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Branche kompakt | Griechenland | Bauwirtschaft

Frühling in der Baubranche dank EU-Fördergelder

Gute Stimmung herrscht in der Bauwirtschaft dank mehrerer Großprojekte. Steigende Preise und Fachkräftemangel trüben das Bild. Einheimische Konzerne teilen sich den Markt auf.

Von Michaela Balis | Athen

  • Marktchancen

    Fischer Wind weht in der Bauwirtschaft dank zahlreicher EU-geförderter Projekte. Steigende Preise für Rohstoffe und Baumaterialien sorgen für Kopfzerbrechen.

    EU-Fördermittel treiben die Baubranche an

    Rund 42 Milliarden Euro stehen bis 2027 für Projekte, die eine Bautätigkeit beinhalten, zur Verfügung, informiert die Studie über die Wachstumsperspektiven und Finanzierungsbedarf der griechischen Baubranche des Instituts für Wirtschafts- und Industrieforschung (IOBE) vom Juli 2022.

    Etwa 27 Milliarden Euro stellt der Aufbaufonds der Europäischen Union (EU) bis 2026, entweder in Form von direkten Subventionen oder als Kredite, bereit. Rund ein Drittel der EU-Subventionen betreffen Energieprojekte. Ein weiteres Drittel soll in Transportvorhaben fließen.

    Rund 8,7 Milliarden Euro steuert die EU-Partnerschaftsvereinbarung 2021-2027 für Umwelt- und Transportinfrastrukturprojekte bei. Auch der griechische Staat greift in die Tasche und stellt knapp 6 Milliarden Euro über das nationale Entwicklungsprogramm bis 2025 zur Verfügung.

    Dank der EU-geförderten Projekte soll der Umsatz der Baubranche bis 2025 auf mehr als 18 Milliarden Euro steigen. Das ist mehr als das Doppelte im Vergleich zu den 7,6 Milliarden Euro im Jahr 2020, so IOBE.

    Ausgewählte Großprojekte in Griechenland (Investitionen in Millionen Euro)

    Vorhaben

    Investitionssumme

    Projektstand

    Projektträger

    Egnatia Railway; Bau Bahnstrecke zwischen Alexandroupolis und Igoumenitsa

    10.000

    Ausschreibung für den Abschnitt Thessaloniki-Nea Karvali-Toxotes bis Ende 2023 abgeschlossen

    ERGA OSE S.A.

    Nördliche Autobahn Kreta

    2.200

    Auftragnehmer für den Abschnitt Neapoli-Agios Nikolaos: Aktor; Baubeginn: 2023; Auftragnehmer für den Abschnitt Chersonissos-Neapoli: Konsortium GEK Terna, Aktor, Intrakat; Unterzeichnung des Konzessionsvertrags: 2023; Abschnitt Chania-Chersonissos: Auftragnehmer bis Ende 2023; Kofinanzierung aus dem EU-Partnerschaftsvertrag 2021-2027 und dem EU-Aufbaufonds

    Griechisches Ministerium für Infrastruktur und Transporte

    Grundlinie der Metro in Thessaloniki, Ausbau nach Kalamaria

    1.528

    Arbeiten im Gang, Beendigung voraussichtlich bis 2023; Ko-Finanzierung aus EU-Fördermitteln

    Attiko Metro

    Athener Metrolinie 4 (1. Teil, 12,8 km)

    1.800 

    Baubeginn; Zuschlag erteilt an Avax-Ghella-Alstom

    AVAX S.A.

    Attiko Metro S.A.

    Studie, Finanzierung, Betrieb, Instandhaltung und Nutzung der Unterseestraße zwischen der Insel Salamis und dem Festland

    500

    Umweltstudie soll genehmigt werden. Drei potentielle Investoren: Terna, Metka und Vinci Concessions, Aktor Parachoriseis. Konzessionsvertrag soll 2023 unterzeichnet werden 

    Griechisches Ministerium für Infrastruktur und Transporte

    Studie, Bau, Finanzierung, Betrieb, Instandhaltung und Nutzung des  Internationalen Flughafens in Kasteli

    480

    Bauarbeiten schreiten voran. Fertigstellung im Jahr 2025

    Ariadne Airport Group, Terna S.A., GMR Airports Limited

    Östliche Ringstrasse von Thessaloniki (Flyover)

    373

    Auftragnehmer: Avax-Mytilineos; Baubeginn: 2022; Fertigstellung bis 2026

    Griechisches Ministerium für Infrastruktur und Transporte

    Autobahn Patras-Pyrgos

    332

    Auftragnehmer: Avax S.A, Terna S.A, Aktor S.A.; Bauarbeiten sollen 2022 beginnen; Kofinanzierung aus der EU-Partnerschaftsvereinbarung; Fertigstellung bis 2025

    Griechisches Ministerium für Infrastruktur und Transport

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Preisdruck sorgt für Unsicherheit

    Trotz geplanter Vorhaben und gesicherter Fördermittel herrscht Unruhe auf dem Markt. Steigende Inflation, hohe Energie- und Rohstoffpreise sowie brüchige Lieferketten und verspätete Lieferungen machen Auftraggebern und -nehmern zu schaffen. Marktexperten beklagen, dass Lieferanten von Baustoffen Angebote mit begrenztem Datum abgeben. Somit beugen sie eventuellen Preiserhöhungen vor.

    Probleme entstehen besonders bei bereits begonnen Bauvorhaben. Die abgegebenen Angebote und Planungen sind nicht mehr kostendeckend. Aber auch potenzielle Investoren sind unter Druck, da abgegebene Angebote, zum Beispiel im Rahmen von Ausschreibungen, bis zur Vergabe oder bis zur Realisierung der Projekte, nicht mehr aktuell sind. Die griechische Regierung bemüht sich, durch Preisanpassungen bei öffentlichen Projekten dem Markt entgegenzukommen.

    Die Kosten für Baumaterialien lagen im Jahr 2022 etwa 11 Prozent über dem Vorjahresniveau, so der Preisindex der griechischen Statistikamts Elstat. Preisunterschiede bis zu einem Drittel im Vergleich zum Vorjahr sind unter anderem bei Kraftstoffen und Strom zu beobachten. Kunststein ist fast ein Fünftel teurer als im Jahr zuvor. Die Preise von Metallprodukten und Elektromaterial sind um knapp 14 Prozent gestiegen.

    Die höheren Baukosten schlagen sich auf das Preisniveau der Immobilien nieder. Wohnungspreise in Städten legten in den ersten drei Quartalen des Jahres 2022 um durchschnittliche 10,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu, meldet die griechische Zentralbank. Experten erwarten aufgrund der Nachfrage und der höheren Baukosten einen weiteren Preisanstieg.

    Die Nachfrage nach Büroräumen führte zu einem moderaten Preisanstieg in Höhe von rund 1,8 Prozent im 1. Halbjahr 2021. Besonders gefragt sind moderne, grüne und nachhaltige Gebäude. Für diese Gebäude sind die Käufer bereit, tiefer in die Tasche zu greifen.

    Fachkräftemangel macht sich breit

    Im Jahr 2021 waren knapp 190.000 Personen in der Bauwirtschaft tätig. Im Vergleich zu 2008, vor der griechischen Wirtschaftskrise und vor der Coronakrise, ist das weniger als die Hälfte.

    Die hohe Anzahl und die Größe der geplanten öffentlichen und privaten Projekte gestalten die Suche nach Arbeitskräften dringender. Marktexperten zufolge fehlen etwa 200.000 Fachkräfte jeder Fachrichtung sowie Ingenieure.

    Der Fachkräftemangel treibt die Arbeitskosten für Bauprojekte in die Höhe: Im Jahr 2022 ist der Arbeitskostenindex in der Bauwirtschaft im Vergleich zu 2019 vor der Coronakrise um rund 8,5 Prozent gestiegen, so Elstat.

    Strukturdaten zur Bauwirtschaft in Griechenland (in Milliarden Euro; Veränderung in Prozent)

    Kennziffer

    2022

    2023*

    Veränderung 2023/22

    Wert der Bauinvestitionen insgesamt, davon

    9,9

    11,2

    13,1

      Wohnungsbau

    2,7

    3,0

    11,1

      Wirtschafts-/Infrastrukturbau

    7,2

    8,2

    13,

    * PrognoseQuelle: EU-Kommission (AMECO Database) Capital Formation, Januar 2023

    Großprojekt Ellinikon von besonderer Bedeutung

    Das Interesse ausländischer Investoren an griechischen Immobilien hält an. Ausländer kaufen entweder Ferienwohnungen oder Immobilien, die touristisch genutzt werden können.

    Interessant für deutsche Hersteller und Lieferanten ist das Großprojekt „The Ellinikon“.

    Auf dem Gelände des alten Athener Flughafens werden das höchste griechische Gebäude, der Riviera Tower, Hotels, rund 9.000 Luxuswohnungen und -villen, Einkaufs- und Kongresszentren, Sportanlagen und ein Yachthafen entstehen. Der Großteil der geplanten Wohngebäude ist bereits vergeben.

    Den Bau der nötigen Infrastruktur wie Straßen- und Versorgungsnetze übernahm im Jahr 2021 die griechische Baugesellschaft Avax S.A. Die rund 250 Millionen Euro schweren Vorhaben sollen im Jahr 2025 fertiggestellt sein.

    Den Zuschlag für die Beratung der Architektenbüros für den „Riviera Tower“ hat das Konsortium, bestehend aus der griechischen Baufirma Intrakat und dem französischen Baukonzern Bouygues, erhalten. Der Projektträger Lamda Development plant im 1. Halbjahr 2023 die Ausschreibung für den Bau des Gebäudes zu veröffentlichen. Möglicherweise wird das gleiche Konsortium auch den Bau übernehmen.

    Den Bau und Betrieb des integrierten Kasinoresorts im Rahmen eines 30-jährigen Konzessionsvertrags übernahm die Tochtergesellschaft des griechischen Baukonzerns GEK Terna, Ekaz Ellinikou. Das Projekt hat einen Wert von rund 1 Milliarde Euro. Für das Kasino arbeitet GEK Terna mit dem Kasinobetreiber Hard Rock International zusammen.

    Touristische Infrastruktur soll ausgebaut werden

    Auch die Infrastruktur soll griechenlandweit touristisch attraktiver gestaltet werden. Die Hellenic Corporation of Assets and Participations S.A. (HCAP), der staatliche Verwertungsfonds, plant 22 weitere Flughäfen in staatlicher Hand modernisieren zu lassen. Im 1. Quartal 2023 soll der Berater für die Ausschreibung bestimmt werden.

    Auch der Flughafen von Kalamata im südwestlichen Peloponnes soll fortan modernen Standards entsprechen und mehr Gäste empfangen können. Im Rahmen einer Ausschreibung für eine 40-jährige Konzession bekundeten im Dezember 2022 vier internationale Konsortien ihr Interesse für den Betrieb, Verwaltung, Entwicklung, Ausbau, Instandhaltung und Nutzung des Flughafens.

    Potenzielle Investoren für den Flughafen Kalamata

    Konsortien

    Unternehmen

    1.

    • der französische Flughafenbetreiber Egis Airport Operation
    • die griechische Baufirma Aktor  
    • die französische Flughafengesellschaft Aéroports de la Cote d’Azur

    2.

    • die deutsche Gesellschaft Fraport AG, Muttergesellschaft der Fraport Greece, die bereits vierzehn griechische regionale Flughäfen übernahm und modernisierte
    • die griechische Gesellschaft Delta Airport Investments des Bau- und Energiekonzerns Kopelouzos
    • die griechische Firma Pileas SA des Konzerns Konstantakopoulos, dem die touristische Luxusanlage Costa Navarino in Pylos neben Kalamata, gehört

    3.

    • die griechische Baugesellschaft GEK Terna
    • der indische Mischkonzern GMR Airports, gemeinsam bauen sie den neuen Flughafen in Kastelli auf Kreta

    4.

    • der griechische Bau- und Energiekonzern Mytilineos
    • der internationale Flughafenbetreiber Corporation America Airports mit Sitz in Luxemburg
    Quelle: Griechische Pressemeldungen, Recherchen Germany Trade and Invest

    Von Michaela Balis | Athen

  • Branchenstruktur

    Griechische Baukonzerne beherrschen den Markt. Ausländische Unternehmen bewerben sich in Konsortien mit inländischen Firmen, um ihre Chancen zu erhöhen.

    Wenige Großunternehmen beherrschen den Markt

    Nur sechs griechische Bauunternehmen gehören der höchsten Bauklasse an, das bedeutet, dass sie Angebote für alle öffentlichen Projekte unabhängig vom Investitionsbudget abgeben können. Somit sind diese Baukonzerne bei allen großen Infrastrukturprojekten präsent.

    Wichtigste Baufirmen in Griechenland (Umsatz in Millionen Euro)

    Unternehmen (NACE)

    Umsatz 2021

    Mytilineos Holdings

    - (aufgrund zahlreicher Tätigkeiten außerhalb der Baubranche)

    AVAX S.A. (4211)

    560,9

    TERNA S.A. (4211)

    427,7

    AKTOR S.A. (4211)

    329,1

    INTRAKAT (4120)

    290,6

    ARIADNE INTERCONNECTION (4222) 

    180,1

    OLYMPIA ODOS (4211)

    115,3

    JUWI HELLAS (4222)

    106,0

    AEGEAN MOTORWAY (4211)

    81,4

    Quelle: ICAP 2023

    Die zahlreichen geplanten Großprojekte im Rahmen des EU-Aufbaufonds und der EU-Partnerschaftsvereinbarung 2021 bis 2027 sorgen für Optimismus in der Branche.

    Zwischen 2009 und 2020 nahm die Anzahl der Unternehmen um etwa die Hälfte ab. Im Jahr 2020 zählte die Baubranche etwa 61.500 Firmen, so die Studie über die Wachstumsperspektiven und Finanzierungsbedarf der griechischen Baubranche des Instituts für Wirtschafts- und Industrieforschung (IOBE) vom Juli 2022. Etwa 28 Prozent der Unternehmen sind im Hochbau tätig.

    Bei der absoluten Mehrheit handelt es sich um sehr kleine Unternehmen, oft nur Einmannunternehmen, so die IOBE-Studie. Rund drei Prozent der Bauunternehmen beschäftigen mehr als 10 Personen. Die nur 15 großen Unternehmen mit mehr als 250 Angestellten erwirtschaften etwa ein Viertel des Branchenumsatzes.

    Etwa 46.000 Gesellschaften, zum Beispiel Architekten- und Planungsbüros, bieten der Bauwirtschaft ihre Dienste an (Stand 2019). Im Groß- und Einzelhandel von Baumaterialien waren im Jahr 2018 etwa 16.000 Unternehmen tätig. In der Bergbau- und Baumaterialienindustrie waren 14.000 Unternehmen gemeldet, informiert IOBE.

    Der direkte Anteil der Baubranche am Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist von etwa 5 Prozent im Jahr 2008 auf knapp 2 Prozent im Jahr 2021 zurückgegangen, laut dem griechischen Statistikamt Elstat.

    Dank der EU-Fördermittel und der damit verbundenen Projekte soll der Anteil der Bruttoanlageinvestitionen in Bauprojekte am BIP von 4 Prozent im Jahr 2020 auf etwa 8 Prozent im Jahr 2025 steigen, so IOBE.

    Zusammenarbeit mit einheimischen Gesellschaften ist ratsam

    Griechische Großunternehmen übernehmen Bau- und Energieprojekte im In- wie im Ausland, zum Beispiel in Saudi-Arabien, Katar, Abu Dhabi oder Afrika. In Griechenland erhalten sie allein oder im Konsortium mit ausländischen Unternehmen den Zuschlag bei allen Großprojekten, zum Beispiel Autobahnen, Flughäfen, Bahnprojekten und Abfallverarbeitungsanlagen. 

    Gemessen an ihrem Umsatz im Jahr 2020 zählen drei Konzerne, Mytilineos Holdings, GEK Terna und Ellaktor S.A. zu den 100 größten Bauunternehmen weltweit, so die Studie „Global Powers of Construction“ des US-amerikanischen Beratungsunternehmens Deloitte.

    In Griechenland sind nur wenige ausländische Bauunternehmen vertreten, zum Beispiel der deutsche Konzern Hochtief PPP Solutions GmbH und die französische Gesellschaft Vinci Concessions. Auch der französische Baukonzern Bouygues will in Griechenland tätig werden.

    Die Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen im Rahmen eines Konsortiums ist für ausländische Unternehmen eine ungeschriebene Voraussetzung, wenn es um internationale Ausschreibungen geht.

    Neue Eigentümer für renommierte griechische Baugesellschaften

    Bei den griechischen Bauunternehmen herrscht Auffuhr. Die Aussicht auf große Projekte im Rahmen des EU-Aufbaufonds weckt das Interesse neuer Aktionäre. Oder die Baufirmen suchen neue Investoren, um ihre Liquidität zu verbessern.

    Im Juli 2022 erwarben gleich drei griechische Gesellschaften rund 60 Prozent des Aktienkapitals des Bauunternehmens Intrakat, so griechische Pressemeldungen.

    Auch die Baugesellschaft Aktor des griechischen Konzerns Ellaktor steht zum Verkauf. Darüber informiert eine unternehmenseigene Pressemitteilung von Ende Januar 2023. Der Mitteilung zufolge besteht Interesse seitens der griechischen Baufirma Wade Adams Hellas. Die Muttergesellschaft Wade Adams hat ihren Sitz in Dubai und ist in zyprischer Hand.

    Von Michaela Balis | Athen

  • Rahmenbedingungen

    Die Preise werden nicht rechtzeitig angepasst. Das erschwert Rabatte bei Angeboten. Baufirmen können „Modellinfrastrukturprojekte“ vorschlagen.

    Hohe Preise gefährden die Realisierung von Projekten

    Um die stetig steigenden Preise zu kontrollieren, plant das griechische Ministerium für Infrastruktur und Transporte bereits seit dem 1. Halbjahr 2022 eine elektronische Beobachtungsstelle für die Baustoffpreise bei öffentlichen Projekten zu schaffen.

    Das Ministerium revidierte im Oktober 2022 per Ministerialerlass die Berechnung der Preise für öffentliche Bauvorhaben für Projekte des 1. Quartals 2022 (334219/2022 FEK 5565/B/31.10.2022). Die neue Berechnung berücksichtigt nur teilweise den Anstieg der Baustoffpreise. Marktvertreter verlangen, dass die Preisanpassung auch für Projekte im Rahmen von Konzessionsverträgen gilt.

    Bei der Bewerbung im Rahmen von Ausschreibungen gewährten interessierte Unternehmen in der Vergangenheit hohe Rabatte von mehr als 50 Prozent, um den Zuschlag zu erhalten und die Konkurrenz auszuschließen. Das bedeutet, dass die Angebote nicht kostendeckend waren. Das wirkte sich oft zulasten der Qualität aus oder Projekte wurden gar nicht erst fertiggestellt.

    Durch die hohen und weiterhin steigenden Baustoffpreise werden Rabatte bei den Angeboten immer schwieriger und führen nicht selten zu einem Verlustgeschäft bei der Realisierung von Projekten. Auch ließ, aufgrund der hohen Anzahl an neuen Projekten, zum Beispiel im Rahmen des EU-Aufbaufonds, der Preisdruck unter den Baufirmen bei den Ausschreibungen nach.

    Bei Projekten mit einem Investitionsvolumen von über 2 Millionen Euro lagen die Rabatte im 1. Halbjahr 2022 bei knapp 30 Prozent, so der Panhellenische Verband Technischer Unternehmen SATE. Bei größeren Projekten fielen sie auf knapp 15 Prozent, meldet SATE. Wenn ein Angebot mehr als 10 Prozent von den durchschnittlichen Rabatten abweicht, muss der potenzielle Investor die Abweichung ausdrücklich erklären und rechtfertigen, gemäß Gesetz 4782/2021.

    Griechische Baugesellschaften bewegen sich in einem Umfeld, das von höheren Kreditkosten im europäischen Vergleich sowie von einer komplexen und häufig kontroversen Raum- und Projektplanung geprägt ist. Die Zuständigkeiten liegen oft gleichzeitig bei unterschiedlichen Behörden.

    Abgelehnte Bewerber erheben immer wieder Einspruch gegen die Auftragsvergaben. So kommt es bei den Projekten zu langwierigen Justizverfahren und zu Verzögerungen bei der Fertigstellung der Projekte.

    Infrastrukturprojekte werden durchschnittlich in einem Zeitraum von bis zu fünf Jahren fertiggestellt, informiert die Studie „Infrastruktur in Griechenland“ der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (Stand 2020). Es ist nicht zu übersehen, dass die Projekte im Rahmen des EU-Aufbaufonds bis 2027 fertiggestellt sein müssen.

    Private Träger können Projekte vorschlagen

    Natürliche und juristische Personen sowie Konsortien können fortan die Initiative ergreifen und Infrastrukturprojekte, die dem Ministerium für Infrastruktur und Transport oder dem Ministerium für Umwelt und Energie zugeordnet werden, vorschlagen (G. 4903/2022). Die Träger unterbreiten den Ministerien ausgearbeitete Projektvorschläge inklusive nötiger Studien. Nach der Genehmigung der Projekte seitens der zuständigen Ministerien folgen allgemein gültige Ausschreibungsverfahren. Falls der Auftragnehmer nicht identisch ist mit dem Träger, der das Projekt vorgeschlagen hat, wird letzterer für den Vorschlag und die Studien entschädigt. Bei den sogenannten „Modellprojekten“ muss es sich um innovative oder komplexe Infrastrukturvorhaben mit einem Investitionsbudget von über 200 Millionen Euro handeln. Dazu zählen auch Projekte des EU-Aufbauplans und der EU-Partnerschaftsvereinbarung 2022-2027. Von der neuen Regelung werden aufgrund des hohen Budgets die großen Baugesellschaften profitieren.

    Griechische Bauvorhaben mit einem Volumen von mehr als 5 Millionen Euro werden europaweit ausgeschrieben. Öffentliche Projekte mit niedrigerem Wert erscheinen im Amtsblatt der Regierung FEK (nur in griechischer Sprache verfügbar), in Tages- und Wochenzeitungen und in den Mitteilungen der Griechischen Technischen Kammer. Die Vergabe des Zuschlags erfolgt nach der Einreichung eines Angebots beim zuständigen Träger. Nichtsdestotrotz können öffentliche Träger Aufträge bis zu 60.000 Euro direkt vergeben, eine Möglichkeit, die sehr häufig genutzt wird.

    Ausschreibungen für Projekte im Rahmen des EU-Aufbauplans werden auf dem einschlägigen griechischen Portal veröffentlicht.

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Michaela Balis | Athen

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Griechenland

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Portal 21

    Informationsangebot zu Dienstleistungen in Europa

    Ministerium für Entwicklung und Investitionen

    Ministerium für Infrastruktur und Transporte

    Technische Kammer Griechenlands

    Branchenverband

    Panhellenischer Verband der Baunnternehmen

    Branchenverband

    Verband der Baugesellschaften höherer Bauklassen

    Branchenverband

    Hellenic Construction Industry Council (HCIC)

    Vertretung der Bauindustrie

    Griechisches Institut für Wirtschafts- und Industrieforschung (IOBE)

    EU-Aufbau- und -Resilienzfazilität

    Ausschreibungen im Rahmen des griechischen EU-Aufbaufonds

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