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Branchen | Indien | Bau-, Baustoffmaschinen

Nachfrage nach Baumaschinen zieht wieder an

Indien investiert kräftig in Infrastruktur und Wohnungsbau. Davon profitiert auch die Baumaschinenbranche. 2022 dürfte sie 15 Prozent mehr Geräte verkaufen als im Jahr zuvor.

Von Boris Alex | New Delhi

In der indischen Baumaschinenindustrie stehen die Zeichen wieder auf Wachstum. Die Anbieter hoffen, dass insbesondere die von der Regierung angekündigten Investitionen im Infrastruktursektor den Bedarf kräftig ankurbeln werden. In den letzten zwei Jahren hatte die Nachfrage wegen der Coronakrise stark geschwankt. Nach dieser durchwachsenen Zeit erwartet der Fachverband Indian Construction Equipment Manufacturers' Association (ICEMA) für die kommenden drei Jahre wieder steigende Absatzzahlen. Der Baumaschinenumsatz soll bis 2025 um 10 Prozent jährlich auf 4,7 Milliarden US-Dollar (US$) zulegen, prognostiziert der Marktforscher TechSci Research.

Die positiven Absatzerwartungen ziehen sich dabei durch sämtliche Sparten, so die Analyse von Off-Highway Research. Bis 2025 soll die Zahl der verkauften Baumaschinen gegenüber 2020 um 46 Prozent auf fast 107.500 Einheiten zulegen, prognostiziert der Marktforscher. Vorläufigen Schätzungen zufolge verzeichnete die Branche 2021 ein Absatzplus von 11 Prozent auf 82.000 Maschinen. Für 2022 erwarten die Experten sogar einen Anstieg um 15 Prozent auf 94.100 Stück. Den bislang höchsten Absatz verzeichnete die Branche 2018 mit knapp 98.400 verkauften Einheiten, so die Daten von Off-Highway Research. Der Subkontinent zählt mit einem Weltmarktanteil von 11 Prozent zu den wichtigsten Absatzmärkten für Baumaschinen.

Nachfrage nach Baggern soll stark zulegen

Im indischen Baumaschinenmarkt dominieren die Erdbewegungsgeräte. Ihr Anteil an den insgesamt abgesetzten Maschinen lag 2021 bei knapp 60 Prozent. Straßenbaumaschinen sowie Betonmischanlagen und -fahrzeuge kommen auf jeweils 12 Prozent Marktanteil, so die Zahlen von TechSci Research. Baggerlader liegen mit 38.000 Einheiten im Jahr 2021 in der Verkaufsstatistik an der Spitze. In diesem Segment soll der Absatz bis 2025 um knapp ein Fünftel auf 45.000 Fahrzeuge zulegen. Beim Verkauf von Raupenbaggern und mobilen Kranen erwartet Off-Highway Research in den kommenden vier Jahren ein Plus von jeweils 45 Prozent auf 32.000 beziehungsweise 13.000 Einheiten.

Entwicklung des indischen Baumaschinenmarkts (in Einheiten)

Segment

2020

2021 1)

2025 2)

Baggerlader

38.300

38.000

45.000

Raupenbagger

16.382

22.000

32.000

Mobile Krane

7.112

9.000

13.000

Verdichtungsgeräte

4.521

4.200

5.500

Radlader

2.532

3.000

4.200

Minibagger

1.372

2.000

2.600

Asphaltfertiger

1.014

1.150

1.350

Grader

812

750

1.300

Sonstige

1.548

1.900

2.500

Insgesamt

73.593

82.000

107.450

1) Schätzung; 2) PrognoseQuelle: Off-Highway Research 2022


Vor allem der Tiefbau und der Wohnungsbau dürften die Nachfrage nach Baumaschinen ankurbeln. Die Regierung will im Rahmen ihres Infrastrukturprogramms bis 2025 mehr als 9.000 Projekte mit einem Volumen von 1,9 Billionen US$ realisieren oder anschieben. Unter anderem sollen das Straßen- und Schienennetz modernisiert und ausgebaut sowie die Strom- und Wasserversorgung verbessert werden. In ihrem Anfang Februar 2022 vorgestellten Haushalt für das Finanzjahr 2022/2023 (1. April bis 31. März) hat Indiens Finanzministerin Nirmala Sitharaman die Ausgaben für den Infrastruktursektor gegenüber der Vorperiode um 35 Prozent auf 100 Milliarden US$ erhöht. Unter anderem wurden die Mittel für das staatliche Wohnungsbauprogramm um 75 Prozent auf 6,4 Milliarden US$ aufgestockt.

Mehr Krane für den Wohnungsbau benötigt

ICEMA schätzt, dass rund 40 Prozent des Ausrüstungsbedarfs in den Straßenbau gehen. Die indische Regierung will unter anderem bis 2025 für 2,7 Milliarden US$ das nationale Autobahnnetz um 25.000 Kilometer erweitern. Laut dem Branchenverband dürfte das dem Bedarf an Erdbewegungsgeräten und Straßenbaumaschinen zusätzlichen Schub verleihen. Die Nachfrage nach Kranen wiederum profitiert von der geplanten Fertigstellung von 8 Millionen Sozialwohnungen bis zum Frühjahr 2023. Mobile Turmkrane mit einer Traglast von 5 Tonnen machen etwa 80 Prozent der Gesamtnachfrage aus.

Auch die Hersteller von Betonpumpen und -mischfahrzeugen dürften von den lebhafteren Bauaktivitäten im Wohnungssektor profitieren. Einer Umfrage der Zeitschrift Equipment Times zufolge soll der Umsatz in diesem Segment in den nächsten zwei Jahren um jeweils 20 Prozent wachsen. Im Zuge der Coronakrise mussten die Immobilienentwickler viele Projekte vorübergehend auf Eis legen. Jetzt, da sich die Pandemielage in Indien wieder bessert, werden einige Vorhaben in den Ballungszentren fortgesetzt. Damit dürfte auch die Nachfrage nach Autobetonpumpen wieder zulegen, so die Einschätzung des Produzenten Schwing-Stetter.

Hersteller von Baumaschinen leiden unter Lieferkettenproblemen

Ein Großteil der Baumaschinen, die in Indien zum Einsatz kommen, stammt aus lokaler Produktion und Montage. Neben heimischen Firmen wie BEML oder Mahindra ist auch eine Reihe internationaler Herstellern mit eigener Produktion auf dem Subkontinent präsent. Unter anderem fertigen hier JCB, Hyundai, Caterpillar und Volvo Baumaschinen - vor allem Bagger. Der Mischkonzern TATA kooperiert mit dem japanischen Maschinenbauer Hitachi und fertigt an zwei Standorten Erdbewegungsgeräte.

Für die Hersteller war 2021 auch wegen der globalen Lieferkettenengpässe ein schwieriges Jahr. Die Produktion im gesamten Maschinenbau geriet - wie auch in der Kfz-Industrie - zeitweise ins Stocken, weil wichtige Komponenten wie Hydraulik und Halbleiter nicht verfügbar waren. Darüber hinaus sind im vergangenen Jahr die Preise für Vorprodukte wie Stahl sowie die Energie- und Logistikkosten gestiegen, was auf die Margen der Unternehmen drückt. Die Branche geht davon aus, dass sich die Lieferprobleme erst im 3. Quartal 2022 entspannen werden.

Einfuhr von Baumaschinen 2020 leicht gesunken

Die indischen Importe von Baumaschinen verzeichneten 2020 gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 2,6 Prozent auf 709 Millionen US$, so die Daten von UN Comtrade. Erdbewegungsmaschinen waren mit 378 Millionen US$ das wichtigste Segment und legten gegenüber 2019 um knapp 7 Prozent zu. Deutschland lieferte 2020 Baumaschinen im Wert von 63 Millionen US$ nach Indien - ein Rückgang von 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Deutsche Hersteller zählen neben chinesischen, südkoreanischen und japanischen Produzenten zu den Hauptlieferanten von Baumaschinen nach Indien.

Indische Einfuhr von Baumaschinen (in Millionen US-Dollar)

HS-Position

Bezeichnung

2018

2019

2020

Veränderung 2020/2019

8429

Selbstfahrende Planiermaschinen, Erd- oder Straßenhobel, Schürfwagen, Bagger, Schürf- und andere Schaufellader, Straßenwalzen

404

311

318

2,3

8430

Maschinen, Apparate und Geräte zur Erdbewegung, zum Planieren, Verdichten oder Bohren des Bodens

488

354

378

6,8

8479.10

Maschinen, Apparate und Geräte für den Straßen-, Hoch- oder Tiefbau

136

63

13

-79,4

Insgesamt

1.028

728

709

-2,6

Quelle: UN Comtrade 2022



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