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Bauwirtschaft kämpft mit steigenden Kosten

Großprojekte beim Wohnungs- und Infrastrukturbau kurbeln das Wachstum der Branche an. Wachsende Personal- und Materialkosten verteuern jedoch Bauvorhaben.

Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

Seit Ausbruch der Coronapandemie fehlen landesweit rund 2 Millionen Arbeitskräfte auf dem Bau, davon allein 200.000 in der Hauptstadt Moskau. Unternehmen werben sich gegenseitig Fachkräfte ab, die Kosten steigen. Laut einer Umfrage des Jobportals Zarplata.ru ist nicht mit einer baldigen Entspannung der Situation zu rechnen. Um den Mangel an Arbeitsmigranten auszugleichen, setzt die Moskauer Stadtregierung daher verstärkt auf technische Lösungen, effizientere Prozesse und eine bessere Ausbildung.

Die weltweit steigenden Preise auf Baustoffe wie Beton, Holz oder Metall drücken auf die Gewinnmarge. Im 1. Halbjahr 2021 kosteten Baustoffe rund ein Fünftel mehr als im Dezember 2020. Branchenkenner erwarten, dass sich die Preise im Jahresverlauf 2022 auf einem höheren Niveau als vor der Coronakrise einpendeln werden.

Nachfrage nach vergünstigten Hypothekenkrediten wächst

Der Wohnungsbau bleibt das Zugpferd der Bauwirtschaft. Im Jahr 2022 sollen 90 Millionen Quadratmeter Wohnraum entstehen, erwartet Vizeministerpräsident Marat Chusnullin. Wichtigster Entwicklungstreiber ist das Programm zur Vergabe vergünstigter Hypothekenkredite, das bis 1. Juli 2022 verlängert wurde. Die staatliche VTB-Bank rechnet für das Gesamtjahr 2021 mit einem Vergabevolumen von rund 70 Milliarden Euro. Für das kommende Jahr erwartet das Bankhaus trotz der Leitzinserhöhung einen weiteren Anstieg der Kreditvergabe. Für Einfamilienhäuser, die zunehmend im Trend liegen, wird ein eigenes Hypothekenkreditprogramm aufgelegt.

Verkehrswegebau profitiert von Infrastrukturanleihen

Die Regierung gewährt Regionen vergünstigte Kredite zum Ausbau von Straßen. Bis Ende 2023 stehen rund 6 Milliarden Euro für Projekte bereit. Im Fokus steht der Transportkorridor „Europa – Westchina“ von Moskau nach Jekaterinburg. Die im Bau befindliche Strecke von Moskau nach Kasan soll 2024 fertig gestellt sein. Präsident Putin ordnete die Verlängerung der Trasse nach Tscheljabinsk und Tjumen an. Mit dem Bau dieses Teilstücks beginnt die Straßenbaubehörde Rosawtodor 2022. Für die Verlegung der Straße entlang der Schwarzmeerküste ins Hinterland (Projekt Juschni Cluster) erstellt die Autobahnbetreibergesellschaft Awtodor die Projektierung.

Milliarden für den Ausbau des Schienennetzes

Das Frachtaufkommen zwischen China und Europa steigt kontinuierlich. Die Schieneninfrastruktur des größten Flächenlandes der Welt muss daher erweitert und modernisiert werden. Die Russische Eisenbahn (RZD) investiert in den Ausbau der Baikal-Amur-Magistrale (BAM) und will die Fertigstellung der Polarkreisbahn beschleunigen. Zudem erwägt RZD die Planung einer weiteren Bahntrasse aus Westsibirien über den Altai nach China. Der Bau der Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke von Moskau nach Sankt Petersburg über Weliki Nowgorod soll 2022 anlaufen. Bis 2027 werden die Arbeiten an der rund 680 Kilometer langen Trasse beendet sein.  

Neue Hafenanlagen sollen Frachtumschlag steigern

Russland will den Güterumschlag zur See erhöhen. Die Regierung treibt den Ausbau des Nördlichen Seewegs als alternative Handelsroute zum Suezkanal zwischen Europa und Asien voran. Dazu fließen Milliarden in die Modernisierung der Hafeninfrastruktur entlang der Nordmeerküste. Im Fernen Osten sollen neue Terminals das steigende Frachtaufkommen bewältigen. Jelgaugol steckt bis 2026 rund 380 Millionen Euro in einen Kohleumschlaghafen in der Region Chabarowsk. Das deutsche Unternehmen Martrade steigt in den Bau von Containerterminals am Wolgahafen Olja im Gebiet Astrachan ein.

Flughafeninfrastruktur wird modernisiert

Die Fluggastzahlen werden 2022 trotz Corona weiter zulegen. Die Regierung investiert in den Ausbau des landesweiten Flugverkehrsnetzes. Vor allem Regionalflughäfen erhalten einen frischen Anstrich und müssen verstärkt in Sicherheitstechnik investieren. Ansonsten droht ihnen der Lizenzentzug. Der Konzern „Wosduschnyje Worota Sewernoj Stolizi“ modernisiert den Flughafen Pulkowo in Sankt Petersburg. Nowaport errichtet im Gebiet Kemerowo für 170 Millionen Euro bis 2024 einen Regionalflughafen im Skigebiet Scheregesch.

Aktuelle Projekte in der russischen Bauwirtschaft

Projekt / Region

Investitionen (Mrd. Euro)

Projektstand

Projektbetreiber

Ausbau der Baikal-Amur-Magistrale

8,1

Zweite von drei Etappen im Bau; geplante Fertigstellung: 2025

RZD

Re-Development des Hafens von Sankt Petersburg inkl. Verlagerung der Umschlagkapazitäten nach Ust-Luga / Gebiet Leningrad

4,9

Geplante Fertigstellung: 2036

Transportministerium; Stadtregierung Sankt Petersburg

Wohnanlage Ostrow / Moskau

1,6

Projektierung, geplante Fertigstellung: 2024

Donstroj

Südliches Double der Moskauer Ringautobahn (MKAD) / Gebiet Moskau

1,1

Projektierung; geplante Fertigstellung: 2026

GK Region

2. Ausbauabschnitt des Flughafens Pulkowo / Sankt Petersburg

0,5

Absichtserklärung unterzeichnet

Konsortium Wozduschnyje worota sewernoj stolizy

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

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