Branchen | Portugal | Abfallwirtschaft
Branchenstruktur
In Portugal sind bereits deutsche und andere Unternehmen in der Abfallwirtschaft aktiv. Der Investitionsbedarf in den kommenden Jahren verspricht zusätzliche Geschäftschancen.
14.03.2022
Von Oliver Idem
Bedeutung des Auslandsgeschäfts nimmt stetig zu
Laut neuesten Angaben des Statistikamtes INE für 2018 repräsentierte der Sektor "Waren und Dienstleistungen im Umweltbereich" 2,6 Prozent der Bruttowertschöpfung sowie 3,8 Prozent der Exporte. Unternehmen mit Sitz in Portugal treiben ihre Internationalisierung voran. Sie exportierten 2018 knapp 26 Prozent ihrer Waren und Dienstleistungen. Noch 2016 hatte der Anteil lediglich 21 Prozent betragen.
Dieser Effekt zeigt sich in vielen Wirtschaftszweigen des Landes. Gerade spezialisierte Produkte und Dienstleistungen spüren auf längere Sicht die Grenzen des Binnenmarktes. Damit werden ausländische Märkte interessanter, zumal Portugal eng in die EU eingebunden ist, aber auch vielfältige Verbindungen zu seinen früheren Kolonien pflegt.
Unternehmen aus der Abfallwirtschaft sind nicht in einem zentralen Verband organisiert. Es haben sich jedoch mit Smart Waste Portugal und Circular Economy Portugal zwei Netzwerke mit Bezug zur Kreislaufwirtschaft gebildet. Diese Netzwerke bieten einen guten Einblick in das aktuelle Geschehen und stellen Informationen zu relevanten Partnern aus Wirtschaft und Forschung bereit.
Das Businessnetzwerk Smart Waste Portugal hat sich seit 2015 zu einem Aktivposten in der Abfallwirtschaft entwickelt. Mittlerweile sind dort 136 Mitglieder organisiert. Darunter befinden sich Branchenunternehmen, Fachverbände und Forschungseinrichtungen. Auch die deutschen Einzelhandelsketten Aldi und Lidl haben sich dem Verbund angeschlossen.
Im Rahmen eines großen Unternehmensrankings veröffentlichte die Internetzeitung Dinheiro Vivo eine Liste von elf Dienstleistern für gefährliche Abfälle.
Einen Einblick in das Geschehen rund um die Kreislaufwirtschaft bietet die Initiative Circular Economy Portugal. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft in konkrete Vorhaben umzusetzen. Entsprechende Projekte und Informationen zu Pionieren in diesem Sektor finden sich im Internetauftritt.
Lokaler Markt ist noch nicht gesättigt
Deutsche Branchenunternehmen finden in Portugal einige lokale und internationale Konkurrenten vor. Es zeichnet sich jedoch ab, dass der Markt weiteres Potenzial bietet. Die Vorgaben der EU und der portugiesischen Regierung erfordern Investitionen und Modernisierungen. Vorteilhaft ist bei deren Finanzierung, dass voraussichtlich auch in Zukunft Mittel aus EU-Fonds zur Verfügung stehen.
Die 23 öffentlichen Abfallwirtschaftsverbände entscheiden über die Vergabe von Aufträgen an Drittanbieter. Hinzu kommt, dass Handelsketten ihre Verantwortung für Abfallthemen stärker wahrnehmen als früher. Zudem sind in den Bereichen Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit eine Reihe von Start-ups aktiv. Sowohl mit Blick auf potenzielle Kunden als auch Partner bieten sich Anknüpfungspunkte in Portugal.
Ein wichtiger Akteur in Portugal ist das Unternehmen Environment Global Facilities, das mit der Abfallbewirtschaftung in zwölf der 23 Regionen aktiv ist. Mit der französischen Veolia ist eines der international führenden Branchenunternehmen auf dem portugiesischen Markt vertreten. MB Recycling bietet Lösungen zum Sammeln, Transport und zur Bearbeitung von Abfällen an.
Unter den deutschen Unternehmen vor Ort spielt BASF eine wichtige Rolle beim Recycling von chemischen Erzeugnissen. Anbieter von technischen Lösungen sind beispielsweise die Heinrich Dreher GmbH, die KraussMaffei Extrusion GmbH und die WEIMA Maschinenbau GmbH.
Nach Erkenntnissen der AHK Portugal sind Kooperationen mit deutschen Unternehmen beliebt. Diese punkten bei ihren portugiesischen Partnern mit stabilen und langfristigen Geschäftsbeziehungen.
In der ersten Phasen interessieren sich potenzielle Kunden vor allem für einen klar erkennbaren Nutzen eines Angebots. Technische Einzelheiten spielen zumeist erst später eine Rolle. Wesentlich ist ein zeitnah erstelltes, individuell zugeschnittenes Angebot, das auch den finanziellen Nutzen darlegt.
Punkten mit Landessprache und Finanzierungslösungen
Nicht nur technische, sondern auch Marketinginformationen in portugiesischer Sprache können wichtige Türöffner sein. Für viele potenzielle Kunden sind Finanzierungslösungen eine große Erleichterung. Kann eine bestehende Anlage einbezogen und damit insgesamt kostengünstiger geplant werden, bietet auch das mögliche Vorteile. Schulungen des betreffenden Personals sind ebenfalls wichtige Bausteine.
Beim Kundendienst und der Wartung setzen viele portugiesische Unternehmen auf Sicherheit. Dies drückt sich zum Beispiel in einem anerkannten Kundendienstleister vor Ort aus, ebenso in Zertifikaten und Garantien im Reparaturfall.