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Branche kompakt | Südafrika | Windenergie

Gegenwind für die Branche

Die Windenergie verfügt über viel Potenzial. Südafrika hat Reformen angestoßen. Die Strompreise steigen. Fehlende Stromtrassen blockieren aber eine starke Marktentwicklung.

Von Fausi Najjar | Johannesburg

  • Marktüberblick

    Markttreiber und -hemmnisse

    Treiber

    Hemmnisse

    Hervorragende naturräumliche Voraussetzungen für die Windkraft

    Fehlende Stromtrassen

    Reformen beschleunigen dezentrale Stromprojekte 

    Widerstände aus der Bevölkerung verzögern die Energiewende 


    Fallende Gestehungskosten für die Windkraft bei steigenden Strompreisen 

    Offshore-Windkraft ist kein Thema

    Quelle: Analyse von Germany Trade & Invest

    Von Fausi Najjar | Johannesburg

  • Politische Ziele

    Trotz eskalierender Stromausfälle hat die südafrikanische Regierung bislang keine überzeugende Energiepolitik vorgelegt. 

    Regierung setzt unklare Ziele

    Aufgrund der Energieknappheit hat Südafrika im Februar 2023 den nationalen Notstand ausgerufen. Der südafrikanische Staatschef Cyril Ramaphosa bezeichnete die Stromausfälle als größtes wirtschaftliches Risiko in Südafrika. Am 9. Februar 2023 gab er in seiner Rede zur Lage der Nation zahlreiche Maßnahmen bekannt, um die Stromknappheit zu beheben. Dazu gehörte ein neuer Ministerposten für Elektrizität, der im März von Kgosientsho Ramokgopa besetzt wurde. Wegen drohender Klagen ist im April der Ausnahmezustand wieder aufgehoben worden. Die Regierung will seither über ihren Energiekrisenausschuss (Energy Crisis Committee) die Stromausfälle mithilfe bestehender Gesetze und Notfallvereinbarungen verringern.

    Bislang wurden keine überzeugenden Konzepte vorgelegt, wie die Energiekrise zügig überwunden werden könnte. Ein durchsetzungsfähiges Management, um die Stromkrise zu überwinden, ist bestenfalls nur ansatzweise zu spüren. 

    Indessen hält die südafrikanische Regierung am Ausbau der erneuerbaren Energien fest. Weitere Schritte, um den Strommarkt zu liberalisieren, stehen ebenso auf der Agenda. In den politischen Debatten geht es allerdings verstärkt darum, die Leistung der kohlebasierten Kraftwerksflotte des staatlichen Stromversorgers Eskom zu verbessern, das Notprogramm (insbesondere schwimmende Erdgaskraftwerke) umzusetzen, die Strommachfrage zu senken und Strom aus den Nachbarländern zu importieren.

    Tägliche Lastabwürfe spitzen sich zu

    Um das System vor einem Blackout zu bewahren, greift Eskom auf sogenannte Lastabwürfe (englisch: load shedding) zurück. Die rotierenden Stromabschaltungen dienen dazu, den Zusammenbruch des Netzes bei unzureichenden Erzeugungskapazitäten zu vermeiden.

    Gegenwärtig (Mai 2023) schwanken die Lastabwürfen zwischen den Stufen 4 und 6. Dies entspricht grob Stromabschaltungen von täglich bis zu neun Stunden. Dabei steht auf der südlichen Halbkugel der Winter noch bevor. Ein harter Winter und weitere Ausfälle im Kraftwerkspark könnten das Kapland in den kommenden Monaten bis Stufe 11 erreichen. Es zeichnen sich damit die gravierendsten Lastabschaltungen seit jeher ab. 

    Fiasko beim staatlichen Stromproduzenten

    Der desolate Zustand des überalterten Kraftwerkparks in Südafrika ist auf verschiedene Faktoren wie Vernachlässigung, Inkompetenz bei Wartung und Steuerung der Anlagen sowie Korruption zurückzuführen. Schließlich sind es kriminelle Strukturen (unter anderem Diebstahl, Sabotageakte), die die Funktionsfähigkeit der Kraftwerke blockieren.

    Auch politische und gesellschaftliche Widerstände tragen zur schwierigen Gemengelage bei. Denn der Ausstieg aus der dominierenden Kohle ist eine Mammutaufgabe, die angesichts der wichtigen wirtschaftlichen Rolle des Kohlebergbaus und starker Lobby auf erhebliche Widerstände stößt.

    Nicht zuletzt sind grobe Planungsfehler zu verzeichnen. Zwar verfIm Grunde genommen müsste die Windkraft boomen - ügt Südafrika vor allem in der Nordwest-Provinz über hervorragende naturräumliche Voraussetzungen für Wind und Solar, dort sind aber die Übertragungskapazitäten für Strom erschöpft. Ihr Ausbau wurde vernachlässigt.

    Stromerzeugung im Jahr 2022 (in Terawattstunden, Prozent)

    Stromerzeugung

    Anteil 

    Kohle

    176,00

    80,1

    Importe 

    10,83

    4,9

    Nuklear 

    10,07

    4,6

    Wind

    9,6

    4,4

    Fotovoltaik 

    4,84

    2,2

    Diesel/Gas

    3,61

    1,6

    Wasser 

    3,14

    1,4

    Solarthermie

    1,56

    0,8

    Quelle: Eskom 2023

    Von Fausi Najjar | Johannesburg

  • Marktorganisation

    Schritte zur Liberalisierung stärken die dezentrale Stromerzeugung für Private 

    Stromversorger Eskom dominiert den Markt 

    Das Ministerium für Bergbau und Energie DMRE (Department of Mineral Resources and Energy) ist für die gesamte Energiepolitik und die Energiesicherheit in Südafrikas zuständig. Diesem fällt beispielsweise die Ausarbeitung des nationalen Energieplans IPR 2019 (Intergrated Resource Plan) zu.

    Zuständig für den staatlichen Stromerzeuger Eskom ist hingegen das Ministerium für öffentliche Unternehmen (Department for Public Enterprises, DPE). Eskom gehört der größte Teil der Infrastruktur für die Stromerzeugung, -übertragung und -verteilung. Der neuen Minister für Elektrizität fällt weitgehend eine koordinierende Rolle ein. Elf Monate nach dessen Ernennung hat das Präsidialamt angekündigt, dass dieser für die Beschaffung neuer Energieerzeugungsanlagen und die Sicherstellung der Stromversorgung zuständig sei. Das Krisenmanagement obliegt demnach zwei mächtigen Ministerien und einem, dem Präsidialamt unterstehenden Ministerium für Elektrizität, mit geringer Hausmacht im Kabinett. 

    Die Nationale Energieregulierungsbehörde NERSA (National Energy Regulator of South Africa) reguliert den Energiesektor im Rahmen der nationalen Politik und Planung. NERSA ist unter anderem zuständig dafür, neue  Kraftwerke und Leitungen zu lizensieren und zu registrieren sowie für die Regulierung der Stromtarife. Das IPP-Office (Independent Power Producer)  beschafft Stromerzeugungskapazitäten von unabhängigen Stromerzeugern und bietet Beratungsdienste an.

    Entflechtung von Eskom eingeleitet

    Eine Entflechtung von Eskom und die Zulassung privater Strombetreiber wurde 1998 im Rahmen eines Regierungsentwurfs diskutiert. Ende Oktober 2019 hat das Department for Public Enterprises (DPE) einen Plan zur Entflechtung der Eskom veröffentlicht. Dieser sieht vor, Eskom aufzuspalten in die Bereiche Stromerzeugung, Übertragungsnetz und Systembetrieb sowie Stromverteilung.

    Die organisatorische Aufteilung in drei Unternehmen ist offensichtlich weit fortgeschritten. Nach Zeitplan sollen sie ab 2023 unter dem Dach einer Holding als eigenständige juristische Einheiten agieren. Bei diesem entscheidenden Schritt sind allerdings Verzögerungen zu verzeichnen.

    Unabhängige Strombetreiber mit mehr Gewicht

    Im Jahr 2011 ist mit der Einführung des Ausschreibungsprogramms REIPPP (Renewable Energy Independent Power Producer Programme) ein wichtiger Schritt erfolgt, um den Strommarkt zu liberalisieren. REIPPP zielt darauf ab, anhand privater Investitionen in die erneuerbaren Energien die nationale Versorgung zu unterstützen.

    Dabei fordert die südafrikanische Regierung in Bieterrunden Privatunternehmen auf, Vorschläge für den Entwurf und Entwicklung von Großprojekten in den erneuerbaren Energien zu unterbreiten. Die Angebote werden nach Maßgabe verschiedener Kriterien beurteilt. Diese umfassen neben den Gestehungskosten - in unterschiedlichen Maßen - Aspekte der heimischen Industrieförderung und ökonomischen Stärkung (Black Economic Empowerment) der unter der Apartheid unterdrückten schwarzen Bevölkerungsmehrheit. REIPPP wurde zwischen 2015 und 2018 auf Eis gelegt. Auch danach gab es bei den Ausschreibungen immer wieder Verzögerungen.

    Dezentrale Stromversorgung wird gestärkt

    Im August 2021 ist die notwendige Genehmigungspflicht für Anlagen von 1 Megawatt auf 100 Megawatt angehoben worden. Das betrifft insbesondere die private Stromerzeugung zur Versorgung von Unternehmen und Städten sowie Gemeinden. Im Dezember des gleichen Jahres wurde die genehmigungspflichtige Grenze ganz aufgehoben (Änderung von Schedule 2 des Electricity Regulation Act).

    Damit verliert Eskom gegenüber Unternehmen und Städten endgültig die alleinige Verantwortung bei Abschlüssen von Stromlieferverträgen (Power Purchase Agreements, PAA) mit unabhängigen Stromanbietern (Independent power producers, IPPs). Die dezentralen Projekte müssen allerdings weiterhin eine Netzanschlussgenehmigung einholen, um sicherzustellen, dass sie alle Anforderungen an die Netzkonformität erfüllen.

  • Marktchancen

    Die Windkraft nimmt wegen der hervorragenden naturräumlichen Verhältnissen einen zentralen Stellenwert in der Versorgungsplanung ein. Der Energieplan ist allerdings obsolet.

    Wind bei Ausbauplänen zentral

    Mitte Oktober 2019 hat das Ministerium für Bergbau und Energie DMRE die finale Version des Energieplans Integrated Ressource Plan (IRP 2019) veröffentlicht. Darin ist der Energiemix für die Stromerzeugung bis 2030 festgelegt. Insgesamt sind neue Nennkapazitäten von 29.500 Megawatt vorgesehen.

    Bei der Windkraft sind bis 2030 neue Ausschreibungen von 15.762 Megawatt geplant, bei Fotovoltaik-Großanlagen sind es 6.814 Megawatt . Wasserkraft sollen 2.500 Megawatt sowie Pumpspeicherkraftwerke 2.083 Megawatt zur Verfügung stellen. Auch sollen neue Kapazitäten bei Kohle geschaffen werden. Im Gegenzug zum Neubau von Kohlekraftwerken ist der massive Rückbau alter Anlagen geplant. 

    Stromerzeugungskapazitäten bei den erneuerbaren Energien bis 2023 gemäß Energieplan IRP 2019* (In Megawatt, Anteil in Prozent)

    Installierte Nennleistung 2018

    Installierte Nennleistung 2030

    Anteil 2030 an der  Stromerzeugung

    Kohle

    37.149

    33.364

    58,8

    Atom

    1.860

    1.860

    4,5

    Wasserkraft

    2.100

    4.600

    8,4

    Pumpspeicher

    2.917

    5.000

    1,2

    Fotovoltaik (Großanlagen)

    1.474

    8.288

    6,3

    Wind (Großanlagen)

    1.980

    17.742

    17,8

    Solarthermische Großanlagen

    300

    600

    0,6

    Gas und Diesel

    3.830

    6.380

    1,3

    Dezentrale Anlagen *)

    499

    k. A.

    k. A.

    * Nicht berücksichtigt ist die Ko-Generation (meist Biomasse und Deponiegas) sowie Erzeugung für den Eigenbedarf (meist durch Erneuerbare), rund 4.000 MW.Quelle: GreenCape 2023

    Energiefahrplan ist obsolet

    Eine Anpassung des IRP-Fahrplans an neue Gegebenheiten ist nicht erfolgt. Dies ist angesichts der erheblichen Verzögerungen beim Ausbau der Kohle-Großkraftwerke Mudipe und Kusile und der gehäuften unplanmäßigen Ausfälle im bestehenden Kraftwerkparks umso problematischer.

    Fortschritte bei den erneuerbaren Energien im Rahmen des Energieplans IRP 2019 (in Megawatt)

    Planung IRP 2019

    Umgesetzt bzw. freigegeben 2022

    Verbleibende Kapazitäten bis 2030

    Wasser

    4.600

    2.208

    2.392

    Fotovoltaik

    8.288

    6.339

    1.949

    Wind

    17.740

    5.328

    12.412

    Solarthermie

    600

    600

    0

    Speicherung

    5.000

    3.405

    1.595

    Weitere

    4.00

    359

    41

    Gesamt

    36.030

    18.241

    17789

    Quelle: GTAI-Recherche 2023

    Der weitaus stärker als geplante Ausbau einer dezentralen Stromgenerierung hat zu erheblichen Veränderungen beim Aus- und Umbau des Kraftwerkparks gesorgt. Schließlich hat die südafrikanische Regierung im August 2020 das Notprogramm Risk Mitigation IPP Procurement (RMIPPP) aufgelegt, um die Stromkapazitäten schnell um 2.000 Megawatt aufzustocken. Wegen juristischer Streitigkeiten verzögert sich allerdings die Umsetzung der darin ausgelobten Gasprojekte. 

    Notprogramm für die Stromversorgung – RMIPPP (in Megawatt)

    Name des Ausschreibungsprogramms

    Nenn-Kapazitäten  

    Emergency/Risk Mitigation Power Purchase Procurement

    2.000

    Embedded Generation Investment (EGIP)

    400

    Small IPP Power Purchase Procurement

     100

    * Risk Mitigation Independent Producers Procurement ProgrammeQuelle: Government Notices, 24. Juli 2020

     

    One-Buyer-Modell stagniert

    Im Dezember 2022 wurden die bevorzugten Anbieter der REIPPP- Bieterrunden fünf und sechs bekannt gegeben. Die sechste Bieterrunde sah die Vergabe von 1.000 MW Solarenergie und 3.200 MW Windenergie (Onshore) vor. Keines der eingereichten 23 Windprojekte erhielt den Status eines bevorzugten Bieters. Als Grund für die Nichtzuteilung von Windprojekten hat das DMRE Netzengpässe den drei Provinzen Westkap, Nordkap und Ostkap angeführt. Die Projektvorschläge waren ausschließlich für diese windreichen Landschaften vorgesehen.

    Bislang hatten in den vergangenen Jahren fallende Gestehungskosten bei steigenden Strompreisen die Windkraft zunehmend attraktiv gemacht und deutlich zum Erfolg der REIPPP-Ausschreibungen beigetragen. Für zukünftige REIPPP-Ausschreibungsrunden ist im Gespräch, die Netzverfügbarkeit besser zu berücksichtigen und gegebenenfalls geografische Vorgaben in weitere Ausschreibungsrunden aufzunehmen.

    REIPPP Ausschreibungen (erworbene Kapazitäten in Megawatt) *

    Bieterrunde

    1

    2

    3

    3.5

    4a, b

    5

    6

    Wind

    649

    559

    787

    0

    1.608

    1.608

    0

    Fotovoltaik

    627

    417

    435

    0

    813

    975

    1.000

    Solarthemie

    150

    50

    200

    200

    0

    0

    0

    * ohne Berücksichtigung von ausgeschriebener Kleinprojekt sowie Biomasse, Wasserkraft und Deponiegase.Quelle: GreenCape 2023

    Stromgestehungskosten in Südafrika bei REIPPP-Ausschreibungen (in Euro pro Kilowattstunde) 1)

    Jahr

    Wind

    Fotovoltaik

    Durchschnittspreis von Eskom (Handel und Gewerbe) 2)

    2011

    0,150,360,06

    2012

    0,110,210,07

    2013

    0,070,090,06

    2018

    0,050,060,07

    2021

    0,030,020,10

    2022

    -0,03k. A. 
    1) Umrechnung in Euro gemäß Wechselkurs der South African Reserve Bank. 2) Die Gestehungskosten sind mit dem Durchschnittspreis nicht unmittelbar vergleichbar. Der Vergleich zwischen den beiden Kategorien kann lediglich dazu dienen, Trends zu ermitteln.Quelle: Eskom 2023, GreenCape 2023,

    Schnelle Vergabe bei den dezentralen Projekten

    Da die dezentralen Ausschreibungen von Privaten schneller umgesetzt werden konnten als diejenigen im Rahmen von REIPPP, haben diese schnell noch freie Übertragungskapazitäten besetzen können.

    Im Mai 2023 hat der südafrikanische Verband für die Windkraft SAWEA (South African Wind Energy Association) unter Berufung auf die NERSA die gegebenen Kapazitäten von Windkraftanlagen mit privaten Abnehmern auf 984 MW beziffert. Im Februar lag der Nennwert der Onshore-Anlagen noch bei 545 MW. Angesicht laufenden Projekte ist für 2023 mit weiterhin hohen Steigerungsraten zu rechnen.

    Der Zubau bedeutet zunächst eine Entlastung für das überlastete Energiesystem. Betrachtet man allerdings die Projektpipeline der zentralen Projekte näher, so gleichen diese bestenfalls die in der REIPPP-Bieterrunde sechs gestrichenen Projekte von 3.200 MW aus. 

    Dezentrale Windprojekte - Südafrika*

    Projektbezeichnung (Standort)

    Leistung (MW)

    Auftrageber

    Status

    Investitionsvolumen
    (in Mio. US $)

    Ummbila Emoyeni Wind Energy Facility, Mpumalanga

    750 MW Wind, 150 MW Fotovoltaik

    Seriti Resources, Seriti Green (SA)

    In Planung

    217

    Msenge Emoyeni Wind Farm, Western Cape

    69 MW

    Sasol (SA), Air Liquide (France) ACED-IDEAS-REATILE Consortium (SA)

    Im Bau

    124

    South Deep Gold Mine, Gauteng

    10 x 3-4 MW

    Gold Fields (SA)

    In Planung

    54

    Gold Fields Mine, Eastern Cape

    2 x 140 MW

    Anglo American (UK), EDF Renewables (France)

    In Planung

    k. A.

    SSC Energy Corporation Wind Farm, Mpumalanga

    117 MW

    Siyakhula Sonke Empowerment Corporation (SSC), (SA)

    In Planung

    k. A.

    * Privat an Privat Quelle: GTAI-Recherche 2023

  • Markthemmnisse

    Fehlende Stromtrassen in den windreichen Provinzen sind wichtigster Hemmschuh für den Ausbau der Windkraft. Das Ausbaupotenzial andernorts bleibt eingeschränkt.

    Fehlende Stromtrassen bremsen Ausbaupläne

    Fehlende Übertragungsnetze verzögern die Ausbaupläne erheblich. Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht. Zwar weist Südafrika vor allem in den Provinzen Nordkap, West- und Ostkap hervorragende naturräumliche Voraussetzungen für Wind auf. Gerade dort geraten die Übertragungskapazitäten für Strom jedoch an ihre Grenze oder sind schon komplett erschöpft. Bis das Übertragungsnetz in den wind- und sonnenreichsten Provinzen ausgebaut ist, kann dort kaum mit neuen Windkraft-Projekten zu rechnen.

    Die bisherige Bilanz im Hinblick auf den Ausbau des Hochspannungsnetzes fällt mager aus. Seit 2018 bis Anfang 2023 hat Eskom gerade mal 800 km Leitungen für die Transmission aufgebaut. Hoffnungen bestehen, wenn ein eigenständiges  mit der Schaffung eines eigenständigen Unternehmens, welches das Übertragungsnetz durch mehr Stromleitungen beschleunigt. Zu erwarten sind dann bessere Finanzierungsmöglichkeiten. Wegen rechtlicher Hürden rechnen einige Experten mit einer Bauzeit von rund zehn Jahren bis die Lücken im Hochspannungsnetz geschlossen sind. Der Stromminister Maropene Ramokgoba hat Ende Mai 2023 versprochen, zukünftig jährlich 1.500 Kilometer (km) Hochspannungsleitung zum Netz hinzuzufügen.   

    Im Jahr 2021 verfügte Südafrika über 28.000 km Hochspannungsleitungen, die den Strom auf hohen Spannungsebenen (z. B. 400 Kilovolt oder 765 Kilovolt) übertrugen. Laut Entwicklungsplan der Eskom für das Übertragungsnetz (Eskom Transmission Development Plan 2023 – 2032) werden bis 2027 zusätzliche Hochspannungsleitungen von 2.890 km benötigt, bis 2032 werden es  weitere 14.000 km. Die Kosten würden sich für 2023 bis 2027 auf 72 Milliarden südafrikanische Rand belaufen; das entspricht gemäß durchschnittlichem Wechselkurs von 2022 circa 4,2 Milliarden Euro.

    Netzanschlusskapazität - Südafrika

    Provinz 1)

    MW

    Northern Cape

    0

    Western Cape

    1.820

    Eastern Cape

    1.600

    Pelly Cluster 2)

    0

    Hydra Cluster 3)

    1.696

    Free State

    4.133

    Northwest

    3.470

    Limpopo

    2.507

    Mpumalanga

    6.520

    Gauteng

    4.530

    Kwazulu-Natal

    6.088

    gesamt 

    32364

    1) Keine exakte Zuordnung zu den tatsächlichen Provinzen. 2) Umfasst Grenzgebiete von Limpopo, North West Province, Gauteng und Mpumalanga. 3) Umfasst Grenzgebiete der Provinzen Northern Cape, Western Cape Free State und Eastern Cape.Quelle: Eskom 2022

     

    Ausweichmöglichkeiten sind eingeschränkt

    Experten streiten darüber, inwieweit sich das vorläufige Aus für die Windkraft in den Kap-Provinzen auf die Marktentwicklung im gesamten Land auswirken wird. Optimisten verweisen darauf, dass weite Teile der Provinzen Mpumalanga und Limpopo - ganz im Unterschied zu den windreichsten Gebieten im Westen des Landes - über ein solides Potenzial für die erneuerbaren Energien sowie über eine bestehende Netzinfrastruktur verfügen. Auch führen Industrievertreter den verstärkten Einsatz von Batterien als Möglichkeit an, um den Mangel an Trassen zu kompensieren. Nicht zuletzt könnten Projekte zur Produktion von grünem Wasserstoff wichtige Impulse für die Windkraft geben. 

    Der Einsatz von Speichertechnologien ist allerdings ein Preistreiber, während in Provinzen wie Mpumalanga, Limpopo und Gauteng ein starker Wettbewerb der unterschiedlichen Energieträger um den Zugang zum Netz zu erwarten ist.

    Ausbaupläne - Stromtransmission (in km) - Südafrika

    2023 - 2027

     2028 - 2032

    Ostkap

    400 kV

    41

    1061

    765 kV

    0

    1010

    Gesamt Ostkap 

    41

    2071

    Freestate 

    275 kV

    14

    0

    400 kV

    0

    144

    765 kV

    160

    270

    Gesamt Freestate 

    174

    414

    Gauteng 

    275 kV

    0

    19

    400 kV

    63

    135

    Gesamt Gauteng 

    63

    154

    KwaZulu-Natal

    400 kV

    580

    316

    765 kV

    0

    188

    Gesamt 

    580

    504

    Limpopo

    275 kV

    0

    150

    400 kV

    276

    834

    Gesamt 

    276

    984

    Mpumlanga

    400 kV

    136

    593

    Gesamt 

    136

    593

    Nordkap

    400 kV

    1242

    1313

    765 kV

    0

    440

    Gesamt 

    1242

    1753

    North West 

    400 kV

    140

    240

    765 kV

    0

    0

    Gesamt 

    140

    240

    Westkap

    400 kV

    39

    464

    765 kV

    40

    510

    Gesamt 

    79

    974

    Quelle: Eskom - Transmission Development Plan, 2022

     

    Projekte zur Stromspeicherung - Südafrika

    Projektbezeichnung

    Investitionssumme (Mio. US$)

    Projektstand

    Anmerkung / Projektträger

    ESKOM – Battery Energy Storage System (BESS) Program, Western Cape 1)

    1.510

    Im Bau

    Diverse Projekte in der Westkap-Provinz zur Batteriespeicherung, insgesamt: 343 MW

    DOE South Africa - Battery Energy Storage System (513 MW), Northern Cape 2)

    400

    Ausschreibung

    Diverse Projekte in der Nordkap-Provinz zur Batteriespeicherung, insgesamt: 513 MW

    Mulilo/Total/ Coega/Redstreet1 - Hydra Battery Energy Storage System, Northern Cape 3)

    175

    Studie

    Batteriespeicherung (150 MW) in der Nordkap-Provinz; einschließlich Dieselgenerator (20 MW).

    Quelle: MEED Projects 2023

  • Branchenstruktur

    Bei Ausschreibungen der öffentlichen Hand gibt es Local-Content-Auflagen. Diese für die lokale Industrie wichtigen Projekte verlieren an Bedeutung.

    Die Branche ist statistisch kaum erfasst. Eine Zulieferindustrie für die Windkraft und dazugehörende Dienstleistungen sind insbesondere in der Westkap-Provinz angesiedelt.

    Zulieferunternehmen Windkraft (Auswahl)

    Name

    Tätigkeitsfeld

    Aberdare

    Kabelhersteller

    Azari Group

    Dienstleistungen bei Transport und Installation.

    Actom Power

    Hersteller von Transformatoren.

    CBI African Cables

    Kabelhersteller

    CONCO Group

    Afrikaweiter Dienstleiter für Strominfrastruktur

    Concrete Units

    Betonherstellung (u.a. für Windkrafttürme)

    GRI Towers South Africa

    Hersteller von Windkraft-Türmen. Mit 16 Fabriken in sechs Ländern.

    Kestrel Renewable Energy

    Hersteller kleiner Windkraftanlagen (bis zu 2990 W).

    Nordex/WBHO

    Hersteller von Windkrafttürmen mit drei Werken in Südafrika.

    Powertech Transformers

    Über 60 Jahre bei Herstellung von Transformatoren.

    SGB-Smit Power Malta 

    Herstellung von Hochspannungstransformatoren.

    Zest WEG

    Transformatorenhersteller mit zwei Werken.

    Quelle: TIPS – Industrial & Policy Strategies, 2022

     

    Wichtige Komponenten werden importiert

    Der lokale Anteil bei den Ausgaben bei REIPPP-Projekten lag in der der vierten Ausschreibungsrunde bei 47 Prozent und bei 44 Prozent in der fünften.

    Die lokal erworbenen Materialien und Dienstleistungen umfassen vor allem den Schwertransport, den Aufbau und die Fundamentlegung der Anlagen. Auch der Turmsockel sowie der Windkraftturm selbst werden in Südafrika hergestellt. Bei der Herstellung bestimmter Transformatoren sind südafrikanische Anbieter auf dem Windkraftmarkt gut aufgestellt. Zudem werden elektrische Teile oftmals lokal hergestellt, nicht aber das Mittelspannungskabel, der Nieder- und Mittelspannungstransformator oder die Schaltanlage.

    Auf den Windkraft-Generator und das Getriebe entfallen in Südafrika rund 22 Prozent beziehungsweise 9 Prozent der Gesamtinvestitionen. Generatoren und Rotorblätter werden außerhalb des Landes hergestellt und importiert.

    Industrielles Potenzial Windenergie in Südafrika

    Wind

    Industrie ist vorhanden

    Lieferung an EE-Branche

    Installation, Logistik Kranarbeiten

    Ja

    Ja

    Stahl- / Betonturm

    Ja

    Ja

    Kühlsystem

    Nein

    Nein

    Rotorblätter (komplette Herstellung)

    Nein

    Nein

    Rotorblätter (Montage)

    Ja

    Ja

    Generatoren

    Nein

    Nein

    Kühlsysteme

    Nein

    Nein

    Bremsen

    Nein

    Nein

    Maschinenraum (Montage)

    Nein

    Nein

    MV Kabel

    Ja

    Nein

    LV/MV Transformer

    Ja

    Nein

    Getriebe spieziell für Windkraft

    Nein

    Nein

    Kugellager für Windkraft

    Nein

    Nein

    MV/HV Transformer

    Ja

    Ja

    Kontrollraum

    Ja

    Ja

    Quelle: Draft South African Renewable Energy Masterplan 2022

    Zulieferindustrie muss sich umstellen

    Das eingeschränkte Ausbaupotenzial in der Windindustrie trübt die Aussichten für die lokale Windindustrie ein. Auch Marktreformen zugunsten einer dezentralen Stromproduktion auf Kosten der REIPPP-Bieterrunden schränken die Entwicklungsmöglichkeiten der Zulieferindustrie ein. Fest steht: In den Ausschreibungen der öffentlichen Hand müssen Local-Content-Quoten eingehalten werden.

    Dennoch wäre es falsch, das Potenzial der Branche abzuschreiben. Auch eine Neuausrichtung der Industriepolitik zur Förderung der lokalen Herstellung ist nicht auszuschließen. Nicht zuletzt wird die Branche bei schon im Land etablierten Produktionslinien und Dienstleistungen in Südafrika und den Nachbarländern wettbewerbsfähig mitbieten können. 

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    Exportinitiative Energie

    Informationen zu Veranstaltungen, Markt- und Länderinformationen

    AHK + Südafrika

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Department of Energy

    Fachbereich für Energie im Ministerium für Bergbau und Energie

    ESKOM

    Staatlicher Stromversorger

    National Energy Regulator of RSA

    Regulierungsbehörde

    South African Heritage Resources Agency

    Agentur für Umweltstudien

    Independent Power Producer Procurement Programme

    Büro des Ministeriums für Bergbau und Energie, zuständig für die unabhängige Stromerzeugung

    South African Wind Energy Association

    Verband für die Windenergie

    Council for Scientific and Industrial Research (CSIR)

    Forschungsinstitut

    Windaba

    Fachmesse  / 2023 (Oktober)

    Africa Energy Indaba

    Fachmesse / Marz 2024

    Enlit Africa

    Fachmesse / Mai 2024


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