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Branchen | Usbekistan | Baustoffindustrie

Baustoffbranche boomt dank Urbanisierung und vielen Projekten

Usbekistan investiert viel Geld in die Baustoffindustrie. Ein jährlicher Kapitalzufluss von mehr als 1 Milliarde US-Dollar bietet ausländischen Unternehmen gute Geschäftschancen.

Von Uwe Strohbach | Taschkent

Die Baustoffindustrie bleibt einer der Hauptanlagesektoren in der Wirtschaft Usbekistans. Das Investitionsgeschehen basiert auf einem Programm für den Ausbau des Industriezweigs für die Jahre 2021 bis 2026 und verfolgt zwei grundlegende Ziele:

  • eine Verdoppelung der jährlichen Baustoffproduktion bis 2026 auf etwa 3,5 Milliarden US-Dollar (US$) gegenüber 2021,
  • eine Ausweitung der jährlichen Baustoffexporte auf 1,1 Milliarden US$ im Jahr 2026 gegenüber 430 Millionen US$ im Jahr 2021.

Deutsche Anbieter von Ausrüstungen für die Baustoffindustrie sind in Usbekistan schon aktiv, darunter die Vollert Anlagenbau GmbH (Sparte: Betonfertigteile), die Werhahn-Gruppe (Porenbeton) oder die Würschum GmbH (Betondosieranlagen). Die große Fülle neuer Baustoffprojekte lässt erwarten, dass viele weitere deutsche Anlagenbauer das Land als Absatzmarkt entdecken.    

Kenndaten der Entwicklung der usbekischen Baustoffindustrie 2018 bis 2021

Kennziffer

2018

2019

2020

2021

Ausstoß (in Mio. US$) 1)

1.511

1.550

1.618

1.910

Reale Veränderung gegenüber Vorjahr (in %)  2)

11,6

4,5

5,9

6,4

Anteil am verarbeitenden Gewerbe, insgesamt (in %)

6,4

5,4

5,3

5,4

Bruttoanlageinvestitionen (in Mio. US$)

471

1.016

1.613

1.407

Anteil an den Investitionen im verarbeitenden Gewerbe, insgesamt (in %)

16,0

17,5

26,9

23,6

1) Mitte 2021 gab es etwa 12.500 Baustoffhersteller: 2) auf der Grundlage des Ausstoßes in der Nationalwährung Usbekistan-Sum (U.S.) Quelle: Staatliches Statistikkomitee 2022, Germany Trade & Invest (Berechnungen)

Bauboom sorgt für viele neue Baustoffprojekte

Die expandierende Baustoffindustrie ist ein Spiegelbild der regen Aktivitäten im Hoch-, Tief- und Wirtschaftsbau Usbekistans. Entgegen dem weltweiten Trend wurde das Land bisher kaum von der beschleunigten Urbanisierung erfasst. Doch eine Trendwende ist eingeleitet. Im Jahre 2030 soll der Urbanisierungsgrad (Anteil der Stadtbewohner an der Bevölkerung) 60 Prozent gegenüber knapp 51 Prozent im Jahr 2021 erreichen.

Die großen Städte Taschkent (Toshkent), Andischan (Andijon), Buchara (Buxoro), Samarkand (Samarqand), Karschi (Qarshi), Fergana (Farg´ona) und Namangan werden zu modernen Metropolen mit einer leistungsfähigen sozialen und technischen Infrastruktur ausgebaut. Auch das Antlitz der Landkreise soll sich durch neue Bauten und eine moderne Infrastruktur grundlegend ändern.

Die schrittweise Implementierung ausländischer Normen sowie technischer und ökologischer Baustandards in das nationale Regelwerk erweisen sich ebenfalls als Treiber der Baustoffindustrie.

Umfangreiches Projektportfolio

Das aktuelle und mittelfristige Projektportfolio erstreckt sich von

  • der Erkundung und Erschließung von Baustofflagerstätten (Bau-, Verblend- und Kalkstein, Silikat, Quarz- und Bausande, Sand-Kies-Mischungen, Ziegelrohstoffe, Keramsit (Blähton), Basalt, Bentonit und andere) über
  • die Errichtung von Fabriken für die Herstellung verschiedenster Baustoffe (darunter von Verblendstein aus Granit, Marmor und Dolomit, Trockenmischungen, feuerfesten Ziegeln, Gasbetonblöcken, Gipskarton, Sanitärtechnik und Bauglas) bis hin zum
  • Auf- und Ausbau regionaler Baustoff-Cluster und clusterähnlicher Strukturen.
Auswahl geplanter Baustoffcluster und clusterähnlicher Strukturen in Usbekistan

Landkreis

Produktsparten

Cluster

LK Buloqboshi, Provinz Andischan (Andijon)

Marmorerzeugnisse, Porenbeton, keramische Fliesen

LK Qorovulbozor, Provinz Buchara (Buxoro)

Silikaterzeugnisse, Bauplatten, Zement

LK Forish, Provinz Jizzax (Dschissach)

Basalterzeugnisse

LK Chust, Provinz Namanagan

Keramische Fliesen und Verblender

LK Paxtachi, Provinz Samarkand (Samarqand)

Gipserzeugnisse, Mineralwolle, Natursteinprodukte

LK Sariosiyo, Provinz  Surxondaryo (Surchandarja)

Gipserzeugnisse, Zement, Stahlbeton- und Natursteinprodukte

LK Ohangaron, Provinz Toshkent  (Taschkent)

Gipserzeugnisse, Zement, Mineralwolle, Stahlbeton- und Natursteinprodukte

LK O’zbekiston, Provinz Farg‘ona (Fergana)

Gips- und Keramikerzeugnisse, Zement, Stahlbetonprodukte, Naturfarben

Clusterähnliche Strukturen (Kooperationsprojekte mit anderen Regionen) 

LK Qorao’zak, Autonome Republik Qoraqalpog‘iston (Karakalpakstan)

Zement und Zementerzeugnisse, Erzeugnisse aus Vermiculit

LK Peshku, Provinz Buxoro (Buchara)

Natursteinerzeugnisse, Fliesen

LK Kitob, Provinz Qashqadaryo (Kaschkadarja)

Zement, Natursteinerzeugnisse (Marmor)

LK Dehqonobod, Provinz Qashqadaryo (Kaschkadarja)

Verarbeitung von Baustein und Kies zu fertigen Baustoffen

Quelle: Regierung Usbekistans 2022

Branchenvereinigung bietet viele Lieferchancen

Die Betriebe der Assoziation O'zsanoatqurilishmateriallari investieren 2022 rund 500 Millionen US$ in die Fertigstellung oder Fortsetzung von 20 Projekten. Neue Vorhaben für gut 300 Millionen US$ werden zurzeit vorbereitet.

Hierzu zählt der Bau von Fabriken in den Sparten Architekturglas/andere Glasprodukte (geplante jährliche Kapazität: 20 Millionen Quadratmeter Glas), Zement (1,2 Millionen Tonnen), Stahlbeton- und Fertigbetonerzeugnisse (500.000 Kubikmeter), Porenbeton (300.000 Kubikmeter), Basalterzeugnisse (60.000 Tonnen) und Gips/Gipskartonplatten (200.000 Tonnen/20 Millionen Quadratmeter).

Die etwa 200 Betriebe der Assoziation stehen für 40 bis 45 Prozent der jährlichen Produktion und fast den gesamten Export der usbekischen Baustoffindustrie. Im Jahr 2022 soll der Ausstoß der Verbandsmitglieder fast 1 Milliarde US$ erreichen, die Baustoffproduktion im Land insgesamt 2,4 bis 2,5 Milliarden US$.

Ambitionierte Ausbauvorhaben in der Provinz Buchara

Eine besondere Rolle kommt dem Abbau von Baurohstoffen und deren Verarbeitung zu Halbwaren und Fertigprodukten in der Provinz Buchara (Buxoro) zugute. Dort sollen besonders leistungsfähige Wertschöpfungsketten geschaffen werden. 

Ausbauinitiative in der Provinz Buchara

Die Baustoffindustrie in der Provinz Buchara (Buxoro) soll in den kommenden Jahren besonders stark expandieren. In mehreren Landkreisen, Städten und vor allem in den Gewerbegebieten der freien Wirtschaftszone Gʻijduvon (Gischduwan) entstehen zahlreiche Fabriken für die Baustoffproduktion. Das bestätigte die Regierung in ihrem Beschluss vom 10. Februar 2022. Bei der Umsetzung der Projekte sollen alternative Energieträger zum Einsatz kommen.  


Die Brancheninitiative umfasst:


  • Ausbau der Förderung von Zementrohstoffen, Sand-Kies-Mischungen, Kalkstein und Gips,
  • Erschließung von Marmor- und Granitvorkommen und die Herstellung von dekorativen Verblendsteinerzeugnissen,
  • Förderung und Erstverarbeitung von mineralischen Farbstoffen (Ocker) und Füllstoffen,
  • Ausweitung der Produktion von Stahlbetonerzeugnissen, Asphalt und anderen Straßenbaustoffen,
  • Umsetzung von insgesamt 167 Projekten für die Herstellung von Fertigerzeugnissen, darunter von 72 bereits laufenden Vorhaben (Projektwert: 127 Millionen US$; Realisierung bis Ende 2022/Anfang 2023) und von 95 neuen Projekten (235 Millionen US$; Ende 2023/Anfang 2024),
  • Vorbereitung neuer perspektivreicher Projekte mit einem Gesamtwert von rund 400 Millionen US$ (Machbarkeitsstudien werden zurzeit erstellt und die Investorensuche ist gestartet).

Das Staatliche Komitee für Geologie und mineralische Ressourcen plant schon in naher Zukunft die Versteigerung von rund 80 Nichterz-Lagerstätten über das staatliche Portal E-Ijro Auksion. Auf dem Portal sollen auch Lizenzen für die geologische Erkundung von 29 Vertragsgebieten mit potenziellen Baustoffvorräten ausgeschrieben werden.


Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

Die für 2022 fest geplanten und zum Teil schon gestarteten Projekte in der zentralusbekischen Region summieren sich auf 360 Millionen US$. Weitere Vorhaben im Wert von knapp 400 Millionen US$ befindet sich in der Projektfrühphase.

Ausländische Investoren sind willkommen, sich an diesen Projekten mit Investitionen, Ausrüstungslieferungen oder Beratungsleistungen zu beteiligen. Sie können sich mit ihren Angeboten und Anfragen an das Ministerium für Investitionen und Außenhandel oder die Provinzverwaltung von Buchara (Buxoro) wenden.

Ausgewählte neue Baustoffprojekte in der Provinz Buchara (Buxoro)

Projekt (geplante jährliche Kapazität)

Landkreis/LK, Stadt

Projektwert (in Mio. US$)

Zement (1 Mio. t)

LK Peshku

100

Basaltfasern, -garne und -gewebe, Profilbeschläge (insgesamt 15.000 t)

LK Jondor

52

Papierersatz aus Stein (Abfällen bei der Förderung und -verarbeitung von Verblend- und Baustein) für den Einsatz in der Produktion von Tapeten und anderen Papierwaren (9000 t)

LK Kogon

40

Architekturglas (517.000 qm)

LK G’ijduvon

31

Marmor- und Graniterzeugnisse (60.000 qm)

LK Peshku

30

Keramische Fliesen (3 Mio. qm) 

Stadt Buxoro (Buchara)

27

Baufarben (150 Tonnen)

LK G’ijduvon

15

Agglomerate (Agglomeratmarmor, -granit, -quarzit; 250.000 qm)

LK Kogon

15

Sanitärkeramik (14.000 Stück)

LK Buxoro (Buchara)

10

Sandwichplatten und Aluminiumprofile (insgesamt 1,2 Mio. cbm)

LK Romitan

10

Quelle: Regierung Usbekistans 2022

Expertengremium koordiniert Vorhaben in der Baustoffindustrie

Für den Auf- und Ausbau der Versorgungsinfrastruktur (Gas, Wärme, Strom) in den neuen spezialisierten Gewerbegebieten stellt der Staat Fördermittel zur Verfügung. Hauptkoordinator des Projektgeschehens sowohl in den Industrieparks als auch in allen anderen Branchenunternehmen ist der im Frühsommer 2021 gegründete Rat für die Entwicklung der Baustoffindustrie.

Nach Angaben des Rates gib es landesweit mehr als 1.000 potenzielle Projekte für die Baustoffproduktion. Viele Vorhaben befinden sich noch in einer ersten Sondierungs- oder Planungsphase. In letzter Zeit haben ausländische Partner vermehrt Absichtserklärungen unterzeichnet, um mit usbekischen Akteuren der Baustoffindustrie zu kooperieren. Die Vorschläge umfassen einen Gesamtwert von rund 2,3 Milliarden US$.

Der Rat steht unter der Leitung des Vorstandsvorsitzenden der Geschäftsbank O'zsanoatqurilishbank Saxi Annaklichev. In ihm vertreten sind Fach- und Führungskräfte

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