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Neue Windparks sind für den steigenden Stromverbrauch der Wirtschaft vonnöten, unter anderem wegen großer geplanter Datenzentren. Hinzu kommt ein hohes Stromexportpotenzial.
27.10.2020
Von Torsten Pauly | Berlin
Irland bietet in den kommenden Jahren Herstellern von Windkraftanlagen wie auch von einzelnen Komponenten dafür exzellente Lieferchancen. Dies gilt umso mehr, als dass die irischen Anbieter spezialisierte Nischenmärkte bedienen. Auch in der Projektierung, IKT-Steuerung, Finanzierung und Wartung bestehen Geschäftschancen, wobei hierfür auch zahlreiche irische Unternehmen existieren und der Wettbewerb intensiv ist.
Der Bedarf an Windparks ist zum einen wegen der irischen Wirtschaftsstruktur hoch. In dieser dominieren Zweige mit sehr hohem Strombedarf. So haben der IKT-Sektor 2019 etwa 14,9 Prozent und das verarbeitende Gewerbe 33,5 Prozent der irischen Bruttowertschöpfung erbracht. Internationale Unternehmen wie Amazon investieren inzwischen selbst in Windkraftanlagen. Zusätzliche Elektrizität wird auch von den großen Datenservern benötigt, die nationale und multinationale Konzerne auf der grünen Insel errichten. Die benötigte Leistung von Datencentern von 622 Megawatt im Jahr 2019 soll sich bis 2025 verdoppeln.
Zum anderen ist Irland dank seiner Lage zwischen Atlantik und Irischer See einer der besten europäischen Standorte für Off- und Onshore-Windparks. Daher eignet sich das Land hervorragend zum Export von so generiertem Strom. Dies zieht bereits jetzt Investoren wie den norwegischen Statkraft-Konzern an, der den Offshore-Windpark NISA entwickelt. Derartige Projekte internationaler Anleger werden in den kommenden Jahren noch zunehmen.
Irlands Behörde für nachhaltige Energie SEAI hält es für möglich, dass die zu Lande und in den irischen Gewässern installierte Leistung 2050 bis zu 46 Gigawatt erreicht, wovon 30 Gigawatt offshore liegen. Ende 2019 haben sich die irischen Windkraftkapazitäten auf 4,2 Gigawatt summiert.
Die aus Wind erzeugte Energie könnte 2050 einen jährlichen Marktwert von - nach heutigen Preisen - 15 Milliarden Euro erreichen. Dies entspricht 7 Prozent des irischen Bruttonationaleinkommens von 2019. Dieses ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP), bereinigt um Verlagerungen von Patenten, Flugzeugen und anderen Investitionen nach Irland aus steuerlichen Gründen.
Den Stromexport in großem Stil hemmt derzeit allerdings die dafür noch nicht ausreichende Infrastruktur. Zudem verlaufen die Leitungen noch über das Vereinigte Königreich. Dies könnte die Übermittlung zum europäischen Festland beinträchtigen, falls nach dem Ende des Übergangsabkommens nach dem britischen EU-Austritt keine entsprechende Regelung getroffen wird. Hier soll das Unterseekabel Celtic Interconnector ab 2026 Abhilfe schaffen. Dieses verläuft über 575 Kilometer; die vorgesehene Kapazität liegt bei 700 Megawatt.
Die irische Regierung hat sich im Nationalen Energie- und Klimaplan und im RESS-Schema zur Förderung erneuerbarer Energien, die beide bis 2030 laufen, klar zum Ausbau regenerativer Energieträger bekannt und setzt dabei vor allem auf Windkraft. Dies liegt an der hohen Effizienz. So geht die Regierung in ihrem RESS-Programm davon aus, dass zur Erzeugung von 1.000 Gigawattstunden pro Jahr Strom 356 Megawatt an Windkraftkapazitäten zu Lande oder 253 Megawatt an Leistung auf See nötig sind. Photovoltaik hingegen kann in Irland 1.000 Gigawattstunden an Elektrizität nur aus 1.000 Megawatt erzeugen.
Der irische Windenergieverband IWEA erwartet, dass sich die Stromgestehungskosten von Windparks zu Lande im kommenden Jahrzehnt von 82 Euro je Megawattstunde (2020) auf 77 Euro je Megawattstunde (2030) reduzieren. Aus großen Photovoltaikanlagen erzeugter Strom soll zum Vergleich in Irland 121 Euro je Megawattstunde (2020) beziehungsweise 100 Euro je Megawattstunde (2030) kosten. Bei Windparks auf See soll es zwischen 2020 und 2030 eine Verringerung von 147 Euro je Megawattstunde auf 130 Euro je Megawattstunde geben.
Daher sind Windkraftprojekte bei technologieoffenen Auktionen zur Errichtung von Anlagen aus regenerativen Quellen im Vorteil. Diese Offenheit war bei der ersten derartigen, 2019 gestarteten Vergaberunde gegeben. Deren vorläufige Ergebnisse sind seit August 2020 einsehbar. Bei der zweiten Auktion soll es spezielle Obergrenzen für die jeweiligen erneuerbaren Energieträger geben, so dass ein Mix aus diesen Quellen gewährleistet ist. Bei den darauf folgenden drei bis 2025 geplanten Auktionen behält sich die Regierung jedoch ausdrücklich eine Technologieoffenheit vor.
Die größten Windkraftvorhaben sind inzwischen vor der irischen Küste geplant. Ein Verzeichnis von angeschlossenen sowie von bereits unterzeichneten, jedoch noch nicht realisierten Windparks findet sich auf der Homepage der Gesellschaften Eirgrid und ESB.
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