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Branche kompakt | Spanien | Maschinen- und Anlagenbau

Spanischer Maschinenbau profitiert von Förderprogrammen

Die Nachholeffekte der Coronakrise sorgten für eine gute Entwicklung in Spaniens Maschinenbaubranche. Nun kristallisieren sich neue Geschäftschancen durch den Aufbauplan heraus.

Von Oliver Idem | Madrid

  • Markttrends

    Die Ausrüstungsinvestitionen in Spanien nahmen 2022 um 4,3 Prozent zu. Zahlreiche Großprojekte und die Umsetzung des Aufbauplans versprechen Geschäftschancen für den Maschinenbau.

    Spaniens Wirtschaftsleistung soll 2023 wesentlich schwächer steigen als im Vorjahr. Nach einer Zunahme um real 5,5 Prozent 2022 erwartet die Europäische Kommission nur noch ein Plus von 1,4 Prozent.

    Für den Maschinenbau überwiegen die positiven Aussichten. Er dürfte sich 2023 besser entwickeln als die Gesamtwirtschaft. Die Nachholeffekte durch in der Coronakrise verschobene Investitionsprojekte lassen nach. Neue Perspektiven entstehen durch das Programm Next Generation EU und eine ganze Reihe von weiteren geplanten Vorhaben

    Landesweit sorgen mehrere große Städtebauprojekte wie Madrid Nuevo Norte für Impulse. Im Bahnsektor herrscht von Bahnhofsmodernisierungen bis hin zur Verwirklichung des Mittelmeerkorridors einige Bewegung. Der Bau von Solar- und Windparks sowie Pläne zur Produktion von grünem Wasserstoff und Biokraftstoffen bilden einen weiteren Bereich mit regen Aktivitäten. Immer wieder kündigen Unternehmen zudem Investitionen in Logistikimmobilien und Rechenzentren an.

    Turbulentes Jahr 2022 endete mit besseren Resultaten als 2021

    Trotz eines schwachen Schlussquartals stiegen die inländischen Investitionen in Maschinen und Anlagen 2022 um 4,3 Prozent. Für die Bauinvestitionen ermittelte das Statistikamt INE eine ähnlich hohe Zunahme um 4,2 Prozent.

    Im Dezember 2022 legte die Industrieproduktion kalenderbereinigt um 1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zu. Für das Gesamtjahr geht das Statistikamt INE von einem Plus von 2,9 Prozent aus. Die Entwicklung der Industrieproduktion wurde 2022 weniger stark durch Beschaffungsprobleme gedämpft. Mit hohen und schwankenden Energiepreisen und einer Jahresinflationsrate von 8,4 Prozent trat für die Unternehmen jedoch ein neues Problem auf.

    Next Generation EU treibt die Investitionen an

    Spanien wurde von dem Wirtschaftseinbruch durch die Coronakrise besonders hart getroffen. Nun gehört das Land zu den großen Gewinnern des Hilfspakets Next Generation EU. Für Investitionen im Rahmen des nationalen Aufbau- und Resilienzplans stehen insgesamt 160 Milliarden Euro zur Verfügung. Darunter befinden sich 84 Milliarden Euro, die in Form von Krediten abgerufen werden können.

    Die spanische Regierung hat mehrere Initiativen aus dem Aufbauplan in bislang zwölf strategischen Projekten gebündelt. Mit ihrem Fokus auf klimafreundliche Modernisierungen enthalten diese Projekte eine Fülle von potenziellen Geschäftschancen für den Maschinenbausektor. 

    Beispiele sind der Aufbau von Produktionskapazitäten in der Mikroelektronik und das Vorantreiben der Energiewende. Ein Modernisierungsprogramm für den Automobilsektor bringt ebenso einen Technikbedarf mit sich wie die Dekarbonisierungsinitiative für die Industrie. Zudem sind Investitionen in den Wassersektor geplant, mit Schwerpunkten in Städten, Industrie und Landwirtschaft.

    Luftfahrt, Raumfahrt und der Schiffsbau sollen ebenfalls von Fördermitteln profitieren. Zudem wird in der Textil- und Nahrungsmittelindustrie, dem Maschinenbau, der Kunststoffindustrie und dem Sektor der erneuerbaren Energien der Aufbau einer Kreislaufwirtschaft angestrebt. 

    Der Abruf der Finanzmittel und die Verwendung sollen dieses Mal besonders gewissenhaft organisiert werden. In der regulären Förderperiode der Kohäsionsprogramme von 2014 bis 2020 verwendete Spanien laut der Sparkassenstiftung Funcas nur 34 Prozent der möglichen Finanzmittel.

    Das soll sich bei dem umfangreichen Paket von Next Generation EU nicht wiederholen. Nach einem eher holprigen Beginn nahm das Umsetzungstempo im Herbst 2022 wesentlich zu. 

    Der spanische Aufbau- und Resilienzplan zur Umsetzung von Next Generation EU und seine strategischen Projekte sind teils mit früheren Strategien verknüpft. Das trifft beispielsweise auf España Digital 2025 zu. Unter anderem wird eine Führungsrolle beim 5G-Mobilfunk in Europa angestrebt.

    Besonders interessant aus der Maschinenbauperspektive ist die digitale Transformation in strategischen Sektoren. Namentlich sind die Nahrungsmittelindustrie, Mobilität, Gesundheit, Tourismus, Handel und der Energiesektor genannt. 

    Digitalisierung erreicht zunehmend auch kleinere Unternehmen

    Für die Maschinenbauer in Spanien stehen die Digitalisierung und Vernetzung von Prozessen im Vordergrund. Technologischer Vorreiter ist die Automobilindustrie. Spanien ist nach Deutschland der zweitwichtigste Produktionsstandort in Europa. Weitere relevante Abnehmer bilden die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie, Metallverarbeiter und die Baustoffindustrie. 

    Üblicherweise sind Großunternehmen die Vorreiter bei Investitionen in modernste Anwendungen. Sie stehen oft im internationalen Wettbewerb, der für einen hohen Innovationsdruck sorgt.

    Jedoch nimmt in Spanien auch das Interesse kleinerer Firmen an Digitalisierungs- und Vernetzungsthemen zu. Das Industrieministerium hat ein Förderprogramm für KMU im Bereich vernetzte Industrie aufgelegt. Auch der Aufbau- und Resilienzplan berücksichtigt in Form der Initiative Kit Digital die Digitalisierung bei kleineren Unternehmen. 

    Häufig findet in Spanien eine Optimierung bestehender Produktionsanlagen statt. Zwar entstehen auch komplett neue Werke, doch kommt die oft anspruchsvolle Modernisierung häufiger vor. 

    Der Robotik-Sektor bleibt auf einem Wachstumskurs. Laut neuesten Zahlen des Dachverbands International Federation of Robotics belegt Spanien im internationalen Vergleich den 14. Rang bei den Installationen. Selbst im Corona-Krisenjahr 2021 nahm die Anzahl der neu installierten Roboter um 3.400 Einheiten zu. Das entsprach einem Zuwachs um 1 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

    Deutsches Qualitätsimage weckt anspruchsvolle Erwartungen

    Deutschland gilt in Spanien als Referenzland für zuverlässige und effiziente Industrieausrüstungen. Entsprechend hoch sind die Erwartungen in puncto Qualität und Service.

    Für Anbieter von Maschinen und Komponenten kann die starke Präsenz deutscher Unternehmen in Spanien ein Vorteil sein. Die zahlreichen Niederlassungen in der Industrie, dem Handel und dem Dienstleistungssektor bilden einen wichtigen Anknüpfungspunkt.

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Branchenstruktur

    Der spanische Maschinenbau besteht laut neuesten Zahlen aus circa 5.900 Unternehmen. Der Produktionsindex des Sektors lag 2022 um 6,3 Prozent über dem Vorjahresniveau.

    Die lokalen und internationalen Maschinenbauunternehmen in Spanien sind zum Beispiel in den Segmenten Aufzüge und Fördertechnik weltweit gut positioniert. Gleiches gilt für den Windkraftanlagenbau sowie den Wasserbehandlungs- und Entsalzungsanlagenbau. Zu den in Europa führenden Spezialisten des Werkzeugmaschinenbaus zählen viele Unternehmen aus dem Baskenland.

    Produktionsindex 2022 um 6,3 Prozent gestiegen

    Der Produktionswert des Maschinenbaus gemäß der Klassifizierung der Wirtschaftszweige nach NACE legte 2022 insgesamt um 6,3 Prozent zu. Das geht aus den neuesten Daten des Fachverbandes Sercobe hervor. Wie üblich flossen in diesen Indexwert sehr unterschiedliche Tendenzen aus den einzelnen Fachzweigen ein.

    Die stärkste Dynamik verzeichnete die Herstellung von Rohren, Leitungen und Hohlprofilen aus Stahl. Der dazugehörige Index zog um 22,9 Prozent an. Ein ähnlich positives Resultat erreichten die Hersteller von Dampfgeneratoren (außer für Zentralheizungen) mit einem Plus von 19,7 Prozent. 

    Der Aufwärtstrend der Produktion und der Ausrüstungsinvestitionen bildet sich auch im Indikator "Installation von Maschinen und industriellen Ausrüstungen" ab. Dieser lag 2022 um 16,3 Prozent über dem Vorjahresniveau.

    Nur in fünf Fachzweigen blieb der Produktionsindex 2022 hinter dem Vorjahreswert zurück. Zumeist fielen die Rückgänge moderat aus. Den einzigen negativen Ausreißer mit einem Minus von 14,5 Prozent bildeten Bestrahlungs- und elektromedizinische Geräte. In diese Kategorie fallen auch optische und fotografische Instrumente.

    Bei der Produktion von Maschinen für allgemeine Verwendungszwecke betrug der Rückgang 4,1 Prozent. Darauf wirkte sich ein im dritten Quartal wesentlich geringerer Output als im Vorjahreszeitraum negativ aus.

    Der Index für die Herstellung von Kabeln und elektrischem Installationsmaterial blieb 2022 um 2 Prozent unter dem Vorjahresniveau. In diesem Fall dämpfte der Verlauf des vierten Quartals das Gesamtergebnis.


    Marktvolumen in den wichtigsten Maschinenbausparten Spaniens (Umsatz in Millionen Euro; Veränderungen in Prozent)

    Sparte gemäß NACE

    2020

    2021

    Veränderung 2021/20

    Hebezeuge und Fördermittel (2822)

    2.290

    1.653

    -27,8

    Verbrennungsmotoren und Turbinen (2811)

    503

    1.448

    188,0

    kälte- und lufttechnische Erzeugnisse, nicht für den Haushalt (2825)

    3.272

    3.119

    -4,7

    sonstige nicht wirtschaftszweigspezifische Maschinen (2829)

    1.892

    2.213

    16,9

    Maschinen für sonstige bestimmte Wirtschaftszweige (2899)

    969

    1.129

    16,6

    Nahrungsmittelmaschinen (2893)

    856

    471

    -45,0

    Armaturen (2814)

    641

    715

    100,5

    Marktvolumen wird auf der Basis von Produktion plus Importe minus Exporte errechnetQuelle: Eurostat; Berechnungen von Germany Trade & Invest

    Die spanische Statistik fasst den Maschinenbausektor eher weit. Unter diese Definition fallen sechs zweistellige Codes der Clasificación Nacional de Actividades Económicas. Fünf davon beziehen sich auf die Produktion, zum Beispiel von Maschinen, Ausrüstungen und elektrischem Material. Darüber hinaus wird die Herstellung von Metallprodukten mitgezählt, ebenso wie die Fertigung von anderem Transportmaterial.

    Auch die Kategorie Produktion von elektronischen, optischen und Informatikprodukten gilt als Teil des Maschinenbaus. Die Reparatur und Installation von Maschinen und Anlagen wird als Dienstleistungskategorie ebenfalls mitgezählt.

    Hohe Bedeutung des Außenhandels für den Maschinenbau 

    Spaniens Maschinenbaubranche ist sehr stark internationalisiert. Besonders hoch ist die Exportquote mit circa 70 Prozent im Werkzeugmaschinenbau.

    Laut den neuesten verfügbaren Daten für die Kategorie NACE 28 (Maschinenbau) von 2022 erreichten die Exporte 19,3 Milliarden Euro. Damit nahmen die Ausfuhren gegenüber dem Vorjahr um 13,1 Prozent zu. Zudem wurden für 23,8 Milliarden Euro Maschinen und Anlagen importiert. Hier fiel das Wachstum mit 12,9 Prozent ähnlich hoch aus.

    Dem Außenhandel mit Maschinen und Anlagen gelang 2022 ein deutlicher Sprung über das Vorkrisenniveau. Die Handelsströme übertrafen in beide Richtungen die Resultate von 2019.

    Im Maschinenhandel mit Deutschland verschoben sich die Gewichte in Richtung Spanien. Die spanischen Lieferungen nach Deutschland zogen um 16,9 Prozent auf knapp 1,9 Milliarden Euro an. Zu dieser Dynamik trugen besonders die Ausfuhren kälte- und lufttechnischer Erzeugnisse (NACE 2825) bei, die sich auf 251 Millionen Euro verdoppelten.

    Die Maschinenlieferungen aus Deutschland nach Spanien stiegen 2022 zwar an, konnten aber kaum vom Schwung der Importe profitieren. Unter dem Strich blieb eine moderate Zunahme um 3,2 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro.

    Ausländische Unternehmen sind Teil der Spitzengruppe bei den Umsätzen

    Unternehmen mit ausländischen Wurzeln fallen zahlenmäßig gegenüber den spanischen Konkurrenten kaum ins Gewicht. Nur circa drei Prozent der Unternehmen stammen ursprünglich aus anderen Ländern. Ihre Rolle bei Umsätzen und Beschäftigung ist aber umso wichtiger. Vor allem US-amerikanische, deutsche und schweizerische Maschinenbauunternehmen haben sich in Spanien niedergelassen. Diese drei bilden mit weitem Abstand die wichtigsten Ursprungsländer.

    Wichtige Maschinenbauunternehmen in Spanien (Umsatz in Millionen Euro)

    Unternehmen

    Umsatz 2020

    Umsatz 2021

    John Deere Ibérica

    494,8

    666,2

    Otis

    566,4

    621,3

    Orona

    484,1

    474,6

    Power Electronics

    447,4

    442,1

    Ulma Packaging 1)

    223,2

    339,5

    SKF Española 

    181,8

    200,5

    Knorr-Bremse España 2)

    156,2

    186,5

    Linde Material Handling Iberica 

    168,3

    165,3

    Johnson Controls-Hitachi Air Conditioning 

    139,4

    159,7

    Fagor Arrasate

    198,9

    133,2

    1 Alimarket; 2 Datenbank UniversiaQuelle: Wirtschaftszeitung Actualidad Económica (Las mayores empresas de España, Dezember 2022)

    In Spanien waren 2019 circa 5.900 Unternehmen dem Maschinenbau zuzurechnen. Die meisten von ihnen hatten ihren Sitz in den Autonomen Gemeinschaften Katalonien, Valencia und Madrid. Das Baskenland ist der Schwerpunkt des Werkzeugmaschinenbaus. Der Maschinenbausektor zählt gemessen am Umsatz nicht zu den ganz großen des Landes, ist jedoch ein wichtiger Innovationsmotor.

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Rahmenbedingungen

    Deutschland und Spanien sind Teil des EU-Binnenmarktes. Entsprechend gelten grundsätzlich die gleichen Rahmenbedingungen.

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union (EU) sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa Deutsches Institut für Normung e.V. oder die spanische Vereinigung AENOR). 

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung. 

    Von Oliver Idem | Madrid

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