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Wirtschaftsumfeld | EU | Digitalisierung
Die Europäische Union unterstützt die digitale Transformation in Afrika, die für Entwicklung unabdingbar ist.
20.03.2020
Von Heike Hoffmann | EU, Brüssel
Die Nachfrage nach digitalen Technologien und Dienstleistungen in Afrika steigt rapide. Ihre Ausbreitung fördert die EU stark, da sie großen Schaden für Afrika und seine Bevölkerung vorhersieht, falls es bei der digitalen Transformation nicht mithält. In einem 2019 veröffentlichten Bericht sprechen Experten der EU-Kommission Empfehlungen dazu aus, wie die afrikanische digitale Wirtschaft am besten realisiert werden kann. Ein Dreh- und Angelpunkt sind private Investitionen.
Digitalisierung ist ein Querschnittsthema der Ziele für nachhaltige Entwicklung. Sie trägt zu Fortschritten in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Geschlechtergleichheit bei. Ohne Investitionen aber ist keine digitale Transformation möglich: „Die Fähigkeit Afrikas, der digitalen Revolution beizutreten oder nicht, wird sehr eng mit der Fähigkeit verbunden sein, ein Umfeld zu schaffen, das für Investitionen förderlich ist“, so Philippe Van Damme, Politikberater für Afrika beim Europäischen Auswärtigen Dienst.
Auch eine Brüsseler Denkfabrik kam bei einem Austausch zum Thema Digitale Revolution Afrikas Ende 2019 zu dem Schluss, dass die EU mehr Kapital für digitale Infrastruktur aufbringen muss. Hier besteht eine Lücke, die nur mit öffentlichen und privaten Investitionen in Afrika sowie neuen Finanzierungsinstrumenten geschlossen werden kann. Der Ausbau (Elektrizität und Breitband) würde 140 Milliarden Euro pro Jahr kosten - gerade die Hälfte ist verfügbar. Auch bedarf es besserer Regulierung und Online-Angebote für Firmen. Die EU sieht auch Herausforderungen bei Mobilität, Konnektivität, Kapital, Regulierungen, Datenschutz, Elektroschrott und Energiebedarf.
Digitalisierung ist bereits Schwerpunkt der Afrika-Europa Allianz für nachhaltige Investitionen und Arbeitsplätze von 2018. Mit ihr will die EU ihre Wirtschafts- und Handelspartnerschaften mit Afrika durch strategische Investitionen, die Schaffung von Arbeitsplätzen, den Ausbau von Kompetenzen vor Ort und dem Aufbau eines geeigneten Geschäftsumfelds sowie Investitionsklimas stärken. Digitaler Wandel kann dazu beitragen, doch fehlt es hierzu an Fachkräften und Kompetenzen.
Im Zuge der Afrika-Europa Allianz entstand die Arbeitsgruppe für digitale Lösungen und Konnektivität, die Digital Economy Task Force (DETF). Sie verfolgt die Vision einer umfassenden, digitalen Wirtschaft und bietet eine Kooperationsgrundlage für den Privatsektor, Geber, internationale Organisationen, Finanzinstitutionen und die Zivilgesellschaft an. In ihrem Bericht vom Juni 2019 veröffentlichen die DETF-Experten ihre Empfehlungen darüber, wie die afrikanische digitale Wirtschaft am besten realisiert werden kann. Diese werden als Orientierungshilfe unter anderem für die Erarbeitung zukünftiger Drittstaatenprogramme dienen.
Hauptziele der DETF | Empfehlungen von DETF an die Politik |
Zugang zu Breitband-internet verbessern | Mehr Investitionen in Telekommunikationsinfrastruktur Zusammenarbeit zwischen Investoren, Regierung, Banken und Gebern, um zielgerichtete Finanzierungsinstrumente für jedes Infrastrukturprojekt zu konzipieren Anbindung ländlicher Gebiete mit Hilfe neuer Geschäftsmodelle und Partnerschaften Kostensenkung von Breitband und Technologien |
Kompetenzen für digitales Wirtschaften vermitteln | Erschaffung einer Multi-Stakeholder-Afrikanischen Allianz für digitale Kompetenzen und Jobs Digitale Kompetenzen der Bevölkerung stärken Diese in allen Wirtschaftszweigen mit technologischen Hintergrund fördern |
Digitales Unternehmertum fördern | Lokale rechtliche Rahmenbedingungen an digitale Wirtschaft anpassen Förderndes Umfeld mit Beratungsdiensten schaffen, das digitales Unternehmertum (incl. KKMUs, Start-ups und Sozialunternehmen) anregt Zugang zu Finanzmitteln für digitale Unternehmen erleichtern Open-Source Tools für politische Mitgestaltung und um neue Geschäftsfelder zu erschließen |
E-Services bereitstellen | eGovernance: eServices, also Dienstleistungen über das Internet, bereitgestellt durch den öffentlichen und den privaten Sektor sollen implementiert werden, genauso wie die dafür erforderlichen rechtlichen und technischen Rahmenbedingung wie adäquater Datenschutz aber auch der Zugang zu Daten (bspw. digitale Identifizierungslösungen eCommerce: Innerafrikanische Integration im digitalen Handel unterstützen für Beteiligung von Unternehmen, insbesondere KMU im eCommerce Markt; Stärkung der dafür notwendigen Infrastruktur und Logistik Digitale Finanzdienstleistungen: Förderliches Umfeld schaffen, um den Markt für Zahlungsdienste zu defragmentieren und verschiedene bereits genutzte Systeme kompatibler zu gestalten (bspw. staatenübergreifende Fintech Lösungen) |
Darüber hinaus sind sich Experten der EU einig: Um den vollen Umfang der digitalen Wirtschaft zu erreichen, sind auch neue Akteure im öffentlichen und privaten Sektor in Bereichen wie Telekommunikation und Finanzen erforderlich, die den Wettbewerb stimulieren und mit Hilfe neuer Technologien die Digitalisierung vorantreiben können.
Für ausreichend Finanzen zur Umsetzung der Digitalisierungsvorhaben im Rahmen der Afrika-Europa Allianz sorgt die Investitionsoffensive für Drittländer von 2017. Hierzu vergibt die EU 4,6 Milliarden Euro öffentliche Kredite und Garantien, um bis 2020 insgesamt 47 Milliarden Euro öffentlicher und privater Investitionen in fragilen Ländern und Gebieten der EU-Nachbarschaft und Afrikas anzuregen.
Obwohl lokale Firmen in den Partnerländern im Fokus stehen, können sich deutsche Unternehmen je nach Projekt über die zuständige Entwicklungsbank beteiligen oder sich auf Ausschreibungen für Dienstleistungen (vorrangig Monitoring) bewerben.
Zwischen 2007 und 2017 widmete die EU digitalen Initiativen in ihren Partnerländern 350 Millionen Euro. In 2017 liefen noch Projekte, die 110 Millionen Euro Förderung von der EU erhielten, davon ein Fünftel für Afrika (besonders über das Instrument für Entwicklungszusammenarbeit, EZI). Von 2017 bis 2019 schrieb die EU 168 digitale Vorhaben aus (EZI), im Jahr 2020 sind es bereits zehn. Auch die Europäische Investitionsbank (EIB) als Hausbank der EU betrachtet die Digitalisierung als die Investitionsschwerpunkte der nächsten Jahre in Afrika. Bereits in 2018 kamen 4 Prozent ihrer Förderung dem Sektor Telekommunikation in Afrika, der Karibik und dem Pazifik zu Gute (Unterzeichnet 2018: 1,57 Milliarden Euro), wohingegen es im Zeitraum 2003 bis 2018 nur 1 Prozent war (Unterzeichnet 2003-2018: 12,2 Milliarden Euro).
Digitalisierung und Innovationen werfen neue Geschäftsmodelle und -chancen auf. So rechnen Fachverbände mit 167 Millionen neuen Mobilfunkkunden in Subsahara-Afrika bis 2025, die zu insgesamt 600 Millionen Nutzern führen werden, das heißt die Hälfte der Bevölkerung. Auch bei Internetzugängen findet das weltweit stärkste Wachstum in Afrika statt: Während in 2005 nur 2,1 Prozent der Einwohner (17 Millionen) Zugang zu Internet genossen, waren es im Jahr 2018 bereits 24,4 Prozent (330 Millionen). Auch beim B2B-eCommerce in Afrika zeigt sich ein klares Ausbaupotenzial. Während er 2017 mit 5,1 Milliarden Euro nur 0,5 Prozent vom BIP ausmachte, liegt der weltweite Durchschnitt bei 4 Prozent. Intrakontinental ist die digitale Wirtschaft in Afrika der am schnellsten wachsende Sektor und trägt 10 Prozent zum gesamten BIP bei. Interessenten finden Informationen zum DETF-Report, zur Afrika-Europa Allianz und zum EIP (External Investment Plan) auf der Homepage der EU-Kommission.