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Der Agrarsektor Angolas sieht seine Ziele durch die Coronakrise gefährdet, hält aber auf mittlere Sicht daran fest. Kurzfristig im Fokus ist das höherwertige Segment, etwa Kaffee.
30.03.2021
Von Marcus Knupp | Berlin
Das Ende der Trockenperiode im südlichen Afrika, von der auch der Süden Angolas in den vergangenen Jahren betroffen war, lässt durchgängig die Ernten wieder auf ihr normales Niveau steigen. In Angola reicht jedoch die landwirtschaftliche Produktion auch unter klimatischen Normalbedingungen noch nicht zur Versorgung des Landes aus. Daher gehen die Anstrengungen zur Entwicklung des Sektors weiter. Die in der Coronakrise stark gefallenen Einnahmen aus dem Ölexport machen eine Diversifizierung der Wirtschaft umso dringlicher.
Zentral bei dieser Strategie ist das Programm zur Unterstützung der lokalen Produktion, Diversifizierung der Exporte und Substitution der Importe (PRODESI), das 54 Produktgruppen, darunter zahlreiche Nahrungsmittel, besonders fördert. Nutznießer sind neben Unternehmen der Nahrungsmittelindustrie auch landwirtschaftliche Produktionsbetriebe. So erhielten Mitte 2020 zum Beispiel die Viehzucht-Unternehmen Valagro S.A. und Agri-Mumba Gestão P.E. Industrial Limitada günstige Kredite kommerzieller Banken zum Ausbau ihrer Erzeugung. Im Pflanzenbau erhielt Mais- und Soja-Produzent Noviagros eine Finanzierung von rund 18 Millionen US-Dollar (US$). Ebenfalls im Rahmen von PRODESI unterstützt die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) Agrar-Genossenschaften.
Die UN-Organisation International Fund for Agricultural Development (IFAD) konzentriert sich in Angola auf Kleinbauern, denen bei der Einführung neuer Anbaufrüchte und bei Investitionen in kleinmaßstäbliche Bewässerungsanlagen geholfen wird. Co-Finanzierung stellt die französische Entwicklungsagentur (Agence Française de Développement, AFD) zur Verfügung. Die Verbesserung der ländlichen Infrastruktur soll den Zugang der Kleinbauern zum kommerziellen Markt erleichtern.
Störungen der Lieferketten im Zuge der Coronapandemie bringen jedoch auch die Entwicklungspläne der angolanischen Agrarwirtschaft durcheinander. So meldete das integrierte Agrarprojekt Quiminha einen vorläufigen Stopp für den geplanten Export von Bananen und Kartoffeln nach Europa. Mit einem geschätzten lokalen Absatz von 60.000 Tonnen pro Jahr muss der etwa 40 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Luanda gelegene Betrieb mit eigenen Silos und Kühlhäusern auf die zusätzliche Einnahmequelle verzichten. Vorgesehen war zunächst der Export von circa 8.000 Tonnen im Jahr. Der technologische Partner von Quiminha ist das israelische Unternehmen Tahal.
Mittelfristig bleiben Produktionsausweitungen sowohl zur besseren Versorgung des lokalen Marktes als auch für den Export aber auf der Agenda, wie das Projekt Sopemba-Farm in der Provinz Malanje zeigt. Dort soll der Anbau von Mais, Bohnen und Soja ausgedehnt werden. Hierzu gehört parallel die Vergrößerung der Silo-, Mühlen- und Lagerkapazitäten. Das gilt etwa auch für den in der Saison 2019/20 aufgenommenen Reisanbau in der Provinz Bié. Das Agrarunternehmen Santo António betreibt dort neben Lagerung und Verpackung auch Anlagen zur Trocknung und zum Schälen der Körner.
Weiter vorangetrieben wird die Verarbeitung hochwertiger Agrarprodukte wie Kaffee. In der Provinz Uíge wird im Mai 2021 eine Anlage ihren Betrieb aufnehmen, die pro Jahr 700 Tonnen rösten, mahlen, trocknen und verpacken soll. Die Maschinen hierzu wurden aus Brasilien und Deutschland importiert. Der Verarbeitung wird Kaffee aus mehreren Gebieten der Umgebung zugeführt, wo die entsprechende Anbaufläche bislang bei 7.600 Hektar liegt. Zusätzlich ist geplant, dort auch Kakao anzupflanzen und den Standort durch Lagerhallen für bis zu 300 Tonnen tropischer Früchte aufzuwerten.
Die jährliche Produktion von Kaffee beträgt nach Angaben des Unternehmens Angonabeiro derzeit rund 7.000 Tonnen, zu 90 Prozent von kleinen Familienbetrieben angebaut. Die Filiale der internationalen Nabeiro-Gruppe schätzt das Produktionspotenzial für Kaffee in Angola auf 240.000 Tonnen pro Jahr.
Das argentinische Unternehmen Arcor will noch im 1. Halbjahr 2021 in einem Joint Venture mit dem lokalen Hersteller Angoalissar die Produktion von Keksen und weiteren Süßwaren in einem neuen Werk im Gewerbepark Zona Economica Especial im Vorort Viana der Hauptstadt Luanda aufnehmen. Das Dulceria Nacional genannte Gemeinschaftsunternehmen soll pro Jahr rund 6.000 Tonnen Gebäck herstellen.
Im Industriegebiet Cuála in der Provinz Huambo will im Frühling 2021 das Unternehmen Ialturc Indústria mit der Verarbeitung von Getreide beginnen. Hier ist auf zwei Produktionslinien die Herstellung von Teigwaren und Keksen für den lokalen Markt geplant. Pro Monat soll der Ausstoß 20 Tonnen betragen. Um in der Provinz den Anbau von Weizen, der als Rohstoff benötigt wird, zu steigern, sollen in Cuála drei Silos mit je 60 Tonnen Kapazität errichtet werden.
Auch die Firma Tutiangol in Catumbela bei Lobito erweitert ihre Fertigung von Keksen. Außerdem will das Unternehmen seine vier Produktionslinien für Mayonnaise, Ketchup und Senf modernisieren.
Der große Geflügelhalter Pérola de Kikuxi will nach Überwindung der Coronakrise 2021 weiter expandieren und seine Eierproduktion von 1 Million am Tag auf 2 Millionen erhöhen. Er veranschlagt hierzu Investitionen in Höhe von 80 Millionen US$. Zu den Betrieben des Unternehmens gehören auch eine Schlachterei mit einer Kapazität von 2.500 Tieren pro Stunde und eine Futtermittelfabrik. Auch der Agrarbetrieb Quiminha hat in den letzten 2 Jahren seine Eierproduktion auf aktuell 24 Millionen pro Jahr verdoppelt.
Das Unternehmen ASAS plant in Cachiungo in der Provinz Huambo die Produktion von Wurstwaren aufzunehmen und wird dabei von Partnern aus Portugal, Brasilien und Südafrika beraten. Zum Konzept gehört auch die Förderung der Schweinezucht in der Region.