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Pharmaindustrie und Medizintechnik

Die Apotheke der Welt will noch mehr lokal herstellen. Dazu wird eine breit angelegte Förderung angeboten die für Arzneiwaren, Vorprodukte und Medizintechnik gilt.

Von Florian Wenke | Mumbai

Der indische Pharmasektor ist laut offiziellen Angaben der drittgrößte weltweit, geht man vom Produktionsvolumen aus. Die Marktgröße betrug 2021 rund 42 Milliarden US-Dollar (US$)  - etwa hälftig auf den inländischen Konsum und Exporte verteilt. Auch Deutschland kauft Pharmaprodukte aus Indien ein. Bis 2024 soll der Sektor kräftig wachsen und ein Volumen von 65 Milliarden US$ erreichen. Im Jahr 2030 sollen es sogar zwischen 120 und 130 Milliarden US$ sein.

Der Markt für medizinische Geräte ist mit einer Größe von 8,2 Milliarden US$ im Jahr 2020 kleiner. Allerdings soll auch er sich dynamisch entwickeln und bis 2025 einen Wert von 25 Milliarden US$ erreichen, so die regierungsnahe Indian Brand Equity Foundation.

Um Ansiedlungen zu stärken und die Importe zu senken, hat Indiens Regierung Subventionen für den Pharmabereich in Höhe von rund 948 Millionen US$ (Kurs laut Federal Reserve Bank vom 11. Juni 2021; 1 US$ gleich 73,24 indische Rupien) freigegeben. Dabei handelt es sich um sogenannte Production Linked Incentives (PLI) - Zahlungen, die an die produzierte Menge gekoppelt sind. Zuständig ist das Department of Pharmaceuticals.

Förderung für Key Starting Materials, Drug Intermediates sowie Active Pharmaceutical Ingredients

Details zur Subvention wurden bereits im März 2021 in einer Veröffentlichung in der Gazette of India - dem indischen Amtsblatt - bekannt gemacht. Die Förderrichtlinien folgten im Juni 2021. Gefördert werden sollen Greenfield-Projekte zur Herstellung von pharmazeutischen Ausgangsmaterialien (Key Starting Materials (KSMs)) und Zwischenprodukten (Drug Intermediates (DIs)) sowie von aktiven pharmazeutischen Wirkstoffen (Active Pharmaceutical Ingredients (APIs)).

Die Auszahlung der Fördergelder für die Produktion dieser ausgewählten Erzeugnisse erfolgt über 6 Jahre. Basierend auf der Produktionsmenge - eine Mindestmenge ist Voraussetzung - werden im Zeitraum zwischen dem Finanzjahr 2021/22 (1. April bis 31. März) und dem Finanzjahr 2028/29 Zuschüsse gezahlt. Diese sind gestaffelt. Für Fermentationsprodukte werden zunächst 20 Prozent, später 10 Prozent und danach 5 Prozent des mit den Produkten erzielten Umsatzes gezahlt. Die Herstellung chemisch synthetisierter Produkte wird vom Finanzjahr 2020/21 bis 2026/27 einheitlich mit 10 Prozent der Verkaufserlöse subventioniert. 

Anwärter auf das Subventionsprogramm müssen nachweisen, dass der Nettowert des Unternehmens nicht weniger als 30 Prozent der für das Projekt beabsichtigten Investitionssumme beträgt. Außerdem müssen sie über eine gewisse Mindestproduktionsmenge verfügen. Diese ist je nach Produkt verschieden. Zusätzlich muss die lokale Wertschöpfung bei Fermentationsprodukten mindestens 90 Prozent und bei chemisch synthetisierten Produkten mindestens 70 Prozent betragen.  

Auch die Produktion von Medikamenten wird gefördert

Neben der Subvention von Vor- und Zwischenprodukten gibt es auch eine Förderung für die Herstellung von Arzneimitteln. Die Unterstützung läuft vom Finanzjahr 2021/22 bis 2028/29. Neben Generika soll beispielsweise auch die Produktion von Medikamenten für die Gentherapie oder die Behandlung von Krebs und die Herstellung pflanzlicher Arzneimittel gefördert werden. Je nach Produkt gelten unterschiedliche Mindestinvestitionsgrenzen und verschiedene Fördersätze. Letztere liegen zwischen 10 Prozent und 3 Prozent und beziehen sich auf die Verkaufsmengen, die über den Wert des Basisjahres 2019/20 hinausgehen. Die Kriterien sind komplex und die Bandbreite der förderfähigen Produkte ist groß. Details können den PLI-Richtlinien für Pharmaka entnommen werden.

Neue Produktionsparks für Pharmaprodukte sollen entstehen

Zusätzlich wurden rund 410 Millionen US$ für die Errichtung dreier Produktionsparks für Massenarznei (bulk drugs) bewilligt. Der Förderzeitraum geht bis Anfang 2025. Die Zentralregierung stellt die Mittel bereit. Von den Bundesstaaten sollen konkrete Vorschläge für die Errichtung der Parks kommen. Jeder Bundesstaat darf dabei nur einen Vorschlag machen. Mit Ausnahme gebirgiger Bundesstaaten und jener im Nordosten des Landes muss die Fläche der Parks größer als rund 4 Quadratkilometer (1.000 Acres) sein. Die Höhe der Förderung beträgt bis zu 137 Millionen US$ pro Park.

Medizintechnik wird ebenfalls gefördert

Mit umgerechnet 467 Millionen US$ wird die lokale Produktion von medizinischen Geräten gefördert. Das betrifft die Herstellung von elektronischen Geräten, die in der Krebsbehandlung und der Strahlentherapie zum Einsatz kommen. Außerdem förderwürdig ist die Produktion von Geräten, die für bildgebenden Verfahren genutzt werden, sowie von Implantaten, insbesondere elektrische wie beispielsweise Herzschrittmacher. Ebenfalls um die Subvention bewerben dürfen sich Hersteller von Geräten, die in der Anästhesie oder bei kardiorespiratorischen Untersuchungen zum Einsatz kommen, wie Katheter oder ähnliche Produkte.

Es sind ausschließlich Greenfield-Projekte förderfähig. Die Höhe der Subvention beträgt 5 Prozent des zusätzlichen Verkaufswertes, der über dem entsprechenden Wert im festgelegten Basisjahr 2019/20 liegt. Die maximale Förderung beträgt 16,5 Millionen. Das Programm ist zunächst auf fünf Jahre bis zum Ende des Finanzjahres 2025/26 angelegt.

Um sich für die Subvention bewerben zu können, müssen mindestens 26,6 Millionen US$ über einen Zeitraum von 3 Jahren investiert werden - pro Jahr jeweils mindestens 8,2 Millionen US$. Auch müssen Anwärter über den Wert des Basisjahres hinausgehende Verkaufserlöse erreichen.

Zusätzlich sollen vier Industrieparks für Medizintechnik entstehen. Deren Aufbau wird mit 54,6 Millionen US$ gefördert.

Internetportale und Projektseiten liefern Informationen

Für die Beantragung gibt es eigens eingerichtete Onlineportale unterteilt nach Anträgen für Pharmaprodukte und solchen für Medizintechnik. Darüber hinaus können weitere relevante Dokumente auf der Projektseite des Department of Pharmaceuticals gefunden werden.

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