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Branchen | Marokko | Wasserstoff

Investitionen in die Wasserstoffindustrie sollen starten

In Marokkos Aufbau einer grünen Wasserstoffproduktion könnten bis 2050 bis zu 100 Milliarden US-Dollar investiert werden. Kooperation mit Deutschland erhält wieder grünes Licht.

Von Michael Sauermost | Casablanca

Marokko plant den Aufbau einer Wasserstoffindustrie und -wirtschaft durch hohe Investitionen aus dem Ausland. Ein optimistisches Szenario der Regierung geht davon aus, dass im Zeitraum 2020 bis 2050 Kapitalanlagen mit einem Volumen von umgerechnet 110 Milliarden US-Dollar (US$) investiert werden. Nur so könne in dem Zeitraum das Nachfragepotenzial abgedeckt werden. Im vorsichtigeren Referenzszenario beläuft sich die Investitionssumme immerhin noch auf rund 82 Milliarden US$.

Aufbau der Wasserstoff-Infrastruktur bietet Geschäftschancen

Die Berechnungen sind vom Ministère de la Transition Énergétique et de Développement Durable im Rahmen der marokkanischen Wasserstoffstrategie  (Fueille de Route de l`Hydrogène Vert) veröffentlicht wurden. In der ersten Phase von 2020 bis 2030 werden voraussichtlich, je nach Szenario, zwischen 10 und 15 Milliarden US$ investiert. An der Konzipierung des dreistufigen Fahrplans war auch die deutsch-marokkanische Energiepartnerschaft PAREMA beteiligt.

Investiert werden muss in die eigentliche Technologie der Wasserstoffproduktion, aber auch in den Auf- und Ausbau erneuerbarer Energien. Aufgrund seines außergewöhnlichen Potenzials für die Stromgewinnung aus Solar und Wind ist das Königreich prädestiniert für die Produktion und den Export von grünem Wasserstoff. Das Ziel des Königreichs, bis zum Jahr 2030 insgesamt 52 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Quellen zu generieren, könnte sogar übertroffen werden. Bis 2040 stehen 70 Prozent auf dem Plan.  Bis 2050 ist die Marke von 80 Prozent ausgerufen. Verschiedene Initiativen, welche vorsehen, Energie in Wasserstoff (Power to X) umzuwandeln, befinden sich bereits in der Startphase.

Bis 2030 sollen Pilotprojekte die Technologie voranbringen

Die Exportnachfrage nach grünem Wasserstoff aus Marokko wird laut der Strategie des marokkanischen  Ministeriums für die Energiewende für das Jahr 2030 auf 10 Terawattstunden (TWh) geschätzt. Bis 2040 könnten die Ausfuhren dann auf 46 TWh und bis 2050 auf 115 Wh steigen. Die Inlandsnachfrage wird für das Jahr 2030 auf immerhin 4 TWh geschätzt und könnte dann bis 2040 auf 22 TWh und bis 2050 auf 40 TWh steigen. Etwa 8 GW an Kapazitäten erneuerbarer Energien seien 2030 erforderlich, um die Nachfrage im Inland und im Ausland abzudecken. Bis 2040 seien dann rund 37 GW und im Jahr 2050 etwa 78 GW erforderlich.

Nachdem im März 2021 bereits das Wasserstoffcluster Green H2 Maroc ins Leben gerufen wurde, um die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des grünen Wasserstoffsektors zu stärken, wurde im Dezember 2021 die Einrichtung der Technologieplattform Green H2A beschlossen. Das Phosphatunternehmen Office Chérifien des Phosphates (OCP),  das Institut de Recherche en Energie Solaire et Energies Nouvelles  (IRESEN), sowie die Universität Mohammed VI Polytechnik unterzeichneten einen entsprechenden Kooperationsvertrag.

Forschung und Entwicklung - auch im Bereich Power to X - sollen vorangetrieben werden. Die Erarbeitung einheitlicher Standards sowie Ausbildungsprogramme stehen ebenfalls auf dem Programm, um Investoren den Markteinstieg zu erleichtern. In einem ersten industriellen Pilotprojekt der Green H2-Plattform am OCP-Standort in Jorf Lasfar soll die Herstellung von täglich 4 Tonnen grünem Ammoniak mit einer Elektrolysekapazität von 4 MW aufgebaut werden.

Allgemein wird erwartet, dass ab dem Jahr 2030 die Rahmenbedingungen und insbesondere die Kostenreduzierung so weit fortgeschritten sind, dass die wirtschaftliche Umsetzung von Projekten in größerem Rahmen erfolgt. Die Entstehung von Anwendungsbereichen im Inland - beispielsweise im Stromsektor zur Energiespeicherung, oder im Transportsektor als Kraftstoff - dürfte die Entwicklung der lokalen Wasserstoffindustrie zukünftig weiter entscheidend vorantreiben. Diese Entwicklung wird allerdings sehr viel Zeit in Anspruch nehmen und bedarf aufwendiger Investitionen.

Nachfrageszenario für grünen Wasserstoff (inkl. Derivate) in Marokko nach Kategorie (Bandbreite zwischen Referenzwert und optimistischen Erwartungen; in TWh)

Anwendung/Sektor

2030

2040

2050

Exporte

10,3 - 21,7

45,9 - 91,8

114,7 - 229,5

Primärverbrauch Industrie

3,1 - 6,8

14,1 - 19,8

20,7 - 21,4

Energieverbrauch Transport

0,5 - 1,4

5,0 - 13,9

11,2 - 37,7

Energieverbrauch Industrie

-

2,7 - 6,7

5,4 - 14,4

Energieverbrauch Privathaushalte

-

-

1,3 - 3,1

Energiespeicherung

0,0 - 0,2

0,2 - 0,6

0,6 - 1,0

Insgesamt

13,9 - 30,1

67,9 - 132,8

153,9 - 307,1

Quelle: Ministère de la Transition Énergétique et de Développement Durable


Deutsch-marokkanische Kooperationen vor dem Neustart

Die im Jahr 2020 begonnene deutsch-marokkanische Wasserstoffpartnerschaft wird auch für lukrative Geschäftschancen für deutsche Branchenunternehmen entlang der Wasserstoffwertschöpfungskette des Sektors sorgen. Kooperationen laufen mit der marokkanischen Solarenergieagentur MASEN sowie dem Forschungsinstitut IRESEN. Ein Benchmarkprojekt in Form einer Wasserstoffanlage mit einer Elektrolysekapazität von etwa 100 MW soll marokkanische Exporte von grünem Wasserstoff nach Deutschland ermöglichen. Die kommerzielle Inbetriebnahme ist für 2025 geplant.

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer in Marokko bietet in Zusammenarbeit mit der bilateralen Energiepartnerschaft PAREMA eine Plattform, auf der deutsche Branchenunternehmen ihre Geschäftschancen in diesem vielfältigen, zukunftsorientierten Geschäftsfeld ausloten und auf Partnersuche gehen können. Für das Jahr 2022 werden wieder zahlreiche Aktivitäten erwartet.

Auf Grund diplomatischer Verwicklungen waren die bilateralen Initiativen seit März 2021 ins Stocken geraten. Allerdings hat sich mittlerweile die Situation wieder entspannt. Das Auswärtige Amt hatte am 13. Dezember 2021 einen Artikel zu den Beziehungen zwischen Deutschland und Marokko veröffentlicht. Darin werden allgemein die Reformen Marokkos anerkannt. Zugleich wird darauf hingewiesen, dass Deutschland die Bemühungen der Vereinten Nationen unterstützt, die Westsahara-Frage zu lösen.

Das Außenministerium Marokkos hatte daraufhin am 22. Dezember in einer Stellungnahme erklärt, dass es die "positiven Ankündigungen und konstruktiven Positionen", welche die neue deutsche Regierung gemacht habe, würdige. Diese Ankündigungen ließen eine Wiederbelebung der bilateralen Zusammenarbeit und Rückkehr zur Normalität erwarten, heißt es weiter in der Erklärung.

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