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Mit einer breiteren Anbaupalette können sich Agrarbetriebe gegen Ernteausfälle wappnen. Auch die Nahrungsmittelverarbeitung erhält dadurch Impulse.
20.04.2020
Von Marcus Knupp | Berlin
Länger anhaltende Trockenheit in vielen Landesteilen in den Monaten Januar bis März hat die Erntemengen bei den meisten Anbauprodukten 2019 deutlich zurückgehen lassen. Da bereits die vorhergehende Saison von Regenmangel und sinkenden Erträgen betroffen war, kam es jetzt zum Teil zu Versorgungsengpässen. So musste Sambia bei Mais auf seine strategische Reserve zurückgreifen. Für die laufende Anbauperiode 2019/20 gibt es bei den Erntemengen Prognosen zufolge wenig Veränderung, aber 2020/21 dürfte es zu einer deutlicheren Erholung kommen.
Stark betroffen von der Dürre waren 2018/19 auch die Ernten von Hirse, Reis, Süßkartoffeln und Erdnüssen. Dies unterstreicht nach Ansicht des Indaba Agricultural Policy Research Institute (IAPRI) in Lusaka die fortgesetzte starke Abhängigkeit der sambischen Landwirtschaft vom Regenfeldbau. Bewässerung allein ist jedoch auch keine Garantie, da es wegen der niedrigen Wasserstände in den Stauseen zu trockenheitsbedingten Stromausfällen kam, sodass elektrisch betriebene Pumpen zeitweise ausgefallen sind.
Der Nationale Entwicklungsplan 2017-2021 thematisiert bereits die Notwendigkeit zu stärkerer Diversifizierung der meist kleinen landwirtschaftlichen Betriebe. Neue exportorientierte Produktionszweige wie Cashewnüsse, Kaffee, Tee oder Soja bieten hier ebenso Perspektiven wie die Kombination des Anbaus mit der Tierhaltung. Besondere Aufmerksamkeit erhält dabei die Aquakultur.
Sambia steht wirtschaftlich ein problematisches Jahr bevor. Trockenheit und Energieengpässe haben nicht nur die Landwirtschaft beeinträchtigt, auch die Industrie und vor allem der Bergbau leiden unter Stromausfällen. Der Kupferabbau hat sich 2019 deutlich verringert, mit negativen Folgen für die Export- und die Staatseinnahmen. Sinkende Nachfrage infolge der Coronakrise hat den Weltmarktpreis für Kupfer von Jahresbeginn 2020 bis April um rund 25 Prozent einbrechen lassen. Wegen der hohen öffentlichen Schuldenlast hat die Regierung wenig Spielraum für entlastende Maßnahmen. Die Preise für Konsumenten steigen indessen stetig. Die Inflationsrate liegt bei etwa 10 Prozent.
Der Nahrungsmittelkonsum wird somit sowohl angebots- als auch nachfrageseitig gebremst. Mittelfristig sehen die Wachstumsmöglichkeiten aber gut aus. Die naturräumlichen Bedingungen für die Nahrungsmittelerzeugung sind potenziell sehr gut. Es gibt ausreichende Flächenreserven, vergleichsweise gute Böden und reichliche Wasserressourcen. Der lokale Markt ist mit rund 18 Millionen Einwohnern und einem pro-Kopf-Einkommen von weniger als 1.600 Euro begrenzt, aber in der regionalen Perspektive unter Einschluss der Mitgliedsländer der Southern African Development Community (SADC) schon deutlich interessanter. Insbesondere die DR Kongo ist ein wichtiger Abnehmer für Konsumgüter aus Sambia.
Die Sicherung der Nahrungsmittelversorgung war zuletzt sehr einseitig auf Mais ausgerichtet. Zusätzliche oder alternative Anbaufrüchte können nicht nur das Risiko von Ernteausfällen verringern, sie schaffen auch potenzielle Einnahmequellen für die meist kleinbäuerlichen Betriebe. Mit der Aufbereitung und Verarbeitung vor Ort entstehen außerdem Ansatzpunkte für die Nahrungsmittelindustrie. Das betrifft zunächst zum Beispiel die Aufbereitung für den Export. So errichtet die Mansa Chili Limited eine Fabrik zur Verarbeitung und Verpackung der Schoten in Chembe in der Provinz Luapula. Das in Kunststoff verpackte Endprodukt soll auf dem nigerianischen Markt verkauft werden. Die Anlagen für die Fabrik wurden indessen aus China geliefert.
Exportchancen rechnet sich Sambia auch bei den weltweit zunehmend nachgefragten Cashewnüssen aus, die relativ resistent gegen Trockenheit sind. Nach den Plänen der Regierung soll die Produktion von aktuell 850 Tonnen pro Jahr erheblich gesteigert werden. Bisher wurden Pressemeldungen zufolge rund 55 Millionen US-Dollar (US$) in den Anbau von Cashews investiert. Mit steigendem Erntevolumen werden auch die Aufbereitung, also das Trocknen und Schälen, sowie die Verpackung vor Ort interessanter.
Aussagen sambischer Politiker zufolge sollen die Mühlenkapazitäten für Getreide in den Provinzstädten ausgebaut werden. Die National Milling Corporation, zum US-Konzern Seaboard gehörend, hat im Oktober 2019 eine Getreidemühle für 37,5 Millionen US$ in Lusaka in Betrieb genommen. Die Kapazität der mit Anlagen von Bühler ausgerüsteten Weizenmühle beträgt 600 Tonnen pro Tag. Auch die 336 Tonnen Getreide pro Tag verarbeitende Mühle der African Milling Limited, die im Dezember 2019 eröffnet wurde, ist mit Maschinen des schweizerischen Unternehmens Bühler ausgestattet.
Insgesamt gibt es in Sambia nach Angaben der Millers Association of Zambia 78 Getreidemühlen. Mit chinesischer Hilfe werden derzeit drei weitere Mühlen an den Standorten Monze, Mpika und Chongwe gebaut. Die Anlagen sollen im 1. Quartal 2021 fertiggestellt werden. Finanziert von der Development Bank of China entstehen auf der lokalen Ebene circa 2.000 solargetriebene Kleinmühlen.
Der größte Fleischproduzent des Landes, Zambeef, verzeichnet für das am 30. September 2019 zu Ende gegangene Finanzjahr eine Gewinnsteigerung um 13 Prozent auf umgerechnet 254,5 Millionen US$. Das Unternehmen betreibt innerhalb seiner Kühlkette insgesamt 226 Verkaufsstandorte für Frischwaren in Sambia, Nigeria und Ghana. Im Frühjahr 2019 hat Zambeef seine Position im Norden Sambias mit der Inbetriebnahme der Kitwe Processing Plant in der Bergbaustadt Kitwe verstärkt.
Der lokale Soja- und Maisanbau schafft gute Bedingungen für die futterbasierte Viehhaltung, wie eine Studie des Southern African Institute for Policy and Research (SAIPAR) feststellt. Acht größere Futtermittel-Hersteller im Land kamen 2017 auf rund 300.000 Tonnen Mischprodukte. Knapp die Hälfte davon wird an Geflügelzuchtbetriebe verkauft.