Bericht Wirtschaftsumfeld
Äquatorialguinea
Währung, Inflation
Der Eco: Alter Wein in neuen Schläuchen oder echte Währungsreform?
Änderungsdruck war groß / Von Corinna Päffgen
Accra (GTAI) - Der CFA-Franc gilt in insgesamt 14 zentral- und westafrikanischen Staaten. Die Abkehr vom CFA-Franc ist nach Ansicht vieler Kritiker lange überfällig, birgt aber auch Risiken.
12.02.2020
Der CFA-Franc wurde 1945 mit der Zielsetzung ins Leben gerufen, die internationalen Handelsbeziehungen nach dem Zweiten Weltkrieg durch gegenseitig austauschbare Währungen wieder anzukurbeln. Auch nach der Unabhängigkeit der ehemaligen Kolonien blieb der CFA-Franc in den meisten betroffenen Länder die gültige Währung.
Er ist Währungsmittel in zwei Währungsräumen. In der westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion (Union économique et Monétaire Ouest Africaine - UEMOA) gilt bislang der sogenannte CFA-Franc BCEAO, der von der Westafrikanischen Zentralbank emittiert wird. In der zentralafrikanischen Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft (Communauté Économique et Monétaire de l'Afrique Centrale - CEMAC) gilt der sogenannte CFA-Franc BEAC, der von der Zentralafrikanischen Zentralbank emittiert wird.
Zu der CEMAC gehören die Länder Äquatorialguinea, Gabun, Kamerun, Republik Kongo, Tschad und die Zentralafrikanische Republik. Der UEMOA gehören hingegen die Länder Benin, Burkina Faso, Côte d'Ivoire, Guinea-Bissau, Mali, Niger, Senegal und Togo an, die wiederum auch Mitglieder der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS sind.
Kopplung an den Euro ist umstritten
Kritiker des CFA-Franc sehen in der Währung ein Überbleibsel aus der Kolonialzeit und eine Fessel, die den französischen Einfluss aufrechterhält und somit Machtverhältnisse zementiert. Die betroffenen Staaten würden zudem an ihrer wirtschaftlichen Entwicklung behindert.
Der CFA-Franc ist mit einem festen Wechselkurs an den Euro gebunden (655,96 Franc = 1 Euro) und wird von der französischen Zentralbank kontrolliert, die eine restriktive Geldpolitik mit niedriger Inflation (Inflationsziel 2 Prozent) verfolgt. Die beiden afrikanischen Zentralbanken müssen 50 Prozent ihrer Devisenreserven bei der französischen Zentralbank deponieren. Insgesamt dürften sich diese Reserven auf rund zehn Milliarden Euro belaufen: Geld, das den afrikanischen Staaten dadurch nicht unmittelbar zur Verfügung steht. In den beiden afrikanischen Zentralbanken sitzt jeweils ein mit einem Vetorecht ausgestatteter Vertreter der französischen Zentralbank.
Die Kopplung an den Euro ist vor allem umstritten, weil es den Ländern der CFA-Franc- Länder nicht möglich ist, den Wechselkurs eigenständig zu ändern. Ein wichtiges wirtschaftspolitisches Instrument, mit dem beispielsweise eine Währung abgewertet werden kann, um Exporte anzukurbeln. So sind nach Ansicht von Kritikern Exporte aus der CFA-Zone relativ teuer und nicht konkurrenzfähig gegenüber Produkten von Nicht-Euro-Staaten. Importe aus Ländern außerhalb der Euro-Zone sind wiederum relativ billig, sodass diese die eigenen Produkte verdrängen. Dies wiederum hemmt die Industrialisierung. Aufgrund teurer Exporte und wenig Liquidität würde somit davon abgesehen werden, eigene arbeitsintensive Produktionslinien aufzubauen. Dadurch würden wertvolle Rohstoffe oftmals unverarbeitet ins Ausland exportiert und der einheimische Markt mit Billig-Produkten überschwemmt.
Befürworter der Kopplung an den Euro sehen allerdings Geldwertstabilität und niedrige Inflationsraten als wichtigen Stabilitätsanker für die Region. Gerade für Länder, die mit großen politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen kämpfen, ist Stabilität wichtig, um Investoren anzulocken.
Eco bleibt an den Euro gebunden
Mit der Einführung der neuen Währung Eco kommt es zu wichtigen Neuerungen: Frankreich gibt seinen Sitz im Verwaltungsrat bei der Westafrikanischen Zentralbank (BCEAO) auf und die Hinterlegung der Devisenreserven bei der französischen Zentralbank wird künftig nicht mehr erforderlich sein.
Der Eco bleibt aber an den Euro gekoppelt, so weit ging der Reformwille der Franzosen dann nicht. Zu groß ist die Angst bei einer Loslösung vom Euro, dass sich die westafrikanischen Länder künftig (noch mehr) bei den Chinesen verschulden.
Kritiker sehen aufgrund der bestehen bleibenden Kopplung an den Euro den Eco lediglich als eine Umfirmierung des CFA-Franc an. So kritisiert der togolesische Ökonom und ehemalige Minister Kako Nubukpo, dass die Währung weiterhin von Vorgängen in Europa und nicht von denen im eigenen Land abhängen. Er favorisiert einen flexiblen Wechselkurs. Als Vorbild sieht er asiatische und lateinamerikanische Schwellenländer, die mit flexiblen Wechselkursen ihre Exportwirtschaft ankurbeln konnten.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) begrüßt hingegen die Entscheidung der Einführung des Eco und sieht dies als wichtigen Schritt zur Modernisierung der UEMOA an. Die Bindung an den Euro wird als wichtiges Stabilitätselement gesehen, das sich in der Vergangenheit bewährt habe.
Effekte der neuen Währung schwer zu prognostizieren
Ob die Einführung der neuen Währung einen großen oder überhaupt einen positiven Effekt haben wird, bleibt abzuwarten. Experten sehen dies kritisch, weil der intraregionale Handel relativ schwach ausgeprägt und die Länder eher exportorientiert ausgerichtet sind. Ohne eine wirtschaftliche Integration hat eine Gemeinschaftswährung wenig Sinn. Solange die wirtschaftlichen Schwergewichte der Region wie Nigeria und Ghana sich dem Eco nicht anschließen, dürften sich deshalb die positiven Effekte in Grenzen halten.
Nichtsdestotrotz könnte die Einführung des Eco eine gewisse Dynamik in den afrikanischen Handel bringen. Zudem gibt es mit der Gründung der Afrikanischen Kontinentalen Freihandelszone (AfCFTA) ernsthafte Bemühungen, das Zusammenwachsen zu einem afrikanischen Wirtschaftsraum voranzutreiben. Politisch gesehen ist dies bereits ein großer Erfolg.
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