Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | Polen | Big Data

Software treibt das Wachstum der IT-Branche an

Die Digitalisierung schreitet auch in Polen voran. Besonders Cloud Computing ist gefragt. Für den Aufbau des 5G-Netzes sind noch einige Hürden zu nehmen.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Nach einem Rückgang der polnischen Nachfrage nach Informationstechnologie (IT) 2020 um 8 Prozent erwartet die Marktforschungsfirma PMR bis 2025 moderate jährliche Steigerungsraten um etwa 2 Prozent. Der gesamtwirtschaftliche Einbruch infolge der Coronakrise hat Unternehmen zurückhaltender gemacht, was die Investitionsneigung anbelangt. Der Bedarf an Verarbeitungskapazitäten in Datenzentren werde sich aber bis 2025 verdoppeln.

In ihrer Einschätzung der Marktentwicklung sind die PMR-Analysten grundsätzlich pessimistischer als andere Experten. Diese sehen laut Tageszeitung Rzeczpospolita die größte Nachfrage vonseiten der Großunternehmen und Regierungsinstitutionen. Etwa 90 Prozent der befragten polnischen Unternehmen sind geneigt, ihre Ausgaben für neue IT-Lösungen zu erhöhen.

ERP-Systeme und Cloud Computing besonders gefragt

Besonders nachgefragt werden ERP-Systeme (Enterprise Resource Planning) zur Unterstützung des Managements, etwa bei Innovationsvorhaben in den Bereichen Onlinehandel, künstliche Intelligenz oder Analyse großer Datenmengen. Die Ausgaben für Cloud-Dienstleistungen könnten 2021 bei mehr als 515 Millionen Euro liegen. Hier sind jährliche Wachstumsraten um etwa 30 Prozent möglich, auch um die Ziele der Europäischen Kommission zu erfüllen, die die Digitalisierung in Europa vorantreiben will.

Jahresdurchschnittliches Umsatzwachstum des polnischen IT-Markts 2021 bis 2024 in Prozent *)

Marktsegmente

Veränderung

IT-Markt insgesamt, darunter

6,3

   Computerprogramme

11,0

   IT-Dienstleistungen

5,6

   Geräte, Ausrüstungen

2,9

*) Ausgangsbasis 2020, PrognoseQuelle: Fitch, Pekao, Asseco

Polen belegt bei Rechenzentren Platz 6 in Europa

Im 2. Quartal 2021 gab es in Polen 144 Datenverarbeitungszentren. Damit belegt das Land in Europa den sechsten Platz (Deutschland: 442). Mit der zunehmenden Sättigung der westeuropäischen Märkte rechnet Polen hier mit weiteren Zuwächsen vonseiten großer Firmen.

Eine Hemmschwelle für Polens IT-Markt ist der Fachkräftemangel: Etwa 50.000 Personen fehlen derzeit potenziell, darunter Programmierer.

5G-Auktionen verzögern sich

Eine wichtige Voraussetzung für die weitere Digitalisierung und Automatisierung ist der Ausbau der Internet-Infrastruktur, insbesondere der Ausbau des Mobilfunknetzes auf 5G-Standard. Damit verbunden ist der bislang größte Investitionsprozess im Bereich Telekommunikation, wie der Direktor des Warschauer Büros des Mobilfunkbetreibers Play, Marek Lipski, gegenüber Rzeczpospolita sagte.

Es fehlten in Polen aber noch gesetzliche Bestimmungen, die diesen komplizierten Prozess für die Investoren erleichtern. Derzeit warte der Sektor etwa auf die Endfassung des Gesetzes zum Landessystem für Cybersicherheit. Es müssten laut Lipski zudem noch Bedingungen festgelegt werden, um Auktionen der entsprechenden Funkfrequenzen durchführen zu können.

Investitionen von Telekommunikationsgesellschaften in Polen 2020

Firma

Investitionssumme 2020 in Mio. Euro

Orange Polska

405

Cyfrowy Polsat

292

Grupa P4 (Play)

181

Quelle: Firmenangaben

5 Milliarden Euro für Digitalisierung aus Brüssel

Zur Finanzierung weiterer Investitionen in die Digitalisierung will Polen auch auf Mittel aus den Fonds der Europäischen Union (EU) und aus dem Wiederaufbaufonds (NextGenerationEU) zurückgreifen. Laut derzeitiger Mittelzuordnung im Rahmen des mehrjährigen Finanzrahmens 2021 bis 2027 könnte Polen für das Thema Digitalisierung Zuschüsse in Höhe von 2 Milliarden Euro erhalten. Weitere 3 Milliarden Euro für den digitalen Wandel sind im Rahmen des Wiederaufbauinstruments vorgesehen. Polens nationaler Wiederaufbauplan (Krajowy Plan Odbudowy; KPO) zum Abruf dieser Mittel liegt der Europäischen Kommission zur Abstimmung vor. Die polnische Regierung könnte so aus Brüssel insgesamt mindestens 5 Milliarden Euro zur Digitalisierung des Landes erhalten.

Cloud-Lösungen verbreiten sich

Den Wert des polnischen Marktes für Lösungen im Bereich Internet of Things (IoT) veranschlagt PMR auf eine Größenordnung von 8 Milliarden Złoty, umgerechnet etwa 1,8 Milliarden Euro. Während sich das von Konsumenten genutzte IoT gut entwickele, bleibe der B2B-Bereich hinter den Prognosen von vor einigen Jahren zurück.

Durch eine wachsende Nachfrage nach 5G-Technologie und das Cloud-Computing könnte der B2B-Markt jedoch neuen Auftrieb erhalten. Bei den bis etwa Mitte 2022 noch geplanten Ausgaben stehen demnach Ausrüstungen und Infrastruktur an erster Stelle, gefolgt von Schulungen, Cybersicherheit, Cloud, Big Data und Datenbank.

Über die Hälfte (57 Prozent) der von der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) befragten polnischen Unternehmen beschleunigten in der Coronakrise digitale Veränderungsprozesse in ihrer Organisation. Im Fokus sind dabei Cloud-Lösungen und spezielle Schulungen der Beschäftigten. Pandemiebedingt wurden Voraussetzungen für die Telearbeit geschaffen und Kosten durch Prozessoptimierung gesenkt.

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.