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Branche | Usbekistan | Tourismus

Perle der Seidenstraße sucht Partner für Tourismusprojekte

Usbekistan treibt den Ausbau der touristischen Infrastruktur voran. Die Initiativen bieten ausländischen Unternehmen ein vielfältiges Geschäftspotenzial.

Von Uwe Strohbach | Taschkent

Usbekistans Tourismuspotenzial ist groß, aber noch wenig erschlossen. Im Ausbau des Gastgewerbes sieht die usbekische Regierung eine Chance, die Wirtschaft weiter zu diversifizieren, überschüssige Arbeitskräfte zu binden sowie  Einkommen und Devisen zu generieren.  In den Sektor fließt in den kommenden Jahren viel öffentliches und privates Kapital.

Neues Regelwerk unterstützt Tourismusausbau   

Die Coronakrise im Jahr 2020 hat den Aufwärtstrend in der Dienstleistungsbranche gestoppt. Doch nun zeigen die Besucherzahlen schrittweise wieder nach oben. In den ersten neun Monaten 2021 besuchten rund 1,1 Millionen ausländische Touristen die "Perle der Seidenstraße". 2020 hatten sich die Investitionen in den Ausbau der touristischen Infrastruktur zwar verlangsamt, doch seit dem Frühjahr 2021 nimmt die Dynamik wieder zu.

Eine solide Grundlage hierfür bilden Usbekistans  2016/2017 eingeleitete wirtschaftliche Liberalisierung und Marktöffnung. Damit einhergehen rund 90 verabschiedete Präsidialerlasse, Gesetze und andere Regelungen zur Förderung des touristischen Gewerbes seit 2016.

Entwicklung des Tourismus in Usbekistan

Kategorie

2017

2018

2019

2020

2022 *)

Anzahl ausländischer Touristen (Besucher: in 1.000 Personen)

2.690,0

5.346,8

6.748,0

1.504,1

 2.000,0

Anzahl der Hotels und anderer Herbergen (jeweils 31.12.)

816

914

1.188

1.226

2.462

   Anzahl der Zimmer (in 1.000 Einheiten)

18,7

20,2

26,1

29,2

52,1

   Anzahl der Betten (in 1.000 Einheiten)

39,8

41,1

52,5

53,5

113,3

Anzahl der Reisebüros (jeweils 31.12.)

561

983

1.482

1.158

1.325

Export touristischer Dienstleistungen (in Mio. US$) 

546,9

1.041,0

1.313,0

261,0

1.050,0

*) Prognosen Quelle: Staatliches Statistikkomitee, Ministerium für Tourismus und Sport

Den Tourismusausbau flankieren auch neue Institutionen. Hierzu gehören das Ministerium für Tourismus und Sport (2016 bis 2021: Staatliches Komitee für Tourismusförderung), das Institut für die Entwicklung des Tourismus mit Fokus auf die Weiterbildung von Fachkräften, das Zentrum für die Zertifizierung von Sport- und touristischen Dienstleistungen, das nationale touristische PR-Zentrum und die Internationale Tourismus-Universität.

 Bürger aus rund 90 Ländern können visafrei nach Usbekistan einreisen (für einen unbefristeten oder befristeten Aufenthalt). Für Besucher aus 77 Ländern gilt ein vereinfachtes elektronisches Visaverfahren.

Projektportfolio umfasst bis zu 1,8 Milliarden US-Dollar 

Angelaufene und fest geplante Projekte für den Ausbau der touristischen Infrastruktur belaufen sich auf etwa 1,5 Milliarden bis 1,8 Milliarden US-Dollar (US$). Allein in der Hauptstadt Taschkent sollen 2021 bis 2023 mehrere Hundert Millionen US$-Dollar in 66 Hotels und andere Objekte fließen. Die in der Provinz Samarkand für 2022 bis 2024 avisierten Projekte summieren sich auf etwa 300 Millionen US$, darunter Hotel- und Freizeitobjekte und ein internationales Konferenz- und Ausstellungszentrum (Gesamtfläche: 18.000 Quadratmeter).  

Usbekistan - Perle an Seidenstraße

Usbekistan rangiert unter den Top-Ten der Welt hinsichtlich seines Reichtums an historischen Denkmälern. Hauptattraktionen sind die historischen islamischen Zentren der alten Karawanen- und Oasenstädte Samarkand, Buchara, Chiwa und Schachrisabs mit ihren Prachtbauten und türkisfarbenen Kuppeln. Sie und das westliche Tienschan-Gebirge gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. 


Insgesamt gibt es in Usbekistan 8.208 Denkmäler (1. Januar 2021), darunter 4.789 archäologische, 2.264 architektonische, 625 Exponate der Monumentalkunst und 530 bedeutsame Natur- und Kulturdenkmäler. Fast die Hälfte der Architekturschätze befindet sich in den Provinzen Samarkand und Buchara (jeweils mehr als 500). Die 195 Museen des Landes verfügen über 2,1 Millionen Exponate.


Die vielfältige, in vielen Landteilen atemberaubende Landschaft bietet ein großes Potenzial für den Ausbau des Ökotourismus. Naturschutzgebiete (7), Nationalparks (4), Biosphärenreservate (2), Schutzgebiete für Tiere und Pflanzen, geschützte Biotope (12) sowie Landschaftsschutzgebiete nehmen eine Fläche von 2,1 Millionen Hektar ein (1. Januar 2020). Bis 2028 soll deren Umfang um rund 250.000 Hektar (12 Prozent) erweitert werden.


Usbekistan ist dank zahlreicher Heilquellen und günstiger natürlicher Bedingungen auch ein bedeutendes regionales Balneologiezentrum. Zum 1. Januar 2021 gab es im Land 271 Sanatorien und Kurorte mit 28.000 Betten. Viele Objekte müssen allerdings grundsaniert werden. 

Das Projektportfolio der im Nordosten des Ferganatals gelegenen Provinz Namangan übersteigt die 200-Millionen-US$-Marke. Vorgesehen sind unter anderem der Ausbau einer großen Tourismusanlage in Chodak und die Entstehung eines Erholungszentrums in Chortoq basierend auf dem dortigen Thermalheilbad  (Jod-Brom). Weitere touristische Objekte sollen nahe der alten Festung Axsikent, der einstigen Hauptstadt Ferganas, entstehen. In der Provinz Taschkent gibt es Pläne für etwa 50 neue Hotels, 60 Erholungszonen und 10 Sanatorien.

Ausgewählte Tourismusprojekte

Projektbezeichnung

Geplante Investitionssumme (in Mio. US$)

Realisierungszeitraum

Anmerkung/Ansprechpartner

Ganzjähriges  internationales Urlaubszentrum Beldersay-Chimgan-Nanay inklusive Tourismus-Freizone Tscharwak, Landkreis Bostanlyk (Provinz Taschkent) 

bis zu 500 (vorwiegend ausländische Direktinvestitionen)

Realisierung in drei Phasen ab 2022 geplant, Masterplan liegt vor (Erstellung durch ein französisches Firmenkonsortium), zz. Detailplanung    

Direktion Freizone Tscharwak/Ministerium für Tourismus und Sport 

geplante Kofinanzierung durch Fördermittel aus Frankreich

  Ski- und Erholungsanlage Chimgan (120 Objekte, 20 km Pisten, 9 km Seilbahnen)

260

  Ski- und Erholungsanlage Beldersay (80 Objekte, 40 km Skipisten, 20 km Seilbahnen)

180

 Ökotourismus- und Erholungsanlage Nanay (50 Objekte)

60

Errichtung eines ganzjährigen internationalen Zentrums für Berg-, Sport-, Gesundheits- und Gastronomietourismus (Skigebiet/Kurort Suffa Plateau /Tourismusanlage Uriklisay, mehrere Hotels), Landkreis Zaamin (Provinz Dschissach)

250

zz. Detailplanung und Suche nach weiteren in- und ausländischen Partnern

Direktion für die Errichtung der Tourismus- und Erholungszone Zaamin/Provinzverwaltung Dschissach 



Errichtung eines internationalen Kongress- und Ausstellungszentrums und einiger anderer Objekte in Samarkand

30

2021 bis 2022/2023

Provinzverwaltung Samarkand


Tourismus-Zone: Dörfer Nanay-Zarkent-Poromon (Sanatorium, Hotels, Villen, Seilbahn, Freizeit- und Handelsobjekte), Provinz Namangan

30

2021/2022 bis 2023

Provinzverwaltung Namangan


Tourismuszentrum und Hotelkomplex (150 Betten) inklusive Aufnahme der Mineralwasserproduktion  nahe der Mineralwasserquelle Life Khonobod Brand, Xonobos/Chonobod (Provinz Andischan)  

20

2021 bis 2023

Water life mineral MChJ/Provinzverwaltung Andischan


Tourismusausbau in der Provinz Kaschkadarja (Kommunikationswege, Hotels/Pensionen, Restaurierung von Denkmälern)

19

2021 bis 2023

Provinzverwaltung Kaschkadarja

Hotel Hyatt Regency (224 Zimmer), Buchara

14

2021 bis 2022

Hyatt Regency/Valor Hospitality Parnters 

(MJ Developers)

Hotel Hampton by Hilton/Tashkent Park Abdula Kodiri (120 Betten),  Taschkent

11

2021 bis 2022

BI Group (Auftragnehmer)

Olympisches Dorf (Eröffnung zu den Asian Youth Games 2025/Multisportveranstaltung für Junioren), Bostanlyk nahe Taschkent

k.A.

Projektfrühstadium, geplante Inbetriebnahme: 2025

Ministerium für Bauwirtschaft

Ministerium für Tourismus und Sport

Hotel (4 bis 5 Sterne) am See Gavok-kul,  Chiwa (Provinz Choresm)

k.A.

Projekt in Vorbereitung

Armada Group, VAE

Privatisierung der Hotels Taschkent und Hyatt Regency, Taschkent


k.A.

Verkaufsverfahren läuft


Agentur für die Verwaltung von Staatsvermögen

Berater KPMG 

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen

Landesweit boomen neue familiäre Pensionen und Hostels. Ende 2021 dürfte es im Land etwa 2.300 bis 2.400 Gästehäuser für jeweils bis zu zehn Gäste geben. Das wären gut 1.000 mehr als zum gleichen Vorjahreszeitpunkt. Im Jahr 2022 sollen weitere gut 1.000 hinzukommen. Die derzeit etwa 300 Hostels verfügen über 10.200 Betten.

Schnellere und transparente Zertifizierung neuer Herbergen

Die Zertifizierungsfrist von Hotels, Hostels, Motels, Sanatorien und Gästehäusern wurde Anfang Juli 2021 von 30 auf nur noch 15 Arbeitstage halbiert. Die Bewertung des Objekts erfolgt innerhalb von drei Tagen.


Zuständig ist das Zentrum für die Zertifizierung von Sport- und touristischen Dienstleistungen des Ministeriums für Tourismus und Sport. Der Antrag auf Zertifizierung kann online erfolgen. Beigefügt werden müssen ein Grundbuchauszug oder Mietvertrag und Nachweise über die Einhaltung von Sicherheits-, Brandschutz- und Hygienevorschriften.

Auf- und ausgebaut werden sollen zahlreiche touristische Dörfer, die besonders attraktiv für den Natur- und Agritourismus und das Kurwesen sind. Diese liegen inmitten außergewöhnlicher Landschaften  mit faszinierenden Tropfsteinhöhlen, Felsreliefs, Wasserfällen und Stauseen. Errichtet werden sollen Hotels, andere Herbergen, Villen, Gaststätten sowie Freizeit-, Sport- und Kultureinrichtungen.

Im Visier sind dabei unter anderem die Standorte:

  • Imom-Ota (Provinz Andischan),
  • Аvval und Vodil (Provinz Fergana),
  • Nanay und G´ova/Chust und Olmazor/Konsonsay (Provinz Namangan),
  • Omonchona, Sangardak, Cho´jaipok und Syarob (Provinz Surxondaryo),
  • Kumushkon (Provinz Taschkent) sowie
  • Konigil und Tersak (Provinz Samarkand).

Erste Planungen gibt es für den Aufbau eines Clusters für den Gebirgstourismus im Siedlungsgebiet Qoratepa-Omonqo´ton im Landkreis Urgut (Provinz Samarkand).

Investoren winkt staatliche Förderung     

Kapitalanlegern, die sich im usbekischen Tourismussektor engagieren, greift der Staat mit verschiedenen Förderinstrumentarien unter die Arme. Sie reichen von Steuererleichterungen über die Kofinanzierung von Investitionsprojekten bis hin zur Übernahme der Erschließungskosten von Grundstücken.

Erleichterungen bei der Gewinn-, Grund- und Vermögensteuer erhalten beispielsweise Bauherren, die in Hotels und Motels mit mindestens vier Sternen investieren. Seilbahnunternehmen, die sich in den neuen Erholungsgebieten engagieren, erstattet der Staat einen Teil der Baukosten. Voraussetzung ist die Inbetriebnahme bis Ende 2023. Neue familiengeführte Pensionen und Gästehäuser mit einer Kapazität von jeweils bis zu zehn Betten profitieren von einem eigens dafür aufgelegten Förderpaket.

Im Oktober 2021 gab die Regierung grünes Licht für die Eröffnung von Duty-Free-Shops in den Tourismuszentren Samarkand, Buchara, Choresm und Kokand. Die Läden sollen den lokalen Einzelhandel ankurbeln und ausländische Besucher anlocken.

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