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Griechenland setzt auf Flüssiggas

Die Regierung bemüht sich um eine stärkere Nutzung von LNG. Private Unternehmen ergreifen die Chance und planen Speicher- und Regasifizierungsanlagen.

Von Michaela Balis | Athen

Griechenland hat sich als Ziel gesetzt, Energieknotenpunkt in der Region zu werden. Durch die aktuelle Energiekrise und den Ukrainekrieg eröffnen sich  neue Möglichkeiten. Flüssigerdgasspeicher und- regasifizierungseinheiten (FSRU) sollen die Erdgasversorgung vor Ort und auf der Balkanhalbinsel sichern und diversifizieren. Etwa 60 Prozent der Importe von Flüssiggas (LNG; SITC 34310) stammten im Jahr 2021 aus den USA. Rund 16,5 Prozent importierte Griechenland aus Katar und weitere 11,2 Prozent aus Algerien.

Gastrade plant zwei Flüssigerdgasterminals zu bauen

Anfang Mai 2022 kündigte der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis in Anwesenheit seiner Amtskollegen aus der Balkanregion und Vertretern der Europäischen Union (EU) den Baubeginn einer schwimmenden Regasifizierungs- und Speicheranlage für Flüssigerdgas in der nordgriechischen Stadt Alexandroupoli an. Die Speicherkapazität der Anlage wird 153.000 Kubikmeter betragen. 

Der LNG-Terminal wird über ein Pipeline-Netz (on-/offshore) an die Transadriatische Pipeline (TAP), die Erdgasleitung Interconnector Greece-Bulgaria (IGB) sowie an das griechische Erdgasnetz angebunden. Er dient zur alternativen Belieferung von Erdgas, insbesondere für die südosteuropäischen Länder wie beispielsweise Serbien, Nordmazedonien, Rumänien und Bulgarien.

Projektträger ist das Öl- und Erdgasunternehmen Gastrade. Die Teilhaber sind der griechische Energiekonzern Kopelouzos, die internationale Schifffahrtsgesellschaft GasLog Cyprus Investments, der Erdgasnetzbetreiber DESFA, die griechische Erdgasvertriebsgesellschaft Depa Emporias und der bulgarische unabhängige Erdgasnetzbetreiber Bulgartransgaz EAD.

Die rund 370 Millionen Euro teure Anlage zählt zu den europäischen Projekten von gemeinsamem Interesse (PCI) und wird aus dem EU-Partnerschaftsvertrag 2014 bis 2020 kofinanziert. Der LNG-Terminal soll Ende 2023 in Betrieb gehen.

Gastrade erhielt Anfang Mai 2022 von der griechischen Energieregulierungsbehörde RAE die Genehmigung zum Bau einer zweiten schwimmenden LNG-Speicher- und Regasifizierungsanlage in Alexandroupoli, dem FSRU Thrakien.

Unternehmen setzen den Bau eigener Flüssigerdgasanlagen um

Der Erdölkonzern Motor Oil plant eine Regasifizierungsanlage in der Nähe von Athen, die Dioryga Gas, mit einer Speicherkapazität in Höhe von 210.000 Kubikmetern. Die Anlage wird an das nationale Erdgasnetz der DESFA angebunden. Das Projekt soll bis Ende 2023 fertiggestellt sein.

Bis 2025 wird das griechische Energieunternehmen Elpedison, ein Joint Venture des griechischen Energiekolosses Hellenic Petroleum und der italienischen Energiegesellschaft Edison, voraussichtlich eine FSRU in Thessaloniki bauen. Die Thessaloniki FSRU wird über eine Erdgasspeicherkapazität in Höhe von 170.000 Kubikmetern verfügen und mit einem On- und Offshore-Pipelinenetz an das nationale Erdgasnetz und an die Erdgaskraftwerke der Elpedison in Thessaloniki angebunden.

Nicht zuletzt wird der griechische Erdgasnetzbetreiber DESFA im Juli 2022 einen LNG-Tanker des Schifffahrtunternehmens GasLog mieten, um ihn als zweiten LNG-Terminal in Revythoussa zu nutzen, informieren griechische Pressemeldungen. Auf der kleinen Insel im Saronischen Golf steht die bislang einzige LNG-Speicher- und -Wiedervergasungsanlage in Griechenland. Die bisherige Speicherkapazität beträgt 225.000 Kubikmeter. Mit der neuen Investition kommen weitere rund 170.000 Kubikmeter hinzu.

Zusammenarbeit mit dem Nachbarland Zypern geplant

Die Energieminister Griechenlands, Zyperns und Israels erörterten bei einem Treffen Mitte April 2022 die Möglichkeit, einen LNG-Terminal in Zypern zu errichten. Dieser soll für Erdgaslieferungen aus dem östlichen Mittelmeer genutzt werden.

Auf eine engere Zusammenarbeit im östlichen Mittelmeer bei Energie, Klimaschutz, Entwicklung einer "blauen" Wirtschaft und Bekämpfung von Naturkatastrophen einigten sich die Außenminister der USA, Griechenlands, Zyperns und Israels bei einem virtuellen Treffen Anfang Mai 2022.

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