Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | Kolumbien | Bergbau und Rohstoffe

Erholung im Bergbau erwartet

Trotz der Pandemie herrscht in Kolumbiens Bergbau weiterhin Dynamik. Unternehmer wollen ihre Aktivitäten im Sektor erhöhen.

Von Janosch Siepen | Bogotá

Der Bergbausektor macht 2 Prozent des kolumbianischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Kohle sorgte für 54 Prozent der Bergbauexporte im Jahr 2020, Edelmetalle machten 37 Prozent aus und Smaragde 1 Prozent. Trotz eines starken Einbruchs um 15,7 Prozent im Jahr 2020 bestehen positive Aussichten für den Bergbausektor in den kommenden Jahren. Fast alle Projekte verzögern sich allerdings. 

Hohe Auslandsinvestitionen erwartet

Gemäß einer Umfrage des kolumbianischen Bergbauverbandes ACM hat die Covid-Pandemie kolumbianische Bergbauunternehmen nicht davon abgehalten zu expandieren. 52 Prozent der 300 befragten Bergbaugroßbetriebe planen, ihre Aktivitäten in den nächsten fünf Jahren auszubauen - 2019 waren es noch 35 Prozent. Nur 16 Prozent der Unternehmen wollen ihre Aktivitäten zurückfahren (2019: 33 Prozent). 82 Prozent der Befragten denken, dass Bergbauprojekte zu der wirtschaftlichen Reaktivierung Kolumbiens beitragen, und über die Hälfte sieht die aktuelle Lage als Chance für den Sektor. Laut ACM wird für 2021 ein Wachstum von 15 Prozent in der Branche erwartet. 

Durch die Pandemie waren die ausländischen Direktinvestitionen im Bergbau im Jahr 2020 um 35 Prozent auf 480 Millionen US-Dollar (US$) gesunken. ACM geht davon aus, dass der kolumbianische Bergbau 2021 rund 2,7 Milliarden US$ an ausländischen Investitionen lockt. Dafür soll unter anderem eine Reihe von Roundtables für interessierte Unternehmen in den Bereichen Gold, Kohle und Kupfer sorgen. Bereits dieses Jahr wurden bei einer Kupferrunde 6.500 Hektar in den Bundesstaaten Cesár und La Guajira angeboten. Laut Energieministerium sollen bis 2024 insgesamt 30 Bergbauprojekte für Investments im Wert von mindestens 5 Milliarden US$ umgesetzt werden.

Proteste verursachen Verluste im Kohlesektor

Der niedrigere Kohlepreis und Produktionsunterbrechungen aufgrund der Pandemie haben sich drastisch auf den Kohlesektor ausgewirkt. Nach Angaben von ACM lag die Produktion von Steinkohle 2020 insgesamt bei 55 Millionen Tonnen, ein Drittel weniger als im Vorjahr. Zuletzt hatte die Produktion im Jahr 2004 auf diesem Niveau gelegen. Auch die aktuellen Proteste haben der Kohleindustrie stark zugesetzt. Laut der Bergbauvizeministerin Sandra Sandoval konnten durch die Straßenblockaden 1,1 Millionen Tonnen Kohle nicht exportiert werden. Die Kohleproduktion fiel um 571.000 Tonnen im Mai. Insgesamt verzeichnete der Sektor Verluste von rund 81 Millionen US$.

Die Kohleindustrie bleibt jedoch ein dynamischer Sektor. Im Juni wurde der Vertrag für ein neues Kohleprojekt in Cesár unterschrieben. Beim El Corozo Projekt soll durch die Integration zweier Minen eine jährliche Produktion von 3,5 Millionen Tonnen pro Jahr erreicht werden. Zudem hat das Bergbauunternehmen Glencore für 230 Millionen US$ die Anteile seiner Partner an der Kohlemine Cerrejon in Kolumbien aufgekauft und ist damit nun der alleinige Inhaber der Mine. Das Geschäft soll in der 1. Jahreshälfte 2022 abgeschlossen werden. Obwohl sich viele Unternehmen aus dem Kohlegeschäft zurückziehen, ist der Kauf ein Signal für bestehendes Vertrauen in die Branche. Der Kauf verdeutlicht allerdings auch die unterschiedlichen Strategien der Firmen hinsichtlich ihres ökologischen Fußabdrucks.

Vor allem auch das Projekt Gramalote ist wichtig für die Wiederbelebung der Industrie. Das Goldprojekt in Antioquia hat ein Investitionsvolumen von 925 Millionen US$ und bereits eine Umweltlizenz erhalten. Baubeginn ist voraussichtlich 2022. Dann sollen dort bis zu 450.000 Unzen Gold pro Jahr abgebaut werden. 

Aktuelle Bergbauprojekte in Kolumbien

Name

Investitionen (in Mio. US$)

Projektstand

Anmerkungen

San Juan

5.500

Soll bei Fertigstellung die größte Strebbaumine in Lateinamerika sein und soll 25 Mio. t Kohle pro Jahr fördern, die Mine wird im Bundesstaat La Guajira konstruiert

Projekttyp: Kohle; Betreiber: Best Coal Company

Soto Norte

1.200

Machbarkeitsstudien werden durchgeführt; nach einem gescheiterten ersten Versuch, eine Umweltlizenz zu erhalten, will das Unternehmen diese erneut beantragen

Gold; Sociedad Minera de Santander (Minesa)

Quebradona

992

Momentan läuft eine Umweltstudie, Machbarkeitsstudien sollen dieses Jahr abgeschlossen werden, danach Bau für vier Jahre, Produktionsbeginn vermutlich in der 2. Jahreshälfte 2025

Kupfer, Silber, Gold; Minera de Cobre Quebradona

Gramalote

925

Machbarkeitsstudie soll im 1. Quartal 2022 abgeschlossen werden, danach Bau bis voraussichtlich September 2024

Gold; Gramalote Colombia Limited

San Matias

700

Machbarkeitsstudien ab 2022; Baubeginn soll Ende 2022 oder Anfang 2023 sein; die Produktion wird 2026 starten

Kupfer, Silber, Gold; Minerales Córdoba

Buriticá Ausbau

610

Mine hat bereits im Oktober 2020 den Betrieb aufgenommen, nun soll 2021 der Ausbau abgeschlossen werden, danach sollen pro Jahr über 9 t Gold produziert werden

Silber, Gold; Continental Gold Ltd, Sucursal Colombia

Marmato

269

Baubeginn der Untergrundmine voraussichtlich im 4. Quartal 2021, nach 2 Jahren Bau dann Produktionsbeginn

Gold; Caldas Gold Marmato

Alacrán

161

Bohrungen sind vorerst abgeschlossen, weitere sind geplant, um eine Machbarkeitsstudie zu ermöglichen; Baubeginn frühestens Ende 2022, Produktion ab 2026

Kupfer; Minerales Córdoba

Batero-Quinchía

97

Momentan werden die Studien für die Umweltlizenz durchgeführt, bei Fertigstellung soll das Projekt 56.000 Unzen Gold und 117.000 Unzen Silber pro Jahr fördern

Silber, Gold; Sociedad Minera Quinchía

Quelle: BNamericas, Recherchen von Germany Trade & Invest

Gold- und Smaragdproduktion zunehmend attraktiv

Mehr Wachstum als im Kohlesektor wird bei Gold erwartet. Die Produktion soll 2021 um 60 Prozent wachsen. Im Oktober 2020 lief bei Kolumbiens neuer Großmine Buriticá die Produktion an, welche jährlich 240.000 Unzen Gold liefern soll. Eigentümer der Mine ist die chinesische Zijin Mining Group. Im Bundesstaat Bolívar zog das kanadische Bergbauunternehmen Orea Mining jedoch kürzlich sein Interesse am Kauf von 13 Goldkonzession zurück. Der Großteil des kolumbianischen Goldabbaus findet in den Bundesstaaten Antioquia und Chocó statt (zusammen 75 Prozent).

Im kolumbianischen Goldsektor ist nach wie vor die Berücksichtigung von sozialen und Umweltkriterien eine Herausforderung. Der Goldabbau ist laut dem Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung UNODC mit 69 Prozent zu einem großen Teil illegal. Neben dem unregulierten illegalen Sektor ist auch der legale Bergbau im Land weiterhin problematisch für die Umwelt. Der Sektor ist laut einer Analyse der kolumbianischen Universität Rosario für 6 Prozent der Abholzung im Land verantwortlich und soll den Verlust von 400.000 Hektar in den nächsten 20 Jahren ausmachen. Inzwischen findet laut den Vereinten Nationen über die Hälfte des alluvialen Goldabbaus in Kolumbien in Umweltschutzgebieten statt.

Laut dem Energieminister Diego Mesa ist neben Gold auch Kupfer wichtig, um im Bergbau breiter aufgestellt zu sein. Kupfer gilt als hilfreicher Bestandteil für die Energiewende. Wichtig für die kolumbianische Kupferproduktion ist das kürzlich initiierte Mocoa-Projekt in Putumayo. Es hat ein Gesamtvolumen von 4,6 Milliarden Pfund reinem Kupfer und wird von dem kanadischen Bergbauunternehmen Libero Copper & Gold abgebaut. 

Dazu ist auch der Smaragdsektor zunehmend attraktiv. 2020 lagen die Smaragdexporte bei über 40 Millionen US$. Dieses Jahr wurden bereits 35 Millionen US$ erreicht, die kolumbianische Vereinigung von Smaragdexporteuren (Acodes) möchte 2021 insgesamt 126 Millionen US$ erzielen. Im Juni eröffnete die nationale Bergbauagentur ANM bereits eine Geschäftsrunde für das Smaragdgeschäft. Kolumbien ist der führende Smaragdexporteur in Lateinamerika und auf Rang 2 weltweit hinter Sambia.

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.