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Branchen I Westafrika I Nahrungsmittel-, Verpackungsmaschinen

Nahrungsmittelindustrie zieht weiter Investitionen an

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen bauen vor allem private Unternehmen ihr Engagement aus. Auch deutsche Unternehmen entdecken langsam die Region für sich.

Von Corinna Päffgen, Wolfgang Karg | Accra, Abidjan

Strategische Investoren setzen auf Senegal und Côte d’Ivoire

Die marokkanische Al Mada Holding hat die Mehrheit am Familienunternehmen Patisen im Senegal übernommen. Die dem Königshaus unterstehende Holding investiert damit massiv in eines der größten Lebensmittel verarbeitenden Unternehmen Westafrikas. Für deutsche Hersteller von Maschinen und Anlagen für Lebensmittelverarbeitung und Verpackungslösungen sind solche Übernahmen eine Chance auf einfacheren Marktzugang.

Marokkanische Unternehmen haben bereits ebenfalls stark in anderen westafrikanischen Schlüsselmärkten wie Côte d’Ivoire investiert. So baut die marokkanische Retail Holding dort mit ihrer Compagnie de Distribution de Côte d'Ivoire (CDCI) den Einfluss im Groß- und Einzelhandel aus. CDCI verfügt bereits in der Elfenbeinküste über mehr als 160 Niederlassungen. Von weiteren Investitionen in die lokale Wertschöpfung ist auszugehen. Deutsche Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau können dabei auf bestehende Geschäftsbeziehungen in Marokko aufbauen.

Im Senegal hat das Unternehmen Klingele aus Baden-Württemberg im Frühjahr 2023 in Dakar mit der Produktion von Kartonverpackungen für Mangos begonnen. Es ist die wohl bislang größte Investition eines deutschen Industrieunternehmens in dem westafrikanischen Land. Klingele produziert bereits in zwei Werken in Mauretanien und beliefert von dort und Dakar auch erfolgreich Kunden in Mali und Burkina Faso.

Indische Unternehmen wie die JG Group bauen in West- und Zentralafrika ihre Präsenz in der Region ebenfalls weiter aus. Zusammen mit dem Unternehmen Arise Ivoire will JG Group in der Elfenbeinküste umgerechnet knapp 90 Millionen Euro in die Weiterverarbeitung von Cashewnüssen investieren. Obwohl das Land einer der weltweit größten Produzenten der Nüsse ist, werden sie bislang vor allem in Asien verarbeitet. Es folgt damit Firmen wie Cashew Coast, das für Aldi-Süd nachhaltige Cashewnüsse aus der Elfenbeinküste exportiert. Auch Cashew Coast will seine Produktion und Weiterverarbeitung weiter ausbauen.

Im Senegal setzt man ebenfalls auf Früchte mit harter Schale, allerdings auf Erdnüsse. Dort will das Unternehmen Sonacos mit einem Kredit der Afreximbank über umgerechnet 30 Millionen Euro die Produktion von Erdnussöl ausbauen.

Auch europäische Unternehmen wie FrieslandCampina setzen auf mehr lokale Produktion in Westafrika. In Côte d'Ivoire will der niederländische Molkereikonzern ein Zentrum für Milchwirtschaft aufbauen. Ein Abkommen wurde dazu im Mai 2023 mit dem ivorischen Ministerium für Tier- und Fischereiressourcen unterzeichnet. Lösungen für Milchproduktion, Kühlketten und Weiterverarbeitung werden dadurch an Bedeutung zunehmen. Bislang deckt das Land nur etwa 17 Prozent seines Bedarfs bei Milchprodukten durch eigene Produktion. Ähnliche Entwicklungen sind in anderen Ländern West- und Zentralafrikas sichtbar.

Supermarktketten in DR Kongo setzen auf eigene Produktion

Ähnliche Entwicklungen weiter südlich: In der Demokratischen Republik Kongo wächst die lokale Wertschöpfung in der Lebensmittelverarbeitung. Vor allem in den Ballungszentren Kinshasa, Lubumbashi und Goma bauen große Supermarktketten ihre Marken und Produktionsstätten von Gemüse, Früchten sowie Fleisch- und Fischprodukten aus. Firmen wie Hyper Psaro, GG Mart, Top Market, Kin Marché und andere kämpfen um Marktanteile. Dabei setzen sie angesichts schwieriger Lieferketten und Preissteigerungen auf den Weltmärkten zunehmend auf mehr lokale Produktion. Denn die Nachfrage nach hochwertigen lokalen Spezialitäten, Convenience Food und Frischeprodukten nimmt zu, auch wenn der Großteil der Bevölkerung weiterhin seinen Lebensmittelbedarf über offene Märkte bezieht.

Darüber hinaus dürften die Marktchancen für Maschinen und Anlagen für die Produktion von Kosmetika und anderen Produkten des täglichen Bedarfs in in dem zentralafrikanischen Land ebenfalls weiter zunehmen. Firmen wie Ghandour, Angel oder Dream Cosmetics setzen auf weiter anziehende Nachfrage, die sie nur durch mehr Investitionen in neue Produktionsstätten werden erfüllen können. Häufig werden allerdings nicht gleich neue Maschinen und Anlagen angeschafft. Aber mit altem Gerät aus zweiter und dritter Hand lässt sich eine zuverlässige Produktion nicht auf Dauer aufrecht erhalten. 

Private bauen Engagement im Milchsektor in Nigeria aus

Das dänische Unternehmen Arla Foods, Hersteller von Dano Milk, gehört zu den führenden Unternehmen im Molkereisegment in Nigeria. Im nördlich von der Hauptstadt Abuja gelegenen Bundesstaat Kaduna hat Arla kürzlich einen neuen Milchviehbetrieb eröffnet, für dessen Aufbau Arla 10 Millionen Euro investiert hat. Mehr als 200 dänische Holstein-Kühe wurden importiert, die eine besonders hohe Milchleistung auszeichnet. Insgesamt verfügt der Betrieb über derzeit 400 Milchkühe. Um die Leistung künftig weiter zu steigern hat Arla eine Kooperationsvereinbarung mit dem dänischen Unternehmen VikingGenetics abgeschlossen. VikingGenetics ist ein Anbieter für genetische Produkte und Lösungen, die darauf abzielen, besonders leistungsfähige und emissionsarme Kühe für die Milch- und Fleischindustrie zu züchten. Erst vor ein paar Monaten hat Nigeria eine neue Dairy Policy verabschiedet, die den politischen Rahmen für den Milchsektor bilden soll. Ziel ist vor allem die Steigerung der Viehzucht und Milchproduktion im Land.

Vietnam unterstützt Sierra Leone im Reisanbau

Das westafrikanische Land hat mit der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (Food and Agriculture Organization – FAO) und Vietnam ein Abkommen zur Entwicklung des Reissektors unterzeichnet. Für einen Zeitraum von vier Jahren wird Sierra Leone fachliche Unterstützung von vietnamesischen Experten erhalten, die auf Reisanbau, Bewässerung, Mechanisierung und Nacherntemanagement spezialisiert sind. Darüber hinaus sind Maßnahmen zum Kapazitätsaufbau geplant, wie Studienreisen, Feldtrainings und die Ausbildung von Lehrkräften (train the trainer). Insgesamt werden etwa 5 Millionen US-Dollar (US$) für das Projekt im Rahmen der sogenannten Süd-Süd und Dreieckskooperation der FAO bereitgestellt.

Liberia investiert in Geflügelsektor

Die liberianische Regierung investiert 26 Millionen US$ in den Bau einer Geflügelfarm. Das Land ist in großem Maße vom Import von Geflügelprodukten abhängig. Dies gilt für Fleisch aber auch für Hühnereier, bei denen zuletzt die Preise stark gestiegen sind. Vor allem der schwierige Zugang zu Futtermittel, Medikamenten und tierärztlicher Versorgung behindern eine Steigerung der lokalen Produktion. Die Geflügelfarm soll deshalb auch eine Eierproduktion beinhalten und unter anderem eine Futtermühle und Eierpackstation beherbergen. Die Einfuhr landwirtschaftlicher Produkte und Betriebsmittel sowie lebender Tiere für Zuchtvorhaben sind derzeit vom Einfuhrzoll befreit.

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