Special Frankreich
Frankreich: Unternehmen fordern Flexibilisierung der Arbeit
Generell haben deutsche Investoren wenig Probleme bei ihrem Engagement in Frankreich. Geschäftsführer loben schnelle und unbürokratische Gründungsverfahrensowie Offenheit bei den lokalen Behörden für eigene Vorschläge und fühlen sich von den lokalen Anwälten kompetent beraten. Wichtig ist es, den zum Teil stärker als in Deutschland ausgeprägten Formalismus, etwa bei Ausschreibungen, zu beachten.
Schwierig kann es sein, wenn auf die Nutzung örtlicher Dienstleister wie Wirtschaftsprüfer gedrungen wird, diese aber vorrangig mit den französischen Gegebenheiten vertraut sind und nur schlecht auf die Bedürfnisse internationaler Unternehmen eingerichtet sind. Ein weiterer Stolperstein ist trotz einer gewissen Öffnung in den letzten Jahren die Sprache: Ohne Französisch geht es im Allgemeinen nicht. Viele Unternehmen holen sich deshalb im Vorfeld eines Projektes bilinguale Kompetenz ins Haus.
Im Großen und Ganzen stellen deutsche Unternehmen in Frankreich in den letzten Jahren eine deutliche Verbesserung der Geschäftslage fest. Dies zeigte eine breit angelegte Befragung der Deutsch-Französischen Industrie- und Handelskammer (AHK Frankreich) zusammen mit dem Beratungsunternehmen EY im Herbst 2016. Nach Einschätzung der Autoren der Studie ist der Standort attraktiver als er von den Unternehmen wahrgenommen wird. Während die Unternehmen ihre Situation als gut bezeichnen, bewerten sie die gesamtwirtschaftliche Lage Frankreichs als schwierig und die Attraktivität des Landes im europäischen Vergleich als eher gering.
Wesentliche Faktoren für den Erfolg in Frankreich sind für die befragten Unternehmen die Qualität der Produkte und Dienstleistungen, der Kundenservice und wettbewerbsfähige Preise. Als wichtigste Baustellen der französischen Regierung werden zuvorderst eine Flexibilisierung der Arbeit und des Arbeitsrechts genannt - eine Forderung, der die im Frühjahr neu gewählte Regierung Macron nun nachkommt. Ebenfalls als problematisch wird die hohe Steuerlast wahrgenommen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Regelungen häufig geändert werden.
In den meisten Kriterien des Länderratings des World Economic Forums WEF schneidet Frankreich etwas schlechter ab als Deutschland, belegt aber im globalen Maßstab eine vergleichbare Position. Die größte Abweichung zeigt sich beim Indikator Effizienz des Arbeitsmarktes. Da dies eines der prioritären Handlungsfelder der neuen Regierung in Paris ist, könnte Frankreich den Rückstand hier in den nächsten Jahren verringern. Die negativere Korruptionswahrnehmung dürfte auf die traditionell engere Verflechtung von Politik und Wirtschaft zurückzuführen sein.
WEF-Länderrating 2017 bis 18, Frankreich (wirtschaftlicher Rang von insgesamt 137 Ländern)
Kriterien 1) | Frankreich | Deutschland |
Gesamtrang | 22 | 5 |
1 Institutionen 2) | 31 | 21 |
2 Infrastruktur | 7 | 10 |
3 Gesundheit und Grundbildung | 24 | 13 |
4 Höhere Bildung und Ausbildung | 22 | 15 |
5 Effizienz der Gütermärkte 3) | 36 | 11 |
6 Effizienz des Arbeitsmarkts | 56 | 14 |
7 Entwicklung des Finanzmarkts 4) | 33 | 12 |
8 Qualität des Geschäftsumfeldes | 16 | 5 |
9 Korruption 5) | 23 | 10 |
1) bewerten unter anderem: 2) Eigentumsrechte, Unabhängigkeit der Justiz, Auditierung, 3) benötigte Zeit für die Unternehmensgründung, Wettbewerbsintensität, Besteuerung, Zollvorschriften, 4) Beschränkungen der Kapitalströme; 5) Rang (von 176 Ländern) bei Transparency International (TI)
Quellen: World Economic Forum; Global Competitiveness Report 2017-18; Transparency International
Text: Marcus Knupp