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Special Argentinien

Nach wie vor hohe Risikoprämien für Projektfinanzierungen in Argentinien

Angesichts der knappen Staatskasse und des hohen Nachholbedarfs legt die Regierung großen Wert auf die Beteiligung privaten Kapitals an Infrastrukturinvestitionen. Die Baukammer Camarco kalkuliert, dass die privaten Investitionen in die Infrastruktur bis 2025 etwa 2,5% des BIP erreichen müssen, das wären circa 15 Mrd. US$ pro Jahr. Ende 2016 verabschiedete das Parlament eine Reform der gesetzlichen Rahmenbedingungen für öffentlich-private Partnerschaften (PPP), die den Investoren attraktivere Konditionen und vor allem größere Rechtssicherheit gewähren.

Der Erfolg der ersten staatlichen Ausschreibungen für den Ankauf von Strom aus erneuerbaren Energien (Programm Renovar), bei denen Investitionen von 4 Mrd. US$ für 2.400 MW neue Stromerzeugungskapazitäten vereinbart wurden, wird als Paradebeispiel für die neue Dynamik der öffentlich-privaten Zusammenarbeit in Argentinien angeführt. Entscheidend waren nicht zuletzt erstmalig zugesagte Garantien der Weltbank für die Erfüllung der Verträge. Ohne solche Garantien bereitet die Finanzierung von PPP-Projekten in Argentinien noch erhebliche Probleme.

Argentinien gilt weiterhin als riskanter Schuldner. Entsprechend hoch sind die Risikoprämien für Staat und Unternehmen, die deutlich über denen von Nachbarländern in der Region liegen. Exportkreditgarantien (Hermes) stehen grundsätzlich wieder zur Verfügung, je nach Kunde sind jedoch besondere Sicherheiten erforderlich (generell bei Abnehmern im öffentlichen Sektor). Investitionsgarantien werden aufgrund eines Schadensfalles derzeit noch nicht übernommen.

In der Länderrisikoeinstufung der OECD hat sich Argentinien von der schlechtesten Kategorie 7 auf Stufe 6 hochgearbeitet. Die Ratingagentur S&P stufte Argentiniens Rating im April 2017 von B- auf B herauf. Damit gelten argentinische Anleihen weiterhin als hoch spekulativ. Multilaterale Kreditgeber wie die Weltbank, die Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB) und die Andenländerbank CAF weiten ihr Engagement in Argentinien aus und stehen mit vergleichsweise günstigen Finanzierungen bereit. Auch die US-amerikanische Eximbank und die Europäische Investitionsbank (EIB) haben die Kreditvergabe an Argentinien nach 15 Jahren Abstinenz wieder aufgenommen.

Wer eine Finanzierung mitbringen kann, hat bei der Vergabe von Projekten oft einen entscheidenden Vorteil. Besonders aggressiv gehen chinesische Anbieter vor. Mit großzügigen Finanzierungszusagen chinesischer Staatsbanken sicherten sich Baufirmen und Zulieferer aus China Milliardenprojekte für den Bau von Wasserkraftwerken und Eisenbahnen. Deutsche Unternehmen versuchen mitzuhalten. So will der Siemens-Konzern für Projekte, bei denen er den Zuschlag erhält, in den nächsten fünf Jahren eigene Finanzierungen von bis zu 3,2 Mrd. Euro bereitstellen (bei einem geschätzten Auftragspotenzial von 5 Mrd. Euro).


Text: Carl Moses

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