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Günstiger Zeitpunkt für den Einstieg in Usbekistans Bergbau

Usbekistan ist gerade dabei, sein Rohstoffpotenzial zu entfalten. Das lockt auch viele ausländische Bergbauunternehmen ins Land. Deutsche Firmen punkten mit Technik und Know-how. 

Von Uwe Strohbach, Viktor Ebel | Taschkent, Bonn

Usbekistans Rohstoffreichtum ist nicht neu. Viele Lagerstätten konnten aber aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen und mangels Wirtschaftlichkeit in der Vergangenheit nicht erschlossen werden. Dank ambitionierter Reformen erlebt die Branche gegenwärtig einen kräftigen Aufschwung.

Neben Ausbauvorhaben sondieren auch immer mehr ausländische Firmen ihre Geschäftschancen auf dem Markt. Deutsche Unternehmen sollten jetzt die Möglichkeit nutzen, sich als Partner in neue Projekte einzubringen. Die Palette der möglichen Kooperationen im Bergbau und im Hüttenwesen ist vielfältig.

Reformen sorgen für Aufbruchstimmung

Im Jahr 2022 wurde das Ministerium für Bergbauindustrie und Geologie neu gegründet, um den 2018 gestarteten Reformprozess in der Branche zu unterstützen. Die Behörde soll:

  • unternehmerfreundliche rechtliche und steuerliche Rahmenbedingungen in der Rohstoffwirtschaft vorbereiten,
  • Wertschöpfungsketten in der Branche fördern, 
  • die großen staatlichen Bergbaubetriebe effizienter und transparenter machen, 
  • in- und ausländische Investoren für Erkundungs- und Erschließungsprojekte gewinnen. 

Die eingeleiteten und noch geplanten Reformen im Rohstoffsektor, einschließlich des Wegfalls der speziellen Steuer für den Abbau von Edel-, Bunt- und radioaktiven Metallen sowie seltene Erden (vorerst bis Ende 2025), machen den Bergbau für ausländische Investoren und Importeure attraktiv. Mehrere Projekte werden jetzt wiederbelebt, darunter in den Sparten Aluminium, Lithium, Wolfram und Graphit. An diesen Elementen ist auch die EU interessiert, die mit Usbekistan im April 2024 eine Partnerschaft zu kritischen Rohstoffen abgeschlossen hat. 

In Usbekistans Erde schlummern verschiedenste Rohstoffe

Usbekistan verfügt über vielfältige mineralische Metall- und Nichtmetallrohstoffe. Das Ministerium für Bergbauindustrie und Geologie beziffert die Anzahl aller gegenwärtig bilanzieren Lagerstätten auf 2.537.

Struktur der bilanzierten Lagerstätten in Usbekistan
1. Januar 2023
Sektor

Anzahl

Lagerstätten, insgesamt 

2.537

Baustoffe

1.855

Kohlenwasserstoffe, Kohle und Schiefergas

304

Bergbaurohstoffe (Industriemineralien)

128

Edelmetalle

92

Bergbauchemische Rohstoffe 

61

Radioaktive Metalle

41

Nichteisen-Gesteine  

31

Bunt- und seltene Metalle 

20

Eisenmetalle 

5

Quelle: Ministerium für Bergbauindustrie und Geologie 2024

Für viele Lagerstätten können Erkundungsgrad und Vorräte noch nicht sicher ausgewiesen werden. Zum einen sind in vielen Regionen kaum oder keine detaillierten Untersuchungen durchgeführt worden. Zum anderen vergrößern sich die entdeckten Vorratsmengen oftmals in den ersten Erschließungsjahren aufgrund fortschreitender Untersuchungen. Bislang wurde erst etwa ein Fünftel des Landes gut geologisch untersucht. Gegenwärtig steckt Usbekistan alljährlich etwa 230 Millionen US-Dollar (US$) in die geologische Erkundung mineralischer Lagerstätten. Diese Investitionen sollen in den kommenden Jahren mit erheblicher Unterstützung privater Kapitalanleger deutlich steigen.

Bergbaulizenzen werden online versteigert

Im Jahr 2022 trat ein Verfahren in Kraft, das die Vergabe von Nutzungsrechten an mineralischen Rohstofflagerstätten im Rahmen von Online-Auktionen ermöglicht. Die Offerten umfassen die Förderung von:

  • Edelmetallen (Gold) im Kleinbergbau;
  • strategischen Rohstoffen (Kohlenwasserstoffe, metallische Erze);
  • nicht metallischen Rohstoffen für den Bedarf der Baustoff-, Chemie-, Keramik- und Glasindustrie. 

Grünes Licht für neue Ausbau- und Förderprojekte

Bei Edelmetallen will Usbekistan in den nächsten Jahren deutlich zulegen: Bis 2030 soll die Produktion von Gold um 50 Prozent und die von Silber sogar um 200 Prozent steigen. Weitere prioritäre Rohstoffe im Erzbergbau sind natürliches Uran und jüngst auch Eisenerze, einschließlich Begleitmetallen wie Blei, Zink und Molybdän.

Ganz oben auf der Projektliste steht auch der massive Ausbau eines Kupferclusters. Nach Angaben des Managements des Bergbau- und Hüttenkombinats Olmaliq ist vorgesehen, in Usbekistans bis 2028/2029 die jährliche Kupferproduktion auf 400.000 Tonnen auszuweiten, gegenüber erwarteten 170.000 Tonnen im Jahr 2024. Das Produktionsvolumen von Kupfer-Fertigerzeugnissen soll in dem Zeitraum von 100.000 Tonnen auf 320.000 Tonnen steigen.

Weitere Cluster für Eisenmetallurgie entstehen an den Standorten Tebinbulaq (Förderung und Erstverarbeitung von Titanmagnesiumerzen) und Gallaaral (Produktion von Stahlerzeugnissen).

Usbekischer Bergbau taucht auf Radar ausländischer Unternehmen auf

Das Interesse internationaler Rohstoffakteure zeigt nach dem Start der Wirtschaftsreformen spürbar nach oben, auch wenn die Anzahl der ausländischen Unternehmen in der Branche noch überschaubar ist. Die Investoren stammen unter anderem aus Frankreich (Orano Mining), Japan (staatliche Rohstoffagentur JOGMEC), der Türkei (Calik Enerji, Eczacibasi, Lydia Minig und staatliche Rohstoffagentur MTA), China (Richland International), Kanada (Junior-Bergbauunternehmen B2 Gold) und Russland (Georeserw und UGMK). 

"Unser Land ist offen für alle Akteure und Investoren, von Junior-Bergbauunternehmen bis hin zu internationalen Großkonzernen."

Bechsod Mamatow, Minister für Bergbauindustrie und Geologie in einem Interview gegenüber dem Minex Forum Anfang April 2024 in Toronto

Die ausländischen Investitionen in die geologische Erkundung und Erschließung von Metall- und Nichtmetall-Rohstofflagerstätten kletterten von 80 Millionen US$ im Jahr 2022 auf fast 200 Millionen US$ im Jahr 2023. Das britische Beratungsunternehmen Uzbekistan Business Consultants hat im Frühjahr 2024 Interesse an der Erschließung von Graphitminen in Usbekistan signalisiert.

Ausländische Investoren in der Rohstoffwirtschaft Usbekistans
Laufende und avisierte Projekte; Stand: Anfang 2024
Investor Förderung/Verarbeitung  Realisierungszeitraum

Projektwert (in Mio. US$) 

UGMK (Russland) Gold 2022 bis 2024/2025

560

Orano Mining (Frankreich) Uran 2020 bis 2028  

bis zu 500

Eczacibasi (Türkei) Blei und Zink2021 bis 2025  

120

Richland International (China) Grafit2020 bis 2025

100

Ji An Tai International Industries (China) Gold 2021 bis 2025  

15 

Georeserw (Russland) Kohle 2022 bis 2025  

10

China Mining Energy Group (China) Kupfer (Provinz Namangan, 30.000 Tonnen/Jahr) Erkundungsarbeiten ab Mitte 2024 

200

CNNC (China)Uran Memorandum über den Ausbau der Uranindustrie in Usbekistan vom Herbst  2023 

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Sebine Technology (Südkorea) Aluminium/Aluminiumoxid (aus Kaolinerzen)Vereinbarung vom Herbst 2023 über die Vorbereitung erster möglicher Projekte

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Guizhou Panjiang Refined Coal - GPIBS (China) Aluminium/Aluminiumoxid (aus Kaolinerzen) Vereinbarung vom Herbst 2023 über die Vorbereitung erster möglicher Projekte

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Quelle: Recherchen von Germany Trade & invest

Deutsche Unternehmen beteiligen sich bereits

Für deutsche Unternehmen tun sich sowohl bei der Förderung als auch bei der Verarbeitung der Rohstoffe Chancen auf. So sind moderne Bergbautechnologien und Know-how in den Bereichen Digitalisierung, Energieeffizienz und Arbeitsschutz gefragt. Weitere Kooperationsfelder sind die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften und in die ingenieurtechnische Fachberatung. Perspektiven bietet auch die Nutzung der riesigen Abraumhalden im Erzbergbau, darunter des Uranerzbergbaus. Dort können unter anderem Silicium und Aluminium gewonnen werden.

Die Aumund Fördertechnik GmbH erhielt Anfang 2023 vom Bergbau- und Hüttenkombinat Olmaliq einen Großauftrag über die Lieferung von 54 Bogenplattenförderbändern. Sie kommen in einer neuen Kupferaufbereitungsfabrik zum Einsatz. Unter den aktuellen Greenfield-Investitionen deutscher Unternehmen in Usbekistan ist der gestartete Aufbau einer kompletten Kupferfertigungslinie durch die Falk Porsche Technik GmbH zu nennen.

An den Vorbereitungen des Bergbau- und Hüttenkomplexes in Tebinbulaq waren deutsche Beratungs- und Ingenieurdienstleister beteiligt, darunter die DMT Group, die TÜV Nord Group, die ILF Beratende Ingenieure GmbH und die Studiengesellschaft für Eisenerzaufbereitung. Zu den Partnern des neuen Werkes für die Produktion von Bergbaumaschinen und -ausrüstungen in Navoiy zählen deutsche Ingenieurdienstleister der ONS-Gruppe Frankfurt.

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