebetrieb19910,9
    AVE CZ odpadové hospodářství (EP Industries)Abfallsammlung und -verwertung, Deponiebetrieb, Altlastensanierung1823,7
    Marius Pedersen (Marius Pedersen Gruppe)Abfallsammlung und -verwertung, ökologische Sanierung166-1,3
    Eko-kom (verschiedene Aktionäre)Sammlung und Verarbeitung von Verpackungsabfällen14721,6
    Pražské služby (Stadt Prag)Abfallsammlung und -verwertung, energetische Nutzung, Sammelstellen1555,8
    Recovera Využití zdrojů (Veolia Gruppe)Sammlung, Verwertung von Abfall, Deponiebetrieb, Altlastensanierung9712,9
    Hamburger Recycling CZ (Prinzhorn Gruppe)Abfallsammlung und -verwertung von Altpapier30-0,5
    Komwag (Reiwag Facility Services und Stadtbezirk Prag 2)Abfallsammlung und -verwertung, Abfallkörbe auf öffentlichen Flächen155,1
    RPG Recycling (REC Gruppe)Sammlung und Verwertung von Gummireifen1218,7
    * Veränderung in Prozent gegenüber Vorjahr aufgrund des Wertes in Tschechischen Kronen.Quelle: Handelsregister 2023; Abfallwirtschaftsverband ČAOH 2023; Recherchen von Germany Trade & Invest 2023

    Von Gerit Schulze | Prag

  • Rahmenbedingungen

    Tschechien ist offen für Technologien und Investitionen aus dem Ausland. Deutsche Produkte für Recycling und Abfallbehandlung sind gefragt. Allerdings ist der Preisdruck hoch.

    Tschechien ist eine sehr offene Volkswirtschaft und begrüßt ausländische Investoren auch in der Abfallwirtschaft. Bekannte internationale Konzerne machen gute Geschäfte in der Entsorgungswirtschaft des Landes. Regional ist das Müllgeschäft allerdings zum Teil monopolisiert. Die Kommunen schreiben regelmäßig Entsorgungsaufträge neu aus. Die Vergabeverfahren waren in der Vergangenheit nicht immer transparent.

    Viele Projekte mit Geldern aus Brüssel

    Der Abfallsektor gehört zu den vorrangigen Zielen für Mittel aus EU-Fonds. So fließen auch künftig hohe Investitionen in die Sanierung von Deponien sowie in Sammel-, Sortier- und Verarbeitungskapazitäten fließen. In der aktuellen Förderperiode 2021 bis 2027 kommt Geld vor allem über das Operationelle Programm Umwelt. Dabei stehen für das spezifische Ziel "Kreislaufwirtschaft" rund 290 Millionen Euro zur Verfügung. Die Zuschüsse können bis zu 90 Prozent der Investitionssumme abdecken. Die aktuellen Aufrufe sowie die bereits bestätigten Projekte veröffentlicht das Umweltministerium auf der Webseite des Programms. Die Mittelempfänger sind potenzielle Kunden für entsprechende Technologien.

    Finanzielle Unterstützung bekommen unter anderem folgende Investitionen: 

    • Kompostierung von Siedlungsabfällen (auch Hauskomposter in Eigenheimen)
    • Aufbau von Re-Use-Zentren zur Wiederverwertung und Reparatur von Produkten
    • Beschaffung von wiederverwendbarem Geschirr und entsprechender Reinigungsinfrastruktur
    • Aufbau von Sammel- und Sortiersystemen für Siedlungs- und Gastroabfälle
    • Technologien für halbautomatische und automatische Sortierlinien 
    • Anlagen zur Behandlung und Weiternutzung von Klärschlamm
    • Einrichtungen zur stofflichen Nutzung von Abfällen
    • Bau und Modernisierung von Müllverbrennungsanlagen
    • Anlagen zur Verwertung chemischer Abfälle
    • Beseitigung von Gefahrenstoffen

    EU-Regeln sind zu beachten

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa Deutsches Institut für Normung e.V.).

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Gerit Schulze | Prag

  • Kontaktadressen

     

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & InvestAußenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Tschechische Republik

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    German RETech Partnership e.V.

    Netzwerk deutscher Unternehmen und Institutionen der Entsorgungs- und Recyclingbranche zur Exportförderung

    Ministerstvo životního prostředí

    Umweltministerium

    Česká asociace odpadového hospodářství

    Tschechischer Verband der Abfallwirtschaft, 24 Mitglieder
    Iniciativa pro zálohováníVereinigung von 5 Getränkeproduzenten zur Durchsetzung des Pfandsystems für PET-Flaschen und Blechdosen

    For Arch

    Fachmesse für Bauwirtschaft mit Sektion zur Müllentsorgung und -wiederverwertung, Prag 17. bis 21.9.2024
    Stavební veletrh BrnoFachmesse für Bauwirtschaft mit Sektion zur Müllentsorgung und -wiederverwertung, Brno 24. bis 27.4.2024
    EnvitechFachmesse für Umwelttechnik, Brno 2025
    EnviWebFachportal
    OdpadyFachzeitschrift und -portal

    Odpadové fórum

    Fachzeitschrift
    Zentrale Veröffentlichungsstellen für Sektorausschreibungen

    Ministerium für regionale Entwicklung / Suchformular

    Nationales elektronisches System der Beschaffungen

    Portal der Lieferanten und Auftraggeber

    Kleine Ausschreibungen von Städten und Gemeinden

    Von Gerit Schulze | Prag

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