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Branchen | Russland | Maschinen- & Anlagenbau

Bau- und Bergbautechnik kurbeln Maschinenmarkt an

Bau- und Kohlekonzerne modernisieren weiter ihren Maschinenpark. Der Absatz von Landtechnik wird 2022 hingegen sinken. Digitale Lösungen sollen die Arbeitsproduktivität steigern.

Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

Russlands Maschinenbauer leiden aktuell an hohen Preisen für Ausgangsstoffe wie Metall. Eisen und Stahl machen bis zu 70 Prozent der Selbstkosten bei Land- und Baumaschinen aus. Entsprechend stiegen die Produktionskosten von Juli 2020 bis Juni 2021 um rund ein Fünftel, meldet der Branchenverband Rosspezmasch. Die hohen Metallpreise machen Maschinenbauern auch im kommenden Jahr zu schaffen. Zudem begleiten Lieferengpässe bei Bauteilen und Halbleitern die Branche ins Jahr 2022.

Die verarbeitende Industrie muss ihre Kapazitäten modernisieren. Der durchschnittliche Abnutzungsgrad der Anlagen liegt bei rund 60 Prozent. Die Regierung will den Bedarf mit Maschinen „Made in Russia“ decken und fördert den Aufbau lokaler Produktionen. Um den Kreis der Empfänger zu erweitern, lockert das Industrieministerium die Anforderungen an Subventionen für Industrieprojekte. Bis 2023 stehen jährlich rund 12 Millionen Euro bereit.

Bedarf an Bau- und Bergbautechnik steigt

Der russische Markt für Bau- und Bergbautechnik bricht 2021 den Absatzrekord aus dem Jahr 2012. Nachholeffekte bei Beschaffungen und die aktuell gute Konjunktur im Kohlebergbau ließen die Erlöse in den ersten neun Monaten 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 30 Prozent auf rund 450 Millionen Euro steigen, meldet die Association of European Businesses (AEB). Mengenmäßig beträgt der Zuwachs sogar 46 Prozent. Vor allem die angekündigte – bislang aber nicht umgesetzte – Anhebung der Entsorgungsabgabe beflügelt die Beschaffungen bei ausländischen Herstellern.

Die Aussichten für 2022 sind sehr gut. Bergbau- und Baukonzerne modernisieren ihre Maschinenparks. Für Infrastrukturprojekte wie die Mautautobahn von Moskau nach Jekaterinburg wird effiziente Technik benötigt. Die Stabilisierung des Rubelkurses gegenüber dem Euro aufgrund des hohen Ölpreises macht Einfuhren erschwinglicher.

Um den mit 80 Prozent sehr hohen Anteil von Importen am Marktvolumen zu senken, fördert die Regierung den Ausbau russischer Hersteller von Bau- und Bergbaumaschinen. Den Lokalisierungsgrad will das Industrieministerium ab Januar 2022 nach einem Punktesystem bestimmen.

Nachfrage nach effizienter Landtechnik stabilisiert sich

Um ihre Ernteerträge zu steigern, investieren Russlands Getreidefarmer in die Beschaffung neuer effizienter Landmaschinen. In den ersten drei Quartalen 2021 stieg der Absatz von Landtechnik im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 42,7 Prozent auf rund 1,7 Milliarden Euro, meldet Rosspezmasch. Für 2022 erwartet der Branchenverband - trotz eines Defizits an modernen Maschinen - jedoch einen Rückgang der Investitionen. Die Ursachen sind geringere Ernteerträge und steigende Kosten für Saatgut und Düngemittel.

Die Produktion von Landmaschinen wuchs von Januar bis September 2021 um rund die Hälfte und wird 2022 das Niveau des Vorjahres von rund 1,9 Milliarden Euro erreichen, schätzt der Branchenverband. Der Landmaschinenhersteller Claas investiert im Rahmen des Sonderinvestitionsvertrags weitere 12,6 Millionen Euro in den Ausbau der Metallverarbeitung, Lackierstraße und Pulverbeschichtung in seinem Werk in Krasnodar.

Der Konzern Traktornyje Sawody unterzeichnete einen modifizierten Sonderinvestitionsvertrag (SPIK 2.0) und errichtet bis 2031 für rund 24 Millionen Euro eine Produktion kleiner und mittlerer Traktoren in der Republik Tschuwaschien. Die französische Kuhn Group nahm Mitte Oktober 2021 die erste Linie des neuen Werks zur Produktion von Landtechnik im Gebiet Woronesch in Betrieb.

Digitalisierung soll Produktivität steigern

Russlands Arbeitsproduktivität entspricht etwa einem Drittel des Werts der Europäischen Union (EU). Mit dem Anfang November 2021 vorgestellten Programm zur digitalen Transformation bis 2030 unterstützt die Regierung die Anwendung von künstlicher Intelligenz, Robotertechnik, maschinellem Lernen oder IIoT-Lösungen (Internet der Dinge für Industrieanwendungen) in der verarbeitenden Industrie. Insgesamt vier Unterprogramme (intelligente Produktion, digitales Engineering, Produktion der Zukunft, neues Beschäftigungsmodell) sollen Russlands Industriebetriebe fit für die Zukunft machen. Zur Umsetzung stellt die Regierung in den kommenden drei Jahren rund 300 Millionen Euro zur Verfügung.

Aktuelle Projekte im russischen Maschinenbau

Projekt / Region

Investitionssumme (Mio. Euro)

Projektstand

Unternehmen

Bau einer Produktion von laminierten Spanplatten / Gebiet Kaluga

120,5

Vereinbarung auf Sankt Petersburger Wirtschaftsforum unterzeichnet

Kronospan

Aufbau einer Produktion von Traktoren / Republik Tschuwaschien

24,2

Im Rahmen eines Sonderinvestitionsvertrags (SPIK 2.0)

Konzern Traktornyje Sawody

Bau einer Produktionslinie für Hygienepapier / Gebiet Tula

20

Vereinbarung auf Sankt Petersburger Wirtschaftsforum unterzeichnet

Essity

Ausbau der Produktion von Landtechnik / Region Krasnodar

12,6

Im Rahmen des Sonderinvestitionsvertrags (SPIK 1.0)

Claas

Aufbau einer Produktion von Landtechnik / Republik Baschkortostan

2,2

k.A.

Barbaros Motor (Türkei)

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

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