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Pflanzliche Lebensmittel erobern die Regale

Noch fristen vegane Lebensmittel in Polen ein Nischendasein. Sie erfreuen sich aber einer rapide wachsenden Beliebtheit.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Immer öfter verzichten die Polen auf Fleisch- und Milcherzeugnisse. Während der Lockdowns im Zuge der Coronapandemie haben viele die Gelegenheit genutzt, um selbst zu kochen. Dabei achten die Verbraucher zunehmend auf eine gesunde und nachhaltige Ernährung. Von diesem Trend können auch deutsche Anbieter von veganen Produkten profitieren. Entsprechende Erzeugnisse sind meist in den Regalen größerer Supermärkte zu finden. Das erleichtert die Belieferung des Einzelhandels.

Während laut Angaben der Marktforschungsfirma GfK im 1. Halbjahr 2020 erst 0,7 Millionen private Haushalte in Polen pflanzliche Alternativprodukte zu Fleischwaren kauften, waren es im 1. Halbjahr 2021 bereits 1,5 Millionen. Die Preise für solche Erzeugnisse sinken, was sie gegenüber Fleisch noch attraktiver macht. Der Konsum von Fleischerzeugnissen ging dagegen von Mitte 2018 bis Mitte 2021 außer bei Tiefkühlprodukten zurück.

Mengenmäßiger Absatz von Fleischprodukten und pflanzlichen Alternativen in Polen (Veränderung von Mitte 2018 bis Mitte 2021 in Prozent)

Produktgruppe

Veränderung

Frisches Fleisch

-7,5

Fleischkonserven

-7,1

Wurstwaren

-5,5

Tiefkühlfleisch

14,0

Pflanzliche Alternativen

480,0

Quelle: GfK 2021

Fleisch- und Milchunternehmen wollen vom Veggie-Boom profitieren

Die pflanzlichen Alternativprodukte stammen bisher häufig aus dem Ausland. Aber auch polnische Unternehmen wollen von dem wachsenden Markt profitieren. Inzwischen bietet fast jeder der großen Produzenten von Fleisch- und Milchprodukten entsprechende Imitate an beziehungsweise bereitet deren Markteinführung vor. Das bestehende pflanzliche Sortiment wird ständig um neue geschmackliche Varianten erweitert.

Das gilt auch für den Hersteller von Wurstwaren Tarczyński S.A., zu dem die Tarczyński Deutschland GmbH in Herford gehört. Das Fleischverarbeitungsunternehmen Sokołów S.A. stellt als Zusatzsortiment ebenfalls vegane Wurstwaren und Aufschnitt her.

Neben einigen kleineren Betrieben, die milchähnliche Getränke auf pflanzlicher Basis produzieren, erweitern auch Molkereigenossenschaften (OSM) ihr Sortiment. Die OSM Łowicz vertreibt vegane Brotaufstriche, Käsealternativen, Joghurts und ähnliche Desserts. Die Grupa Polmlek erzeugt vegane Desserts und Getränke unter der Marke Nutri Vege. Ebenso bietet der in Polen stark vertretene französische Konzern Danone pflanzliche Alternativen an.

Der Sportartikelanbieter OTCF S.A. (Handelsmarke 4F), führt unter der Bezeichnung 4F Fuel gerade drei Arten von funktionellen Nahrungsmitteln und Nahrungsergänzungsstoffen für physisch aktive Menschen ein, darunter eine rein pflanzliche Variante (4F Fuel Vega).

Vegetarische und vegane Erzeugnisse verzeichnen Zulauf

Das Interesse von Unternehmen und Verbrauchern steigt auch bei weiteren Nischenprodukten wie veganen Käsesorten sowie Fisch- und Eiersatz. Das berichtete die Vorsitzende der Stiftung Fundacja ProVeg Polska, Patricia Homa, gegenüber der Tageszeitung Rzeczpospolita. In der Pandemie habe das Segment der pflanzlichen Alternativen Zuwächse verzeichnet, und dieser Trend werde anhalten.

Davon profitieren auch große Konzerne wie Nestlé, der laut seinem Manager Bartosz Dmowski gegen Ende 2020 seine Marke Garden Gourmet erfolgreich in Polen einführte. Pflanzliche Alternativprodukte für die Gastronomie, Nestlé Professional, seien ebenfalls gut gefragt.

Die französische Handelskette Carrefour konnte in Polen in den ersten acht Monaten 2021 nach eigenen Angaben einen Zuwachs ihrer Verkäufe von vegetarischen und veganen Erzeugnissen um 68 Prozent vermelden (gegenüber Januar bis August 2020). Die Supermarktkette Biedronka stellt eine deutlich wachsende Beliebtheit ihrer Marken GoVege und GoBio fest. Die Supermarktkette Żabka erweitert aufgrund der regen Nachfrage das Angebot ihrer Fleischimitate der Marke Plant Hunter.

Das Marktforschungsunternehmen Nielsen veranschlagt die Verkäufe veganer Drinks, Joghurts und Brotaufstriche sowie gekühlter vegetarischer Fertigprodukte in Polen 2020 auf über 600 Millionen Złoty (umgerechnet mehr als 135 Millionen Euro). Das entspricht auf Złoty-Basis einem Zuwachs von 28 Prozent gegenüber 2019.

Der überwiegende Teil dieser Erzeugnisse wird zu 84 bis 98 Prozent in großen Geschäften verkauft. Das verdeutlicht eine aktuelle Marktanalyse von Nielsen im Auftrag der Fundacja ProVeg Polska von Juni 2021 (Roślinne alternatywy w Polsce: rynek, konsumenci i trendy; Pflanzliche Alternativen in Polen: Markt, Konsumenten, Trends).

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