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Branchenanalyse | Türkei | Bauwirtschaft

Der Wiederaufbau steht im Fokus der Baubranche

Die Bauwirtschaft konzentriert sich auf den Wiederaufbau nach den Erdbeben und den Wandel der Risikogebiete. Hohe Baukosten und Finanzierungschwierigkeiten bleiben.

Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Hochbau: Marktlage und Marktentwicklung

    Die Auftragsbücher im Wohnungsbau sind gut gefüllt und auch im Einzelhandel und der Logistikbranche ist die Nachfrage hoch.

    Der Bedarf an neuem Wohnraum, soziale Wohnungsbauprojekte, der Wiederaufbau im Erdbebengebiet und das städtische Transformationsprogramm füllen die Auftragsbücher der Bauunternehmen. Hohe Baukosten beeinflussen die Nachfrage negativ. Die starken Erdbeben Anfang Februar 2023 im Osten der Türkei haben über 50.000 Menschenleben gekostet und das Thema erdbebensicheres Bauen erneut in den Fokus gerückt.

    Megaprojekt im sozialen Wohnungsbau

    Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan kündigte ein riesiges Wohnungsbauprojekt an: Bis spätestens 2028 sollen landesweit insgesamt 500.000 Wohneinheiten, 250.000 Baugrundstücke zu Wohnzwecken und 50.000 einfache, gewerbliche Einheiten wie Ladenlokale oder Werkstätten entstehen, die mit staatlich geförderten Krediten gekauft werden können. Etwa 50 Milliarden US-Dollar (US$) soll das Projekt kosten. Die Vergabe an berechtigte Personen erfolgt per Lotterie. Für die Umsetzung des Projekts ist die staatliche Wohnungsbaugesellschaft TOKİ zuständig. Das Programm zielt auf junge Familien aus der Mittelschicht, die ihr erstes Eigentum erwerben und auf Personen, die in die berufliche Selbstständigkeit starten. 

    Die Regierung hat außerdem den Kreditrahmen für geförderte Baukredite erhöht. Die Baubranche erwartet dadurch eine steigende Nachfrage. 

    Baugenehmigungen für Sozialunterkünfte (Veränderung in Prozent)

    2021

    2022

    Veränderung (2022/21)

    Anzahl der Bauten

    190

    226

    18,9

    Fläche (in Tsd. m2)

    1.033

    965

    -6,6

    Wert (in Mio. US$) 2)

     232 1)

     k.A.

    -

    Wechselkurs (Durchschnitt, 1 US$=...Türkische Lira)

    12,14 1)

    16,58

    -

    1 Januar bis September; 2 TÜIK veröffentlicht ab Oktober 2021 keine Angaben zum Wert.Quelle: TÜIK 2023

    Die Wohnungsverkäufe in der Türkei waren 2022 mit 1,48 Millionen Einheiten in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Neubauten machten laut dem türkischen Statistikamt TÜIK 31 Prozent der gesamten Verkäufe aus. Wohnimmobilien sind wegen der hohen Inflation und drohender Kursschwankungen der Lira als Anlageobjekt attraktiv. Der Wohnungsverkauf an Ausländer stieg um 15 Prozent und belief sich 2022 auf 67.490 Einheiten. Dabei entfiel jeder fünfte Verkauf auf Käufer aus Russland, gefolgt von Iran und Irak. Viele Immobilienkäufe aus dem Ausland dienen dem Erwerb der türkischen Staatsbürgerschaft.

    Baugenehmigungen für Wohngebäude (Veränderung in Prozent)

    2021

    2022

    Veränderung (2022/21)

    Anzahl der Gebäude

    138.533

    122.231

    -11,8

    Anzahl der Wohnungen

    723.201

    652.677

    -9,8

    Fläche (in Tsd. m2)

    151.103

    137.734

    -8,8

    Quelle: Türkisches Statistikamt TÜIK 2023

    Baugenehmigungen für Bürogebäude legen zu

    Zahlreiche Unternehmen haben dauerhaft auf hybride Arbeitsplatznutzung umgestellt. Die Büroflächen sind oft kleiner geworden. Neubauten und qualitativ hochwertige Gebäude sind beliebt. 

    Die Leerstandsquote bei Büroflächen lag Ende 2022 laut dem Beratungsunternehmen Cushman & Wakefield bei 12 Prozent, dem niedrigsten Wert seit dem Jahr 2014. Der Bestand an Bürofläche lag bei 6,5 Millionen Quadratmetern. Die Anzahl der Baugenehmigungen für Bürogebäude legt kräftig zu. Im April 2023 wurde in Istanbul das International Financial Centre eröffnet, dadurch wird sich die verfügbare Bürofläche stark erhöhen.

    Baugenehmigungen für Bürogebäude (Veränderung in Prozent)

    2021 

    2022

    Veränderung (2022/21)

    Anzahl der Bauten

    2.243

    3.142

    40,1

    Fläche (in Tsd. m2)

    3.753

    6.634

    76,8

    Wert in Mio. US$ 2)

     697 1)

     k.A.

    -

    Wechselkurs (Durchschnitt, 1 US$ = ….Türkische Lira)

    12,14 1)

    16,58

    -

    1 Januar bis September; 2 TÜIK veröffentlicht ab Oktober 2021 keine Angaben zum Wert.Quelle: TÜIK 2023

    Immobilien für den Einzelhandel sind gefragt

    Die Nachfrage an Einzelhandelsimmobilien ist stark geblieben. Manche Expansionspläne mussten sogar mangels passendem Immobilienangebot aufgeschoben werden. Der Vermietungsstand in Einkaufszentren und –straßen ist hoch. Der Handel profitierte von einer trotz hoher Inflation gehobenen Kauflaune der Verbraucher und der Belebung des Tourismus. Anfang 2023 waren in der Türkei 1,2 Millionen Quadratmeter GLA (Gross Lease Area) in 39 Einkaufszentren im Bau.

    Geplante Anzahl von Einkaufszentren bis Ende 2025

    Aktiv

    Im Bau *)

    Gesamt

    Istanbul

    135

    16

    151

    Ankara

    43

    4

    47

    Restliche Türkei

    274

    19

    293

    Gesamt

    452

    39

    491

    * geplante Fertigstellung bis Ende 2025.Quelle: Jones Lang LaSalle JLL 2023

    Baugenehmigungen für Groß- und Einzelhandel (Veränderung in Prozent)

    2021

    2022

    Veränderung (2022/21)

    Anzahl der Bauten

    3.257

    2.477

    -23,9

    Fläche (in Tsd. m2)

    4.415

    3.489

    -20,9

    Wert in Mio. US$ 2)

    853 1)

    k.A.

    -

    Wechselkurs (Durchschnitt, 1 US$ = …..Türkische Lira)

    12,14 1)

    16,58

    -

    1 Januar bis September; 2 TÜIK veröffentlicht ab Oktober 2021 keine Angaben zum Wert.Quelle: TÜIK 2023

    Internethandel treibt Nachfrage nach Lagerflächen 

    Die Nachfrage an Lagerflächen übersteigt weiterhin das Angebot. Der Internethandel und Reshoring-Bestrebungen europäischer Unternehmen treiben den Markt an. Logistikdienstleister (3PL) aus unterschiedlichen Bereichen sind mittlerweile die größte Leasing-Kundengruppe.

    Die Anmietung von Logistikflächen blieb 2021 und 2022 dennoch unter den Erwartungen. Der Hauptgrund dafür dürfte ein Mangel an geeigneten Objekten sein. Anfang 2023 waren laut JLL rund 282 Tausend Quadratmeter Lagerhäuser im Bau und 2,3 Millionen Quadratmeter in der Planung. Der wichtigste Logistikmarkt ist die Marmara Region mit den Provinzen Istanbul und Kocaeli.

    Baugenehmigungen für Industriebauten (Veränderung in Prozent)

    2021

    2022

    Veränderung (2022/21)

    Anzahl der Bauten

    4.646

    4.901

    5,5

    Fläche (in Tsd. m2)

    9.529

    11.159

    17,1

    Wert in Mio. US$ 2)

    1.940

     k.A.

    -

    Wechselkurs (Durchschnitt, 1 US$ = …Türkische Lira)

    12,14 1)

    16,58

    -

    1 Januar bis September; 2 TÜIK veröffentlicht ab Oktober 2021 keine Angaben zum WertQuelle: TÜIK 2023

     

    Die Touristenzahl stieg 2022 signifikant an und erreichte fast das Vor-Corona-Niveau (2022: 42,2 Millionen; 2021: 24,7 Millionen; 2019: 45,1 Millionen). Besonders beliebte Ziele waren Istanbul und Antalya. Die Belegungsrate erreichte landesweit 67 Prozent. Die gute Performance weckt das Interesse nationaler und internationaler Investoren. Außerdem stehen in den nächsten Jahren Renovierungsausgaben im Bestand an.

    Etwa zwei Drittel der ausländischen Besucher kommen zur Erholung, aber Gesundheitstourismus und Einkaufsmöglichkeiten gewinnen an Bedeutung. Die Anzahl der Dienstreisen in die Türkei zieht wieder an.

    Baugenehmigungen für Hotels und ähnliche Bauten (Veränderung in Prozent)

    2021

    2022

    Veränderung (2022/21)

    Anzahl der Bauten

    1.024

    1.723

    68,3

    Fläche (in Tsd. m2)

    1.346

    1.937

    43,9

    Wert in Mio. US$ 2)

    261

     k.A.

    -

    Wechselkurs (Durchschnitt, 1 US$ = ...Türkische Lira)

    12,14 1)

    16,58

    -

    1 Januar bis September; 2 TÜIK veröffentlicht ab Oktober 2021 keine Angaben zum Wert.Quelle: TÜIK 2023

    Erneuerungsbedarf bei Hotels erwartet

    Der Erneuerungsbedarf ist hoch. Jedoch wird tendenziell eher abgerissen und neu gebaut als renoviert. Trotzdem stieg der Anteil der Renovierungen am gesamten Baustoffmarkt laut dem Fachverband der Baustoffhersteller İMSAD 2020 von 34 auf 50 Prozent.

    Die Wohn- und Wirtschaftsbauten in der Türkei sind durchschnittlich 15 Jahre alt, wenn sie aus wirtschaftlichen oder technischen Gründen erneuerungsbedürftig werden, schätzt İMSAD. Ältere Gebäude werden meist abgerissen und nicht saniert. Anders sieht es bei Hotels aus; hier wird eher renoviert und saniert. Hotels in der Türkei müssen İMSAD zufolge etwa alle sieben Jahre erneuert werden. Der Verband erwartet deshalb bei Hotels in den kommenden fünf bis zehn Jahren erheblichen Erneuerungsbedarf.

    Der Trend zum Abriss statt zur Renovierung dürfte sich durch die starken Erdbeben im Osten des Landes in den erdbebengefährdeten Gebieten, insbesondere der Metropole Istanbul, noch verstärkt haben. Gebäude, die vor der Verschärfung der Baurichtlinien 1999 gebaut wurden, gelten als besonders risikobehaftet. Sie könnten teilweise durch bauliche Maßnahmen erdbebensicherer gemacht werden, aber Eigentümer ziehen meist den Abriss und Neubau im Rahmen des städtischen Transformationsprogramms vor. Dennoch könnten in Risikogebieten auch die Renovierungs- und Sanierungsarbeiten zunehmen. Das gilt insbesondere dort, wo schnellere Lösungen als ein Neubau erforderlich scheinen.

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Hochbau: Erdbebensicheres Bauen

    Der Wiederaufbau im Erdbebengebiet und der Wandel der gefährdeten Gebiete wird die Bauwirtschaft die nächsten Jahre beschäftigen.

    Innerhalb eines Jahres sollen dem Minister für Umwelt und Stadtplanung Murat Kurum zufolge 319.000 Wohnungen für Betroffene der verheerenden Erdbeben im Osten der Türkei fertiggestellt werden, die anschließend auf 650.000 Einheiten erhöht werden. Die Finanzierung ist noch unklar. Die ersten 100.000 Wohnungen sind Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan zufolge bereits im Bau. Bei den Beben im Februar 2023 wurden über 160.000 Gebäude zerstört oder schwer beschädigt. Davon sollen viele alt oder instabil gewesen sein. Die Katastrophe hat deshalb auch das Thema erdbebensicheres Bauen in den Fokus der Bevölkerung und der Politik gerückt.

    Die Bauvorschriften sind bereits 1999 nach dem starken Erdbeben von Izmit, das die Nordtürkei und auch die Region Istanbul traf, verschärft worden. Gebäude, die nach 1999 gebaut wurden, gelten deshalb gemeinhin grundsätzlich als erdbebensicher. Jedoch sind teils Zweifel an der Umsetzung der Vorschriften geblieben. Außerdem wurde 2012 landesweit das Urban Transformation Program zur Sanierung erdbebengefährdeter Gebäude initiiert. Allerdings sind bis heute Tausende Gebäude noch nicht abgerissen oder saniert worden.

    Die Kosten für Wiederaufbau und Reparatur in den Erdbebenregionen schätzte der türkische Verband der Baustoffhersteller, İMSAD, Anfang April auf 70,8 Milliarden US-Dollar. Die Anzahl der insgesamt in der Erbebenregion beschädigten Gebäude, also nicht nur der zerstörten oder schwer beschädigten, schätzt İMSAD auf 704.281 Gebäude von 2,62 Millionen Gebäuden.

    Erdbeben ändert Nachfrage nach Wohnraum

    Das Erdbeben hat die Sichtweise auf das Wohnen geändert. Dauerhaftigkeit steht durch die Angst vor neuen Beben in Risikogebieten an erster Stelle der Wohnpräferenz. Die Nachfrage nach neuem Wohnraum und nach Bauten aus der Zeit nach 1999 ist stark gestiegen.

    Als besonders gefährdet gilt Istanbul. Wissenschaftler warnen seit Jahren vor einem Beben der Stärke 7,5 oder höher in der Metropole. Viele Hausbesitzer und Mieter in Istanbul wollen derzeit die Sicherheit ihrer Gebäude evaluieren lassen. Berichten zufolge sind die Preise für Gutachten zur Evaluierung der Erdbebensicherheit von Gebäuden stark gestiegen. Eigentümer und Mieter können zudem kostenlose Gutachten über die Stadtverwaltung beantragen. Allerdings sind die Wartelisten lang.  

    Das städtische Transformationsprogramm (Kentsel Dönüsüm) zur Sanierung erdbebengefährdeter Wohngebiete wurde bereits 2012 gestartet, kam aber zunächst kaum voran. Im Jahr 2019 wurde eine Wiederbelebung des Programms angekündigt. Gefährdete Gebäude werden entweder vom Staat abgerissen und neu gebaut (in der Regel über die türkische Wohnungsbaubehörde TOKİ) oder die Eigentümer können mit staatlicher Förderung über vergünstigte Kredite, Garantien und einem reduzierten Mehrwertsteuersatz auf Bauaufträge, Neubauten über private Baufirmen abwickeln.

    Landesweit sind Staatspräsident Erdoğan zufolge derzeit 6,5 Millionen Wohnungen besonders erdbebengefährdet und müssen erneuert werden. Allein in Istanbul sollen 220.000 Gebäude und 1,5 Millionen Wohnungen zur Risikogruppe gehören. In den letzten Jahren wurden über das Transformationsprogramm 3,3 Millionen Wohnobjekte erneuert und zahlreiche Gebäude untersucht. Medienberichten zufolge sollen infolge der jüngsten Erdbeben die anstehenden Erneuerungen schneller umgesetzt werden. Der Fokus dürfte auf Istanbul liegen. Staatspräsident Erdoğan erklärte in einer Fernsehsendung am 18. April 2023 in Istanbul zwei neue Städte, im Prinzip Satellitenstädte mit einer Bevölkerung von je 1 Million, bauen zu wollen. Eine Stadt auf der asiatischen Seite und die andere auf der europäischen, wobei die Bevölkerung auf der europäischen Seite mit jeweils 500.000 auf beide Seiten des neuen Kanals verteilt werden soll. Die Details sind noch nicht bekannt. 

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Hochbau: Nachhaltiges Bauen und Energieeffizienz

    Grünes Bauen ist in der Türkei ein kleines, aber wachsendes Segment. Immer mehr Projektträger verfolgen in den Städten grüne Konzepte.

    Entsprechend des wachsenden Trends hin zum ökologischen Bauen steigt auch die Nachfrage nach innovativen Baustoffen, Technologien und Dienstleistungen. Um die Gebäude  energieeffizient und umweltorientiert neu zu gestalten, geht es unter anderem um zentral- oder ferngesteuerte intelligente Systeme für die Klimatisierung und Beleuchtung der Räume bei minimalem Stromverbrauch.

    Ende März 2023 hatten in der Türkei 529 Projekte eine LEED-Zertifizierung (Leadership in Energy and Environmental Design) des US Green Building Council (USGBC) und 47 Projekte das britische Nachhaltigkeitszertifikat BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method). Das türkische Ministerium für Umwelt, Urbanisierung und Klimawandel hat zudem ein nationales Bewertungs- und Zertifizierungssystem für umweltorientierte Gebäude und Siedlungen entwickelt, YeS-TR (neueste Fassung Amtsblatt Ausgabe 31864).

    Türkei verschärft Vorschriften zur Energieeffizienz 

    Seit dem 1. Januar 2020 müssen alle Wohnungen in der Türkei einen Energiepass haben, ohne den kein Verkauf möglich ist. Zudem muss der Energieverbrauch in öffentlichen Gebäuden zwischen 2020 und 2023 um mindestens 15 Prozent reduziert werden. Dies gilt gemäß dem präsidialen Rundschreiben Nr. 2019/18 vom 15. August 2019 für Gebäude mit einer Fläche ab 10.000 Quadratmetern und einem Energieverbrauch von 250 Tonnen Rohöläquivalent (TEP). Die Verordnung wurde am 19. Februar 2022 im Amtsblatt Nr. 31755 um Anforderungen für ein "Near Zero Energy Building (NSEB)" ergänzt. Dies ist ein Gebäude mit hoher Energieeffizienz und gleichzeitig einem bestimmten Anteil an erneuerbaren Energien. Ab dem 1. Januar 2023 müssen Gebäude im Geltungsbereich der NSEB mit einer gesamten Baufläche von mehr als 5.000 Quadratmetern den NSEB-Anforderungen genügen. Ab dem 1. Januar 2025 gelten die NSEB-Bedingungen bereits ab 2.000 Quadratmetern. Als NSEB gelten Gebäude, die mindestens die Energieklasse B haben und mindestens 5 Prozent, ab 2025 mindestens 10 Prozent, ihres gesamten Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien decken. Das Energieeffizienzgesetz wurde im Amtsblatt Nr. 5627 vom 18. April 2007 veröffentlicht. 

    Großteil der Gebäude ist noch ungedämmt

    Die Wärmedämmung älterer Gebäude ist größtenteils unzureichend und das Einsparpotenzial für Energie hoch. Etwa 80 Prozent der Gebäude sind noch ungedämmt, schätzt Atalay Özdayı, der Türkei-Geschäftsführer des Baustoffherstellers Baumit. Expandiertes Polystyrol (EPS) wird in der Türkei am häufigsten zur Wärmedämmung verwendet. Durch die gesetzlichen Vorgaben und die Vielzahl der Projekte zur Energieeinsparung wächst die Nachfrage nach Materialien zur Wärmeisolation und damit zusammenhängenden Gebäudeverkleidungen. Außerdem führen die hohen Energiekosten dazu, dass die Nachfrage steigt. Positiv bewertet Özdayı die seit Juni 2022 verfügbaren, staatlich geförderten Kredite für Maßnahmen zur Wärmedämmung. Der Fachverband EPSDER und das türkische Ministerium für Energie und Natürliche Ressourcen geben detailliertere Auskünfte.

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Hochbau: Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen

    Lokale Baufirmen sind stark aufgestellt, die Kunden preisbewusst. Deutsche Unternehmen haben insbesondere dann Chancen, wenn Qualität und Technologie gefragt sind. 

    Waren und Dienstleistungen "Made in Germany" werden mit besonders hohen Qualitätsstandards, Verlässlichkeit und modernster Technologie verbunden, jedoch auch mit einem hohen Preis. Die Bereitschaft diesen zu zahlen ist eher gering und die Konkurrenz ist groß. Marktchancen können sich deshalb besonders dort ergeben, wo Technologie und Qualität im Vordergrund stehen und der Preis eine untergeordnete Rolle spielt. Im Innenausbau sind deutsche Produkte vor allem in eher technischen Bereichen wie Küche oder Bad gefragt. Einige deutsche Firmen fertigen in der Türkei und bedienen mit der lokalen Produktion das In- und Ausland.

    Die Schwäche der türkischen Lira gegenüber dem Euro und US-Dollar verteuert die Lieferungen sowie die Bau- und Beratungsleistungen ausländischer Anbieter. Die weitere Entwicklung des Wechselkurses der Lira hat deshalb auch einen Einfluss auf die Wettbewerbssituation der Anbieter aus Euro-Ländern wie Deutschland. Aufgrund der zahlreichen Vorhaben, die derzeit nicht planmäßig umgesetzt werden, hat sich zudem der Wettbewerb um die vorhandenen Projekte verschärft.

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Hochbau: Projekte

    Es werden weniger neue Projekte angekündigt. Dennoch sind einige Großvorhaben der Industrie in der Pipeline.

    Ausgewählte Großprojekte im türkischen Hochbau (Investitionen in Millionen US$)

    Vorhaben

    Investitionssumme 

    Projektstand

    Anmerkung

    Petrochemischer Komplex in Aliaga (Socar)

    2.000

    In Planung, staatliche Förderung; geplante Ausschreibung: September 2024; geplante Fertigstellung: Dezember 2027

    BP ist nicht mehr mit dem Projekt verbunden und SOCAR verhandelt mit anderen Unternehmen über Investitionen.

    Schulprojekt zum Katastrophenrisikomanagement

    300

    In Planung, privat; geplante Ausschreibung: Ende 2023; geplante Fertigstellung:  Ende 2025

    Privater Entwickler

    Personalunterkunft am Flughafen Istanbul


    250

    In Planung, privat; geplante Ausschreibung: Februar 2024; geplante Fertigstellung: Ende 2026

    Immobilien-Investmentgesellschaft Emlak Konut


    US-Außenministerium - Adana, neues Konsulatsgelände


    175

    In Planung, privat; geplante Ausschreibung: Juni 2023; geplante Fertigstellung:  Mitte 2025

    US-Außenministerium

    Quelle: Meed Projects 2023; Pressemeldungen 2023

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Tiefbau: Marktlage und -entwicklung

    Die großen Infrastrukturprojekte wurden 2022 weitgehend fortgesetzt. Finanzierungsschwierigkeiten bleiben und Unsicherheiten haben sich im Vorfeld der Wahlen eher verschärft. 

    Finanzierungsprobleme und die Volatilität der türkischen Lira beeinträchtigen weiter Privatisierungsvorhaben und BOT-Betreiber-Projekte (Build-Operate-Transfer). Vorhaben verzögern sich mangels geeigneter Angebote. Ausschreibungen müssen teils mehrfach verschoben werden. Die Baukosten sind gestiegen und Projekte werden oftmals mit hoher Verschuldung abgeschlossen. Wechselkursschwankungen zwangen Unternehmen zudem zuletzt oft, ihre Rentabilitätsrechnungen anzupassen. Im Jahr 2022 ist der Kurs der Lira gegenüber dem Euro und US-Dollar (US$) vergleichsweise stabil geblieben. Die Unsicherheiten über die Rahmenbedingungen von Investitionen haben im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im Mai 2023 jedoch eher zugenommen.

    Infrastrukturprojekte in wirtschaftlich wenig entwickelten Landesgebieten haben Priorität. Zu erwähnen sind die Entwicklungsprogramme in Ost- (DAP) und Südostanatolien (GAP) sowie im Konya-Tal (KOP), deren Umsetzung sich über mehrere Jahre erstreckt. Hier spielen vor allem landwirtschaftliche Entwicklungsprogramme mit Bewässerungs- und Energieprojekten eine wichtige Rolle.

    Große Eisenbahnprojekte sind im Bau

    Derzeit werden landesweit Eisenbahnprojekte im Wert von 27 Milliarden US-Dollar durchgeführt, meldete Adil Karaismailoğlu, der türkische Minister für Transport und Infrastruktur. Das Eisenbahnnetz soll bis 2053 von 13.000 Kilometern auf 28.000 Kilometer ausgebaut werden. Im Jahr 2022 wurden alle kommunalen Schienenprojekte an das Verkehrsministerium übertragen (Performans Programi 2022).

    Die türkische Eisenbahngesellschaft TCDD (Türkiye Cumhuriyeti Devlet Demiryollari) baut ein landesweites Hochgeschwindigkeitsnetz auf, das auch noch über die nächsten Jahre hohe Investitionen erfordern würde. Viele Projekte hängen jedoch im Planungsstadium fest.

    Das wertmäßig größte Projekt in der Planung ist eine Hochgeschwindigkeitsverbindung auf der Strecke Kirikkale-Corum-Samsun (3,6 Milliarden US-Dollar) zu dem auch der Bau von sechs Hauptbahnhöfen, 119 Tunneln und 64 Brücken gehört. Das Projekt soll als BOT umgesetzt werden. Stand April 2023 gibt es kein Update zum Projekt. Die Designarbeiten für die vier Abschnitte des Megaprojekts sollten bis 2021 beziehungsweise 2022 abgeschlossen werden und die Hauptaufträge jeweils im 4. Quartal 2023 ausgeschrieben werden: Corum-Merzifon (Schienenstrecke: 96 Kilometer; Design: Tumas Turkish Engineering), Merzifon-Samsun (95 Kilometer, Su-Yapi Engineering & Consulting und KMG Proje) und Delice-Corum (95 Kilometer; Yuksel Domanic).

    Wasser- und Abwasserprojekte sind häufig verzögert

    Für die Trinkwasserversorgung- und Abwasserentsorgung sind kommunale Versorgungsunternehmen, wie ISKI in Istanbul, ASKI in Ankara und BUSKI in Bursa, die wichtigsten Projektträger.

    Bei landwirtschaftlicher Bewässerung und der Trinkwasserversorgung der Großstädte ist die staatliche Generaldirektion für Wasserwirtschaft DSI (Devlet Su Isleri Genel Müdürlügü) im Geschäftsbereich des Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft der größte Projektträger.

    Zahlreiche Dämme zur Trinkwasserversorgung und Kläranlagen sind landesweit in der Planung. Es kommt jedoch häufig zu Verzögerungen. Die Ausschreibung des mehrfach verzögerten Çömlekköy Damms in Edirne soll noch im April 2023 erfolgen, die Vergabe im August (80 Millionen US$, EPC, Status FEED: Beton Su Engineering Consultancy). Die Designarbeiten für den Sapur Damm in der Bitlis Provinz sollen noch laufen und die Vergabe für Mitte 2024 geplant sein (100 Millionen US$; EPC, FEED: Akarsu Mühendislik).

    Hohe Investitionen in Ausbau der Energieerzeugung geplant

    Bislang ist die Türkei bei der Stromerzeugung in hohem Maße auf importiertes Erdgas und Erdöl angewiesen. Russland ist der mit Abstand wichtigste Lieferant. Die Importabhängigkeit bei Energieträgern soll reduziert werden und Investitionen in Atomkraft, erneuerbare Energien und Kohlekraft stehen auf der Agenda. Bis 2053 möchte die Türkei zudem ihre Emissionen auf "Netto-Null" reduzieren.

    Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) ist ein wichtiger Kreditgeber für Projekte in der türkischen Energiebranche. Sie beteiligt sich auch an Unternehmen im Land.

    Energiepolitische Ziele 2023 der türkischen Regierung

    Indikator

    2018 *)

    2023

    Primäre Energienachfrage (in 1.000 t Erdöläquivalent)

    147.955

    174.279

    Elektrizitätsnachfrage (in Mrd. kWh)

    303,3

    375,8

    Primärer Energieverbrauch pro Einwohner (in t Erdöläquivalent)

    1,8

    2,0

    Elektrizitätsverbrauch pro Einwohner (in kWh/Person)

    3.698

    4.324

    Anteil des Erdgases an der Elektrizitätserzeugung (in %)

    29,9

    20,7

    Anteil erneuerbaren Energien an der Elektrizitätserzeugung (in %)

    32,5

    38,8

    Elektrizitätserzeugung aus lokalen Energiequellen (in Mrd. kWh)

    150,0

    219,5

    Installierte Kraftwerkkapazitäten (in MW)

    88.551

    109.474

    * Bei den Daten für 2018 handelt es sich mit Ausnahme der Angaben zur installierten Stromkapazität um Realisierungsschätzungen.Quelle: Türkischer Fünfjahresplan 2019 bis 2023, Ministerium für Energie und natürliche Ressourcen 2019

    Energiepolitischen Ziele sehen deutlichen Ausbau der Stromkapazität vor

    Im Januar 2023 hat die Türkei ihren Nationalen Energieplan und ihre Wasserstoffstrategie bis 2035 veröffentlicht. Die Stromerzeugungskapazität soll bis 2035 nahezu verdoppelt werden und der Anteil der erneuerbaren Energien, zu denen die Türkei auch Atomkraft zählt, soll von rund 50 auf 65 Prozent steigen. Vor allem den Ausbau von Solar treibt das Land stark voran. Aber bei der Planung und Ausschreibung der Projekte kommt es häufig zu Verzögerungen. 

    Der erste Reaktor eines Atomkraftwerks (AKW), das die russische Rosatom betreiben wird, soll in Kürze ans Netz gehen. Medienberichten zufolge verhandelt die Türkei mit Russland über ein weiteres AKW, für das schon länger ein Betreiber und Financier gesucht wird (Sinop Nuclear Power Plant; 20 Milliarden US$; BOO; vier Reaktoren je 1,12 Gigawatt).

    Nationaler Energieplan 2035 der türkischen Regierung *)

    2021 (Ist)

    2035 (Plan)

    Insgesamt

    99,9

    189,7

    Erneuerbare Energien

    49,9

    124,8

      Solar

    7,8

    52,9

      Wind

    10,6

    29,6

      Wasser

    31,5

    35,1

      Atomkraft

    0

    7,2

    Erdgas

    25,9

    35,5

    Kohle

    20,5

    24,3

    * Installierte Kapazität in Gigawatt (GW).Quelle: National Energy Plan (Türkiye Ulusal Enerji Planı) 2023

    Die Wasserstoffstrategie skizziert die geplanten Maßnahmen, um die Nutzung und Produktion zu erhöhen. Um grünem Wasserstoff zu erzeugen, scheint die Türkei vor allem auf Solarenergie zu setzen. Bei Elektrolyse-Technologien wäre das Land zum heutigen Zeitpunkt auf Importe angewiesen. Aber Investitionen in die Entwicklung eigener Technologien dürften auf der Agenda stehen.

    Ziele der Türkei für grünen Wasserstoff:


    • Senkung der Produktionskosten auf unter 2,4 US-Dollar pro Kilogramm Wasserstoff bis 2035 und unter 1,2 US-Dollar pro Kilogramm Wasserstoff (kgH2) bis 2053
    • Ausbau der Wasserstoff-Elektrolyseure-Kapazitäten von 2 Gigawatt im Jahr 2030 über 5 Gigawatt 2035 bis auf 70 Gigawatt 2053.

    Stand: April 2023

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Tiefbau: Marktchancen für deutsche Unternehmen

    Ausländische Unternehmen kommen bei anspruchsvollen Großprojekten als Konsortialpartner oder als Zulieferer von Technologien zum Zug.  

    Mittel- bis langfristig sind hohe Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur und den Ausbau der Stromversorgung geplant. Allerdings stellt die Finanzierung öffentlicher Projekte weiter eine besondere Herausforderung dar. Die Finanzierungskosten erhöhen sich wegen der schwachen Lira und den steigenden Zinsen bei Auslandskrediten. Die Risiken für die Umsetzung von Infrastrukturprojekten mit hohem Finanzierungsbedarf sind daher besonders hoch. Marktchancen können sich deshalb besonders für Unternehmen ergeben, die eine Finanzierung von Projekten über Public Private Partnership (PPP) anbieten können. Gefragt sind auch technische Lösungen mit kurzen Amortisationszeiten.

    Deutsche Technologie und Dienstleistungen genießen einen hervorragenden Ruf. Die Bereitschaft ist allerdings gering,  höhere Preise für Qualität zu zahlen. Die Konkurrenz ist zudem groß. Die aktuelle Währungsschwäche der türkischen Lira ist ein zusätzlicher Preisnachteil für deutsche Unternehmen. Marktchancen für deutsche Unternehmen können sich besonders dann ergeben, wenn Technologie und Qualität im Vordergrund stehen, etwa bei anspruchsvollen Großprojekten als Technologielieferanten, Konsortialpartner oder Subunternehmer.

    Staatliche Bauprojekte ab einer bestimmten Größenordnung werden gewöhnlich international ausgeschrieben. Einheimischen Bietern wird bei öffentlichen Ausschreibungen in der Regel ein Preisvorteil von 15 Prozent gewährt. Türkische Unternehmen dominieren deshalb den Markt über alle Segmente hinweg.

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Tiefbau: Projekte

    Große Infrastrukturprojekte in den Bereichen Transport und Energie stehen auf der Agenda.

    Ausgewählte Großprojekte im türkischen Tief-/Infrastrukturbau (Investitionen in Milliarden US$)

    Vorhaben

    Investition 

    Projektstand

    Projektträger

    Kanal Istanbul

    15,0

    Teilweise im Bau; staatliche Förderung, geplante Ausschreibung: März 2024; geplante Fertigstellung: Ende 2026

    Ministerium für Verkehr und Infrastruktur 

    Kernkraftwerk Sinop

    5,0

    In Planung, staatliche Förderung; geplante Ausschreibung: Mitte 2024; geplante Fertigstellung: Mitte 2029

    Türkisches Elektrizitätswerk 

    Dreistöckiger Tunnel unter dem Bosporus

    3,5

    In Planung, staatliche Förderung; geplante Ausschreibung: Mai 2023; geplante Fertigstellung: Ende 2025

    Ministerium für Verkehr und Infrastruktur 

    Kirikkale-Corum-Samsun-Hochgeschwindigkeitsbahn

    3,1

    In Planung, staatliche Förderung; geplante Ausschreibung: Februar 2024; geplante Fertigstellung: Mitte 2027

    Türkische Staatsbahn

    Ausbau des internationalen Flughafens Antalya

    2,6

    In Planung, staatliche Förderung; geplante Ausschreibung: Juni 2024; geplante Fertigstellung: Mitte 2029

    TAV Airports Holding

    Quelle: Pressemeldungen 2023; Meed Projects 2023

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Wettbewerbssituation und Geschäftspraxis

    Die türkische Baubranche ist lokal wie auch international gut aufgestellt. Ausländische Bauunternehmen erbringen nur knapp 20 Prozent der Bauleistungen in der Türkei.

    Das Marktvolumen für Bauausrüstungen und -leistungen in der Türkei wird von Fachleuten für 2020 auf rund 38 Milliarden US-Dollar (US$) geschätzt. Türkische Baufirmen dominieren den lokalen Markt. Nur knapp 20 Prozent der Bauleistungen werden von internationalen Firmen erbracht.

    Türkische Bauunternehmen sind auf der ganzen Welt aktiv. Von den 250 größten Unternehmen - bezogen auf den Auslandsumsatz - kamen 42 aus der Türkei, laut dem zuletzt im August 2022 veröffentlichten Ranking des Branchenmagazins Engineering News-Record. Damit steht die Türkei auf Platz zwei hinter der Volksrepublik China (79) und vor den USA (41).

    Türkische Bauunternehmen bleiben stark im Russlandgeschäft

    Im Jahr 2022 setzten die türkischen Bauunternehmen im Ausland neue Projekte mit einem Gesamtwert von 17,8 Milliarden US$ um, meldete der türkische Verband der Bauunternehmer TMB. Deutlich weniger als im Jahr zuvor (2021: 384 Projekte; 29 Milliarden US$, 2020: 299 Projekte; 14 Milliarden US$; 2019: 515 Projekte; 19,7 Milliarden US$). Den größten Umsatz erwirtschafteten die türkischen Bauunternehmen 2022 in den GUS, Europa und dem Mittleren Osten. Der Ukrainekrieg führte zu starken Einbußen. Dennoch blieb Russland der größte Auslandsmarkt für die türkischen Bauunternehmen.

    Die Umsätze, die türkische Unternehmen 2022 im Ausland für technische Beratungsdienste erzielten, stiegen laut TMB um 55 Prozent auf 236 Millionen US$. Dabei seien die Unternehmen laut Handelsminister Mehmet Muş in Indien und Pakistan sehr aktiv gewesen und auch Nepal und Rumänien hätten zu den Top-10-Ländern gehört.

    Ausgewählte Strukturdaten zur Bauwirtschaft in der Türkei (Veränderung in Prozent)

    Kennziffer

    2021

    2022

    Veränderung (2022/21)

    Wert der Bauleistungen (in Mio. TL, zu laufenden Preisen) 2)

    130.093,3 1)

    k.A.

    -

      Branchenanteil am BIP (in %)

    5,3

    4,8

    -9,4

    Erteilte Baugenehmigungen

      Anzahl der Bauten

    138.533

    122.231

    -11,8

      Fläche (in Tsd. m2)

    151.103

    137.734

    -8,8

      Wert (Mio. TL) 2)

    242.300 1)

    k.A.

    -

      Anzahl der Wohnungen

    723.201

    652.677

    -9,8

    Nutzungsrechte

      Anzahl der Bauten

    92.173

    97.810

    6,1

      Fläche (in Tsd. m2)

    127.757

    126.855

    -0,7

      Wert (Mio. TL) 2)

    206.633 1)

    k.A.

      Anzahl der Wohnungen

    626.967

    632.174

    0,8

    Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 US$=... Türkische Lira (TL))

    12,14 1)

    16,58

    -

    1 Januar bis September; 2 TÜIK veröffentlicht ab Oktober 2021 keine Angaben zum Wert, TL = Türkische Lira.Quelle: Türkisches Statistikamt TÜIK 2023

    Staatliche Bauprojekte werden ab bestimmter Größe international ausgeschrieben 

    Die Gesetze Nr. 4734 und Nr. 4735 aus dem Jahr 2003 sowie die entsprechenden Durchführungsverordnungen bilden die rechtlichen Grundlagen im öffentlichen Auftragsvergabewesen in der Türkei. In einem Regierungsrundschreiben 2020 hat die Regierung Covid-19 als höhere Gewalteinwirkung bei öffentlichen Aufträgen im Rahmen des Vergabegesetzes Nr. 4734 definiert.

    Staatliche Bauprojekte ab einer bestimmten Größenordnung werden gewöhnlich international ausgeschrieben. Diese Ausschreibungen werden im Staatsanzeiger Resmi Gazete und teilweise auch in anderen Presseorganen veröffentlicht. Bei Großprojekten kann vorher ein Präqualifizierungsverfahren durchgeführt werden. Oberste Aufsichtsbehörde ist die Anstalt für öffentliche Ausschreibungen KIK (Kamu Ihale Kurumu).

    Elektronisches Vergabeportal für öffentliche Projekte

    Seit dem 19. Juni 2018 müssen alle staatlichen Vergaben und Ausschreibungen für die Beschaffung von Waren und Dienstleistungen gemäß Gesetz Nr. 4734 durch das neue elektronische Vergabeportal EKAP abgewickelt werden.

    Die Angebotsabgabe und öffentliche Mitteilungen erfolgen über das EKAP-Portal. Zur Nutzung des elektronischen Systems bedarf es einer vorherigen Registrierung. Juristische und natürliche Personen, die bei EKAP registriert sind, können Unterlagen für Ausschreibungen und Vergaben mit einer E-Signatur herunterladen. In Verbindung mit dieser Regelung veröffentlichte die Aufsichtsbehörde KIK im Staatsanzeiger Nr. 39716 vom 16. März 2019 eine detaillierte Durchführungsverordnung für Vertragsunternehmen im Bauwesen, die am 1. Juni 2019 in Kraft trat. 

    Für eine erfolgreiche Teilnahme an einem Bieterverfahren ist eine frühzeitige Beschaffung von Informationen vor der offiziellen Ausschreibung ratsam. Die Vergabe von Beratungsaufträgen und Machbarkeitsstudien können erste Hinweise geben, ob eine Teilnahme sinnvoll ist. Die Auftragsvergabe verläuft nicht immer transparent. Oft entscheiden die richtigen Kontakte über Erhalt des Zuschlags. Die Kooperation mit lokalen Partnern kann in vielen Fällen hilfreich sein.

    Preisvorteil für einheimische Bieter

    Nach einem Regierungsrundschreiben wird einheimischen Bietern bei öffentlichen Ausschreibungen gewöhnlich ein Preisvorteil von 15 Prozent gewährt, unter der Bedingung, dass die in der Ausschreibung verlangten technischen Voraussetzungen erfüllt werden. Die Wertschöpfungskette von der Entwicklung, Planung, dem Bau bis hin zum Vertrieb wird daher von türkischen Unternehmen dominiert.

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Zulieferprodukte: Marktlage

    Die Baustoffhersteller blicken auf ein schwieriges Jahr zurück. Viele Herausforderungen dürften 2023 bleiben.

    Das letzte Jahr stellte die Baustoffindustrie vor einige Herausforderungen, die sich auch 2023 fortsetzen könnten: Steigende Preise bei Rohstoffen und Vorprodukten, hohe Energiekosten, Wechselkursschwankungen und Lieferkettenprobleme. Dazu trug maßgeblich Russlands Krieg in der Ukraine bei. Beide Länder sind Erzeuger von Roheisen, Ton, Kupfer und anderen Rohstoffen für Baumaterialien, insbesondere Aluminium. Außerdem ist die Türkei in hohem Maße auf Energieimporte aus Russland angewiesen. Die Türkei plant keine Sanktionen gegen Russland.

    Der Fachverband der türkischen Baustoffproduzenten İMSAD erwartet, dass infolge der Wiederaufbaumaßnahmen in der Erdbebenregion die Exporte von Baustoffen zurückgehen werden. 

    Türkische Produktion von Baustoffen und Bauzulieferprodukten (Veränderung in Prozent)

    Baustoff

    Veränderung (2022/21)

    Keramische Beschichtungsmaterialien

    -19,0

    Baumaterialien aus Kunststoff

    17,3

    Elektrische Beleuchtungsgeräte

    19,7

    Baufarben und Lacke

    0,1

    Keramische Sanitärkeramik

    -2,0

    Kombiniertes Parkett und Bodenbelag

    -8,1

    Flachglas und Isolierglas (Bauglas)

    5,8

    Holzbaustoffe

    18,7

    Stangen und Profile aus Eisen und Stahl

    12,5

    Verarbeitete Steine (Marmor und Granit)

    12,5

    Metallstruktur und Konstruktionsteile

    16,4

    Türen und Fenster aus Metall

    41,0

    Kühl- und Lüftungsgeräte

    -5,8

    Isolierte Kabel

    9,8

    Fertigbeton

    7,7

    Wasserhähne und Ventile

    -6,6

    Zement

    6,2

    Betonprodukte

    -2,3

    Schloss und Hardware Artikel

    -13,3

    Heizkörper aus Eisen und Stahl

    -7,8

    Bauprodukte aus Eisen und Stahl

    -23,5

    Ziegel und Fliesen

    -3,7

    Quelle: Verband der Baustoffindustrie İMSAD 2023

    Türkische Baustoffexporte nach wichtigsten Produktkategorien (in Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent)

    Baustoff                                  

    2021

    2022

    Veränderung (2022/21)

    Baustoffexporte insgesamt

    30.809

    33.741

    9,5

    Stäbe, Profile, Drähte und Nägel aus Eisen und Stahl

    7.420

    6.841

    -7,8

    Bauteile aus Aluminium

    3.277

    4.150

    26,6

    Kabel

    2.259

    2.490

    10,3

    Rohre und Rohrverbindungen aus Eisen und Stahl

    2.139

    2.654

    24,1

    Bauausrüstungen aus Eisen und Stahl

    1.728

    2.315

    34,0

    Baumaterialien aus Kunststoff

    1.374

    1.492

    8,6

    Zement

    1.265

    1.548

    22,3

    Bearbeitete Steine (Marmor, Granit)

    1.252

    1.381

    10,3

    Heizungs- und Kühlungsgeräte

    861

    835

    -3,0

    Schlösser und Beschläge

    533

    569

    6,6

    Quelle: Verband der Baustoffindustrie İMSAD 2023

    Türkische Baustoffimporte nach wichtigsten Produktkategorien (in Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent)

    Baustoff

    2021

    2022 

    Veränderung (2022/21)

    Baustoffimporte insgesamt

    8.600

    10.478

    21,8

    Elektrische Ausrüstungen

    1.200

    1.299

    8,3

    Rohre und Rohrverbindungen aus Eisen und Stahl

    860

    1.322

    53,6

    Wasserhähne und Ventile

    634

    776

    22,4

    Schrauben und -mutter aus Eisen und Stahl

    513

    580

    13,0

    Heizungs- und Kühlungsgeräte

    506

    385

    -23,8

    Farben und Lacke

    479

    542

    13,2

    Stäbe, Profile, Drähte und Nägel aus Eisen und Stahl

    401

    545

    35,9

    Schlösser und Beschläge

    218

    241

    10,9

    Beleuchtungsanlagen

    197

    203

    3,1

    Baumaterialien aus Holz

    125

    231

    85,1

    Quelle: Verband der Baustoffindustrie İMSAD 2023

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Zulieferprodukte: Zement, Beton und Holz

    Die Zementindustrie ist stark aufgestellt. Sie deckt die Nachfrage des Inlandsmarkts ab und exportiert weltweit. Die Produktion von Holzbaustoffen schwankt stark.

    Schwierigkeiten bei der Kohleversorgung könnten die Zementproduktion dem türkischen Verband der Zementhersteller Türk Çimento zufolge zum Stillstand bringen. Die Kohlepreise seien Ende Februar infolge des Kriegs in der Ukraine um mehr als die Hälfte gestiegen. Ohnehin hätten Logistikkosten infolge der Coronapandemie stark zugelegt. Schlimmer noch als die Kostensteigerungen sei aber, dass Lieferungen russischer Anbieter nur noch begrenzt oder gar nicht möglich seien. Die Hersteller suchen alternative Liefermöglichkeiten.

    Türkischer Zement ist weltweit gefragt

    Die Türkei zählt zu den großen Zementexporteuren weltweit. Die Ausfuhr von Zement und Klinker ging nach hohen Zuwächsen im ersten Pandemiejahr 2021 um 14 beziehungsweise 36 Prozent zurück. Der mengenmäßig wichtigste Absatzmarkt für türkischen Zement waren den jüngsten Daten von Türk Çimento zufolge 2020 die USA, angetrieben von großen Bauprojekten. Andere bedeutende Ausfuhrländer waren Israel, Syrien, Haiti, Libyen, Ukraine, Ghana und Sierra Leone. Bei Klinker waren die größten Exportländer Ghana und Côte d'Ivoire, es folgten mit Abstand Guinea, Kamerun, Belgien, USA und Togo.

    Daten zur Zementindustrie in der Türkei (in Millionen Tonnen, Veränderung in Prozent)

    2021

    2022

    Veränderung (2022/21)

    Produktion

    78,9

    67,2

    -14,9

    Inlandsverkauf

    60,2

    49,4

    -17,9

    Export

    17,7

    17,3

    -2,3

    Gesamtumsatz

    77,9

    66,7

    -14,4

    Lager

    0,8

    0

    -100

    Quelle: Verband der Zementproduzenten Türk Çimento 2023

    Daten zum Klinkersektor in der Türkei (in Millionen Tonnen, Veränderung in Prozent)

    2021

    2022

    Veränderung (2022/21)

    Produktion

    80,1

    66,4

    -17,1

    Import

    0

    0

    0

    Export

    11,8

    7,6

    -35,3

    Lager

    3,4

    0

    -100

    Quelle: Verband der Zementproduzenten Türkiye Çimento Müstahsilleri Birliği 2023

    Großteil der Zementproduktion lokal verkauft

    Der Großteil der Fertigung geht jedoch nicht in den Export, sondern wird im Inland abgesetzt. Der private Wohnungsbau ist der wichtigste lokale Abnehmer für die Zementindustrie. Außerdem treiben große Infrastrukturprojekte die Nachfrage an.

    Die größten regionalen Absatzmärkte sind die Marmara Region und Zentralanatolien (2020: je 12 Millionen Tonnen Zement). Die Zementnachfrage in der Türkei wird vor allem durch die lokale Produktion gedeckt. Zement wird nur in geringem Umfang importiert. Er wird vor allem für regionale Bedürfnisse in Grenzregionen eingeführt. 

    Die Produktionskapazität der Branche betrug jüngsten Angaben von Türk Çimento zufolge 2020 rund 145 Millionen Tonnen Zement und die Auslastungsquote 53 Prozent (2019: 143 Millionen Tonnen; 42 Prozent). Bei Klinker waren es 94 Millionen Tonnen mit einer Auslastung von 82 Prozent (143 Millionen Tonnen; 67 Prozent). Im Jahr 2019 gab es dem Dachverband İMSAD zufolge 72 Hersteller von Zement und Klinker, davon 20 Zementmühlen und 52 integrierte Unternehmen.

    Die Hersteller von Holzbaustoffen haben ihre Kapazitäten ausgebaut

    Die Türkei ist ein wichtiger Hersteller von Holzbaustoffen. Produziert wird für das In- und Ausland. Die Fertigung von Holzbaustoffen legte dem Fachverband der Baustoffhersteller İMSAD zufolge 2021 wertmäßig um 18,6 Prozent zu (2020: 2,3 Prozent). Die Holzhersteller haben laut İMSAD zwischen 2018 und 2020 ihre Kapazitäten ausgebaut und konnten dadurch ihre Exporte mengen- und wertmäßig steigern.

    Die Anzahl der Unternehmen, die Holzbaustoffe produzieren, hat İMSAD zufolge in den vergangenen Jahren nur in begrenztem Umfang zugenommen. Bei Fenstern und Türen sei die Anzahl der Hersteller zurückgegangen.

    Produktion von Baustoffen aus Holz

    Produktion 2019

    Produktion 2020

    Produktion 2021

    Anzahl Unternehmen 2021

    Faserplatten (in m²)


    288,4

    602,2

    645,5

    48

    Parkett und Paneele (in m3)


    118,4

    160,0

    197,0

    88

    Andere Tischlerprodukte (in Tsd. t)


    68,9

    76,9

    89,3

    51

    Fenster und Türen (in Mio. Stück)


    13,7

    15,7

    18,3

    450

    Sperrholz, laminiertes Holzmaterial (in m3)


    5,8

    6,1

    6,3

    100

    Holzmaterial aus Bambus (in m3)


    186,2

    134,4

    158,9

    10

    Betonformen (in Tsd. t)


    4,4

    4,6

    4,6

    6

    Quelle: Türkisches Statistikamt TÜİK 2023; Fachverband der Baustoffindustrie İMSAD 2023

    Exporte von Holzbaustoffen legen zu

    Die Ausfuhr von Holzbaustoffen legte 2021 um 48 Prozent auf 985 Millionen US-Dollar zu (2020: 667 Millionen US$, 1.183,2 Tausend Tonnen; 2019: 560 Millionen US$, 994 Tausend Tonnen). Wichtige Exportländer für türkische Holzbaustoffe waren 2020 gemessen am Wert Irak, Kanada, Tunesien, Ägypten und Iran. Die Einfuhr von Holzbaustoffen stieg 2021 leicht um 7 Prozent auf 125 Millionen US$ (2020: 116 Millionen US$, 143,9 Tausend Tonnen; 2019: 73 Millionen US$, 79.475 Tonnen). Die Türkei importierte Holzbaustoffe 2020 vor allem aus Lettland, Russland, Rumänien und Deutschland. 

    Küchen- und Badezimmerschränke aus Holz sind in der Türkei traditionell weit verbreitet. Die Anzahl der Unternehmen, die diese Schränke herstellen, ging zwischen 2017 und 2020 zurück. Im Jahr 2020 fertigten İMSAD zufolge 382 Betriebe insgesamt 1,9 Millionen Stück. Die Exporte stiegen 2021 um 34 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 69 Millionen US$. Die Importe sanken um 12 Prozent auf 8 Millionen US$.

    Produktion von Küchen- und Badezimmerschränken aus Holz

    2019

    2020

    2021

    Anzahl Unternehmen

    385

    395

    398

    Produktionsmenge (in Mio. Stück)

    2,1

    2,4

    2,7

    Quelle: Verband der Baustoffindustrie İMSAD 2023

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Zulieferprodukte: Glas, Fliesen und Sanitärprodukte

    Die lokalen Hersteller von Glas, Fliesen und Sanitär sind auf dem Inlandsmarkt stark positioniert.

    Türkei importiert mehr Bauglas

    Die Türkei hat eine durchaus relevante Produktion von Bauglas und ist auch im Export aktiv. Dennoch wird eine erhebliche Menge an Bauglas importiert. Daten zur Inlandsproduktion werden wegen der geringen Anzahl der Marktteilnehmer in den meisten Segmenten nur eingeschränkt veröffentlicht. Dem Fachverband İMSAD zufolge stieg die Produktion von Bauglas 2020 um 1,7 Prozent im Vorjahresvergleich.

    Bauglasproduktion in der Türkei

    Produkt

    2019

    2020

    Gehärtetes Sicherheitsglas (in Tsd. m2)

    25,7

    40,4

    Floatglas (in Tsd. m2)

    19,1

    k.A.

    Mehrschichtiges Isolierglas (in m2)

    13,7

    14,0

    Verbundsicherheitsglas (in Tsd. m2)

    5,7

    3,3

    Geformtes Glas (in Tsd. t)

    118,1

    120,4

    Spiegel Glas (in Tsd. t)

    160,3

    177,5

    Glasbausteine (in Tsd. t)

    2,1

    2,3

    Quelle: Fachverband der Baustoffindustrie İMSAD 2023

    Bauglas wird laut İMSAD in der Regel aufgrund von Preisvorteilen importiert. Derzeit verteuert die schwache Türkischen Lira die Importe. Protektionistische Maßnahmen begrenzen die Einfuhr zusätzlich. Dennoch stiegen die Importe 2022 gegenüber dem Vorjahr um 38,5 Prozent auf 491 Millionen US-Dollar (US$). Wichtige Lieferländer waren 2021 Iran, Malaysia, Deutschland, China und Bulgarien.

    Türkischer Import von Bauglas

    Import

    2019

    2020

    2021

    2022

    in Mio. US$

    182

    223

    355

    491

    in Tsd. t

    296

    374

    537

    k.A.

    Quelle: İMSAD 2023

    Die Exporte von türkischem Bauglas legten 2021 um 45 Prozent auf 463 Millionen US$ gegenüber dem Vorjahr zu. Das wertmäßig größte Abnehmerland war 2020 Israel, gefolgt von Deutschland und mit Abstand Rumänien, England und Italien.

    Türkischer Export von Bauglas

    Export

    2019

    2020

    2021

    2022

    in Mio. US$

    354

    320

    463

    573

    in Tsd. t

    567

    686

    556

    k.A.

    Quelle: İMSAD 2023

    Keramikfliesenhersteller stark im In- und Ausland

    Die Nachfrage an Keramikerzeugnissen aus dem In- und Ausland ist gestiegen. Die türkische Produktion von Keramikplatten, -kacheln und -fliesen legte İMSAD zufolge 2021 um 32 Prozent zu. Die Ausfuhren stiegen um 24 Prozent, die Einfuhren sogar um 76 Prozent. Die Importe sind jedoch gering.

    Türkischer Außenhandel Keramikplatten, -kacheln und -fliesen (in Millionen US-Dollar) *)

    2019

    2020

    2021

    2022

    Export

    665

    777

    965

    1.023

    Import

    11

    16

    29

    68

    * HS-Kategorien: 6907, 6908.Quelle: TÜİK 2023

    Die türkischen Hersteller konnten von zwischenzeitlichen Lieferproblemen der chinesischen Produzenten durch die Coronapandemie profitieren. Branchenvertreter berichteten, dass sich Aufträge ab Mitte Februar 2021 in die Türkei verlagert hätten. Als vorteilhaft erwiesen sich hier die kurzen Lieferfristen der türkischen Keramikindustrie. Ob die neuen Lieferbeziehungen Bestand haben, wird sich zeigen. 

    In der Türkei fertigten 2021 laut İMSAD 43 Betriebe insgesamt 495 Millionen Quadratmeter beziehungsweise 8 Millionen Tonnen Keramikfliesen. Die türkische Keramikindustrie vertreibt ihre Produkte im Inland zu etwa 95 Prozent über Vertriebspartner außerhalb der großen Baumärkte. Größere Hersteller wie NG Kütahya Seramik, Eczacibasi, Serel, Ege Seramik, Seranit, Seramiksan, Turkuaz Seramik, Kaleseramik, Bien Seramikk und Decovita Seramik investieren in Forschung und Entwicklung zur Modernisierung ihrer Produktion.

    Die Branche intensiviert seit der türkischen Wirtschaftskrise 2018 ihre Exportbemühungen. Die größten Abnehmer der türkischen Keramikfliesen waren im 1. Halbjahr 2022 gemessen am Wert Deutschland, knapp gefolgt von den USA und mit Abstand von Israel und England.

    Türkischer Markt für Keramikfliesen

    Jahr

    2019

    2020

    2021

    Produktion (in Mio. m2)

    308

    374

    495

    Export (in Mio. m2)

    118

    138

    165

    Import (in Mio. m2)

    0,6

    0,8

    1,3

    Inlandsabsatz (in Mio. m2)

    191

    237

    331

    Anzahl der Unternehmen

    40

    42

    43

    Quelle: Statistikamt TÜIK 2023; İMSAD 2023

    Türkei ist bei Ziegelfertigung stark positioniert

    Bei Ziegeln ist die lokale Industrie stark positioniert, auch wenn die Fertigung 2022 laut İMSAD um 13 Prozent zurückging. Gleichzeitig stiegen die Exporte um 93 Prozent auf 28 Millionen US$ und die Importe um 13 Prozent auf 1,9 Millionen US$. Wichtigster Exportmarkt blieb 2021 England. Die Ausfuhren in andere Länder waren gering. Bedeutende Lieferländer waren China, Deutschland und Belgien.

    Produktion von Ziegeln und Fliesen

    Produkt                           

    2018

    2019

    2020

    2021

    Bauziegel ​​(in Mio. m³)

    36

    24

    23

    30

    Porenbeton-Ziegel

    (in Tsd. t)

    1.064

    517

    641

    833

    Flache Fliesen, Eckverkleidungen (in Mio. Stück)

    326

    239

    227

    295

    Schornsteinabdeckung aus Tonblöcken (in Tsd. t)

    79

    31

    39

    51

    Hersteller von Ziegeln

    241

    207

    177

    172

    Hersteller von Fliesen

    52

    44

    46

    46

    Quelle: Statistikamt TÜIK 2023; İMSAD 2023

    Importe von Sanitärkeramik sind gering

    Der Bedarf im Inland nach Sanitärkeramik wird vor allem aus der einheimischen Fertigung bedient. Die Importe von Sanitärkeramik legten 2022 zwar kräftig zu, sind in ihrem Umfang aber gering. Die Fertigung von Sanitärkeramik legte 2022 laut İMSAD um 13 Prozent zu. Der wertmäßig größte Abnehmer von Sanitärkeramik aus der Türkei im 1. Halbjahr 2022 war Frankreich, dicht gefolgt von Deutschland und mit Abstand Italien und England.

    Türkischer Markt für Sanitärkeramik

    Jahr

    2019

    2020

    2021

    Produktion (in Tsd. t)

    323

    330

    492

    Export (in Tsd. t)

    165

    165

    202

    Import (in t)

    1.435

    2.165

    3.179

    Inlandsabsatz (in Tsd. t)

    159

    167

    292

    Anzahl der Unternehmen

    38

    37

    37

    Quelle: Statistikamt TÜIK 2023; IMSAD 2023

    Bei Armaturen und Ventilen sind lokale Anbieter stark

    Lokale Anbieter dominieren den Markt. Fast drei Viertel der lokalen Fertigung werden im Inland abgesetzt. Die Produktion ging 2022 İMSAD zufolge jedoch um 3,4  Prozent zurück, während die Importe um 22 Prozent auf 776 Millionen US$ anzogen. Die Exporte stiegen um 4 Prozent auf 491 Millionen US$.

    Türkischer Markt für Armaturen und Ventile

    Jahr

    2019

    2020

    2021

    Produktion (in Tsd. t)

    122

    152

    178

    Export (in Tsd. t)

    39

    40

    46

    Import (in Tsd. t)

    24

    24

    28

    Inlandsabsatz (in Tsd. t)

    107

    137

    160

    Anzahl der Unternehmen

    55

    59

    60

    Quelle: Statistikamt TÜİK 2023; İMSAD 2023

    Angaben zur Produktion von Sanitärprodukten aus Aluminium liegen für 2022 nicht vor. Die Fertigung ist fast ausschließlich für den lokalen Markt bestimmt. Es werden kaum Produkte importiert. Der Außenhandel ist gering: Die Importe legten jedoch um 103 Prozent auf 0,3 Millionen US$ zu, die Exporte gingen um 20 Prozent auf 4 Millionen US$ zurück.  

    Türkischer Markt für Sanitärprodukte aus Aluminium

    Jahr

    2019

    2020

    2021

    Produktion (in Tsd. t)

    22

    21

    24

    Export (in t)

    254

    449

    693

    Import (in t)

    4

    3

    2

    Inlandsabsatz (in Tsd. t)

    22

    21

    23

    Anzahl der Unternehmen

    1

    2

    2

    Quelle: Statistikamt TÜİK 2023; İMSAD 2023

    Importe von Rohren steigen

    Wohnungs- und Infrastrukturbau treiben die Nachfrage an. Die Importe legten 2022 über alle Materialgruppen hinweg zu.

    Türkischer Import von Rohren nach Materialien (in Millionen US-Dollar)

    Jahre

    2019

    2020

    2021

    2022

    Eisen u. Stahl

    669

    666

    860

    1.322

    Kunststoff

    237

    244

    265

    337

    Kupfer

    176

    204

    339

    399

    Aluminium

    46

    39

    52

    60

    Quelle: Statistikamt TÜİK 2023

    Türkischer Export von Rohren nach Materialien (in Millionen US-Dollar)

    2019

    2020

    2021

    2022

    Eisen u. Stahl 1)

    1.569

    1.446

    2.139

    2.654

    Kunststoff 2)

    601

    604

    756

    787

    Kupfer 3)

    201

    219

    325

    310

    Aluminium 4)

    56

    325

    60

    70

    1 HS-Kategorie 7303 bis 7307; 2 HS-Kategorie 3917; 3 HS-Kategorie 7411, 7412; 4 HS-Kategorie 7608, 7609.Quelle: Statistikamt TÜİK 2023

     

    Die Produktion von Rohren, Profilen und Verbindungsteilen aus Stahl legte 2021 laut İMSAD um 5 Prozent zu. In der Türkei fertigten in dem Jahr 214 Hersteller etwa 4,6 Millionen Tonnen Rohre. Diese sind insbesondere für die Erdöl- und Erdgasindustrie sowie für die Energie- und Wasserwirtschaft bestimmt. Eine lokale Fertigung von Nahtlosrohren existiert nicht. Wichtige Produzenten von Stahlrohren sind unter anderem Borusan Mannesmann und Noksel. Laufende Pipeline-Projekte im Energie- und Wassersektor sorgten für eine anhaltende Nachfrage. Einige Gaspipeline-Projekte sind geplant.

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Zulieferprodukte: Kunststoffe, Türen und Fenster

    Wärmedämmung wird wichtiger. Bei Fenstern werden Kunststoffprodukte vorgezogen, bei Türen hingegen Holz.

    Hersteller von Türen und Fenster exportieren stärker

    Die Hersteller von Türen und Fenstern orientieren sich vermehrt in Richtung Auslandsmärkte. Die Exportdaten des türkischen Statistikamts TÜIK zeigen in den Jahren 2021 und 2022 Zuwächse in allen Kategorien. Die Importe gingen dagegen zurück. Die Wärmedämmung wird wichtiger. Bei Fenstern werden Kunststoffprodukte vorgezogen, bei Türen dagegen Holz und Stahl.

    Türkischer Export von Türen und Fenstern nach Materialien (in Millionen US-Dollar) *)

    2019

    2020

    2021

    2022

    Kunststoff

    121

    142

    195

    211

    Eisen u. Stahl

    128

    139

    206

    221

    Aluminium

    85

    98

    131

    164

    * HS-Kategorien 392520, 441810, 441820, 730830, 761010.Quelle: Statistikamt TÜİK 2023

    Türkischer Import von Türen und Fenstern nach Materialien (in Millionen US-Dollar) *)

    2019

    2020

    2021

    2022

    Kunststoff

    2,8

    3,1

    5,3

    4,6

    Eisen u. Stahl

    28,1

    19,3

    38,9

    28,8

    Aluminium

    3,3

    4,9

    6,1

    4,5

    * HS-Kategorien 392520, 441810, 441820, 730830, 761010.Quelle: Statistikamt TÜİK 2023

    Der jährliche Bedarf an Türen in der Türkei beträgt schätzungsweise 5 Millionen Stück. Rund 1.300 registrierte türkische Firmen bedienen den Markt für Türen und Fenster. Bei der Produktion von Fenstern wird PVC, bei der von Türen Holz und Stahl vorgezogen. Die Nachfrage an intelligenten Hochsicherheitstüren aus Stahl wächst. Auch hochwertige Fenster und Türen mit guter Wärmedämmung sind gefragt. Dieses Marktsegment dürfte durch die Einführung des Energiepasses für Wohnungen zum 1. Januar 2020 künftig weiter an Bedeutung gewinnen.

    Produktion von Fenstern und Türen aus Kunststoff

    2019

    2020

    2021

    Jalousien und deren Teile (in Tsd. t)

    36,1

    36,5

    48,6

    Türen, Fenster und ihre Verkleidungen, Leisten und Türschwellen (in Mio. Stück)

    72,2

    74,3

    77,5

    Türen, Fenster und ihre Verkleidungen, Leisten und Türschwellen (in Tsd. t)

    371,6

    382,5

    404,4

    Quelle: Statistikamt TÜİK 2023; İMSAD 2023

    Produktion von Türen und Fenster aus Holz

    2019

    2020

    2021

    Stückzahl (in Tsd.)

    13.748

    15.650

    18.311

    Quelle: Statistikamt TÜIK 2023; İMSAD 2023

    Laut İMSAD legte die Produktion von Türen und Fenstern aus Metall 2021 um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Daten zu anderen Materialien liegen für 2021 nicht vor. Die Daten von İMSAD für 2020 zeigen einen Anstieg der Inlandsproduktion von Fenstern und Türen aus Kunststoff.

    Die Produktion von Türen und Fenstern aus Metall im Jahr 2022 stieg um 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr an. Daten zu anderen Materialien liegen für 2022 auch nicht vor.

    Produktion von Kunststoffrohren legt zu

    Rund 352 Firmen produzierten 2021 Kunststoffrohre (2019: 350 Firmen, davon Abwasserrohre: 107; Trinkwasserrohre: 125; Rohre für elektrische Leitungen: 7; Spiralrohre: 16; druckresistente Rohre: 7; Transportrohre für Chemikalien: 6; Rohrteile: 82).

    Produktion von Rohren und Schläuchen aus Kunststoff in der Türkei

    2018

    2019

    2020

    2021

    Rohre und Schläuche (in Tsd. t)

    799

    956

    940

    1.112

    Andere Rohre, Rohre und Schläuche und deren Armaturen (in Tsd. t) *)

    294

    361

    363

    425

    * In Originalquelle nicht näher definiert.Quelle: Statistikamt TÜİK 2023; İMSAD 2023

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Zulieferprodukte: Bauchemikalien

    Marktchancen für deutsche Hersteller bestehen vor allem bei Spezialfarben.

    Rohstoffengpässe bremsen Fertigung der Farben- und Lackindustrie

    Für die Farben- und Lackindustrie war 2022 ein herausforderndes Jahr. Lieferkettenengpässe bei Rohstoffen beeinträchtigten die Fertigung. Einige Farben waren trotz der Nachfrage nicht verfügbar. Die für die Herstellung benötigten Rohstoffe, insbesondere petrochemische Grundstoffe, sind teurer geworden und die Energiekosten stark gestiegen. Die Währungsschwäche der türkischen Lira verstärkt das Problem wegen der hohen Rohstoff-Importabhängigkeit.

    In den ersten drei Quartalen 2022 wurde ein mengenmäßiger Rückgang von 6 Prozent verzeichnet, meldet der Fachverband der türkischen Farbenindustrie BOSAD. Für das Gesamtjahr 2022 ging BOSAD in einer Schätzung von Mitte März 2023 von einem Minus von 10 Prozent aus. Die Größe der türkischen Farben- und Lackindustrie soll damit 2022 schätzungsweise 950.000 Tonnen betragen haben. Baufarben machen 60 Prozent des gesamten Branchenvolumens aus, Industriefarben 40 Prozent. In der Bauwirtschaft werden etwa 80 Prozent der Farben bei Renovierungen verwendet und nur etwa 10 Prozent für Neubauten.

    Für 2023 erwartet BOSAD, dass sich die Mengen wie im Jahr 2022 schrumpfen werden. Branchenvertreter rechnen damit, dass Inflation, Energie und Logistik weiter Schwierigkeiten bereiten. Die Nachfrage der Bauindustrie könnte infolge der Wiederaufbaumaßnahmen infolge der verheerenden Erdbeben anziehen. Die Wiederbelebung des städtischen Transformationsprogramms könnte sich mittel- bis langfristig ebenfalls positiv auf die Nachfrage nach Farben und Lacken auswirken.

    Türkischer Markt für Farben und Lacke (in Tausend Tonnen)

    2018

    2019

    2020

    2021

    Produktion

    569,7

    544,7

    620,9

    745,1

    Export

    93,1

    101,4

    108,6

    121,9

    Import

    103,4

    99,9

    105,7

    112,9

    Inlandsabsatz

    580,1

    543,2

    618,1

    736,1

    Quelle: TÜIK 2023; İMSAD 2023

    Der Inlandsverbrauch an Farben und Lacken in der Türkei ist im internationalen Vergleich mit jährlich etwa 11 Kilogramm pro Kopf noch vergleichsweise gering und das mittel- bis langfristige Wachstumspotenzial entsprechend hoch. In europäischen Ländern sind es rund 16 Kilogramm.

    Trend zu Spezialprodukten eröffnet Lieferchancen

    Das Produktangebot im Bereich umweltfreundlicher Farben nimmt zu. Spezialfarben und -lacke mit schützenden, isolierenden und reinigenden Eigenschaften sind beliebt. Auch Farben für die Wärmedämmung, den Feuer- und Sonnenschutz, die Wasserabdichtung, den Lärm- und Korrosionsschutz sind gefragt. Dabei haben innovative Produkte gute Chancen bei der Markteinführung. In diesen Bereichen dürften sich auch die größten Marktchancen für deutsche Hersteller ergeben. Obwohl die Türkei eine durchaus starke lokale Fertigung hat, ist sie vor allem bei anspruchsvolleren Farben und Lacken auf Importe angewiesen.

    Türkischer Außenhandel mit Farben und Lacken für die Bauindustrie (in Millionen US-Dollar) *)

    2019

    2020

    2021

    2022

    Export

    443

    468

    602

    748

    Import

    553

    571

    671

    784

    * HS-Kategorien 3208, 3209, 3210, 3214.Quelle: Statistikamt TÜİK 2023

    Exporte fließen in Entwicklungsländer 

    Die türkische Farben- und Lackindustrie orientiert sich schon länger in Richtung Ausland, um Schwankungen der Inlandsnachfrage auszugleichen. Noch ist das Inland aber der bei weitem wichtigste Absatzmarkt. Lokal hergestellte Farben werden bislang vor allem in Entwicklungsländer exportiert.

    Die Ausfuhren der Farben- und Lackindustrie stiegen 2022 um 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1,4 Milliarden US-Dollar (2021: +27 Prozent), meldet der Istanbuler Verband der Exporteure von Chemie und chemischen Erzeugnissen, İKMİB. Die gemessen am Wert wichtigsten Abnehmerländer waren Irak, Usbekistan, Iran und Ägypten. Die Investitionen der großen Farbenhersteller konzentrieren sich auf die Verbesserung der Produktqualität und die Erhöhung der Produktvielfalt. Dies stärkt auch die Absatzmöglichkeiten in den Industrieländern.

    Eine Studie zur Nachhaltigkeitsstrategie der türkischen Farbenindustrie bis 2030 in Hinblick auf den Green Deal der EU veröffentlichte İKMİB zusammen mit BOSAD im Januar 2023.

    Großes Angebot ausländischer Farben- und Lackmarken

    Zahlreiche ausländische Marken sind im Markt vertreten. Im Jahr 2021 fertigten in der Türkei laut İMSAD 298 Firmen zusammen 745.080 Tonnen Baufarben und –lacke. 

    Die Importe von Farben und Lacken für die Baubranche stammen vor allem aus Industrieländern. Die wichtigsten Lieferländer 2021 gemessen am Wert waren İMSAD zufolge Deutschland, Italien, England, Frankreich und Spanien.

    Türkischer Markt für Bauchemikalien (in Tausend Tonnen) *)

    2018

    2019

    2020

    2021

    Produktion

    5.530

    4.586

    5.594

    6.154

    Export

    736

    872

    938

    1.097

    Import

    308

    301

    326

    351

    Inlandsabsatz

    5.102

    4.014

    4.982

    5.408

    * Rundung der Angaben.Quelle: Statistikamt TÜIK 2023; İMSAD 2023

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Zulieferprodukte: Gebäudetechnik

    Privathaushalte investieren mehr in Klimaanlagen. Über alle Segmente der Kühltechnik hinweg ersetzt zunehmend die lokale Produktion die Importe.

    Exporte von Klimatechnikindustrie Anfang 2023 auf hohem Niveau

    Etwa die Hälfte der türkischen Produktion an HVAC-R Technik (Heating, Ventilation, Air Conditioning and Refrigeration) wird ins Ausland verkauft. Deutschland war 2022 wertmäßig das mit Abstand wichtigste Abnehmerland, gefolgt von Großbritannien, Italien, Russland, Frankreich und Irak, meldet der Fachverband der türkischen HVAC-R Exporteure İSİB (Türk İklimlendirme Sanayi İhracatçıları Birliği).

    Die Branche hat 2022 laut İSİB die Ausfuhren erneut gesteigert, auf 6,7 Milliarden US-Dollar (US$), was einem Plus von 8 Prozent (2021: +33 Prozent) gegenüber dem Vorjahr entspricht. Alle Untersegmente mit Ausnahme der Heizsysteme (-8 Prozent) verzeichneten Zuwächse. Im 1. Quartal 2023 erreichte die türkische Klimatechnikindustrie das höchste Exportvolumen aller Zeiten. Die Ausfuhren legten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 9,1 Prozent auf 1,8 Millarden US$ zu. Dabei konnten alle Segmente mit Ausnahme der Isoliermaterialien zulegen.

    Türkischer Außenhandel mit ausgewählten Heizungs-, Kühl- und Lüftungsanlagen (in Millionen Dollar) 1)

    2019

    2020

    2021

    2022

    Export

    1.026

    1.097

    1.192

    1.504

    Import

    698

    910

    926

    846

    1 HS-Kategorien 8402, 8403, 8404, 8415, 841911, 841919, 851610, 851621.Quelle: Statistikinstitut TÜİK 2023

    Produktion von Klimatechnik in der Türkei (in Tausend Stückzahl)

    2016

    2017

    2018

    2019

    Splitklimageräte

    776

    809

    798

    659

    Lüftungsgeräte

    14

    13

    14

    11

    Fan Coil

    118

    117

    119

    83

    Wärmetauscher

    1.130

    1.067

    1.183

    1.225 

    Kühlgeräte (Chillers) 
    (Stückzahl)

    1.543

    1.707

    945

    1.545

    Dachklimaanlagen

    (Stückzahl)

    1.416

    1.247

    823

    1.059

    Quelle: İSKİD (İklimlendirme Soğutma Klima İmalatçıları Derneği) 2023

    Mehr Investitionen in Einkaufszentren

    Bei Dachklimaanlagen, die in Einkaufszentren und großen Märkten weit verbreitet sind, ging der Inlandsabsatz in den Jahren 2020 und 2021 zurück. Daten für 2022 liegen nicht vor. Die Belebung des Einzelhandels und die in der Folge geplanten Investitionen könnten aber zu einem Anstieg des Absatzes von Dachklimaanlagen führen.  

    Bei den Lüftungsgeräten legt der Absatz stetig zu. In den vergangenen Jahren haben Investitionen in Flughäfen und Krankenhäuser für eine rege Nachfrage gesorgt. Luftreinigung ist noch wichtiger geworden und veraltete Technik wird ausgetauscht. Diese Entwicklungen deuten auf einen anhaltenden Anstieg der Verkäufe hin. 

    Inlandsabsatz von Klimatechnik (in Tausend Stück) 1)

    2016

    2017

    2018

    2019

    Splitklimageräte

    797

    969

    943

    615

    Lüftungsgeräte

    11

    9

    10

    8

    Fan Coil

    149

    127

    120

    103

    Wärmetauscher

    595

    534

    513

    496

    Kühlgeräte (Chillers)

    2,3

    2,1

    1,5

    1,7

    Dachklimaanlagen

    2,2

    1,1

    1,0

    0 2)

    VRF-System 3) Innenraum

    172

    221

    223

    180

    VRF-System 3) Außenbereich

    31

    37

    37

    28

    1 Gerundete Werte; 2 302 Stück; 3 VRF= Variable Refrigerant Flow, Anlagen mit variablem Kältemittelstrom.Quelle: İSKİD (İklimlendirme Soğutma Klima İmalatçıları Derneği) 2022

    Gasheizungen sind weit verbreitet

    Zentral- und Etagenheizungen in städtischen Wohnungen werden mehrheitlich mit Erdgas betrieben. Wohnungen in ärmeren Gegenden werden teilweise noch mit Kohle und Holz beheizt. Es werden jährlich knapp 1 Million Etagenheizungsgeräte mit kombinierter Warmwasserbereitung abgesetzt. Nach der ErP-Direktive (Energy-related Products) der Europäischen Union (EU) dürfen Hersteller und Importeure in der Türkei seit dem 21. April 2018 nur Heizungs- und Warmwasseranlagen mit moderner Brennwerttechnik anbieten.

    Nach Schätzungen von Fachleuten befinden sich in den Haushalten zurzeit etwa 10 Millionen kombinierte Etagenheizungs- und Warmwassergeräte im Einsatz, davon sind etwa 5 Millionen alte Geräte mit konventioneller Brennwerttechnik. Es wird damit gerechnet, dass die alten Geräte in absehbarer Zeit ausgetauscht werden.

    Die großen Hersteller von Heizungsanlagen, wie beispielsweise Alarko, Ariston, Baymak, Bosch, Denko, Daikin, Ferroli, Honeywell und Vaillant (Demirdöküm), sind im Verband der erdgasbetriebenen Heizgeräte DOSIDER (Dogal Gaz Cihazlari Sanayicileri ve Is Adamlari Dernegi) organisiert. Die französische Marke De Dietrich (BDR Thermea Gruppe) kündigte Ende 2022 ihren Markteintritt in der Türkei an. Das Unternehmen strebt einen Marktanteil von 25 Prozent im Premiumsegment an (Absatzziel: 50.000 Kombikessel, 20.000 Klimaanlagen, 2.000 Wärmepumpen). BDR ist bereits seit 2013 mit der türkischen Marke Baymak in der Türkei vertreten.

    Sicherung von Gebäuden ist im gehobenen Segment üblich

    In den Großstädten wie Istanbul, Ankara, Bursa oder Izmir ist die Sicherung von Wohngebäuden vor allem im gehobenen Marktsegment oder in abgeschlossenen Wohnanlagen üblich. In manchen Wohngegenden haben fast alle Häuser Alarmanlagen. Meist installieren und stellen Sicherheitsfirmen die Technik und übernehmen auch die Fernüberwachung. Einige Privathäuser und fast alle Wohnanlagen werden zusätzlich durch privates Sicherheitspersonal überwacht.

    Der Einsatz von via Smartphone steuerbaren Anwendungen nimmt zu. In diesem Zusammenhang wird in den kommenden Jahren mit einer steigenden Nachfrage an Ausrüstung für die Gebäudesicherheit gerechnet. Dazu zählen Geräte und Dienstleistungen zur vernetzten Zutrittskontrolle und -steuerung beziehungsweise Überwachung von Gebäuden und Grundstücken sowie Geräte zur Gefahrenüberwachung. Beispiele dafür sind unter anderem Sicherheitskameras und damit verbundene Speicher- und Übertragungsdienste, Bewegungssensoren, programmier- und fernsteuerbare Türschlösser und vernetzte Rauchmelder.

    Der Markt für Sicherheitstechnik wächst

    Der Umsatz mit Sicherheitstechnik für Gebäude in der Türkei soll dem Digital Market Outlook von Statista zufolge 2025 rund 180 Millionen Euro erreichen. Das jährliche Wachstum soll sich von geschätzt über 30 Prozent in den letzten Jahren auf 15 bis 20 Prozent verlangsamen, aber der Trend geht weiter nach oben. Die Marktdurchdringungsrate soll sich von 2021 bis 2026 von etwa 5 Prozent auf 16 Prozent erhöhen. Etwa 4,3 Millionen Haushalte sollen 2026 Sicherheitstechnik installiert haben. In 2021 waren rund 47 Prozent der Nutzer in einer hohen Einkommensgruppe. Der Anteil der Nutzer in der Altersgruppe 25 Jahre bis 34 Jahre betrug 34 Prozent. 

    Auch die Nutzung anderer Smarthome-Anwendungen legt laut Statista kräftig zu, wenn auch ausgehend von einem geringen Niveau: Die Anzahl der Wohnungen mit Smarthome-Technik soll von rund 300 Tausend zu Beginn des Jahres 2019 bis 2026 auf 6 Millionen steigen. 

    Prognose zum Markt für Smarthome-Anwendungen in der Türkei (Umsatz in Millionen Euro) *)

    2020

    2022

    2023

    2025

    Smarte Haushaltsgeräte

    186

    279

    446

    606

    Gebäudesicherheit

    57

    83

    131

    179

    Home Entertainment

    40

    56

    82

    95

    Vernetzung und Steuerung

    42

    67

    40

    31

    Energie-Management

    21

    31

    48

    61

    Komfort und Licht

    15

    22

    39

    55

    * Datenerhebung Juni 2021.Quelle: Digital Market Outlook Statista 2023

    Stand: April 2023

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

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    Stadtsanierungsprogramme

    Ministerium für Land- und Forstwirtschaft

    Planung von Wasserwirtschaftsprojekten

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    Oberste Aufsichtsbehörde für öffentliche Ausschreibungen

    Generaldirektion für Wasserwirtschaft

    Staatlicher Projektträger für große Infrastrukturprojekte in der Wasserwirtschaft

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    Architektenverband

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    Verband der Istanbuler Bauunternehmen

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    TMB

    Dachverband der Kontraktoren

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    Fachverband der Stahlrohrhersteller

    Yapi

    Monatlich erscheinende Fachzeitschrift für Architektur, Gestaltung, Kultur und Kunst in türkischer und englischer Sprache

    Tasarim

    Fachzeitschrift für Architektur, Innenarchitektur und Stadtplanung in türkischer und englischer Sprache, erscheint zehn Mal pro Jahr

    Arredamento

    Monatlich erscheinende Fachzeitschrift für Architektur und Design in türkischer Sprache

    Yapi-Turkeybuild

    Baufachmesse, die jährlich in Istanbul stattfindet, mit Konferenz zu Klimaschutz im Bau  "Zero Build Summit", 26.-29.04.23

    Yapex  Restorasyon

    Fachmesse für Renovierung und Restaurierung, die jährlich in Istanbul stattfindet, 21.-23.09.23

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

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