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Wirtschaftsumfeld | USA | Konjunktur

Abschwung der US-Wirtschaft lässt auf sich warten

Die lange vorhergesagte Konjunktureintrübung will nicht kommen. Womöglich bleibt sie sogar aus. Das könnte auch die Präsidentschaftswahlen im November beeinflussen.

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Volkswirte in den USA sind aktuell damit beschäftigt, herauszufinden, warum ihre Prognosen nicht eingetreten sind. Bereits seit dem Spätsommer 2023 – als die Konjunktur noch auf Hochtouren lief – warnten sie fast einstimmig vor einem Abschwung, der spätestens um Weihnachten eintreten würde. Bisher geschehen ist: nichts. 

Obwohl rund drei Viertel aller US-Haushalte in Umfragen die wirtschaftliche Lage der Vereinigten Staaten als schlecht einstufen und das hohe Preisniveau beklagen, bewerten nahezu ebenso viele die eigene ökonomische Lage als gut. Sie halten sich daher mit Anschaffungen nicht zurück. Und da der Konsum in den USA rund 70 Prozent zur Entstehung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) beiträgt, bleibt die Konjunkturlokomotive in Fahrt.

Von der Investitionsseite dürfte 2024 sogar verstärkt Rückenwind kommen. Nachdem der private Wohnungsbau im Sommer 2023 einen Tiefpunkt erreicht hatte, erholte er sich anschließend und schwenkte zum Jahresende wieder auf Wachstumskurs ein. Dank umfangreicher Konjunkturprogramme investieren auch die Unternehmen und der Staat kräftig in neue Fabriken beziehungsweise die Infrastruktur.

Wirtschaft könnte 2024 ähnlich stark wachsen wie im Vorjahr

Die Ende Januar 2024 veröffentlichten Konjunkturzahlen fielen daher überraschend positiv aus. Das BIP stieg 2023 real um 2,5 Prozent. Das war gut ein halber Prozentpunkt mehr als ursprünglich erwartet. Auch wenn sich die Konjunktur im 4. Quartal ganz leicht abschwächte, übertraf sie bei weitem alle Vorhersagen. Von einem Abschwung kann jedenfalls keine Rede sein. 

Im Wahljahr 2024 werden die Staatsausgaben weiter steigen und die Konjunktur stützen.

Für das 1. Halbjahr 2024 sagen Ökonomen nun eine weiche Landung voraus. Möglicherweise irren sie sich erneut. Denn 2024 ist ein Wahljahr, in dem traditionell die Staatsausgaben steigen. US-Präsident Joe Biden kann dies zwar nur durch eine Anhebung der Schuldengrenzen mit den Stimmen der oppositionellen Republikaner im Kongress bewerkstelligen. Diese verfügen aber nur über eine hauchdünne Mehrheit und haben bisher immer wieder zugestimmt. Eine Verweigerungshaltung birgt vor den Wahlen hohe politische Risiken. 

Die Fed senkt Zinsen langsamer als erwartet

Auch an der Inflationsfront gibt es Entwarnung. Nach Angaben des zuständigen Arbeitsministeriums lag die Teuerungsrate 2023 nur noch bei 3,4 Prozent. Für 2024 wird ein Wert von gut 2 Prozent erwartet. Die US-Notenbank hatte bereits im November 2023 drei Zinssenkungsschritte für 2024 in Aussicht gestellt. Angesichts der robusten Konjunktur ließ sie die Leitzinsen Ende Januar 2024 jedoch unverändert und verschob den möglichen Schritt auf März. 

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US-Wahlen: Biden würde von starker Konjunktur profitieren 

Die weitere wirtschaftliche Entwicklung wird auch die Präsidentschaftswahlen Anfang November 2024 beeinflussen. Herausforderer Donald Trump führt Anfang 2024 in nahezu allen Umfragen vor Amtsinhaber Joe Biden. Für Trump wäre ein Konjunktureinbruch eine zusätzliche Wahlkampfhilfe. Umgekehrt könnte Biden von einer positiven Wirtschaftslage profitieren und das Blatt noch einmal wenden. 

 

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