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Bei Pkw herrscht noch immer Nachholbedarf. Auf dem Frachtmarkt bleiben Lkw dominant. Die Einfuhr von Elektrowagen läuft an. Das verlangt die Schaffung einer Ladeinfrastruktur.
12.02.2021
Von Wladimir Struminski | Jerusalem
Im Jahr 2020 ist der israelische Kfz-Markt gegenüber dem Vorjahr deutlich geschrumpft. Der Wert der Kfz-Importe ging um 17,2 Prozent auf 5,8 Milliarden US-Dollar (US$) zurück.
Wie aus den Zahlen der israelischen Vereinigung der Kfz-Importeure (Israel Vehicle Importers Association) hervorgeht, ging die Zahl der Neuzulassungen bei Pkw um 15,5 Prozent, bei Lkw um 11,7 Prozent und bei Bussen um drastische 42,5 Prozent zurück.
Auf dem Pkw-Markt hielten sich sowohl Unternehmen als auch Privathaushalte zurück. Nach Angaben der amtlichen Außenhandelsstatistik gab die Einfuhr von Pkw für Investitionszwecke 2020 um 21,7 Prozent nach, während es bei Beförderungsmitteln für Konsumzwecke (2 Prozent Krafträder) minus 15,9 Prozent waren. Der Importwert von Pkw für Konsum- beziehungsweise für Investitionszwecke hielt sich 2020 mit jeweils rund 2,1 Milliarden US$ fast genau die Waage.
Bei Nutzfahrzeugen nahm die Einfuhr ebenfalls ab, wobei es bei Bussen zu einer besonders kräftigen Abnahme der Zulassungszahlen kam - mit die Folge eines abrupt ausgebremsten Tourismus aus dem Ausland.
Rang 2020 | Marke | Stückzahl *) | Veränderung 2020/19 in Prozent |
---|---|---|---|
1 | Hyundai | 33.565 | - 16,7 |
2 | Toyota | 28.756 | - 19,9 |
3 | KIA | 25.483 | - 20,1 |
4 | Skoda | 17.908 | - 0,1 |
5 | Mitsubishi | 12.895 | - 10,1 |
6 | SEAT | 10.256 | 12,4 |
7 | Mazda | 9.499 | - 12,1 |
8 | Suzuki | 9.234 | - 25,8 |
9 | Renault | 7.428 | - 18,0 |
10 | Nissan | 7.427 | - 32,8 |
Andere | 52.093 | - 14,8 | |
Insgesamt | 214.544 | - 15,5 |
Dennoch dürfte der Nachfrageeinbruch von 2020 den langfristig positiven Trend nur kurz unterbrechen. Im Marktsegment für Pkw sorgen das jährliche Bevölkerungswachstum um rund 2 Prozent und das niedrige Motorisierungsniveau - 283 Pkw je 1.000 Einwohner - für hohen Nachholbedarf.
Die Lkw wiederum bleiben das Rückgrat der Frachtbeförderung. Mit wieder anziehendem Wirtschaftswachstum wird auch die Nachfrage nach Lkw-Transporten und damit auch an Lkw steigen. Die Bahn ist zwar bestrebt, das von ihr beförderte Frachtgewicht zu steigern, doch wird sie in Ermangelung langer Transportstrecken, auf denen sie gegenüber den Lkw konkurrenzfähiger wäre, auch künftig eine untergeordnete Rolle spielen.
Unterdessen läuft die bisher kaum merkliche Einfuhr elektrisch betriebener Fahrzeuge nunmehr schneller an. Nach Schätzung der Beratungsfirma BDO Israel lag der Anteil vollelektrischer Pkw an der Gesamtzahl der Neuzulassungen in den ersten neun Monaten 2020 bei lediglich 2,6 Prozent; 2021 werde er laut BDO-Prognose bei nur 2 Prozent liegen. Bereits für 2022 aber erwartet die Firma, dass Elektrowagen einen höheren Gang einlegen und mit 20.000 Fahrzeugen einen Marktanteil von 6 Prozent erlangen; 2025 sollen es dann mit 90.000 Fahrzeugen 25 Prozent aller Neuzulassungen sein.
Gegenwärtig wird der Erwerb von Elektro-Pkw von erheblichen Nachlässen bei der geltenden Sonderkaufsteuer angetrieben. Bei Nutzfahrzeugen fehlt diese Fördermöglichkeit, doch sorgt das Verkehrsministerium zumindest im Bereich des öffentlichen Verkehrs durch Verordnungen für eine schnelle Einführung von Elektrobussen. Wie das Verkehrsministerium (Ministry of Transportation and Road Safety) im Februar 2020 gegenüber Germany Trade & Invest erklärte, sollen 2025 bereits 60 Prozent aller im innerstädtischen öffentlichen Verkehr eingesetzten Busse elektrisch betrieben sein.
Die Modellpalette wird in den kommenden Jahren erweitert. Anfang 2021 waren laut einer Bestandsaufnahme des israelischen Fachportals EV Magazine 12 Hersteller mit insgesamt 15 Modellen in Israel vertreten. Bei den Herstellern handelte es sich um die deutschen Marken Audi, BMW, Mercedes, Opel und Porsche, sowie um Renault, Peugeot, Hyundai, Nissan, Lexus, GAC Motors und MG.
Im Januar 2021 kam der US-amerikanische Hersteller Tesla auf den israelischen Markt. Davon verspricht sich das Verkehrsministerium nicht nur eine zusätzliche Erweiterung der Modellpalette, sondern auch stärkeren Wettbewerb im Marktsegment vollelektrischer Pkw.
In jedem Fall soll die Zulassung neuer Benzin- und Dieselfahrzeuge laut Regierungsbeschluss ab 2030 untersagt werden. Das bedeutet nicht, dass ausschließlich Elektrofahrzeuge zugelassen werden. Auch Fahrzeuge mit Wasserstoff-Brennstoffzellen kämen in Frage. Gegenwärtig aber haben Elektrowagen die Nase vorn. Der Einsatz von Wasserstoffwagen befindet sich erst in der Planungsphase.
Damit die Marktdurchdringung der Elektrofahrzeuge gelingt, muss Israel indessen schnell genug ein umfassendes Netz von Ladestationen aufbauen. Im öffentlichen Bereich obliegt diese Vorgabe dem Energieministerium (Ministry of Energy).
Im Dezember 2020 veröffentlichte das Verkehrsministerium eine Liste von rund 330 Standorten, an denen öffentliche Ladestationen bestanden oder sich im Durchführungsstadium befanden - vor allem in Einkaufszentren oder deren Nähe und an Tankstellen. Das ist allerdings erst ein bescheidener Anfang, zumal zwei Drittel dieser Standorte lediglich über 1 bis 4 Anschlussstellen verfügen. Israel muss unverzüglich massive Investitionen in die Errichtung von Ladestationen tätigen, um Kunden zum Wechsel zu elektrisch betriebenen Fahrzeugen zu überzeugen.
In Privathäusern mit eigenen Garagen ist die Installierung von Ladestationen einfach zu lösen. Für Mehrparteienhäuser wurde bisher keine gesetzliche Regelung getroffen. Deshalb gelten in diesem Bereich die allgemeinen rechtlichen Bestimmungen. Wie der israelische Anwalt Ofir Porat im Juni 2020 in einem Beitrag für das E-Mobility-Portal Plugged In ausführte, neigen die Gerichte dazu, in der Installierung einer Ladestation an einem zur jeweiligen Wohnung gehörigen Einstellplatz, „übliche und angemessene“ Nutzung des gemeinsamen Teils des Hauses zu sehen. Bei dieser Auslegung bedarf eine solche Installierung keiner Zustimmung anderer Hausbewohner, was eine bedarfsgerechte Expansion der Zahl privater Ladestationen verspricht, die Kommunen aber nicht von der Pflicht zur Errichtung von Ladepunkten auf den Straßen entbindet.