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Israel sucht Führungsrolle auf dem Markt für Kunstfleisch

Eine israelische Firma hat die nach ihren Angaben weltweit erste industrielle Produktionsstätte für Laborfleisch gebaut. Israel ist ein wichtiger Standort für alternative Proteine.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Die israelische Firma Future Meat hat die Fertigstellung einer Anlage für die Produktion ihrer Produkte in industriellem Maßstab abgeschlossen. Nach Angaben des Unternehmens handelt es sich um die erste Anlage dieser Art in der Welt. Ihre Produktionskapazität liegt bei 500 Kilogramm pro Tag.

Schnelles Produktionsverfahren

Future Meat hat eine Produktionstechnologie entwickelt, die die Herstellung von Fleisch aus Tierzellen ohne Tierserum und ohne genetische Modifizierung ermöglicht. Nach Firmenangaben ermögliche diese Technologie Fleischherstellung, die 20-mal schneller als bei herkömmlicher Tierzucht und 10-mal schneller als der bisherige Standardwert in der Laborfleischbranche sei.

Das Unternehmen strebt bereits für 2022 die Marktzulassung und erste Verkäufe in den USA an und befindet sich diesbezüglich im Gespräch mit der Bundesaufsichtsbehörde für Nahrungs- und Pharmamittel FDA. Ein weiteres Land, in dem Future Meat die Marktzulassung sucht, ist Singapur, das bereits Ende 2020 der US-amerikanischen Firma East Just eine Marktzulassung für Chicken Nuggets gewährt hat. Future Meat sieht Singapur nicht nur als einen eigenständigen Markt, sondern auch als ein Sprungbrett nach China.

Voraussetzung für die Marktzulassung

Die Firma glaubt, mit der industriellen Produktionsanlage, die von den Zulassungsbehörden in den USA ebenso wie in Singapur aber auch im heimatlichen Israel als Voraussetzung für eine Marktzulassung gefordert werde, einen entscheidenden Schritt zu der begehrten Verkaufsgenehmigung getan zu haben.

Vor einer Massenvermarktung von kultiviertem Fleisch müssen aber noch Probleme wie Kundenakzeptanz und nicht zuletzt der Preis gelöst werden. Nach Angaben von Future Meat lagen die Produktionskosten eines Kilogramms Hähnchenfleisch bis zur Fertigstellung der industriellen Fertigungsanlage bei 39 US-Dollar je Kilogramm. Dank der industriellen Erzeugung hofft die Firma, den Kilogrammpreis um 30 Prozent, also auf rund 27 US$ zu senken.

Der Aufbau einer Massenproduktion sowie technologische Fortschritte versprechen die Produktionskosten weiter zu reduzieren. Zudem wäre Kunstfleisch gegenüber teuren Fleischsorten eher wettbewerbsfähig. Längerfristig erwartet Future Meat, wie Yaacov Nachmias, Gründer des Unternehmens und sein Chefwissenschaftler gegenüber der israelischen Wirtschaftszeitung Globes erklärte, dass dieses Fleisch zwischen 40 und 60 Prozent des weltweiten Fleischmarktes erobert. Angesichts dieser Nachfrageprognose sei es für den Markterfolg einzelner Hersteller nicht so sehr wichtig, wer als erster den Markt betrete, sondern wer am schnellsten seine Produktion ausbauen könne. 

Viele Chancen, doch mehr Förderung nötig

Israel gilt als einer der führenden Standorte für die Entwicklung und Produktion alternativer Proteine. Im Juni 2021 wies die Datenbank der gemeinnützigen israelischen Hightech-Organisation Start-up Nation Central 37 israelische Unternehmen auf, die auf diesem Gebiet tätig waren. Fast die Hälfte dieser Firmen konzentrierte sich auf die Gewinnung von Proteinen aus Pflanzen, Seetang und Algen.

Auf Kunstfleisch spezialisieren sich vier Firmen. Von diesen, so Start-up Nation Central, hat nur Future Meat laut dem Stand vom Juni 2021 das Fertigproduktstadium erreicht. Nach einer Berechnung von Globes sind zudem rund 300 Forschungslabors auf dem Gebiet alternativer Proteine tätig. Auch die akademische Forschung widmet sich der neuen Branche.

Indessen warnte Nir Goldstein, Geschäftsführer des Good Food Institute Israel, ohne angemessene Unterstützung durch die Regierung werde es dem Land schwerfallen, seine Spitzenposition zu behalten und seine wissenschaftlichen Erfolge in Massenproduktion umzusetzen. Das Institut ist Teil der internationalen Nichtregierungsorganisation Good Food Institute, das für die Förderung alternativer Proteine und die Schaffung eines wissenschaftsorientierten, nachhaltigen Ernährungssystems eintritt. Im April 2021 erklärte Goldstein, die gegenwärtig getätigten Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen in das Marktsegment für Kunstfleisch seien in Israel erheblich ausbaubedürftig.

Expansion durch große Nahrungsmittelhersteller?

Die israelische Innovationsbehörde (Israel Innovation Authority) glaubt wiederum, dass die Produktion von Kunstfleisch durch den Markteintritt großer israelischer Nahrungsmittelhersteller entscheidende Wachstumsimpulse erhalten könnte. Bei einer Paneldebatte zu diesem Thema erklärte Ania Alden, stellvertretende Direktorin der Innovationsbehörde, die großen Hersteller der Nahrungsmittelbranche hätten große Erfahrung bei der Umsetzung von Forschungsergebnissen in marktfähige Produkte. Zudem seien sie im eigenen Interesse an neuen Erzeugnissen und an Partnern interessiert, die über relevantes Know-how verfügten.

Derweil hat zumindest eine israelische Firma die Zusammenarbeit mit einem ausländischen Nahrungsmittelhersteller aufgenommen. Im Dezember 2020 unterzeichnete das Unternehmen Aleph Farms eine Absichtserklärung (MoU) mit der Food Industry Group des japanischen Mitsubishi-Konzerns. Laut der Vereinbarung soll die von Aleph Farm entwickelte Technologie von der Food Industry Group für Produktion für den japanischen Markt eingesetzt werden.


Kontaktadressen

Einrichtung

Anmerkungen

Israel Innovation Authority

Innovationsbehörde, zuständig für die Förderung industrieller Forschung und Entwicklung

Association of Food Industries

Fachverband der Nahrungsmittelindustrie

Future Meat

Entwicklung von kultiviertem Fleisch

Aleph Farms

Entwicklung von kultiviertem Fleisch

MeaTech

Entwicklung von kultiviertem Fleisch

Super Meat

Entwicklung von kultiviertem Fleisch

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