Branchen | Schweiz | Nahrungsmittel
Branchenstruktur
Die Nahrungsmittelindustrie ist breit aufgestellt aber stark zersplittert. Einfuhren aus Deutschland legten 2020 in allen Segmenten zu.
29.10.2021
Von Karl-Heinz Dahm | Bonn
Die Nahrungsmittelindustrie in der Schweiz besteht aus etwa 3.800 Unternehmen mit rund 91.600 Beschäftigten. Die meisten Branchenunternehmen sind im Bereich der Herstellung von Back- und Teigwaren aktiv, gefolgt von Betrieben der Milch- und Fleischverarbeitung.
Herstellung von Back- und Teigwaren | 1.410 |
Milchverarbeitung | 722 |
Schlachten und Fleischverarbeitung | 654 |
Getränkeherstellung | 567 |
Fleischverarbeitung | 485 |
Herstellung von Futtermitteln | 105 |
Mahl- u. Schälmühlen, Herstellung von Stärkeerz. | 93 |
Obst- u. Gemüseverarbeitung | 71 |
Fischverarbeitung | 25 |
Herstellung von Ölen u. Fetten | 23 |
Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln | 675 |
Branchenprimus ist der Weltkonzern Nestlé mit einem Jahresumsatz von rund 86 Milliarden Euro. Nestlé ist damit gleichzeitig das größte Industrieunternehmen des Landes. Der Konzern war im Jahr 2018 zudem der umsatzstärkste Konsumgüterhersteller weltweit vor Procter und Gamble und Pepsi.
Auf den nachfolgenden Rängen gibt es weitere Unternehmen mit Milliardenumsätzen im einstelligen Bereich, allen voran der international bekannte Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli. Zu den Branchengrößen zählt auch Barry Callebaut, ebenfalls weltweit bekannt für die Herstellung von Schokoladen und Kakaoprodukten. Der Schweizer Tiefkühl- und Convenience-Backwarenkonzern Aryzta ist vor allem durch Übernahmen und Fusionen gewachsen. Das Unternehmen erzielt rund die Hälfte seines Umsatzes mit Töchtern in den USA.
Mit Aldi (2005) und Lidl (2009) traten auch deutsche Anbieter in den Schweizer Nahrungsmittelmarkt ein. Ihre Marktanteile sind kontinuierlich gestiegen. 2019 erreichte Aldi Suisse im Nahrungsmitteleinzelhandel mit einem Umsatz von 2,1 Milliarden Euro einen Anteil von 6,5 Prozent, Lidl Schweiz (Umsatz 1,3 Milliarden Euro) realisierte einen Marktanteil von 4 Prozent. Die beiden Discounter belegten im Ranking der beliebtesten Supermärkte in der Schweiz die Plätze 3 und 4 hinter Migros und Coop.
Unternehmen | Umsatz 2019 |
Nestlé-Konzern | 86.468 |
Lindt & Sprüngli AG | 4.212 |
Aryzta AG | 3.514 |
Emmi AG | 3.264 |
Hero AG | 1.112 |
Hipp Holding AG | 981 |
Jowa | 789 |
Estavayer Lait | 579 |
Außenhandelsdefizit bei Nahrungsmitteln
Im Außenhandel der Schweiz mit Nahrungsmitteln gab es in den letzten Jahren keine großen Schwankungen. Das Importvolumen lag 2020 bei rund 10 Milliarden Euro, die Exporte beliefen sich auf 8,3 Milliarden Euro. Unter den Hauptlieferländern lag Deutschland mit 1,5 Milliarden Euro und einem Anteil von 15 Prozent an den gesamten Nahrungsmittel- und Getränkeeinfuhren an 3. Stelle hinter Spanien und den Niederlanden. Haupteinfuhrprodukte waren Wein, Backwaren sowie Käse und Quark.
Wichtigster Handelspartner der Schweiz war 2019, wie bereits in den Vorjahren, die Europäische Union (EU). Rund drei Viertel der Agrar- und Nahrungsmittelimporte stammten nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums von dort. Umgekehrt gingen etwa die Hälfte der schweizerischen Exporte in die EU. Die Handelsbilanz mit der EU bei Landwirtschaftsprodukten ist traditionell negativ.
SITC | Produktgruppe | 2019 | 2020 | davon aus Deutschland (2020) |
---|---|---|---|---|
01 | Fleisch und Fleischzubereitungen | 719 | 741 | 133 |
02 | Molkereiprodukte und Vogeleier | 590 | 655 | 137 |
03 | Fische, andere Wassertiere und Zubereitungen | 718 | 744 | 67 |
04 | Getreide und Getreidezubereitungen | 922 | 975 | 286 |
05 | Gemüse und Obst | 2.211 | 2.492 | 170 |
06 | Zucker, Zuckerwaren und Honig | 250 | 266 | 80 |
07 | Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze und Waren daraus | 1.355 | 1.443 | 194 |
09 | Verschiedene genießbare Waren und Zubereitungen | 837 | 922 | 284 |
11 | Getränke | 1.721 | 1.773 | 183 |
Summe | 9.323 | 10.011 | 1.534 |
Überdurchschnittlich hohe Lieferanteile erzielen deutsche Unternehmen beispielsweise bei Zucker, Zuckerwaren und Honig mit 30 Prozent, Getreide und -zubereitungen (ebenfalls 30 Prozent), Molkereiprodukten (20 Prozent) und Fleisch (18 Prozent).
Hauptausfuhrgüter der Schweiz waren im Jahr 2020 Getränke und Nahrungsmittelzubereitungen. Unter den Genussmitteln waren es überwiegend Kaffee mit 2,3 Milliarden Euro sowie Schokolade und kakaohaltige Produkte mit 775 Millionen Euro. Hauptanteile bei den Nahrungsmittelexporten erzielten Kaffee-Extrakte, Suppen und Saucen.
Pilotanlage für kultiviertes Fleisch errichtet
Givaudan, der weltweit größte Hersteller von Aromen und Duftstoffen mit Sitz in der Schweiz, hat gemeinsam mit dem Einzelhandelsriesen Migros und dem Spezialisten für Nahrungsmittelmaschinen Bühler in der Nähe von Zürich den sogenannten „Cultured Food Innovation Hub“ gegründet, um Produkte aus kultivierter Landwirtschaft voranzutreiben. Ziel ist nach Angaben der Unternehmen, die Massentauglichkeit von kultiviertem Fleisch. Dies bedeute nach Angaben der Unternehmen Fleisch ohne Schlachtung oder Massentierhaltung, damit verbunden eine verbesserte Klimabilanz, kein Einsatz von Antibiotika und Ernährungssicherheit. Der Cultured Food Innovation Hub soll 2022 in Betrieb gehen.