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Wirtschaftsumfeld | Äthiopien | Investitionsförderung

Perspektiven für ausländische Direktinvestitionen

Die Perspektiven sind gut, gleichzeitig kann das Umfeld auch Verdruss bereiten. Deutsche Investoren sind in Äthiopien bisher kaum vertreten.

Von Ulrich Binkert | Bonn

Auf dem "Zukunftskontinent" Afrika gilt Äthiopien weithin als besonders vielversprechender Markt. Die Wirtschaft ist nach einem starken Wachstum in den 2010er-Jahren laut Makrodaten recht gut durch die Coronakrise gekommen. Bis 2027 erwarten Beobachter aktuell ein Wachstum von jährlich real gut 5 Prozent. Äthiopien leidet allerdings unter großen politischen und sozialen Spannungen sowie seit geraumer Zeit auch unter einer hohen Inflation.

In Ostafrika hat sich Äthiopien längst zum Pol für ausländische Direktinvestitionen entwickelt. Von 2016 bis 2021 flossen dorthin jährlich im Schnitt knapp 3,5 Milliarden US-Dollar (US$). Nach Kenia, das zuvor eindeutig Hauptziel gewesen war, waren es nur 1,3 Milliarden US$.

Büromieten ziehen an

Die Büromieten in Addis Abeba betrugen im 3. Quartal 2022 nach einem Marktreport in Klasse-A-Lagen pro Quadratmeter knapp 600 Birr, nach offiziellem Wechselkurs etwa 11 US$. Seit Ende 2022 haben die Mieten deutlich angezogen, sagt ein Makler mit Kundschaft aus westlichen Ländern. Wichtige Gründe seien das Abflauen der Pandemie und der Friedensschluss im Tigray-Konflikt. Verbesserte Investitionsstimmung und das vermehrte Engagement ausländischer Firmen trieben die Nachfrage. Neu entstehende Büroflächen würden, je nach Lage, umgehend vermietet.

Büromieten in Addis Abeba (in US$, März 2023)

Stadtbezirk 1)

US$ 2)

Bole

22 3)

Lideta

18

Kirkos

20

Yeka

15

Arada

16

1 Klasse-A-Objekte in Spitzenlagen; 2 pro Quadratmeter, zum offiziellen Wechselkurs von 55 Birr/US$, gerundet; 3 etwa 13 US$ in Sub-Lagen.Quelle: Fournier Properties 2023


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Telekommunikation im Umbruch

Ausländische Investoren bringen sich in Stellung. So fiel in dem Land mit seinen geschätzt 120 Millionen Einwohnern erst im Jahr 2022 das staatliche Monopol in der Telekommunikation. Der neue Wettbewerber aus dem Ausland investiert nun Milliarden.

Der äthiopische Staat hat weitere Sektoren der lange Zeit recht geschlossenen Wirtschaft für privates und ausländisches Engagement geöffnet. Eine pointierte Politik der Industrialisierung nach chinesischem Vorbild soll das immer noch sehr arme Land entwickeln. Gerade die hohen gesamtwirtschaftlichen Investitionen und die florierende Bauwirtschaft schaffen Bedarf für Güter, wie sie Deutschland liefert.

Nur wenig Investitionen aus Deutschland

Die Rahmenbedingungen sind jedoch schwierig. Im letzten detaillierten Ranking des World Economic Forum zur Wettbewerbsfähigkeit aus dem Jahr 2019 landete Äthiopien unter 141 Ländern auf Rang 126. Besonders weit hinten lag das Land beim Niveau der Kompetenzen und bei der Ausgestaltung der Produktmärkte. Die deutschen Direktinvestitionen in Äthiopien sind sehr niedrig. Größere Investitionen sind nicht bekannt, ein Verarbeiter von Leder hat das Land nach frustrierenden Erfahrungen wieder verlassen.

Deutscher Textilinvestor ist eine Ausnahme

Das einzige größere bekannte deutsche Investitionsprojekt in Äthiopien ist eine Fabrik zur Herstellung von textilen Medizinprodukten für Operationen. Die Anlage in einem großen Industriepark in Addis Abeba ist im Bau und soll nach aktuellen Firmenangaben noch im Jahr 2023 die Produktion aufnehmen. Das Werk soll in einer ersten Ausbauphase einen höheren einstelligen Millionenbetrag kosten und rund 500 Mitarbeiter beschäftigen.

Ausländische Direktinvestitionen in Äthiopien (in Mio. US-Dollar)

Indikator

2019

2020

2021

Bestand

24.956

27.337

31.596

Transfers

2.549

2.381

4.259

Quelle: United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) 2023

 

Deutsche Direktinvestitionen in Äthiopien (in Millionen Euro)

Indikator

2019

2020

2021

2022

Kumulierter Bestand 1)

22

22

25

k.A.

Nettotransfers 2)

33

14

11

-18

1 mittelbare und unmittelbare, Basis: Bilanzwerte von Firmen mit mindestens 3 Mio. Euro Bilanzsumme; 2 unmittelbare.Quelle: Deutsche Bundesbank 2023

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