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Special | Usbekistan | Wasser - Die knappe Ressource

Usbekistan will zahlreiche Projekte im Wassersektor anstoßen

Viele Menschen in Usbekistan sind noch nicht ans Wasser und Abwasser angeschlossen. Nun wird viel Geld in die Netze investiert. Ausländische Technologien und Know-how sind gefragt.

Von Uwe Strohbach | Taschkent

Usbekistan hat seine Wasserinfrastruktur in den letzten Jahren ausgebaut, doch die bisherigen Maßnahmen reichen noch nicht aus. In vielen Landesteilen ist keine oder keine stabile öffentliche Wasserver- und Abwasserentsorgung gewährleistet. Auch in der Bewässerungswirtschaft ist der Nachholbedarf angesichts des drohenden Wassermangels in Zentralasien groß. 

Um möglichst viele Menschen an die Wasser- und Abwassernetze anzuschließen, realisiert der staatliche Wasserversorger O‘zsuvta’minot gegenwärtig zusammen mit Geberbanken und ausländischen Förderinstituten mehr als 20 größere Projekte. Das avisierte Investitionsvolumen beträgt 2,2 Milliarden US-Dollar (US$). Auch in die Bewässerungswirtschaft fließen von Jahr zu Jahr mehr Investitionen.

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Investitionen in die Wasserinfrastruktur sollen sich bis 2027 verdreifachen

Die zentralen Planer der Branche erwarten für die Jahre 2023 bis 2027 eine Verdreifachung der Investitionen in die Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung auf etwa 4,6 Milliarden US$, gegenüber 1,4 Milliarden US$ in den fünf Vorjahren. Hinzu kommen Gelder für die Bewässerungswirtschaft. Allein 2024 sollen mindestens 450 Millionen US$ in diesen Bereich fließen.

Ziele der mittelfristig geplanten Investitionsprojekte (2023 bis 2027) sind unter anderem: 

  • rund 2 Millionen Einwohner an die zentrale Wasserversorgung anzuschließen (darunter Einwohner in 813 schwer zugänglichen Gebieten),

  • die Abwasserentsorgung in bis zu 30 Städten und mehr als 100 Landkreiszentren erneuern und ausbauen,

  • die Digitalisierung vorantreiben, einschließlich der Einführung eines SCADA-Systems in der Bewässerungswirtschaft mit finanzieller Unterstützung der Asiatischen Entwicklungsbank (Kredit über 125 Millionen US$),

  • zahlreiche Pumpstationen für den Bedarf der Bewässerung modernisieren (aktuell befinden sich im Kompetenzbereich des Ministeriums für Wasserwirtschaft 1.688 Pumpstationen) und 

  • und 5.000 zentrale Bewässerungskanäle mit Beton auskleiden. 

Gestartete und geplante Großprojekte in der Wasser-, Abwasser- und Bewässerungswirtschaft (Auswahl) *)

Projekt 

Projektwert (in Mio. US$)

Zeitraum der Realisierung

Anmerkungen

Modernisierung der Wasserver- und Abwasserentsorgung in der Provinz Buchara

718

2021/2022 bis 2027 

 

  1. Phase (6 Landkreise und Städte Buchara und Kogon)

437

2021/2022 bis 2025/2026

Kredit der AIIB (385 Mio. US$)

  2. Phase (3 Landkreise und Stadt Buchara)

281

2024 bis 2027

Kredite der AIIB (248 Mio. US$)

Modernisierung von 118 Pumpstationen für die Bewässerung im Ferganatal

248

2024 bis 2027/2028 

Kredit der EBRD (200 Mio. US$)  

Modernisierung und Transformation der Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung in der Hauptstadt Taschkent

240

2023 bis 2027/2028

Hauptpartner: SUEZ International SAS (Frankreich), Kofinanzierung durch europäische Banken (169 Mio. US$)

Modernisierung von Kanal- und Bewässerungssystem im Aralsee-Becken

195

2023 bis 2029

Kredit der ADB (150 Mio. US$)

Modernisierung und Ausbau der Wasserver- und Abwasserentsorgung in der Provinz Taschkent, 3. Projektphase (7 Städte)

186

2022 bis 2027 

Kredit der ADB (161 Mio. US$)

Wasserver- und Abwasserentsorgung in 3 Städten und angrenzenden Gemeinden in den Provinzen Fergana und Surchandarja 

250

2023 bis 2026/2027

Kredit/Zuschüsse der KfW (200 Mio. Euro)

Errichtung/Modernisierung von Abwassersystemen in den Landkreisen Karman und Kitab und in der Stadt Schachrisabs (Provinzen Nawoi und Kaschkadarja)

130

2023 bis 2027 

Kredit der französischen Entwicklungsagentur AFD (115 Mio. US$)

* Projekte im Kompetenzbereich des staatlichen Wasserversorgers O‘zsuvta’minot und des Ministeriums für Wasserwirtschaft.Quelle: O‘zsuvta’minot 2024 (Wasser/Abwasser), Ministerium für Wasserwirtschaft 2024 (Bewässerung)

Informationen über Projekte und Ausschreibungen

Geberinstitutionen schreiben Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen für Vorhaben im Wassersektor oft international aus. Auch deutsche Firmen können sich an der Planung und Umsetzung von Wasserprojekten beteiligen.

GTAI informiert tagesaktuell über Ausschreibungen im Bereich Wasser und Umwelt.

Großes Marktpotenzial für ausländische Firmen

Das aktuelle Projektportfolio bietet ausländischen Unternehmen ein breites Betätigungsfeld. Gefragt sind effiziente Technologien zur Trinkwasseraufbereitung- und Wiederverwendung, Ausrüstungen für die Abwasser- und Bewässerungswirtschaft, Messtechnik und Monitoring-Systeme. Die Regierung Usbekistans ist auch an Direktinvestitionen aus dem Ausland interessiert, einschließlich Engagements in öffentlich-privaten Partnerschaften (PPP-Projekte).

Gegenwärtig laufen die Vorbereitungen für ein auf rund 100 Millionen US$ veranschlagtes internationales PPP-Pilotprojekt im ostusbekischen Namangan. Das Unternehmen Metito Utilities Limited mit Hauptsitz in Dubai (VAE) gewann die internationale Ausschreibung. Es will ab 2024 eine Abwasserreinigungsanlage mit einer Kapazität von 100.000 Kubikmetern Wasser pro Tag bauen und diese nach ihrer Fertigstellung 23 Jahre lang betreiben. Metito plant außerdem, Pumpstationen für die Bewässerung in der Region Namangan zu erneuern, gab der Ländermanager des Unternehmens, Lazizjon Nigmanov, bekannt. Auch dieses Vorhaben soll als PPP-Projekt realisiert werden.  

Die Abu Dhabi Sewerage Services Company (ADSS; VAE) startet 2024 in Taschkent mit dem Bau einer Kläranlage mit einer Kapazität von 1,5 Millionen Kubikmetern Wasser pro Tag. Mitte 2023 unterzeichnete das französische Unternehmen Suez mit O‘zsuvta’minot eine Vereinbarung über die Modernisierung der Wasserversorgung in der Provinz Surchandarja. Der Projektwert beträgt etwa 500 Millionen US$.

Ihre Exportchancen in mehr als 20 Ländern

Wir haben besonders aussichtsreiche Wassermärkte in Lateinamerika, Asien, Afrika und Europa unter die Lupe genommen. Alle Länderanalysen finden Sie auf unserer Seite zum Wassersektor.

Deutsche Firmen mischen bereits bei Wasserprojekten mit

Deutsche Firmen haben gute Chancen, sich mit ihren Produkten und Dienstleistungen in diese und andere Projekte einzubringen. Bei der Modernisierung der Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung in der Region Namangan will der regionale Wasserbetrieb Namangan suv taʼminoti energieeffiziente Pumptechnik des deutschen Unternehmens WILO einsetzen, heißt es in einer Pressemitteilung von Ilhomjon Shiranov, Direktor des Unternehmens. 

Ende 2023 unterzeichnete das Management von O‘zsuvta’minot mit Bioworks, einem deutschen Unternehmen für die Planung und Ausführung von Prozesslösungen im Bereich der Abwasserbehandlung, eine Kooperationsvereinbarung. Diese sieht die Projektierung, den Bau und Betrieb von Wasserreinigungsanlagen und anderen wasserwirtschaftlichen Objekten in Usbekistan vor. 

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Usbekistan sagt drohender Wasserknappheit den Kampf an

Geschäftschancen gibt es auch bei wassersparenden Technologien. Im Jahr 2030 werden in Usbekistan nach Angaben des Ministeriums für Wasserwirtschaft 7 Milliarden Kubikmeter Wasser fehlen, sofern das Land nicht mit wirkungsvollen Maßnahmen gegensteuert. Das wäre ein Viertel des heute jährlich verfügbaren Wassers. Ende 2023 sprach die Regierung sogar von einem perspektivisch möglichen Defizit von bis zu 15 Milliarden Kubikmeter Wasser.

Dies hängt auch mit der geringen Wassernutzungseffizienz zusammen, also dem Verhältnis zwischen wirtschaftlichem Ertrag und verbrauchter Wassermenge. Hier gehört Usbekistan nach Angaben der Vereinten Nationen immer noch zu den zehn Schlusslichtern weltweit. 

Mit neuen Projekten und Reformen will die Regierung die Effizienz in der Branche schrittweise erhöhen. Zugleich soll damit ein sparsamer und nachhaltiger Umgang mit der Ressource Wasser eingeleitet werden, um so dem drohenden Wassermangel entgegenzuwirken.

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Neue Reformen öffnen Branche für private Investoren

Ende 2023 hat die Regierung ein neues Reformpaket für die Wasser- und Abwasserwirtschaft geschnürt. Damit setzt sie die 2021 verabschiedete Konzeption um, die die Entwicklung der Branche bis 2035 absteckt. Unter anderem soll der Privatsektor verstärkt für Projekte im Rahmen von öffentlich-privaten Partnerschaften gewonnen werden. Mit der Mobilisierung von privatem Kapital erhofft sich die öffentliche Hand eine finanzielle Entlastung und mehr Effizienz in der Wasser- und Abwasserwirtschaft. 

Den Anfang machen fünf Städte, in denen die Regierung Betreibermodelle für die Wasserver- und Abwasserentsorgung implementieren will. Es handelt sich um die Kommunen Kogon (Provinz Buchara), Shirin und Yangiyer (Provinz Syrdarja) sowie Bekobod und Yangiyo´l (Provinz Taschkent). Nach 2024 ist eine Ausdehnung der Modelle auf andere Städte angedacht. 

Zudem ist geplant, das institutionelle Umfeld und das Management der Unternehmen zu verbessern und digitale Systeme für die Erfassung des Wasserverbrauchs einzuführen. Das Paket hat auch die Projektfinanzierung im Blick. Die Wasser- und Abwassertarife sollen künftig sowohl die Selbstkosten als auch die Ausgaben für die Modernisierung und den Ausbau der Brancheninfrastruktur abbilden.

Bereits Ende 2023 wurden die Gebühren für die Trinkwasserversorgung und die Schmutzwasserentsorgung für natürliche und juristische Personen im Schnitt um etwa das Dreifache gegenüber dem bisherigen Niveau erhöht. Der Wassertarif für die Bevölkerung beträgt gegenwärtig 1.400 Usbekistan-Sum (11,3 US-Cent) pro Kubikmeter und für Unternehmen 3.000 Usbekistan-Sum (24,2 US-Cent) pro Kubikmeter.   

SWOT-Analyse Wasser-, Abwasser- und Bewässerungswirtschaft Usbekistan

S

Stärken Strengths

  • Neue institutionelle Branchenstruktur mit klar definierten Kompetenzen 
  • Automatisiertes Billing-System (Abrechnungs- und Bezahlsystem)
  • Wachsende Finanzierungen durch internationale Geber 
  • Zunehmende Förderung (Zinszuschüsse, Steuer- und Zollerleichterungen)
  • Wachsendes Interesse an Kooperation mit ausländischen Partnern und Investoren
W

Schwächen Weaknesses

  • Hoher Verschleißgrad der installierten Ausrüstungen (mehr als 60 Prozent) 
  • Fehlende einheitliche technische Standards, teils veraltete technische Normen 
  • Schleppende Umsetzung vieler international finanzierter Projekte
  • Große Kapazitätsengpässe für die Projektierung neuer Anlagen 
  • Hohe Mitarbeiterfluktuation infolge geringer Löhne
O

Chancen Opportunities

  • Ambitionierte Investitionsprogramme
  • Große Nachfrage nach wassersparenden Technologien und Beratungsleistungen 
  • Urbanisierungstrend schafft zusätzlichen Bedarf für neue Projekte  
  • Kooperationschancen bei der Digitalisierung der Wasser- und Abwasserwirtschaft
  • Einstiegschancen in Public-Private-Partnership-Projekte 
T

Risiken Threats

  • Schleppende Umsetzung weiterer Reformen
  • Ineffiziente Projektarbeitsgruppen für die Realisierung geberfinanzierter Projekte  
  • Wenige regionale Unternehmen für ingenieurtechnische Beratungsleistungen
  • Unzureichende Stromversorgung in einigen Regionen 
  • Zu wenig Erfolge bei der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften 

Staatlicher Wasserversorger steht vor Aufspaltung

Im Frühjahr 2024 ist eine Umstrukturierung des zentralen staatlichen Wasserversorgers O‘zsuvta’minot geplant. Er soll in zwei selbstständige Aktiengesellschaften aufgeteilt werden: ein Unternehmen für die Wassergewinnung und den Wassertransport über zentrale Netze sowie ein Unternehmen für die Belieferung regionaler Verbraucher mit Trinkwasser.  

Kenndaten des staatlichen Wasserversorgers O‘zsuvta’minot und seiner regionalen Filialen
Indikator 

Gründungsjahr 

2019

Anzahl der Beschäftigten 

ca. 23.000

Anzahl der Kunden (in Mio.) 

ca. 4 

Realisierte Projekte 2017 bis 2023 

Bau/Modernisierung von 5.870 Objekten der Wasser- und Abwasserwirtschaft; Errichtung/Modernisierung von 31.840 km Wasserleitungen und Abwassernetzen

Anzahl der Einwohner mit einem erstmaligen Anschluss an das zentrale Leitungsnetz im Zeitraum 2017 bis 2023 (in Mio.)

6,6 

Anzahl der Einwohner mit einer verbesserten zentralen Wasserversorgung im Zeitraum 2017 bis 2023 (in Mio.) 

5,2 

Quelle: O‘zsuvta’minot 2024

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