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Um die Elektromobilität voranzutreiben sollen Ende 2021 landesweit 100.000 frei zugängliche Ladepunkte verfügbar sein. Dafür hebt der Staat die Förderung kräftig an.
12.11.2020
Von Peter Buerstedde | Paris
Als Teil des Corona-Konjunkturpakets France Relance, mit dem Frankreich das Wachstum beleben und die Wirtschaft längerfristig wettbewerbsfähiger und nachhaltiger machen will, soll die Elektromobilität einen starken Schub erfahren.
Das Ziel der französischen Regierung: bis Ende 2022 sollen 1 Million Elektrofahrzeuge und Plug-in-Hybride auf französischen Straßen verkehren. Derzeit sind es etwa 390.000. Dafür will sie 2 Milliarden Euro für Kauf- und Verschrottungsprämien sowie für den Ausbau der Ladeinfrastruktur zur Verfügung stellen.
Regierung und Industrie hatten 2019 zunächst ein Ziel von 100.000 Ladestationen Ende 2022 vereinbart. Jetzt soll das Vorhaben bereits Ende 2021 erreicht werden. Dafür wurden verschiedene Fördermaßnahmen angepasst.
Die Installation von Ladepunkten an Straßen oder in frei zugänglichen privaten Parkplätzen wird über Energiesparzertifikate gefördert. Energieunternehmen (Ölkonzerne, Strom- und Gaslieferanten, Tankstellennetze etc.) müssen jährlich eine bestimmte Anzahl an diesen Zertifikaten vorweisen, die sie durch verschiedene Maßnahmen erwerben können. Dazu gehört auch der Aufbau von Ladestationen.
Leistung | Maximale Förderung | Förderung |
---|---|---|
3,7 bis 11 KW (Wechselstrom) | 60 % | 2.100 bis 2.400 Euro |
bis 22 KW (Wechselstrom) | 60 % | 2.700 bis 3.000 Euro |
20 bis 40 KW (Gleichstrom) | 60 % | 5.500 Euro |
über 40 KW (Gleichstrom) | 50 % | 9.000 Euro |
Bisher gab es für Endabnehmer lediglich eine Förderung zwischen 1.000 und 1.860 Euro. Die Fördersätze wurden für den Zeitraum bis Ende 2021 deutlich angehoben worden und reichen je nach Leistung von 2.100 Euro bis 9.000 Euro. Für diese Maßnahme erwartet die Regierung Kosten von etwa 100 Millionen Euro. Bis Ende 2021 übernimmt der Staat außerdem 75 Prozent der Anschlusskosten einer Ladestation ans Stromnetz.
Weitere 100 Millionen Euro sollen in den Ausbau eines Schnellladenetzes fließen. Damit wird die Errichtung von Ladestationen mit mindestens vier Ladepunkten und einer Leistung von 150 Kilowatt entlang wichtiger Verkehrsstrecken bezuschusst. An Raststätten auf Autobahnen und an Nationalstraßen sollen somit zügig neue Ladestationen entstehen. Geplant sind insgesamt 500 Einheiten.
Ein Problem mit dem bestehenden Netz ist bislang, dass viele ältere Ladepunkte nicht für alle Steckertypen nutzbar sind. Über das Programm Advenir wird nun die Umrüstung gefördert.
Die Regierung will auch auf nicht frei zugänglichen privaten Parkplätzen die Einrichtung von Ladepunkten erleichtern. Vor allem in Mehrfamilienhäusern kann die Installation bisher noch von Mitbewohnern verhindert werden. Außerdem sind die bürokratischen Hürden weiter hoch.
Ein Recht auf die Installation eines Ladepunktes in Gebäuden wurde Ende 2019 im Mobilitätsgesetz LOM (Loi d'orientation des mobilités) festgeschrieben. Bis Ende 2020 sollen die Umsetzungsvorschriften für dieses Recht erlassen werden.
Gleiches gilt für die Verpflichtung, in Wohn- und Zweckneubauten mit mehr als 10 Parkplätzen auf allen beziehungsweise auf 20 Prozent der Plätze Anschlüsse für die Installation von Ladepunkten einzurichten. Auch hier sollen Ende 2020 die Umsetzungsvorschriften vorliegen.
Unternehmen | Anzahl | Zieldatum |
---|---|---|
E.Leclerc (Einzelhandelskette) | 10.000 | 2022 |
Lidl (Einzelhandelskette) | 1.100 | Ende 2021 |
Système U (Einzelhandelskette) | 2.000 | 2021 |
Green Yellow (Stromlieferant, Teil des Handelskonzerns Groupe Casino) | 360 | Ende 2021 |
Engie (Stromlieferant) | 12.000 | Ende 2022 |
Izivia (Ladestationbetreiber vom Stromkonzern EDF) | 1.000 | Ende 2021 |
Total (Ölkonzern) | 300 (Schnellladestationen à 175 kW) | 2022 |
Asfa (Raststätten) | 200 | k.A. |
Die Regierung hat auch die Gemeinden und die Privatwirtschaft auf ihre Strategie zum Aufbau von 100.000 Ladepunkten eingeschworen. Eine Reihe von großen Handelsketten und Energiefirmen hat die Errichtung von Ladestationen angekündigt.
Der Verband von Gemeindeverwaltungen FNCCR (Fédération nationale de collectivités concédantes et régies) erwartet bis Ende 2021 die Installation von 6.000 Ladepunkten durch Gemeinden und 20.000 in zwei bis drei Jahren. Die Metropolregion Paris hatte im Mai 2020 an ein französisches Konsortium der Firmen Spie CityNetworks, E-Totem und SIIT eine Konzession für den Aufbau und Betrieb eines Ladestationennetzes in der Region außerhalb der Hauptstadt erteilt. Dabei geht es um 3.084 Ladepunkte, davon 252 Schnellladepunkte.
Nach Aussagen der Vorsitzenden des Vereins für nachhaltige Mobilität Avere France, Cécile Goubet, erfordert das Ziel von 100.000 Ladepunkten bis Ende 2021 die Mobilisierung aller Förderinstrumente, da die Ladeinfrastruktur derzeit stagniere. Die Datenlage ist aber nicht eindeutig. Das für die Statistik verantwortliche Beratungsunternehmen Givere nimmt seit der letzten Änderung der Datenbasis auch inaktive Ladepunkte in seine Statistik auf. Ende Oktober 2020 gab es 28.928 frei zugängliche Ladepunkte in Frankreich (ohne Überseegebiete) und damit 0,2 Prozent mehr als im Mai 2020, allerdings damals auf anderer Datenbasis.
Frankreich verfügt im internationalen Vergleich über eine gute Ladeinfrastruktur. Allerdings weisen viele Ladepunkte eine niedrige Spannung auf und sind auf einen oder zwei Steckertypen beschränkt.
Bei einem Bestand von rund 295.000 Elektrofahrzeugen Ende Oktober 2020 kommen in der frei zugänglichen Ladeinfrastruktur zehn Autos auf eine Ladesäule. Werden aufladbare Plug-in-Hybride mitgerechnet, steigt der Bestand um etwa 97.000 Fahrzeuge und das Verhältnis reduziert sich auf 1 zu 13.
Nach Informationen des Vereins Avere France ist die Ladeinfrastruktur landesweit unterschiedlich. Am meisten reine Elektrofahrzeuge verkehren in der Hauptstadtregion Île-de-France mit 71.033. Die Region verfügt über einen Ladepunkt je 16 Fahrzeuge. Auvergne-Rhône-Alpes (36.865 Fahrzeuge) und Provence-Alpes-Côte d'Azur (27.482) weisen jeweils einen Ladepunkt je 12 Elektrofahrzeuge auf.
Bezeichnung | Anmerkungen |
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