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Branchen | Marokko | Arzneimittel

Vision vom afrikanischen Produktionszentrum für Impfstoffe

Marokko verfolgt das ambitionierte Ziel, eine lokale Produktion aufzubauen. Neben der Eigenversorgung könnte die Nachfrage auf dem afrikanischen Kontinent bedient werden.

Von Michael Sauermost | Casablanca

Marokkos Ambitionen zum Aufbau einer eigenen Impfstoffherstellung sorgen für Gesprächsstoff. Zum Jahresende 2020 bestätigte das Ministère de la Santé die ehrgeizigen Pläne. Erst machte das Königreich als erfolgreicher Covid-19-Impfpionier auf sich aufmerksam. Dann fiel im Juli 2021 durch Absichtserklärungen quasi offiziell der Startschuss für die Kampagne "Impfstoffe Made in Morocco". Nunmehr geht es allerdings zunächst um den erforderlichen Technologietransfer und die Finanzierung.

Pläne zur Impfstofffertigung konkretisieren sich

Angestrebt wird, innerhalb der kommenden fünf Jahre, vollständig integrierte industrielle Kapazitäten zu schaffen. Das Königreich hat den Vorteil, dass es bereits Erfahrung beim Aufbau einer lokalen Pharmaindustrie aufweist. Marokkanische Arzneimittel werden zum Teil bereits ins frankofone Afrika geliefert. Ebenfalls soll die zukünftige Impfstoffproduktion neben den lokalen auch die Gesundheitsbedürfnisse des Kontinents abdecken.

Die Realisierung des Prestigeprojekts ist in Form von öffentlich-privaten Partnerschaften anvisiert. Investitionen in Höhe von etwa 500 Millionen US-Dollar (US$) dürften zunächst erforderlich sein. Öffentliche Mittel dafür sollen aus dem Fonds Mohammed VI pour l´Investissement geschöpft werden. Ein Konsortium der Finanzinstitute Attijariwafa Bank, BOA Capital sowie der Group Banque Populaire kümmert sich ebenfalls um eine Teilfinanzierung.

Technologietransfer mit Sinopharm und Recipharm

Die Entwicklung der Eigenfertigung erfolgt auf verschiedenen Ebenen. Kurzfristig stellt das marokkanische Pharmaunternehmen Sothema, nach Absprache mit dem Gesundheitsministerium, aseptische Abfüllanlagen zur Verfügung. Dadurch soll vor Ort die Herstellung des chinesischen Corona-Impfstoffes Sinopharm ermöglicht werden.

Später soll als erster Schritt in Richtung Unabhängigkeit ein neues Produktionszentrum für Impfstoffe und Biotherapien entstehen. Investitionen in Höhe von rund 100 Millionen US$ dürften dafür erforderlich sein. Mit dem schwedischen Pharmaunternehmen Recipharm wurden Kooperationsvereinbarungen getroffen. Dabei geht es auch um Technologietransfer und Ausbildung. Ein entsprechender Businessplan ist in Bearbeitung. Allerdings ist als Termin für die Fertigstellung das Jahr 2024 anvisiert.

Danach, so der Fahrplan dieses Projekts, soll die eigene Produktion von Biotherapien, mRNA-Wirkstoffen und Biosimilars in Angriff genommen werden. Dabei sind Investitionen in Forschung und Entwicklung notwendig. Partnerschaften zwischen Industrie und Wissenschaft sollen dabei helfen. Außerdem steht die Schaffung eines Risikokapitalnetzwerks auf dem Plan, um Biotech-Start-ups zu fördern.

Institut Pasteur und marokkanische Firmen aktiv

Gleichzeitig arbeitet auch das Institut Pasteur in Casablanca an der Impfstoffentwicklung. Zu Jahresbeginn 2021 wurden Pläne zur Einrichtung einer entsprechenden Anlage wiederaufgenommen. Bereits zwei Jahre zuvor beschäftigte sich das Forschungsinstitut im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft mit dem Thema.

Verschiedene marokkanische Pharmaunternehmen befinden sich Pressemeldungen zufolge ebenfalls in den Startlöchern. Für einige geht es jedoch weniger um die Impfstoffentwicklung, sondern eher um die Abfüllung sowie den Vertrieb. Vor allem die Unternehmen Sothema, Galenica und Pharma 5 werden in diesem Zusammenhang genannt. Diese schauen sich in Sachen Technologietransfer nach ausländischen Partnern um.

Pläne zu ambitioniert?

Den Optimismus bremsend, melden sich allerdings auch skeptische Stimmen zu Wort. Beispielsweise kommen diese von der Fédération Marocaine de l´Industrie et de lÍnnovation Pharmaceutiques (FMIIP). Im Wesentlichen wird infrage gestellt, ob der marokkanische Markt über eine ausreichende Größe verfüge, um eine wettbewerbsfähige Impfstoffindustrie aufbauen zu können. Ein derartiges, riskantes Projekt sei lediglich dann realisierbar, wenn eine Abnahme der Produktion vorab von staatlicher Seite garantiert werden könne.

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