Special Argentinien
Argentinien: Finanzkapital noch Fokus bei Zuflüssen
Die mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 600 Milliarden US-Dollar (US$) zweitgrößte Volkswirtschaft Südamerikas hat nach sechs Jahren Stagnation auf den Wachstumspfad zurückgefunden. Die mittleren Prognosen für den realen Zuwachs des BIP 2017 und in den Folgejahren liegen bei jeweils rund 3 Prozent. Besonders stark expandieren die Investitionen (2017 um mehr als 10 Prozent), während der Konsum der 44 Millionen Argentinier erst allmählich wieder in Schwung kommt.
Entwicklung wichtiger Eckdaten (pro Monat)
Indikator | 2014 | 2015 | 2016 |
Bruttolohn für einen Geschäftsführer (Grundgehalt in US$ zum jeweiligen amtlichen Wechselkurs) *) | 12.044 | 12.837 | 10.719 |
Miete jeweils für Büroraum in Buenos Aires (in US$ pro qm) |
|
|
|
| 25,6 | 26,7 | 27,2 |
| 22,2 | 23,0 | 23,4 |
*) "Lohn- und Lohnnebenkosten in Argentinien"
Quellen: Revista Apertura; Colliers International
Das gute Abschneiden des Mitte-Rechts-Regierungsbündnisses Cambiemos bei den letzten Parlamentswahlen hat die Aussichten für die Verabschiedung dringend erforderlicher Strukturreformen (Steuern, Arbeitsmarkt, Renten) verbessert. Die rasch steigende Staatsverschuldung (Staatsdefizit: rund 6 Prozent des BIP) könnte mittelfristig wieder zu einem Risiko werden. Gleichzeitig gilt der Außenwert des Argentinischen Peso als überbewertet. Umfangreiche Zuflüsse von ausländischen Finanzanlagen dürften dafür sorgen, dass der Peso inflationsbereinigt unter Aufwertungsdruck - und Argentinien damit ein vergleichsweise teurer Standort - bleibt.
Dennoch stößt Argentinien als Vorreiter einer wieder stärker marktwirtschaftlich orientierten Modernisierung in Lateinamerika auf großes Interesse ausländischer Investoren. Die tatsächlichen Zuflüsse ausländischer Direktinvestitionen sind noch bescheiden; sie betragen unter 1 Prozent des BIP im Vergleich zu durchschnittlich 4 Prozent im Rest der Region. Dies dürfte sich bald ändern. Von Investitionsprojekten für insgesamt 74 Milliarden US$, die laut Daten der Agentur AAICI ab Jahresanfang 2016 angekündigt worden sind, entfällt die Hälfte auf ausländische Unternehmen.
Schwerpunkte sind dabei die Erdöl und -gasförderung, Bergbau (vor allem Lithium), Telekommunikation, Medien und Technologie (auch wissensbasierte Dienstleistungen), Immobilien, Kfz-Industrie (neue Modelle), konventionelle und erneuerbare Energieerzeugung, Agroindustrie (inklusive Nahrungsmittel, Biotreibstoffe etc.) sowie das Finanzwesen.
Wichtigste Herkunftsländer der Investitionen waren laut Zentralbank Ende 2015 die USA (24,7 Prozent des Bestands), Spanien (16,4), die Niederlande (10,6), Brasilien (8,5), Chile (5,1), die Schweiz (4,7), Uruguay (4,2), Frankreich (3,9) und Deutschland mit 2,9 Prozent.
Entwicklung ausländischer Direktinvestitionen (in Mio. US$)
Indikator | 2014 | 2015 | 2016 |
Kumulierter Bestand | 91.132 | 93.871 | 88.222 |
Nettotransfers | 5.065 | 11.759 | 5.745 |
Quelle: Unctad
Deutsche Direktinvestitionen (in Mio. Euro)
Indikator | 2014 | 2015 | 2016 |
Kumulierter Bestand | 2.748 | 2.762 | k.A. |
Nettotransfers | 205 | 645 | -98 |
Quelle: Deutsche Bundesbank
Die größten Investitionen deutscher Unternehmen in Argentinien konzentrieren sich auf die Kfz-Industrie (Volkswagen, Mercedes-Benz) sowie die Erdgasförderung (Wintershall).
Text: Carl Moses