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Wirtschaftsumfeld | Japan | Mobilität der Zukunft

MaaS-volles Wachstum erwartet

Japan hat große Pläne für Mobility as a Service (MaaS). Dieses Segment soll sich schnell entwickeln. Dabei unterstützen verschiedene Ministerien die Umsetzung.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Für Japan prognostiziert das Marktforschungsunternehmen Fuji Keizai, dass der Markt für Applikationen im Mobilitätsbereich zwischen 2019 und 2030 um das 3,5-fache auf umgerechnet mehr als 26 Milliarden US-Dollar (US$) zunimmt. Dabei beinhaltet die Untersuchung von Fuji Keizai vor allem Mobility as a Service (MaaS) im engeren Sinne. Als größte Bereiche stehen Anwendungen für Taxiunternehmen und Autovermietungen an vorderster Stelle, die gegenwärtig schon die wichtigsten Applikationen sind. Stark zulegen soll der Bereich des Carsharing, der bis 2030 um den Faktor 12 zunehmen soll.

Mobilitätsdienste im weiteren Sinne verknüpfen verschiedene öffentliche und private Transportsysteme mit vor- und nachgelagerten Dienstleistungen, etwa Reisebuchungen, Reservier- und Bezahlsystemen, Besuche touristischer Stätten oder medizinischer Einrichtungen etc., miteinander. Für diesen umfassenden MaaS-Bereich erwartet das Yano Research Institute in einer Untersuchung von Ende 2018, dass der Markt in Japan zwischen 2018 und 2030 von umgerechnet 813 Millionen US$ auf circa 61 Milliarden US$ zulegen wird.

Staatliche Unterstützung gesichert

Japans Regierung unterstützt eine umfassende Vernetzung der Transportsysteme, was die Mobilität in Städten wie auf dem Land vereinfachen und verbessern soll. Dazu haben das Ministry of Economy, Trade and Industry (METI) und das Ministry of Land, Infrastructure and Transport (MLIT) Mitte 2019 das Projekt “Smart Mobility Challenge” initiiert. Noch im Jahr 2019 wählten METI und MLIT in einem ersten Aufschlag 28 Projekte und Geschäftsfelder für öffentlich finanzierte Pilotprojekte aus. Im Jahr 2020 kamen mit „Smart Mobility Challenge 2“ weitere 52 Demonstrationsvorhaben hinzu.

Zudem wurde ein Smart Mobility Challenge Promotion Council gegründet, um Informationen zum Bedarf und zu Technologien zu sammeln. Dem Council gehörten 2021 (Stand: August) 324 Mitglieder an, darunter 109 Stadtverwaltungen, 185 Unternehmen und 30 Gruppen. Smart Mobility und Smart City-Konzepte gehen dabei Hand in Hand. MaaS soll aber auch mehr bieten und die Mobilität in und zwischen den einzelnen Regionen Japans verbessern.

Datenaustausch braucht Standards

Das MLIT schreibt in seinem Bericht vom April 2021 über die Fortschritte der Projekte, dass es eine Reihe praxistauglicher Ergebnisse gibt. Wichtige Grundlage sind gemeinsame Plattformen und Standards, um den Datenaustausch der verschiedenen Anbieter mittels API (Application Programming Interface, Schnittstelle zur Programmierung von Anwendungen) zu ermöglichen. Dazu soll die “Guideline for Collaboration of MaaS Related Data Ver.2.0” dienen.

In der Entwicklung von Anwendungen ist NTT Data einer der größten japanischen Akteure. Es existieren weitere kleinere Anbieter. Als ein Plattformanbieter hat sich seit 2018 das Unternehmen MaaS Tech Japan etabliert, das bei einigen Mobilitätprojekten auf dem Archipel als Partner mitwirkt und seine Datenplattform "TraISARE" als Basis anbietet. Im Mai 2021 hat das Unternehmen angekündigt, in Kooperation mit der Social-Media-Plattform LINE Corporation mobile Applikationen für MaaS-Projekte zu verbreiten.

Ausländische Anbieter bringen Know-how

Bei der Umsetzung von MaaS-Aktivitäten bestehen auch Kooperationen mit ausländischen Anbietern. Der Schienennetzbetreiber Odakyu Electric Railway hat 2018 mit Unterstützung ausländischer Partner - MaaS Global aus Finnland und mobilityX aus Singapur - die Datenplattform „MaaS Japan“ etabliert. Bei der Umsetzung nahtlos ineinandergreifender Dienstleistungen über unterschiedliche Anwendungsfelder hinweg sind in anderen Ländern bereits viele Erfahrungen gesammelt worden, die sich Japan zunutze machen kann.  

Als ein zeitlich jüngeres Beispiel ist der Markteintritt von SkedGo, einem Applikationsanbieter aus Australien, zu nennen. Das Unternehmen hat mit dem japanischen Partner, der Datenanalysefirma AI Base Technology, im Sommer 2021 die Plattform Fukurou Go vorgestellt, mit der die Verknüpfung von Massentransportmitteln mit anderen Transportmitteln verbessert werden soll. In Zukunft sollen so unter anderem E-Scooter und Flugtaxis eingebunden werden.

Firmenkooperationen nehmen zu

Japans Unternehmen arbeiten bereits seit einigen Jahren an MaaS-Konzepten. Im September 2017 war die Bahngesellschaft East Japan Railway Company (JR East) einer der Mitbegründer des "Mobility Innovation/Transformation Consortium", das Ende Juli 2021 auf 140 Mitglieder kam. Darunter befinden sich eine Vielzahl von bekannten Firmen, wie auch die West Japan Railway Company (JR West).

Toyota ist kein Mitglied dieses Konsortiums, verfolgt im Mobilitätsbereich jedoch selbst eine Reihe von Projekten. Im Monet-Konsortium, das in Kooperation mit Softbank im März 2019 gegründet wurde, will der Autobauer Mobilitätsdienste der nächsten Generation umsetzen. Ursprünglich mit 88 Unternehmen gestartet, waren im August 2021 über 672 Mitglieder darin vereinigt.

Toyota baut auf MaaS

Sechs Monet-Mitglieder, darunter Toyota Tochigi Rental&Leasing, sind eine Kooperation eingegangen, um das laut Konsortium-Meldung erste umweltfreundliche MaaS-Projekt für Touristen in der Region Nikko (Präfektur Tochigi) - Nikko MaaS - zu entwickeln. Das japanische Umweltministerium unterstützt dies im Fiskaljahr 2021 als ein „Automotive CASE Regional Decarbonization Transport Model“.

CASE steht dabei für Connected, Autonomous, Shared und Electric und beschreibt das Ziel von Toyota, sich als ein MaaS-Unternehmen zu positionieren. Autonomes Fahren wird zukünftig eine große Rolle spielen und ist ein MaaS-Bereich, der sowohl in Japan selbst als auch international an Fahrt aufnimmt. Was realisierbar sein wird, versucht Toyota in seiner Vision einer „WovenCity“ umzusetzen, mit deren Bau 2021 am Fuße des Berges Fuji begonnen wurde. Dabei ist unter anderem NTT ein wichtiger Partner für den Aufbau des MaaS-Umfeldes, sowohl lokal wie auch global. Neben der MaaS-Entwicklung in Japan steht der Export des Geschäftsmodells im Fokus.

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