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Branchen | Russland | Automobilsektor

Marktchancen Kfz-Absatzmarkt

Ein Defizit an Neuwagen und die hohe Nachfrage lassen die Preise steigen. Absatzförderprogramme sollen Abhilfe schaffen. Baugewerbe und Onlinehandel benötigen neue Nutzfahrzeuge. 

Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

Langsames Produktionswachstum bremst Kfz-Absatz

Die Verkäufe von Pkw und Kleintransportern (LCV) werden 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 3,3 Prozent auf rund 1,7 Millionen Einheiten steigen, erwartet die Association of European Businesses (AEB). Im Jahr 2021 legte der Absatz im Vergleich zum Vorjahr um 4,3 Prozent auf rund 1,67 Millionen Einheiten zu. Russlands Automarkt liegt in Europa damit auf Rang vier. Seit dem 2. Halbjahr 2021 schwächt sich das Wachstum jedoch ab. Das globale Defizit an Mikrochips sowie Lieferkettenprobleme ließen bei unverändert hoher Nachfrage das Angebot an Neuwagen langsamer steigen. Die AEB rechnet für 2022 mit einer Fortsetzung dieses Trends, da sich mittelfristig kein Ende des Chipmangels abzeichnet. 

Die Preise für Autos aus russischer Produktion stiegen im Jahr 2021 durchschnittlich um rund ein Viertel im Vergleich zum Vorjahr, meldet die Analyseagentur Awtostat. Die hohe Inflation führt auch 2022 zu Preissteigerungen bei Neuwagen. Autohändler befürchten, dass geplante Neuanschaffungen teilweise aufgeschoben werden. Um den Pkw-Absatz anzukurbeln erwägt Industrieminister Denis Manturow, die seit August 2021 ausgesetzten Absatzfördermaßnahmen ab 2. Quartal 2022 wieder in Kraft zu setzen. Für Programme zur Vergabe vergünstigter Kredite und zum vergünstigten Leasing stehen rund 180 Millionen Euro zur Verfügung.

Absatz von Kfz in Russland (Stückzahl; Veränderung in Prozent)

Kategorie

2020

2021

Veränderung 2021/2020

Pkw1)

1.598.825

1.666.780

4,3

Lkw

74.120

97.900

32,1

Busse

13.270

13.600

2,5

1) einschließlich leichter Nutzfahrzeuge (Light Commercial Vehicle; LCV)Quelle: Association of European Business (AEB); Russian Automotive Research

Lokalisierte Hersteller dominieren Massensegment

Im Massensegment konnten die Top-5-Hersteller 2021 ihren Absatz jeweils leicht steigern. Marktführer bleibt Lokalmatador AwtoVAZ (Lada) vor Kia, Hyundai, Renault und Toyota. Die Volkswagen Group mit den Marken Skoda und Volkswagen auf den Plätzen fünf und sechs musste hingegen einen Absatzrückgang hinnehmen.

Einen Absatzrekord verzeichnen Autobauer aus China. Die Verkäufe chinesischer Marken stiegen 2021 im Vorjahresvergleich um 102 Prozent auf 115.700 Einheiten. Ihr Marktanteil hat sich auf 6,9 Prozent beinahe verdoppelt. Vor allem der lokalisierte OEM Haval trug mit einem Absatzplus von 125 Prozent auf 39.126 Einheiten maßgeblich zu dieser Entwicklung bei. Auch Chery (+224 Prozent) und Geely (+59 Prozent) stießen beim Absatz in die Top-20 vor. Chinesische Autobauer erweitern ihre Präsenz auf dem russischen Markt. Die Dongfeng Motor Corporation startet im 2. Quartal 2022 mit den Verkäufen des Pickups Dongfeng Rich 6.

Traditionell großer Beliebtheit erfreuen sich Sport Utility Vehicles (SUV) und Crossover-Modelle. Der Anteil der Fahrzeuge aus diesen Segmenten stieg 2021 laut AEB auf 47,3 Prozent am Neuwagenabsatz. Verkaufsschlager waren der Hyundai Creta, der Lada Niva und der Renault Duster. Der Anteil des C-Segments (Golfklasse) ist hingegen leicht rückläufig. Die Modellpalette schrumpft insgesamt weiter. Im Jahr 2021 wurden 21 Pkw-Modelle aus dem Sortiment genommen, davon zwei Drittel aus dem Massensegment.

Absatz von Pkw nach Herstellern in Russland (Stückzahl; Marktanteil und Veränderung in Prozent)

Hersteller

Absatz

Veränderung 2021/2020

Marktanteil 2021

AwtoVAZ (Lada)

350.714

2

21

Kia

205.801

2

12,3

Hyundai

167.331

3

10

Renault

131.552

2

7,9

Toyota

97.941

7

5,9

Skoda

90.443

-4

5,4

Volkswagen

86.108

-14

5,2

GAZ

56.468

10

3,4

Nissan

51.338

-9

3,1

BMW

46.802

10

2,8

Mercedes-Benz

43.011

11

2,6

Quelle: Association of European Businesses (AEB); Recherchen von Germany Trade & Invest

Premiumsegment zeigt sich robust gegenüber Preissteigerungen

Der russische Markt für Pkw des Premiumsegments wuchs 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 9,3 Prozent auf rund 161.999 Einheiten. Für betuchte Käufer spielen die steigenden Preise kaum eine Rolle. Marktführer bleibt der deutsche Premiumhersteller BMW mit einem Plus von 9,6 Prozent auf 46.800 verkaufte Modelle. Mercedes-Benz steigerte seine Verkäufe im Vergleich zum Vorjahr um 10,8 Prozent auf 43.000 Kfz. Mit Audi auf Platz vier (Plus 7,6 Prozent) und Porsche auf Platz sieben (Plus 9,6 Prozent) sind zwei weitere deutsche Hersteller in den Top-10 vertreten.

BMW bringt 2022 die Modelle iX und i4 auf den russischen Markt. Der chinesische Autobauer Geely drängt auf den Markt und kündigte an, 2022 mit dem Verkauf von Premiumfahrzeugen der Marke Lynk & Co in Russland zu beginnen. 

Die Pkw-Dichte ist in Russland mit 307 Pkw pro 1.000 Einwohner etwa halb so hoch wie in Deutschland. Ende 2021 waren auf russischen Straßen rund 51,4 Millionen Kfz unterwegs, davon 45 Millionen Pkw. Ihr Durchschnittsalter stieg im Vergleich zum Vorjahr um 2 Prozent auf 13,9 Jahre, meldet die Analyseagentur Autostat. Rund 60 Prozent der Pkw-Flotte ist älter als zehn Jahre. Der zunehmende Verschleiß kurbelt die Nachfrage nach Ersatzteilen und Reparaturdienstleistungen sowie Neuanschaffungen an.

Nachfrage nach Nutzfahrzeugen steigt

Russlands Lkw-Markt wuchs 2021 um rund 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf rund 77.000 Einheiten, schätzt Kamaz-Generaldirektor Sergej Kogogin. Die Aussichten für 2022 sind gut. Großprojekte im Wohnungs- und Infrastrukturbau erhöhen die Nachfrage nach effizienten Fahrzeugen im Schwerlasttransport. Zudem sorgt das hohe Durchschnittsalter von 17,7 Jahren der rund 6,5 Millionen Lkw für wachsenden Modernisierungsbedarf. Marktführer Kamaz will seinen Absatz im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 2,3 Prozent auf rund 45.000 Einheiten steigern, so Kogogin.

Der Markt für leichte Nutzfahrzeuge (LCV) wuchs 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent auf rund 130.700 Einheiten, meldet die AEB. Marktführer bleibt die GAZ Gruppe mit dem Verkaufsschlager GAZelle. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Ford und UAZ. Vor allem der boomende Onlinehandel sowie Lieferdienste benötigen mehr neue Kleintransporter.


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