Perus Landwirtschaft bietet künftig Chancen

Perus Landwirtschaft profitiert von der weltweit stark wachsenden Nachfrage nach Superfood. Zwischen 2008 und 2020 nahmen die Exporte aus diesem Segment jährlich im Durchschnitt um knapp 14 Prozent zu, so die Zahlen der Außenhandelsgesellschaft ComexPerú. Der Ausfuhrwert erreichte im Jahr 2020 über 5,1 Milliarden US-Dollar (US$), 2008 waren es noch 1,2 Milliarden US$.

Die Margen bei Superfood sind höher als bei vielen anderen Agrarprodukten. Die peruanische Kommission für Exportförderung Promperú versucht deshalb, den globalen Trend hin zu gesunder Ernährung zu nutzen und Peru als Hauptlieferland für Superfood zu positionieren. Dazu startete die Organisation beispielsweise die Marke "Superfoods Peru" sowie eine Werbekampagne auf der deutschen Internetplattform Foodboom.

Roboter und sensorgestützte Technik fehlt

Der Agrarsektor ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und Devisenbringer für Peru. Nach dem Bergbau ist er der zweitgrößte Exportsektor. Wichtigste Anbauprodukte sind Obst und Gemüse, die ohne Kälteperioden auskommen. Flächenlandwirtschaft wird im Andenstaat allerdings kaum betrieben. Dadurch benötigt Peru nur wenig schwere Landtechnik wie Traktoren.

Deutlich größere Absatzchancen bieten dagegen filigrane Technologien wie Roboter und sensorgestützte Anwendungen, beispielsweise zur Überwachung von Luft- und Bodenfeuchtigkeit oder zur Bestimmung des Reifegrades von Obst und Gemüse. So lautet die Einschätzung der Deutsch-Peruanischen Industrie- und Handelskammer (AHK). Ferner böten Labortechnik und Pumpen Verkaufschancen. Der zunehmende Einsatz von erneuerbaren Energien, insbesondere von Solarenergie in der Landwirtschaft, birgt ebenfalls Potenzial, wie eine aktuelle Zielmarktanalyse der AHK Peru zeigt.

Peruanische Produzenten hätten großes Interesse an deutscher Technik, berichtet die AHK. Deutsche Unternehmen bräuchten allerdings einen Partner vor Ort, um erfolgreich zu sein, sagt Jan Patrick Häntsche, stellvertretender Geschäftsführer bei der Kammer in Peru. Weil für deutsche Lieferanten vor allem die großen, exportorientierten Agrarunternehmen als Geschäftspartner infrage kommen, gibt Häntsche deutschen Firmen folgenden Tipp: "Die großen Betriebe sind offen für Innovationen und können sich aussuchen, mit wem sie zusammenarbeiten. Daher soll man den lokalen Akteuren auf Augenhöhe begegnen." In der oben genannten Zielmarktanalyse der AHK Peru findet sich eine Übersicht mit wichtigen Marktakteuren.

Auf der GTAI-Länderseite Peru können sich Unternehmen über aktuelle geberfinanzierte Ausschreibungen und Entwicklungsprojekte in der Landwirtschaft informieren.

Peruanische Landwirte im Vergleich zu Nachbarländern weniger produktiv

Wie groß der Modernisierungsbedarf des peruanischen Agrarsektors ist, zeigt ein Bericht des Wirtschaftsinstitutes Instituto Peruano de Economía (IPE). Demnach seien fünf peruanische Bauern erforderlich, um das zu produzieren, was ein chilenischer oder brasilianischer Landwirt erwirtschaftet. Auch innerhalb des Landes ist die Produktivität sehr unterschiedlich. In der südlichen Agrarregion Ica ist diese beispielsweise 14-mal höher als in der Andenregion Huancavelica, heißt es im Bericht von IPE. Neben einer besseren Ausbildung der Bevölkerung seien laut Experten des Institutes Investitionen in neue Technologien erforderlich.

Öffentliche Vorhaben sollen Landwirtschaft stärken

Im Oktober 2021 verkündete die peruanische Regierung die zweite Agrarreform des Landes. Diese wird aber wohl wenige Auswirkungen für deutsche Firmen haben. Es geht dabei hauptsächlich um Programme für Kleinbauern und Frauen in der Landwirtschaft. Zwar sieht die Reform auch eine Preispolitik mit festem Preisrahmen für Agrarprodukte vor, darüber hinaus Kredite für Landwirte, eine nationale Agrarentwicklungsbank sowie Steuervorteile. Daneben soll die Wasserinfrastruktur ausgebaut werden und Ende 2022 rund 62.000 Hektar bedecken. Fraglich ist allerdings, wie die Regierung die Reform finanzieren möchte. Jan Patrick Häntsche von der AHK Peru erwartet zudem aufgrund der politischen Pattsituation keine größeren Änderungen. Des Weiteren fehlt dem Staatspräsidenten Pedro Castillos im Parlament die Mehrheit.

Neues Handelsabkommen bietet Chancen 

Schon jetzt gibt es diverse öffentliche Programme, um kleine und mittlere Agrarproduzenten in Peru zu stärken. Mit dem Programm Agroideas fördert das Land unter anderem den Einsatz von nachhaltigen Agrartechnologien und die Wettbewerbsfähigkeit des Sektors. Bei dem Vorhaben Agrorural möchte Peru Armut auf dem Land bekämpfen und kleine und mittlere Agrarproduzenten unterstützen. Mitte 2021 ratifizierte Peru das Trans-Pacific-Partnership-Abkommen CPTPP. Dieses dürfte auch den exportorientierten Agrarsektor weiter stärken. Neuseeland beispielsweise könnte die Nachfrage nach Bananen, Trauben, Kaffee und Ingwer antreiben. Das Abkommen mit Ländern wie Vietnam und Malaysia wird vermutlich Perus Fischerei stärken.