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Branchen | Angola | Nahrungsmittel-, Verpackungsmaschinen

Lokale Produktion wächst Schritt für Schritt

Angolas Nahrungsmittelindustrie spielt eine zentrale Rolle dabei, die Wirtschaft zu diversifizieren und unabhängiger von Importen zu machen. Fortschritte sind da, aber graduell.

Von Marcus Knupp | Berlin

Die inländische Industrie hat zum Teil Probleme, mit billigeren Waren aus dem Ausland zu konkurrieren. Eine grundsätzlichere Herausforderung ist der Aufbau verlässlicher Lieferketten von der Agrarproduktion zum fertigen Nahrungsmittel.

Internationale Standards sind Ziel

Zusammen mit dem Landwirtschaftsverband Angolas (Associação Agro-Pecuária de Angola, AAPA) will die International Finance Corporation (IFC, Teil der Weltbank) die Nahrungsmittelsicherheit in Angola und die Möglichkeiten für den Export angolanischer Lebensmittel erhöhen. Hierzu werden Fortbildungen in Bereichen wie Produktionsstandards und Zertifizierung durchgeführt. Diese orientieren sich an international anerkannten Normen, etwa der EU. Ähnliche Vereinbarungen zum Training der Arbeitskräfte hat IFC mit großen Agrarunternehmen wie Turiago (Bananen) und Fazenda Maxi (Obst und Gemüse) geschlossen.

Um verderbliche Produkte als Nahrungsmittel zu sichern, müssen sie rasch weiterverarbeitet werden. Das angolanische Unternehmen DNMJ hat im August 2022 mit dem Bau einer Fabrik zur Herstellung von Tomatenmark in Lumueno nahe der Kongomündung begonnen. Die Investitionen betragen Pressemeldungen zufolge 1,4 Millionen US-Dollar (US$). Nach Fertigstellung sollen dort monatlich 300 Tonnen Tomaten verarbeitet werden. Mit rund 50 lokalen Tomatenpflanzern hat die Firma Lieferverträge abgeschlossen. Daneben wird eine Produktionslinie für Orangensaft installiert.

Vorprodukte müssen oft importiert werden

Nicht immer können Produktionsanlagen der Nahrungsmittelindustrie in Angola auf lokal angebaute oder aufbereitete Rohwaren zurückgreifen. Die Carrinho Gruppe aus Lobito, eines der großen Branchenunternehmen im Land, hat im Februar 2022 eine neue Raffinerie für Pflanzenöl eingeweiht. Die Kapazität beträgt zunächst 400 Tonnen am Tag und soll in einer zweiten Phase verdoppelt werden. Bislang wird das Soja-, Palm- und Sonnenblumenöl aus dem Ausland, vor allem aus Brasilien, eingeführt. Lokal weiterverarbeitet kommt es dann in Flaschen zu 250 Milliliter, 500 Milliliter sowie ein, zwei und fünf Liter auf den angolanischen Markt.

Zukünftig soll das Öl aus den Pflanzenteilen vor Ort extrahiert und die Produktion so vom Import der Vorprodukte unabhängig werden. Gegenüber der Presse betonte das Unternehmen, dass dies auch ein Katalysator für den Anbau von Ölsaaten in Angola sein könne. Zusätzlich wird Tierfutter produziert. Auch Carrinho nimmt an dem von IFC organisierten Trainingsprogramm für Arbeitskräfte in den Bereichen Landwirtschaft und Nahrungsmittel teil.

Erfolgreiche Getreideverarbeitung

Seit 2017 sind in Angola vier neue Getreidemühlen eröffnet worden. Die Gesamtkapazität erreicht damit rund eine Million Tonnen im Jahr. Zuletzt hinzu gekommen ist 2020 eine Anlage des Unternehmens Induve für 255.000 Tonnen im Jahr. Das lokale Unternehmen Webcor betreibt nach erfolgreicher Renovierung die Getreidemühle Grandes Moagens de Angola in Lobito. Der gesamte Weizen für den lokalen Bedarf von knapp 900.000 Tonnen jährlich muss importiert werden. Die Mühlen ersetzen in der Wertschöpfungskette aber mittlerweile die Einfuhr von Mehl.

Mit einer Investition von knapp 35 Millionen US$ hat Candy Factory Angola in der Sonderwirtschaftszone (Zona Económica Especial, ZEE) in Viana im Herbst 2022 die Produktion von Süßwaren aufgenommen. Die drei hochmodernen Produktionslinien im Vorort der Hauptstadt Luanda können nach Erreichen der vollen Leistung pro Jahr 6.700 Tonnen verschiedener Süßigkeiten, Bonbons und Kaugummis fertigen. Erst im Juni 2022 war am selben Ort die neue Fabrik Dulceria Nacional in Betrieb gegangen, ein Gemeinschaftsunternehmen der lokalen Webcor Gruppe und des argentinischen Nahrungsmittelkonzerns Arcor. Dort sind für 45 Millionen US$ Kapazitäten zur Herstellung von circa 3.500 Tonnen Schokolade, 7.000 Tonnen Keksen und 5.000 Tonnen weiterer Süßigkeiten pro Jahr entstanden. In einer ersten Phase soll damit der angolanische Markt bedient werden. Für die Zukunft ist in einer zweiten Phase auch die Produktion für den Export in andere Länder der Region wie DR Kongo, Sambia, Namibia, Botsuana, Mosambik oder Südafrika geplant.

Wurstfabrik setzt Zeichen

Mit einer 70-Millionen-US$-Investition startet das angolanische Unternehmen Sano Dia in die Wurstproduktion. Die neu gebaute Fabrik in der ZEE in Luanda soll im Oktober 2023 den Betrieb aufnehmen. Dort sind bereits andere Unternehmen der Branche ansässig. Zunächst werden die Produkte wie Würstchen und Mortadella allerdings auch in diesem Fall noch aus importierten Zutaten gefertigt. Mittelfristig soll eine eigene Hühnerzucht die Fabrik mit Fleisch versorgen.

Nach Prognosen des angolanischen Landwirtschaftsministeriums wird die Geflügelproduktion 2023 um circa 17 Prozent auf 42.000 Tonnen steigen. Damit bleibt sie aber immer noch deutlich unter dem auf 312.000 Tonnen geschätzten Verbrauch. Verschiedene Hindernisse haben dem Ausbau der Geflügelzucht in Angola bisher verhindert. Es fehlt an lokaler Futtermittelproduktion und Mastbetrieben wie auch an Veterinärmedizin. Außerdem sind die Transportwege zwischen den Landesteilen schlecht ausgebaut. Die Hühnerzucht im Lande liefert daher bislang vorwiegend Eier.

Fischverarbeitung wächst weiter

Mit der Einweihung neuer Fabriken in Luanda und Benguela ist die Kapazität zur Verarbeitung von Fisch im Jahr 2022 erneut gestiegen. Gallianus Pesca kann in Baía Farta bei Benguela seit November 190 Tonnen Fisch einfrieren. Eine Verarbeitung von monatlich 70 bis 100 Tonnen Fisch gewährleistet die im Juli 2022 eröffnete Fabrik des Unternehmens Atlântico Foods Limitada in Viana.

Rund 50.000 Kleinstfischer fangen in Angola einen Großteil der Fische. Gallianus betreibt selbst einen Fischtrawler und hat einen weiteren bestellt, um seine Fabrik mit Fisch zu versorgen. Insgesamt gibt es circa 15 fischverarbeitende Betriebe in Angola.

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