Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | Japan | Energie, Projekte

Ausbau erneuerbarer Energien nimmt Fahrt auf

Der Archipel braucht große wie auch kleine Projekte, um das erneuerbare Energieportfolio zu stärken und die Dekarbonisierung landesweit voranzubringen.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Die Regierung Japans hat sich das Ziel gesetzt, das Land bis 2050 klimaneutral umzugestalten und zu dekarbonisieren. Der Beitrag erneuerbarer Energien an der Energieproduktion soll dazu auf mindestens 50 Prozent steigen. Auf der Konsumentenseite fragen schon gegenwärtig immer mehr Unternehmen, Haushalte und Kommunen erneuerbare Energien nach.

Regierung passt Anreizsystem an

Um die Entwicklung erneuerbarer Energien zu beschleunigen und den Wettbewerb zu beflügeln, werden ab April 2022 neue Bestimmungen gelten. Zum Feed-in-Tariff (FIT)-System kommen dann die Annullierungsregel und das Feed-in-Premium (FIP)-System hinzu. Die Annullierungsregel sieht vor, dass eine Projektzusage aufgehoben werden kann, wenn das Projekt nicht innerhalb der angezeigten Zeit begonnen wurde.

Das FIP-System gewährt den Energieerzeugern zusätzlich zu den normalen Einnahmen eine Prämie, wenn sie ihre Energie in Höhe einer vereinbarten Liefermenge am Spotmarkt verkaufen. Dies gilt hauptsächlich für Anlagenbetreiber ab einer bestimmten Größe und nur für die vom Wirtschaftsministerium festgelegten Energieträger. Das FIP-System und das bislang genutzte Feed-in-Tariff (FIT)-System werden parallel laufen.

Dezentrale Energieproduktion nimmt zu

Bei Bioenergie, Geothermie und kleinen Solaranlagen kommt nach wie vor das FIT-System zur Anwendung. Es fördert über eine Einspeisevergütung die Installation von Solarpaneelen auf Privathäusern. Solche Energieanlagen eignen sich für die dezentrale Erzeugung und für die Eigennutzung. Sie unterstützen die Dekarbonisierung und die Wirtschaftsentwicklung auf lokaler Ebene.

In Japan entwickelt sich gegenwärtig der Ausbau der Biomassenutzung besonders dynamisch. Eine Vielzahl von Projekten in verschiedenen Phasen der Planung oder Umsetzung sind angekündigt. Welche Aktivitäten im Bereich Bioenergie laufen, kann auf der Webseite der Japan Woody Bioenergy Association (JWBA) recherchiert werden. Aufgelistet sind hier allerdings nur Vorhaben, die eine FIT-Unterstützung erhalten werden.

Vielzahl von Projekten in der Pipeline

Eines der größten Vorhaben ist die Omaezaki Port Biomass Power Plant-Anlage in der Präfektur Shizuoka, die laut dem japanischen Energieversorger Chubu Electric Power eine Kapazität von 75 Megawatt haben wird. Das Biomassekraftwerk wird ab Sommer 2023 Holzchips und Palmkernschalen verfeuern. Mitsubishi Power wiederum hat laut einer Unternehmensmeldung im Mai 2021 den Zuschlag für ein Holz-Biomassekraftwerk erhalten, das auf 50 Megawatt ausgelegt ist. Dieses Turnkey-Kraftwerk für SPC Hyuga Biomass Power Co., Ltd. in der Präfektur Miyazaki soll im November 2024 fertiggestellt sein.

Bild vergrößern

Ebenfalls in der Präfektur Miyazaki hat Sumitomo Heavy Industries im Juni 2021 einen neuen Auftrag erhalten, der ein 5 Megawatt-Kraftwerkprojekt für MT Energy Power umfasst. Das Kleinkraftwerk soll 2023 in Betrieb gehen. Beide Projekte werden Holzchips aus der Ausdünnung von lokalen Wäldern verfeuern. Auf lokale Holzproduktion setzt auch ein 7,1 Megawatt Biomassekraftwerk, das in der Präfektur Gifu entsteht, so eine Meldung vom Mai 2021. In die Minokamo-Biomasseanalage investieren Chubu Electric (40 Prozent), Mitsubishi HC Capital (30 Prozent) und der Sägewerkbetreiber Sago Mokuzai (30 Prozent) gemeinsam. Angaben zu Investitionen und Ausrüstungslieferanten wurden nicht gemacht. Die Inbetriebnahme ist für das Jahr 2023 geplant.

Anlagen brauchen Nachschub

Allein auf der Basis von einheimischer Holzgewinnung ist der Betrieb der vielen Anlagen nicht auf Dauer möglich. Laut einer Untersuchung des Yano Research Institute vom April 2020 ist abzusehen, dass der Wettbewerb um Rohmaterial und damit auch der Beschaffungspreis steigt, was die Profitabilität in Frage stellt. Daher wird auch weiterhin der Import von Biomasse, wie etwa von Palmkern- oder Kokosnussschalen erforderlich sein.

So wird beispielsweise das in Japan geplante größte Biomassekraftwerk mit einer Kapazität von 300 Megawatt auf den Import von Biomasse in Form von Holzpellets und Hirse ausgelegt. Dieses Vorhaben will der Energieproduzent erex in Kooperation mit Japans Ölkonzern Eneos in der Präfektur Niigata realisieren, so eine Unternehmensmeldung. Der Baustart ist für das Jahr 2023 vorgesehen und der Betrieb für das Jahr 2026. Dabei wird keine FIT-Unterstützung beantragt.

Solarbereich bleibt im Fokus

Um bis 2040 klimaneutral zu werden, engagiert sich auch der Ölkonzern Eneos im Ausbau der Solarenergie. Abgesehen von Megaprojekten, wie einem australischem Solarkraftwerk mit einer Kapazität von 204 Megawatt, das zusammen mit dem japanischen Handelshaus Sojitz realisiert wird, will das Unternehmen in den nächsten Jahren in Japan kleinere Photovoltaikanlagen verwirklichen.

Dazu gehört laut Unternehmensmeldung von Anfang Juli 2021 ein 0,9 Megawatt-Solarfeld in Yatsushiro in der Präfektur Kumamoto, das Ende 2021 fertig gestellt sein soll. Eine Anlage von 1,5 Megawatt wird im Frühjahr 2022 in Takamatsu in der Präfektur Kagawa eingeweiht. Mit einer Kapazität von 18 Megawatt soll 2025 eine Solaranlage in der Präfektur Niigata in Betrieb gehen.

Große Vorkommen von Erdwärme

Geothermie wird in Japan zukünftig ebenfalls einen größeren Anteil an der erneuerbaren Energienutzung einnehmen. Die Regierung will den Bereich ausbauen. Immerhin weist das Land laut Japan Oil, Gas and Metals National Corporation (JOGMEC) ein Potenzial von über 23 Gigawatt geothermischer Energieerzeugung auf. Bislang stehen der Nutzung regulatorische Hürden im Weg, die abgebaut werden sollen.

Während bis 1999 einige Großanlagen errichtet wurden, sind danach meist nur noch kleine Installationen hinzugekommen. Deren Gesamtzahl betrug laut Geothermal Research Society of Japan Ende März 2018 zwar über 2.600 Einheiten. Die installierte Gesamtkapazität kam laut der International Renewable Energy Agency (IRENA) im Jahr 2020 gerade mal auf 525 Megawatt. Im Frühjahr 2022 werden weitere 6,5 Megawatt hinzugefügt, wenn die Minami-Kayabe Geothermal Power Plant des Unternehmens ORIX in Hokkaido eingeweiht wird.

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.