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Die Landwirtschaft ist nach wie vor eines der wirtschaftlichen Standbeine des Landes. In 2020 konnte der Agrarsektor trotz Corona-Krise gegenüber 2019 um 2,6 Prozent zulegen.
19.01.2021
Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Hanoi
Die Regierung räumt dem Sektor einen hohen Stellenwert ein. Ein Hauptaugenmerk der Regierung liegt darauf, die landesweite Versorgungslage sicherzustellen.
Allerdings steht die Branche vor Herausforderungen. Schwierige Umweltbedingungen belasten Bauern, Pflanzen und Böden. Insbesondere im Mekong-Delta, der Reiskammer des Landes, müssen sich Agrarbetriebe vermehrt auf Dürren und verlängerte Unwetterperioden einstellen. Eine abnehmende Wasserqualität und verbreitete Auszehrung der Böden durch Monokultur, Versalzung und überbordende Verwendung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln erschweren die Nahrungsmittelgewinnung. Auch werden aufgrund von Urbanisierung und Industrialisierung die bearbeitbaren Flächen geringer. Zudem gehen Schätzungen der Weltbank zufolge rund 25 Prozent aller erzeugten Nahrungsmittel vor dem Verzehr verloren (Food Waste).
Die Bauern des Landes müssen sich nicht nur an sich ändernde Umweltbedingungen anpassen, sondern auch die Produktivität ihrer Betriebe steigern und gleichzeitig auf die schonendere Nutzung knapper werdender Ressourcen achten. Zwar will die Regierung die nachhaltige, ökologische Landwirtschaft fördern. Eine Umstellung des Farmbetriebs zu mehr Nachhaltigkeit und Produktivitätssteigerung scheitert bei einer Vielzahl der Kleinbauern aber nicht nur an mangelnden Finanzierungsoptionen, sondern auch an fehlendem Know-how.
Die Fleischerzeugung zieht angesichts einer steigenden Nachfrage der wohlhabender werdenden Bevölkerung an. Im Jahr 2021 erwartet das Landwirtschaftsministerium eine Produktionssteigerung von fünf bis sechs Prozent. Ein Strategiepapier der Regierung vom Oktober 2020 sieht vor, dass der Viehbestand bis 2025 jährlich zwischen vier bis fünf Prozent wächst. Im Jahr 2025 soll die Fleischproduktion fünf bis 5,5 Millionen Tonnen erreichen. In Vietnam steht nicht genug Weideland zur Verfügung, sodass die Beifütterung erforderlich ist. Die Futtermittelindustrie muss entsprechend expandieren.
Ausländische Investitionen im Agrarsektor sind bislang noch selten. Die Gesamthöhe ausländischen Engagements lag im Oktober 2020 bei 3,6 Milliarden US$ und damit lediglich bei knapp einem Prozent der ausländischen Gesamtinvestitionen. Schwierige landrechtliche Fragen erschweren Investitionen gerade in die industrialisierte Ackerwirtschaft.
Ausländische Unternehmungen finden sich allerdings in der Milch- und Viehwirtschaft sowie der Futtermittelproduktion. Dutch Lady, eine Tochter der niederländischen FrieslandCampina-Gruppe betreibt zwei Großmolkereien und lässt sich von mehr als 2.000 Milchbauern beliefern. Die australische Mavin Group oder koreanische Konglomerate wie die CJ Group sind neben vietnamesischen Großunternehmen wie der Dabaco Group, Vissan oder Masan im Bereich Schweine- und Geflügelzucht sowie in der Futtermittelproduktion aktiv. Die amerikanische Cargill-Gruppe betreibt 12 Futtermühlen. Der Futtermittelproduzent und Geflügel- und Schweinezuchtkonzern Japfa hat im November 2020 die sechste Futtermittelproduktion eröffnet.
Bayer ist ein großer Anbieter für Agrarchemikalien. Dabei fokussiert sich das Unternehmen neben dem Verkauf zunehmend auch auf die Schulung bäuerlicher Betriebe, auch um in einem harten Preiswettbewerb bestehen zu können. So verwenden die Bauern des Landes nicht nur regelmäßig mehr Dünger und Pestizide, als tatsächlich erforderlich sind. Noch dazu greifen sie häufig auf die günstigsten, nicht selten gefälschten und geschmuggelten Produkte zurück. Nahrungsmittel für Auslandsmärkte wie Japan, USA oder Europa aber müssen strenge phytosanitäre Bestimmungen und Grenzwerte einhalten.
Die vietnamesische Landwirtschaft ist bislang zu 70 Prozent mechanisiert, so das Marktanalyseinstitut Mordor Intelligence. Der Landmaschinenmarkt dürfte in den kommenden Jahren zulegen, Mordor prognostiziert ein jährliches aggregiertes Wachstum von 11,5 Prozent zwischen 2020 und 2025. Arbeitskräfte in der Landwirtschaft werden knapper, sodass gerade Agrargroßbetriebe verstärkt auf Automatisierung setzen. Zudem muss der Agrarsektor in Produktivitätssteigerungen investieren. Die nutzbaren landwirtschaftlichen Flächen schrumpfen aufgrund von Urbanisierung und Umwandlung von Acker- in Industrieland sowie Umweltbeeinträchtigungen.
Ein Großteil der landwirtschaftlichen Betriebe sind noch klein und kommen als Kunden für teure Landmaschinen nicht in Betracht. Allerdings kaufen größere Agrargenossenschaften landwirtschaftliches Gerät für die Nutzung durch Mitglieder. Agrargroßhandelsunternehmen treiben die Modernisierung in der Landwirtschaft. Sie stellen den an Einkaufsprogrammen teilnehmenden Bauern und Kooperativen Saatgut, Ausrüstung und Ausbildung.
2017 | 2018 | 2019 | Veränderung 2019/2018 | |
---|---|---|---|---|
Landmaschinen (SITC 721) | 262,0 | 231,8 | 237,5 | 2,5 |
Traktoren (SITC 722) | 56,6 | 48,8 | 39,6 | -18,9 |
Einfuhr 2019 | Veränderung 2019/2018 | Anteil | |
---|---|---|---|
China | 104,8 | 2,5 | 44,1 |
Thailand | 33,3 | - 40,0 | 14,0 |
Malaysia | 16,1 | 8,1 | 6,8 |
Frankreich | 15,7 | 684,2 | 6,6 |
USA | 12,8 | 58,4 | 5,4 |
Sonstige | 54,8 | 11,1 | 23,1 |
Gesamt | 237,5 | 2,5 | 100 |
Einfuhr 2019 | Veränderung 2019/2018 | Anteil | |
---|---|---|---|
Thailand | 18,3 | - 19,9 | 46,2 |
Japan | 7,4 | - 28,1 | 18,7 |
China | 4,6 | - 39,5 | 11,7 |
Deutschland | 2,7 | 104,4 | 6,9 |
Sonstige | 6,6 | 33,5 | 16,5 |
Gesamt | 39,6 | -18,9 | 100 |
Die Digitalisierung der Landwirtschaft steht zumindest in Regierungsproklamationen bei den politischen Planungen weit oben. Internationale Geber wie die Weltbank unterstützen die Digitalisierungsbestrebungen. Ziel ist grundsätzlich, mit einfachsten und kostengünstigen digitalen Anwendungen eine bessere Steuerung landwirtschaftlichen Arbeitens (insbesondere Bewässerung und Nutzung von Düngern und Pflanzenschutzmitteln) zu erreichen. Großunternehmen der Land- und Viehwirtschaft setzen ebenfalls auf die Digitalisierung ihrer Produktionsabläufe und unterstützen auch zuliefernde Bauern bei der Modernisierung ihrer Betriebe.
Ansonsten ist die Digitalisierung noch nicht weit in das bäuerliche Leben vorgedrungen. Gerade Familienhöfe, die für den Eigen- und lokalen Bedarf produzieren, fehlt es sowohl an notwendigem Know-how als auch an grundlegender technischer Ausstattung.
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