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Projekte: Aussichten auf neue Mineninvestitionen

Die steigende Weltnachfrage nach Lithium und Kupfer sowie die Verknappung von Gold werden Investitionen in neue Minen anstoßen.

Von Gloria Rose | São Paulo

Spannender Wettlauf um Lithiumprojekte

Die Coronakrise beschleunigt weltweit die Energiewende, die Elektrifizierung von Transport und Verkehr sowie die Digitalisierung und den Ausbau der IT-Infrastruktur. Die Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien wird sich im Zuge dessen bis 20‌29 voraussichtlich mehr als verzehnfachen. Im Lithium-Dreieck zwischen Bolivien, Argentinien und Chile liegen über 60 Prozent der weltweiten Ressourcen. Produziert wird das sogenannte weiße Gold Lithium bislang hauptsächlich in Chile und, in geringerem Umfang, in Argentinien und in Brasilien. Mit der stark steigenden Weltnachfrage intensivieren sich die Vorhaben. Sigma kündigte an, die voraussichtlichen Produktionskapazitäten in Minas Gerais (Brasilien) zu verdoppeln. Das kanadische Bergbauunternehmen dürfte dadurch bis 2023 zum sechsgrößten Lithiumproduzenten nach Albemarle, Ganfeng, SQM, Pilbara Minerals und Galaxy aufsteigen. Albemarle und SQM steigern die Ausbringung am chilenischen Salzsee Salar de Atacama und kündigten umfangreiche Investitionen an. Anfang Juli 2021 erhielt Ganfeng die Genehmigung zur Förderung von 20.000 Tonnen Lithiumchlorid in der argentinischen Provinz Salta. Der chinesische Konzern ist auch Investitionspartner von Bacanora Lithium, das Anfang 2021 den Bau des Sonora Lithium Projekts in Mexiko einleitete.

Die Versorgung der deutschen Industrie sollte durch das Projekt des deutschen Unternehmens ACI Systems in Bolivien gesichert werden. Aber auch unter dem neuen Präsidenten Luis Arce scheint die Zusammenarbeit nicht zu fruchten. Das Staatsunternehmen Yacimientos de Litio Bolivianos (YLB) sucht nun nach Partnern aus den USA, Russland und China. BASF, Daimler, Fairphone und Volkswagen riefen eine verantwortliche Lithium-Partnerschaft mit chilenischen Akteuren ins Leben. Zudem initiierte das Kompetenzzentrum eine deutsch-chilenische Lithium-Arbeitsgruppe. Aufgrund der gesteigerten Sensibilität gegenüber Lieferketten steht der Bergbau in Lateinamerika zunehmend auch im Wettbewerb mit Projekten in den entwickelten Volkswirtschaften. In Deutschland treiben die Deutsche Lithium GmbH und Vulcan Energy Resources Projekte zur Lithiumgewinnung voran.

Investitionsprojekte in Lateinamerika

Land (Rang)1)

Investitionsprojekte in betriebenen Minen

Projekte in der Bauphase

Projekte im fortgeschrittenen Frühstadium2)

Projekte im frühen Stadium3)

Insgesamt

Brasilien (2.)

29

7

19

56

111

Chile (9.)

58

16

39

108

221

Mexiko (11.)

48

9

21

159

237

Peru (13.)

37

5

29

99

170

Kolumbien (30.)

8

0

7

27

42

Bolivien (31.)

5

3

0

7

15

Weitere Länder

Argentinien

14

4

14

87

119

Dominikanische Republik

2

0

1

8

11

Ecuador

4

2

3

40

49

Guatemala

3

0

1

2

6

Guyana

3

0

2

13

18

Nicaragua

1

0

2

12

15

Panama

2

1

2

0

5

Paraguay

1

0

0

2

3

Suriname

2

0

0

1

3

Uruguay

1

0

0

1

2

Venezuela

0

0

1

1

2

Insgesamt

218

47

141

623

1029

1) Rangfolge der 40 wichtigsten Rohstoffländer weltweit (BGR-Ländervergleich 2020); 2) Vormachbarkeitsstudie (Prefeasibility Study = PFS) bis zur Bauentscheidung; mit Meldungen nach Juli 2020; 3) bis zur Lizensierung; mit Meldungen nach Juli 2020Quelle: BGR, GTAI-Recherche über die Projektdatenbank von BNamericas (Stand: 09.07.2021)

Gold und Kupfer rücken in den Fokus

Nicht nur die Weltnachfrage nach Lithium, sondern auch nach Gold, Kupfer, Zink, Nickel, Kobalt, Bauxit für die Aluminiumherstellung und Graphit dürfte deutlich schneller ansteigen als bislang prognostiziert. Ein E-Auto enthält etwa drei- bis viermal so viel Kupfer wie ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. Silber kommt in Fotovoltaik-Modulen sowie in Halbleitern zum Einsatz. Und Gold wertete im Zuge niedriger Zinssätze und der Erwartung einer steigenden Inflation stark auf. Neben Lithium werden insbesondere Kupfer und Gold künftige Bergbauinvestitionen in Lateinamerika stimulieren. Für beide Rohstoffe erwartet S&P Global Market Intelligence in den kommenden Jahren eine weitere Verknappung, die die Investitionen in der ressourcenreichen Andenregion anheizen dürften. Rund 40 Prozent der globalen Kupferproduktion stammen aus Chile und Peru. Auch in Mexiko, Brasilien und Panama wird Kupfer gewonnen. Anfang 2021 kündigte der chilenische Staatskonzern Codelco an, 1,4 Milliarden US-Dollar (US$) in die Überholung der alternden Kupfermine Salvador zu investieren. Die beiden größten Gold-Kupfer-Projekte Lateinamerikas NuevaUnión und Los Helados befinden sich in Chile.

Während Peru und Chile bereits umfangreiche Projektportfolios aufweisen, liegen Ecuador und Argentinien in der Entwicklung zurück. Doch zählen Taca Taca, Josemaría und das Mara Projekt in Argentinien sowie Cascabel (Alpala) in Ecuador zu den acht größten Gold-Kupfer-Projekten der Region. Alpala soll 2025 die Produktion aufnehmen und kann sich zum größten Silberbergwerk, dem drittgrößten Goldbergwerk und dem sechstgrößten Kupferbergwerk der Welt entwickeln. Kolumbien bietet gute Chancen für kleine und mittlere Explorationsunternehmen von Kupfer und Molybdän.

Aber nicht nur die Andenländer wollen von dem Kupfer-Gold-Boom profitieren. Ein hoher Anteil der Weltproduktion von Molybdän, Gold und Kupfer konzentriert sich auf Mexiko, das die globale Silberproduktion dominiert. Hier entwickelt Southern Copper der Grupo México mit El Arco das fünftgrößte Gold-Kupfer-Projekt Lateinamerikas, das 2028 die Produktion aufnehmen soll. Nach der Eröffnung der Mine Cobre Panamá im Jahr 2019 nehmen zukünftig zwei Unternehmen den Goldabbau in Panama auf. In Nicaragua wollen die Goldexplorationsunternehmen Calibre Mining, Mako Mining und Condor Gold ihre Projekte noch vor den Wahlen im November 2021 vorantreiben.

Etwa 20 Prozent der Weltproduktion von Zink konzentriert sich auf Peru, Mexiko, Bolivien und Brasilien. Kuba gehört zu den Top 5 Lieferländern von Kobalt und zählt wie Brasilien und Kolumbien auch zu den nickelfördernden Ländern.

Auch Eisenerz und strategische Mineralien ziehen Investoren an

Mit etwa 17 Produzent der globalen Eisenerzproduktion ist Brasilien nach Australien zweitgrößter Produzent und verfügt auch über die zweitgrößten Reserven der Welt. Angesichts der exorbitanten Preise ziehen kleine und mittlere Bergbauunternehmen alte Projekte aus der Schublade, insbesondere im sogenannten Eisernen Viereck im Bundesstaat Minas Gerais. Anfang 2021 nahm Bamin der Eurasian Resources Group (ERG) die Eisenerzproduktion im Staat Bahia auf. Nach der Ersteigerung der Konzession für die Schienenstrecke FIOL will Bamin die Produktion bereits 2022 verdoppeln. Brasiliens Bergbauverband IBRAM hob die Prognose für den Zeitraum von 2020 bis 2024 um 10 Prozent an und erwartet nun ein Investitionsvolumen in Höhe von 38 Milliarden US$. Die Projekte konzentrieren sich auf die Bundesstaaten Minas Gerais, Bahia und Pará. Neben Eisenerz ist das Land ein bedeutender Produzent von Bauxit, Niob, Mangan und Graphit. In Minaçu (Goiás) will Serra Verde ab 2022 etwa 5 Prozent der Weltproduktion seltener Erden fördern.

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