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Infrastrukturkredite fördern den Verkehrswegebau

Russland treibt den Bau und die Sanierung von Straßen voran. Die Regierung stellt den Regionen mit Infrastrukturkrediten günstige Finanzierungskonditionen bereit.

Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

Die Regierung billigte Anfang Oktober 2021 den überarbeiteten Entwurf der Verkehrsstrategie bis 2035. Er sieht den Ausbau eines zentralen Verkehrssystems zwischen Regionen vor und basiert auf wirtschaftlichen, demografischen sowie sozialen Indikatoren. Zudem berücksichtigt er die Effizienz, Zentralisierbarkeit und Intermodalität des Transports von Waren und Passagieren. Für die Umsetzung der wichtigsten Projekte wie der Transportkorridore „Europa – Westchina“ sowie „Meridian“ und der Entwicklung von Regionalflughäfen werden rund 60 Milliarden Euro benötigt, erklärt Transportminister Witalij Saweljew.

Um die Regionen miteinander besser zu vernetzen, will die Regierung bis 2030 mehr als 4.800 Kilometer Autobahn neu bauen. Von den erforderlichen 130 Milliarden Euro sollen rund 74 Milliarden Euro aus privaten Mitteln über öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP) kommen. Im Rahmen des nationalen Projekts „Sichere und qualitativ hochwertige Straßen“ fließen bis 2024 weitere 15,7 Milliarden Euro in die Sanierung von föderalen, regionalen und kommunalen Verkehrswegen.

Die Regierung erweiterte Mitte Mai 2021 die Liste von Großprojekten, die aus Mitteln des nationalen Wohlstandsfonds finanziert werden, um weitere 15 Vorhaben. Hierzu gehören die Sanierung der Autobahnen M4 „Don“, M5 „Ural“, M7 „Wolga“ sowie der Bundesstraßen R22 „Kaspii“ und R22 „Kawkas“. Bereits im Februar genehmigte die Regierung 158 Projekte zum Ausbau der Infrastruktur in 26 Regionen im Wert von rund 7,4 Milliarden Euro.

Infrastrukturkredite bringen Straßenbau in Schwung

In seiner Rede zur Lage der Nation kündigte Präsident Wladimir Putin mit den Infrastrukturkrediten ein weiteres Instrument zum Ausbau von Straßen an. Bis Ende 2023 stehen rund 6 Milliarden Euro (500 Milliarden Rubel; EZB-Wechselkurs vom 3. November 2021: 1 Euro = 83,35 Rubel) aus dem föderalen Haushalt für Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur bereit. Regionen können für einen Zeitraum von 15 Jahren Mittel zu einem Jahreszins von 3 Prozent abrufen. Läuft das Programm erfolgreich, ist eine Verlängerung bis 2026 angedacht. Mitte Oktober 2021 meldete Vizeministerpräsident Marat Chusnullin, dass die Auswahl der ersten 89 Projekte im Wert von 3,9 Milliarden Euro abgeschlossen sei.

Die Vergabepraxis begünstigt wirtschaftlich prosperierende Regionen, bei denen die Wahrscheinlichkeit für eine Amortisation der Kosten am höchsten ist. Daher entfällt rund ein Drittel der bereitstehenden Mittel auf nur fünf Regionen: die Hauptstadt Moskau und das Moskauer Gebiet, Sankt Petersburg, sowie die südrussischen Regionen Rostow und Krasnodar. Strukturschwache Gebiete wie Tschukotka, der autonome Kreis der Nenzen, die Republiken Chakassien oder Mordwinien dürften dadurch noch weiter ins Hintertreffen geraten.

Transportkorridor nach China wird weiter verlängert

Die Mautautobahn von Moskau nach Jekaterinburg, die Teil des Transportkorridors „Europa - Westchina“ ist, soll auf Weisung von Präsident Putin weiter nach Tscheljabinsk und Tjumen verlängert werden. Die föderale Straßenbaubehörde Rosawtodor hat angekündigt, mit dem Bau des rund 3,1 Milliarden Euro teuren Abschnitts zwischen Kasan und Jekaterinburg im Jahr 2022 zu beginnen. Die Teilstrecke zwischen Moskau und Kasan ist bereits im Bau und soll 2024 fertiggestellt werden.

Regionen investieren in Ausbau der Verkehrswege

Ende Juli 2021 schlug Präsident Putin den Bau eines zweiten Schnellstraßenrings um Sankt Petersburg vor - analog zum Moskauer Autobahnring MKAD. Vizepremierminister Chusnullin beauftragte die Autobahnbetreibergesellschaft Awtodor und die föderale Straßenbaubehörde Rosawtodor mit der Ausarbeitung des Projekts. Die Kosten belaufen sich nach ersten Schätzungen auf rund 3,6 Milliarden Euro. Für den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur im Rahmen des Projekts „Insel der Festungen“ in Kronstadt bei Sankt Petersburg fließen bis 2025 rund 95,8 Millionen Euro aus dem Staatshaushalt.

Für die Verlegung von Verkehrswegen weg von der Schwarzmeerküste ins Hinterland im Rahmen des Projekts „Juschni Cluster“ erwägt Awtodor für den Teilabschnitt zwischen Sotschi und Dschubga zwei Routen - eine küstennahe Straße sowie eine Route durch die Berge. Für letztere müssten Tunnel, Brücken und Überführungen errichtet werden, die den Bau verkomplizieren und damit verteuern. Je nach Festlegung der Regierung werden die Kosten entsprechend hoch ausfallen.

Mit dem Bau der Schnellstraße zwischen Jekaterinburg und Krasnodar will Awtodor im Jahr 2023 beginnen. Die rund 1.600 Kilometer lange Trasse soll entlang der Wolgametropolen Saratow, Samara und Wolgograd gen Süden verlaufen und 2030 in Betrieb gehen.

Um die Tourismuszentren Südrusslands wie das Bäderzentrum „Kawkazskyje Mineralnyje Wody“, die Skitourismushochburgen Archyz und Dombai im Kaukasus sowie die Schwarzmeermetropole Sotschi besser miteinander zu verbinden, ist der Bau einer Straße von Kislowodsk nach Adler geplant. Die etwa 273 Kilometer lange Verbindung soll die Reisezeit zwischen den dem Bädercluster und dem Schwarzen Meer etwa halbieren. Da ein Großteil der Strecke durch das Kaukasusgebirge und entlang von Flusstälern verlaufen soll, müssen Tunnel und Brücken errichtet werden. Die Baukosten werden auf rund 1,2 Milliarden Euro geschätzt.

Ausgewählte Großprojekte im russischen Verkehrswegebau

Vorhaben / Region

Investitionssumme (in Mrd. Euro)

Projektstand

Projektträger

Verlegung von Verkehrs- und Schienenwegen (Projekt Juschni Cluster) / Region Krasnodar

34

Projektierung; geplante Fertigstellung: 2024

GK Awtodor

Russischer Teil des Transportkorridors Europa-Westchina (Mautautobahn M12 von Moskau nach Jekaterinburg über Kasan

9,2; davon 5,5 aus dem russischen Staatsbudget

Im Bau; geplante Fertigstellung: 2024

Verkehrsministerium, Awtodor, China Communication Construction Corporation, Shandong Hi-Speed GroupSeidenstraßenfonds

Russischer Teil der Mautstraße Meridian (Shanghai - Hamburg)

8,5

Erarbeitung von Roadmaps; geplanter Baubeginn: 2030; geplante Fertigstellung: 2035

ZAO Russkaja holdingowaja kompania (RHK); potenzielle Geldgeber: Vneshekonombank, UK Lider, Awtodor 

Schirotnaja skorostnaja magistral (Schnellstraße) / Sankt Petersburg und Gebiet Leningrad

2,6

Im Bau; geplante Fertigstellung: 2024

Regierung von Sankt Petersburg; Finanzierung aus dem Staats- und Stadthaushalt

Dritter Abschnitt der Autobahn Wladiwostok - Nachodka - Hafen Wostotschny / Region Primorje

1,8

Teil des internationalen Transportkorridors „Primorje-1“; geplante Fertigstellung: 2024

Rosawtodor

Südliches Double der Moskauer Ringautobahn (MKAD) / Gebiet Moskau

1,1

Projektierung; geplante Fertigstellung als Mautautobahn auf Konzessionsbasis: 2026

GK Region

Bundesstraße Mineralnyje Wody - Sotschi / Region Stawropol, Region Krasnodar

1,1

Erarbeitung der Konzeption

Regierung der Region StawropolTransportministerium

Umgehungsstraße / Kemerowo

0,9

Geplante Fertigstellung: 2024

Regierung des Gebiets Kemerowo

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

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