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Branchen | Oman | Wasserstoff

Erste grüne Wasserstoffprojekte in Vorbereitung

Oman produziert und verbraucht bislang nur grauen Wasserstoff. Aber erste Projekte zur Erzeugung von grünem Wasserstoff sollen in den Hafenstädten Sohar und Duqm realisiert werden.

Von Robert Espey | Dubai, Muscat

Oman versorgt seine Industrie derzeit ausschließlich mit grauem Wasserstoff. Projekte zur Umwandlung in blauen Wasserstoff (Produktion von grauem Wasserstoff in Verbindung mit CCUS-Technologien/Carbon, Capture, Utilization and Storage) sind nicht bekannt. Wichtige Wasserstoffverbraucher in Oman sind die Raffinerien, die Ammoniak- und Methanolproduzenten und andere chemische Industrien sowie die Stahlindustrie.

Bislang nur grauer Wasserstoff 

Ein großer Produzent von grauem Wasserstoff ist das Wasserstoffwerk der Raffinerie in Sohar. Es wird Wasserstoff im SMR-Verfahren (Steam Methane Reformer) erzeugt, die Technologie stammt von Italiens Technip. Die Anlage arbeitet seit 2006 und hat eine Jahreskapazität von 62.000 Tonnen.

Der Raffineriesektor ist gleichzeitig auch ein großer Verbraucher von Wasserstoff, der unter anderem zur Entschwefelung von Mineralölprodukten durch Hydrierung (Reaktion der Schwefelverbindungen mit Wasserstoff) eingesetzt wird. Omans Raffinerien haben 2020 rund 69 Millionen Barrel Kraftstoffe (2019: 75 Millionen) produziert.

Der Raffineriesektor besteht aktuell aus zwei Raffinerien in Sohar und Muscat (Mina al Fahal), die über eine Gesamtkapazität von 0,3 Millionen bpd (barrel per day) verfügen. In der Wirtschaftssonderzone Duqm ist für 6 Milliarden US$ Omans dritte Ölraffinerie des Landes mit einer Kapazität von 0,23 Millionen bpd im Bau, die auch Wasserstoff erzeugen soll (8.300 Tonnen/Jahr).

Es gibt in Oman zwei große Ammoniak-Hersteller, die 2005 gegründete Oman India Fertiliser Company (OMIFCO) in Sur und die zur Suhail Bahwan Group gehörenden Sohar International Urea & Chemical Industries (SIUCI). OMIFCO besitzt zwei Ammoniakanlagen mit einer Leistung von insgesamt 3.500 Tonnen/Tag und zwei Anlagen zur Harnstofferzeugung mit einer Gesamtkapazität von 5.060 Tonnen/Tag Granulat. Das SIUCI-Werk besteht aus einer Ammoniakanlage mit einer Leistung von 2.000 Tonnen/Tag und zwei Harnstoff-Granulat-Fabriken mit einer Kapazität von 3.500 Tonnen/Tag.

Die Salalah Methanol Company produziert seit 2010 in der Salalah Freizone (Kapazität: 3.125 Tonnen/Tag). Die Oman Methanol Company in Sohar arbeitet seit 2007 (Kapazität: 3.000 Tonnen/Tag). Die chinesische Mingyuan Holdings Group plant in Duqm ein 2,8-Milliarden-US$ MTO-Projekt (Methanol to Olefins).

Omans großes Stahlwerk (Jindal Shadeed) in Sohar produziert seit 2010 und wird von der indischen Jindal Steel and Power Limited betrieben. Nach einer 2014 abgeschlossenen Erweiterung verfügt das Werk über eine Kapazität von insgesamt 3,5 Millionen Tonnen/Jahr. Das Dhofar SteeI Projekt in Salalah soll weit fortgeschritten sein (Kapazität: 1 Millionen Tonnen/Jahr). Es gibt Pläne für den weiteren Ausbau der Stahlproduktion, aber hier sind derzeit keine substanziellen Fortschritte zu verzeichnen.

Sohar und Duqm geplante Standorte für grüne Wasserstoffprojekte

Der diskutierte Aufbau einer grünen Wasserstoffproduktion zielt zwar auch auf die Versorgung der lokalen Industrie, aber langfristig steht der Export im Vordergrund. Erste Projekte sind in den Hafenstädten Sohar und Duqm in Vorbereitung.

Die Sohar Port and Free Zone möchte eine "grüne Freizone" werden. Die Nutzung erneuerbarer Energien und die Produktion von grünem Wasserstoff stehen auf dem Programm. Anfang 2021 wurde der Bau einer 24-Millionen-US$-PV-Anlage (25 Megawatt) abgeschlossen. Der Bauauftrag ging an die indische Firma Sterling & Wilson. Das PV-Werk wird die in der Freizone seit 2013 produzierende Al Tamman Indsil Ferrochrome Company (Kapazität: 75.000 Tonnen/Jahr; Erweiterung geplant) versorgen.

Der CEO der Sohar Port and Freezone, der Niederländer Mark Geilenkirchen, spricht von fünf laufenden Initiativen zur Entwicklung des PV-Sektors in der Freizone. Für PV Anlagen sind bislang 600 Hektar reserviert, diese Fläche dürfte eine PV Kapazität von 400 bis 500 Megawatt ermöglichen. Langfristig wird in der Freizone der Bau von PV Kraftwerken mit einer Gesamtkapazität von 3,5 Gigawatt angestrebt. Dies entspreche dem Strombedarf der Hafen- und Freizone, so Geilenkirchen. Bei der Entwicklung des Solarsektors arbeitet die Sohar Port and Free Zone mit Qabas (gehört zu Oman Shell) zusammen, eine entsprechende Vereinbarung wurde im Januar 2020 unterzeichnet.

Im Bereich Wasserstoff kooperiert die Sohar Port and Free Zone mit ihrem strategischen Partner, dem Hafen von Rotterdam, sowie mit mehreren anderen internationalen Organisationen und Firmen, darunter die britische Hydrogen Group. Die Sohar Port and Free Zone wird von der Sohar Industrial Port Company (SIPC), einem 50:50 Joint Venture aus dem Port of Rotterdam und dem Sultanat Oman, gemanagt.

Die Hydrogen Rise Oman Company, ein kürzlich gegründetes Joint Venture aus der Münchener Hydrogen Rise AG und einem lokalen Partner (Oman Educational Services), hält die Sohar Freizone für einen möglichen Standort zur Realisierung ihres ersten Wasserstoffprojekts in Oman. Eigenen Angaben zufolge laufen derzeit Gespräche über drei Projekte in Oman mit einer Elektrolyseur-Leistung von jeweils 20 Megawatt.

Im Dezember 2020 haben die belgische Firma DEME Concessions und die staatliche OQ Alternative Energy eine Kooperationsvereinbarung zur Realisierung eines großen grünen Wasserstoffprojekts in Duqm geschlossen. Für eine erste Phase ist eine Elektrolyseur-Leistung von 250 bis 500 Megawatt vorgesehen. Für die grüne Wasserstoffproduktion müssen entsprechende Solar- und/oder Windkraftkapazitäten geschaffen werden. Roland Berger hat eine Durchführbarkeitsstudie betreut. DEME ist ein Partner der Port of Duqm Company, ein 50:50 Joint Venture aus dem Consortium Antwerp Port und der omanischen Regierung.

Im März 2021 hat die Oman Company for the Development of Special Economic Zone at Duqm (Tatweer) mit der indischen ACME Solar Holding eine Absichtserklärung über ein auf 2,5 Milliarden US$ geschätztes Projekt zur Produktion von grünem Wasserstoff/Ammoniak unterschrieben. Als Berater wurde das US-Unternehmen Synergy Consulting engagiert.

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