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Branchen | Russland | Metallindustrie

Metallurgiekonzerne im Ural setzen auf Modernisierung

Das Gebiet Swerdlowsk beheimatet Russlands größte Metallerzeuger. Unternehmen investieren in neue Ausrüstung zur Produktion von Metall. Das Thema Umweltschutz wird immer wichtiger.

Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

Die Metallerzeugung und -verarbeitung bildet das wirtschaftliche Rückgrat des Gebietes Swerdlowsk. Die Uralregion trägt gemeinsam mit dem benachbarten Gebiet Tscheljabinsk den inoffiziellen Titel "Schmiede Russlands". Von der Dynamik der Branche konnten sich Anfang Dezember zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Delegation der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK) vor Ort überzeugen.

Uralregion dominiert in der einheimischen Metallurgie

Aus den Metallurgiekombinaten des Gebiets Swerdlowsk kommen etwa ein Fünftel aller in Russland produzierten Pipelines, rund ein Drittel des landesweit erzeugten Rohkupfers, etwa 40 Prozent des gegossenen Stahls sowie rund 60 Prozent des gewonnenen Aluminiums. Russische Titanlegierungen, die im Flugzeugbau Anwendung finden, werden komplett in der Sonderwirtschaftszone (SWZ) Titanowaja Dolina in Werchnjaja Salda und Uktus hergestellt. Metallurgiekonzerne beschäftigen rund ein Drittel der Beschäftigten in der Industrie und stehen für rund zwei Drittel der Exporte des Gebiets Swerdlowsk.

Führende Branchenunternehmen der Region sind Ewraz, das Perwouralski Nowotrubnyj Sawod (gehört zum Tscheljabinsker Rohrwalzwerk), Rusal, Russkaja Mednaja Kompania (RMK), Trubnaja Metallurgitscheskaja Kompania (TMK), die Uralskaja Gorno-Metallurgitscheskaja Kompania (UGMK) sowie Ural Boeing Manufacturing (Gemeinschaftsunternehmen von Boeing und VSMPO-Awisma).

Regionale Metallerzeuger modernisieren ihre Kapazitäten

Die Metallurgiekonzerne im Ural schmieden große Investitionspläne. Uralelektromed (gehört zu UGMK) in Werchnjaja Pyschma ist einer der größten russischen Kupferproduzenten. In zwei Linien produziert das Unternehmen Kupferanoden mithilfe von Elektrolyse. Eine dritte Linie befindet sich im Bau, eine vierte in Planung. Alexej Kobilskow, stellvertretender Produktionsleiter der Kupferelektrolyse, kündigt bis 2035 ein Transformationsprogramm an. Damit sollen Ressourcen eingespart und die Arbeitsproduktivität sowie die Energieeffizienz im Produktionsprozess gesteigert werden. Der entstehende Dampf und die Abwärme werden bereits genutzt, um den Energieverbrauch zu senken.

In der Werkshalle kommen deutsche Anlagen von Ava, Industrieroboter von Kuka sowie Kranlagen von Künz zum Einsatz. Asiatische Unternehmen machen jedoch preisgünstigere Angebote und werden auch bei den Lebenszykluskosten immer konkurrenzfähiger, gibt Alexej Kobilskow zu Protokoll. Auch bei der Produktion von Kupferdraht ist der Modernisierungsbedarf hoch. Nach Angaben von Produktionsleiter Maxim Proswetow will der Konzern die in die Jahre gekommenen Anlagen der italienischen Firmen OMS Spa und Danieli sowie die Drahtziehmaschine der Niehoff GmbH erneuern. Daneben kommt eine Walzstraße der SMS Group zum Einsatz. Alle Ausschreibungen laufen über ein zentralisiertes Onlinesystem. Die Einkaufsabteilung will einen virtuellen Marktplatz einführen, um die Kosten im Beschaffungsprozess zu senken.

Das Unternehmen Polimet fertigt in Polewskoj seit fünf Jahren Gussteile in einer Linie des italienischen Herstellers Savelli. Generaldirektor Andrej Schek will das Qualitätsniveau steigern und das Produktportfolio ausweiten. Das Unternehmen liefert unter anderem Gussteile an das russische Montagewerk des Dortmunder Pumpenherstellers Wilo. Um seinen Kunden fertige Bauteile für den Einbau liefern zu können, sucht das Unternehmen einen kompetenten Technologiepartner für die Gießausrüstung und die lokale mechanische Bearbeitung der Bauteile. Generaldirektor Schek ist bereit, dem potenziellen Partner hierfür Arbeitsflächen in der firmeneigenen Werkshalle bereitzustellen.

Umweltschutz rückt in den Fokus

In Russlands Schwarz- und Bundmetallurgie steigt der Bedarf an moderner Umwelttechnik. Mit seiner Umweltstrategie bis 2030 will die Ewraz Holding ihre Treibhausgasemissionen um 20 Prozent auf rund 1,6 Tonnen CO₂ pro Tonne Stahl reduzieren. Schon bei der Umrüstung der Hochöfen Nummer 6 und 7 im Metallurgiekombinat in Nischni Tagil kamen leistungsstarke Absaugsysteme europäischer Anbieter zum Einsatz. Um seinen CO₂-Fußabdruck weiter zu senken, setzt der Konzern mittelfristig auf Wasserstoff als grünen Energieträger. Zur Umrüstung der Produktionstechnologien sind Investitionen in Millionenhöhe geplant.

Daneben will Ewraz den Wasserverbrauch im Produktionsprozess reduzieren und plant die verstärkte Wiederverwendung von Brauchwasser im Werk in Nischni Tagil. Bis 2023 soll die Einleitung von Abwässern um mehr als die Hälfte und der Frischwasserverbrauch um 14 Prozent verringert werden. Bis 2025 werden in den Konverter-, Radbandagen- und Hochofenwerken sowie im Breitflansch-Walzwerk die Kreisläufe für den Wasserrücklauf erneuert. Spätestens zum Ende des Jahrzehnts will Ewraz-NTMK einen vollständig geschlossenen Wasserkreislauf nutzen. Hierfür müssen neue Pumpen sowie Reinigungssysteme beschafft werden.

Mit dem Programm Seljony Med (Grünes Kupfer) will auch Uralelektromed seinen CO₂-Ausstoß verringern. Zudem werden Schlämme nach Wertstoffen wie Gold, Silber und Platinmetallen gefiltert, um sie wieder zu verwerten.

Aktuelle Investitionsprojekte in der Metallurgie im Gebiet Swerdlowsk

Vorhaben

Investitionssumme (in Mio. Euro)

Projektstand

Projektträger

Aufbau einer Produktion von Radreifen / Sonderwirtschaftszone Titanowaja Dolina, Werchnjaja Salda

192,3

Im Bau; geplante Fertigstellung: 2023

Allegro (Joint-Venture von Ewraz und Rail-Service)

Modernisierung eines Pfannenofens / Nischni Tagil

150

Geplante Fertigstellung: 2022

Ewraz-NTMK

Bau eines Werks zur Herstellung von technischem Silizium / Sonderwirtschaftszone Titanowaja Dolina, Werchnjaja Salda

112

Geplante Fertigstellung: 2024

Silarus

Umrüstung der Produktionsanlagen / Polewskoj

68,7

k.A.

Sewerski Trubnij Sawod (STZ, gehört zur Trubnaja Metallurgitscheskaja Kompania)

Modernisierung der Aluminiumhütte Bogoslowsk / Sonderentwicklungsgebiet Krasnoturjinsk

38,2

k.A.

Rusal

Bau einer Anlage zur Produktion von Eisenschwamm / Sonderwirtschaftszone Titanowaja Dolina, Werchnjaja Salda

26,8

Im Bau; geplante Inbetriebnahme: 2022

Ferrostar (gehört zu Julamens-Invest)

Quelle: Unternehmensangaben, Recherchen von Germany Trade & Invest

Kontaktadressen

Uralelektromed (gehört zu UGMK)

Aleksej Anatoljewitsch Kobilskov, Stellvertretender Produktionsleiter der Kupferelektrolyse

Maxim Wladimirowitsch Proswetov, Leiter der Produktion von Kupferdraht

Uspenskij Prospekt 1

624091 Werchnaja Pyschma

Tel: +7 (34368) 4-60-13

Mail: aouralem@elem.ru


OOO Polimet

Andrej Wladimirowitsch Schek, Generaldirektor

Rustam Muratowitsch Mamatow, Kaufmännischer Leiter

Ul. Magistral 7

623391 Polewskoj

Tel: +7 (34350) 3-29-61

Mail: shekav@polimet66.ru

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