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Murmansk bekommt ein neues Stadtzentrum

Russland will Murmansk zur Hauptstadt der Arktis entwickeln. In der Hafenstadt soll am Ufer der Kola-Bucht ein großes Kultur- und Geschäftszentrum entstehen.

Von Gerit Schulze | Moskau

Die nordrussische Großstadt Murmansk rückte in den letzten Monaten immer mehr in den Fokus von Investoren. Grund ist die Arktisstrategie des Landes, die der Stadt eine besondere Rolle in der Region zuweist. Der eisfreie Kola-Fjord ermöglicht einen ganzjährigen Schiffsbetrieb und könnte deshalb zur Basisstation für die Belieferung russischer Arktishäfen wie Sabetta, Dikson oder Chatanga sowie der Offshore-Bohrinseln werden. 

Altes Werftgelände wird lebendiges Viertel

Beim Internationalen Wirtschaftsforum SPIEF in Sankt Petersburg hat die Region im Juni 2021 ein neues Großprojekt vorgestellt, das Murmansks Innenstadt komplett verändern könnte. Auf dem 12 Hektar großen Gelände einer ehemaligen Schiffsreparaturwerft zwischen Hauptbahnhof und dem Passagierhafen-Terminal entsteht "Nowy Murmansk" - ein Kultur- und Geschäftsviertel mit Kongresszentrum, Hotel, Wohnungen, Büroanlagen und Restaurants. 

Die Bauarbeiten sollen 2022 beginnen, der erste Bauabschnitt könnte 2024 in Betrieb genommen werden. Das Gesamtprojekt kostet etwa 15,5 Milliarden Rubel (rund 180 Millionen Euro, Wechselkurs der EZB am 2. Juli 2021: 1 Euro = 87,12 Rubel). Ein Viertel davon sollen private Investoren beisteuern. Für den Aufbau der Infrastruktur kommen aus dem Staatshaushalt 5 Milliarden Rubel. Das Geld fließt vor allem in die Schaffung eines multimodalen Verkehrsknotens, der den Bahnhof, den Hafen und den zentralen Busbahnhof miteinander verbindet.

Das Vorhaben "Nowy Murmansk" umfasst unter anderem:

  • Vier-Sterne-Hotel mit 200 Zimmern
  • Zwei Kongress-Zentren mit mehreren Sälen und Kinos
  • Arktismuseum
  • "Foodhall" mit fünf Restaurants
  • Themenpark zur regionalen Natur
  • Apartmentanlage mit 100 Wohnungen (6.900 Quadratmeter)
  • Drei Bürogebäude mit über 26.000 Quadratmetern Nutzfläche
  • Aussichtsplattform
  • Parkhäuser
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Starker Impuls für regionale Wirtschaft

Der Gouverneur des Gebiets Murmansk, Andrej Tschibis, erhofft sich von dem Projekt einen starken Impuls für die Wirtschaftsleistung der Region. Er rechnet mit 3.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen und einem Zuwachs des Bruttoregionalprodukts um bis zu 13 Milliarden Rubel pro Jahr. Die Besucherzahlen in dem arktischen Gebiet sollen sich bis 2035 verdreifachen. Schon vor dem Ausbruch der Coronakrise erlebte die Region einen kleinen Tourismusboom. Dazu beigetragen haben das Wintersportgebiet Kirowsk, ein Besucheransturm aus Asien durch den wachsenden Polarlichttourismus und ein bekannter Kinofilm, der in der Ortschaft Teriberka an der Barentssee gedreht wurde.

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Für die Umsetzung des Projekts "Nowy Murmansk" sind neben der Verwaltung des Murmansker Gebiets das Ministerium für die Entwicklung des Fernen Ostens und der Arktis, der staatliche Entwicklungsfonds VEB.DV und die regionale Entwicklungsgesellschaft der Oblast Murmansk zuständig. Den Masterplan für „Nowy Murmansk“ hat das bekannte Moskauer Planungsbüro KB Strelka entworfen.

Die Projektentwickler müssen die schwierigen klimatischen Bedingungen in der nördlichsten Großstadt der Welt berücksichtigen. Die Durchschnittstemperaturen liegen von November bis April im Frostbereich. Außerdem fällt im Gebiet Murmansk überdurchschnittlich viel Niederschlag. Die einzelnen Gebäude werden daher wetterfest miteinander verbunden, sodass sie auch bei Schnee und Eis gut erreichbar sind. Die Initiatoren des Projekts rechnen mit über 1 Million Besucher pro Jahr. 

Erste Investoren für Sonderwirtschaftszone

Für die Entwicklung der Region dürfte das Vorhaben "Nowy Murmansk" ein wichtiger Impulsgeber werden. Im Mai 2020 hatte Russlands Regierung in der Stadt das Sonderentwicklungsgebiet (TOR) "Hauptstadt der Arktis" eingerichtet, das Investoren attraktive Steuer- und Abgabenpräferenzen bietet. Bislang haben sich neun Unternehmen als Resident angemeldet und Investitionen von knapp 1,2 Milliarden Euro angekündigt. Dazu gehören neben dem Hauptinvestor Novatek der Metallbearbeiter Kalkedon Arktik und das auf Schwerlasttransporte spezialisierte Unternehmen Mammut Murmansk. Damit ist die Großstadt auf einem guten Weg, zum Drehkreuz für Russlands Arktispläne zu werden.

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